Kapitel 28
Kapitel 28
Die Wochen vergingen und Audrey ging es körperlich besser. Alles, außer ihren Augen, war bereits geheilt. Noch immer wirkten ihre zweifarbigen Augen matt und leicht milchig, aber es würde dauern, bis diese vollständig geheilt hatte.
Wie versprochen hatte Adrian angefangen, sich behandeln zu lassen, nachdem es ihr besser ging. Seiner Arbeit war er in der Zeit nachgekommen, hatte die Treffen jedoch verlegen müssen, weil es ihm nicht gut ging. Schmerzhaft waren die Behandlungen von Nayla gewesen, doch nur Audreys Blut, welches sie mit ihrem Gift gemischt hatte, waren der Schlüssel zum Erfolg gewesen. Nur widerwillig und heftig protestierend hatte er es zu sich genommen. Danach ging es ihm jedoch besser. Trotzdem weigerte er sich regelmäßig, das zu trinken.
Ihm ging es besser, wobei er noch nicht vollständig geheilt war. Adrian saß an einem Morgen an seinem Schreibtisch und schrieb E-Mails, die sehr wichtig waren. Audrey schlief noch, doch er selbst hatte nicht mehr schlafen können, weil seine Kopfschmerzen wieder zurückgekommen waren.
Im Moment schlief Audrey noch sehr viel und war nur wenige Stunden wach, um zu essen, zu trinken und mit ihm zu reden. Es war, als würde sie sich immer wieder versichern wollen, dass es ihm gut ging.
Leise klopfte es an der Tür und Adrian stand auf, weil er wusste, dass es Nayla war, die das Essen bringen würde.
Seitdem es Audrey besser ging, wechselten sich Nayla, Felicity und Sergej damit ab, das Essen zu bringen und nach ihnen zu sehen. Dennoch sprachen sie lediglich mit Audrey, berührten sie jedoch nicht.
Da Audrey es nicht wollte, hielten sie sich daran. Anfangs hatte Adrian immer wieder versichern müssen, dass sie es sind und niemand anderes. Dass sie nichts sehