Kapitel 7.4
Kapitel 7.4
"Ich freue mich schon sehr", gestand sie und lachte dann leise. "Das letzte Mal habe ich mich richtig verlaufen", lachte sie. "Das hat wirklich Spaß gemacht. Vor allem, weil man dann sehr viele interessante Ecken der Stadt kennenlernt."
Dem konnte er nur zustimmen. Selbst heutzutage verlief er sich immer wieder Mal. Nicht zuletzt deshalb, weil sich immer wieder etwas änderte.
„Damit stehen Sie nicht allein da. Das passiert mir ständig", gestand Adrian und fiel in das leise Lachen mit ein. Hier im Taxi war er wieder ausgelassener als zuvor bei dem Grundstück.
"Ich versteh auch nicht, warum sie immer wieder die Stände umändern müssen", meinte Audrey gespielt empört, musste dann aber lachen. "Ich freue mich schon auf die Imbissstände. Ich vermisse das asiatische Straßenessen sehr."
Auch diesem konnte er zustimmen. Nirgends gab es besseres Essen als hier und in Japan. Obwohl es sehr gute Restaurants in New York gab, waren sie nichts im Vergleich zu denen in Asien.
„Sie machen mir gerade Lust, sich die Zeit auf dem Markt zu vertreiben", gestand Adrian ihr schließlich.
Die Enttäuschung darüber, dass der Tag nicht so ausklingen würde, wie er erhofft hatte, ließ ihn die Chance ergreifen, sich anderweitig zu begnügen.
Vielleicht hatte er Glück, wenn er später noch etwas trinken ging.
"Ihr könnt Eure Begleitung doch bitte, mit Euch auf den Markt zu gehen", schlug sie vor. "Gerade wenn Ihr die ganze Zeit arbeitet, solltet Ihr Euch auch einmal einen freien Tag nehmen", meinte sie und hoffte, dass er sich vielleicht doch noch überreden ließ.
Nachdenklich kratzte er sich am Kinn. Seufzend gestand Adrian schließlich, dass seine Verabredung abgesagt hatte, er sich aber nicht gerne mit Kunden traf.
Auch wenn es sich um harmlose Dinge drehte.
"Wirklich? Das ist sehr schade", gestand Audrey. "Ich hatte gehofft man könnte den Tag gemütlich zu zweit ausklingen lassen", lächelte sie und blickte ihn aus ihren zweifarbigen Augen verführerisch an. Jedoch nicht zu lange oder zu sehr. Darin hatte sie in den Jahren Erfahrung gesammelt.
„Es tut mir leid", gab er bedauernd zurück.
Nachdenklich sah Adrian aus dem Fenster und er fluchte einen Moment, bevor er sich noch einmal zu Audrey wandte. „Wissen Sie was? Ich lade sie zum Essen ein. Auf die altmodische Art. Die Marktstände bieten genügend an, um satt zu werden", gab er schließlich nach.
Er wusste, dass er es bereuen würde. Wenn er jedoch aufpasste, würde nichts weiter passieren.
Audrey wirkte überrascht und strahlte plötzlich. "Sehr gern", stimmte sie zu. Sie wusste doch, dass sie bekam, was sie wollte, wenn sie nur nicht nachgab.
Schon jetzt bereute er seine Entscheidung. Jedoch würde er sich irgendwann von ihr trennen und sich eine Bar suchen, in der er bestimmt eine Frau auftreiben würde.
Das ahnte Audrey jedoch nicht. Sie lächelte weiter. "Es ist schön, wenn man nicht allein den Abend verbringen muss", gestand sie. Allerdings wusste sie, dass sie immer jemanden finden würde, mit dem sie unterwegs sein konnte. Das würde dann aber nicht Adrian sein und das machte sie traurig.
Mehrmals überprüfte er seine SMS, ob noch wichtige Nachrichten gekommen waren, doch ausnahmsweise blieb es still. Der Verkehr rauschte an ihnen vorbei, sodass er gar nicht wirklich mitbekam, dass sie dem Markt schon nahe waren.
„Ja, nur nach einem stressigen Tag hat man lieber seine Ruhe und genießt es, allein zu sein", erwiderte er ihr. Erst jetzt konnte er den Duft von draußen vernehmen, der durch die Lüftungsanlage des Autos kam.
Hunger hatte er, das gab sein Magen zu verstehen. Ihm fiel ein, dass er auf jeden Fall noch in die Verbotene Stadt gehen wollte. Wenn es sein musste, würde er einen Termin so kurz wie möglich halten oder die Stadt eben am späten Abend besuchen.
Zeit dabei verstreichen lassen, während er in Erinnerungen schwelgen konnte. Das machte er am liebsten.
Doch nun war er erst einmal mit Audrey in einem Taxi, das sich dem Eingang des riesigen Marktes stetig näherte.
"Manchmal ist das wahrscheinlich wirklich so", sagte sie nachdenklich. "Gibt es einen bestimmten Ort, wo ihr hinwollt?", fragte sie und spielte mit der kleinen Flöte, die sie an einer Kette hängen hatte.
„Mal schauen. Es gibt einige Möglichkeiten, doch entschieden habe ich mich noch nicht", erwiderte er und zückte bereits seine Brieftasche, um den Fahrer zu entlohnen.
"Dann lass ich mich überraschen", sagte sie, weil sie es auf das Essen am Markt bezogen hatte. Ihre Finger spielten dabei mit der kleinen Flöte.
Ein Lächeln erschien auf seinen Lippen, bevor er sich bei dem Fahrer bedankte und ausstieg, um Audrey die Tür aufzuhalten.
„Die kleine Flöte ist ein schönes Andenken. Ich besitze ein Original aus alter Zeit", bemerkte Adrian nachdenklich.
Eine immense Geräuschkulisse war zu vernehmen, sobald sie vor dem Eingang zum Markt waren. Viele Menschen hielten sich dort auf. Freundliche Rufe, aber auch genervte Worte von manchen Autofahrern mischten sich in die Musik und das Lachen der Besucher.
Herrliche Düfte zogen über die Straßen hinweg, sodass man kaum widerstehen konnte, hier einfach vorbei zu gehen.
"Wirklich?", fragte Audrey. Auch sie besaß ein Original, doch es war nicht das, was sie sich erhofft hatte. "So etwas ist selten", stellte sie fest und hoffte es vielleicht einmal zu sehen.
Die Atmosphäre auf dem Markt war überwältigend und für manche Menschen am Anfang zu viel. Störten ihn diese in New York, so fühlte es sich hier vertraut an.
„Da haben Sie recht. Kommen Sie. Was steht als erste Köstlichkeit bei Ihnen auf dem Plan?", fragte er und wechselte damit das Thema.
Viele Leute hielten sich in den Gassen des Marktes auf. Von überall her kamen die unterschiedlichsten Gerüche, denen Adrian fast nie widerstehen konnte, außer wenn er in Eile war.
"Ich mag die Fleischspieße", sagte sie und grinste. Sie wusste, dass das keine sonderlich genaue Beschreibung war, aber sie war einfach jemand, der sich durchprobierte. Immerhin hatten sich im Laufe der Zeit auch einige andere Gerichte entwickelt.
Ein spitzbübisches Grinsen erschien auf Adrians Gesicht, als er lachend den Kopf schüttelte. "Ich habe gewiss nicht vor, an jedem Stand etwas zu kaufen", korrigierte er seine Einladung. Ihm war bewusst, dass fast alle Fleischspieße anboten. Dass Audrey jedoch so viel essen konnte, bezweifelte er. Nicht einmal sein Magen, der eigentlich einiges vertrug, kam nicht mit den Mengen klar, die hier angeboten wurden.
Audrey lachte. "Ich denke, das würde mein Magen nicht mitmachen", lachte sie. Dabei stimmte das gar nicht. Er würde es sehr wohl mitmachen. "Wie steht Ihr zu den Heuschrecken, die angeboten werden?"
"Machen Sie Scherze? Das sind doch eines der besten Gerichte, die es überhaupt gibt!", rief er aus. Dass viele es nicht mochten, konnte er nicht verstehen, aber respektieren. Menschen waren eben so, dass sie Neuem gegenüber meistens skeptisch waren.
Adrian steuerte bereits auf einen Stand zu, an dem viele Touristen standen und zusahen, wie das Essen zubereitet wurde.
"Das ist wunderbar", lachte Audrey, "dann muss ich mir keine Gedanken darum machen, ob Euch schlecht wird." Zusammen liefen sie durch die Leute und Audrey blickte sich immer wieder neugierig um. Es kamen Gerüche zu ihnen, die sie teilweise nicht kannte und die sie neugierig machten. Allerdings kämpfte sie dagegen an, wie ein kleines Kind über den Markt zu laufen. Eigentlich sollte Adrian diese Seite von ihr kennen, doch sie wollte noch nicht zu viel verraten.
Er bemerkte, wie aufgeregt Audrey geworden war und wunderte sich nicht einmal darüber. Ihm ging es genauso. Egal wie oft er bereits hier gewesen war, es war jedes Mal wieder eine neue Entdeckung und oft war er versucht, wie damals über den Markt zu rennen. Damals hatte er das oft gemacht, damit er vor seinen Eltern alles gesehen hatte und ihnen sagen konnte, was er probieren wollte.
Adrian kaufte mehrere Heuschreckenspieße, da diese nicht nur sehr lecker, sondern auch sehr schnell gegessen waren. Drei davon reichte er Audrey mit einer Serviette.
"Schlecht wird mir nur von dem amerikanischem Essen, welches viel zu fett ist. Es gibt fast keine guten Restaurants mehr, die auf gute Qualität achten", seufzte er, bevor er genussvoll eine Heuschrecke von Spieß zog und sie in den Mund steckte.
Audrey tat es ihm gleich und seufzte zufrieden. "Oder die Restaurants bieten zu wenig, um satt zu werden, sind aber sehr teuer", murmelte sie und leckte sich die Lippen. Sie vermisste diese Art von Speisen wirklich.
Langsam liefen sie nebeneinander über den Markt, während sie ihre kleine Speise genussvoll aßen. Viele Erinnerungen kamen in Adrian hoch, wie glücklich er als Kind gewesen war.
"Als ich noch kleiner war, konnte ich vor Aufregung nicht stillhalten", begann er zu erzählen und Wehmut schwang in seiner dunklen Stimme mit. Sobald sie nur in der Nähe des Marktes gewesen waren, hatte er sich von seiner Mutter losgerissen und war verschwunden. Anfangs hatten sie ihn verzweifelt gesucht, doch nach einiger Zeit kam er freudestrahlend zurück und zog seine Eltern einfach in die Richtung, in die er gehen wollte.
"Das hier ist aber auch ein riesiger Abenteuerspielplatz", lachte Audrey. Sie erinnerte sich daran, dass an dieser Stelle schon immer ein Markt gewesen war. Schon vor vielen, vielen Jahrhunderten. Zudem konnte sie den Reiz verstehen, der Adrian dazu verleitete, zwischen den Menschen und Ständen entlangzurennen und sich Speisen auszusuchen.
"Da haben Sie Recht. Genauso wie die Verbotene Stadt. Das war immer mein Ort zum Träumen und sich zurückziehen", bemerkte er lächelnd. Adrian wirkte viel fröhlicher, wenn er in Erinnerungen schwelgen konnte. Nirgends hatte es schönere für ihn gegeben als hier. Die in Japan konnten noch mithalten, aber alle anderen nicht.
"Sehen sie dort? Dieser Mann ist schon sehr lange hier", sagte Adrian und zeigte mit seinem Finger auf einen Stand, der von einem sehr alten Mann geleitet wurde. "Er war sogar schon da, als ich ein kleines Kind gewesen bin", erzählte er.
Audrey lächelte. "Ein sehr gutes Gedächtnis habt Ihr", sagte sie und kannte den Mann ebenfalls. Sie traute sich jedoch nicht dorthin zu gehen, denn auch sie kannte ihn schon lange. Schon, seitdem er ein Kind war und sie hatte etwas Angst, dass er sich an sie erinnerte und bemerkte, dass sie nicht gealtert war.
"Schöne Erinnerungen bleiben für immer im Gedächtnis", erwiderte Adrian lächelnd. Da der Stand allerdings umlagert war, nahm er sich vor, diesen an einem anderen Tag zu besuchen. Und zwar allein.
"Ja, das stimmt, meinte Audrey und konnte nicht verhindern, dass sie gedanklich in eine andere Zeit abdriftete.
Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top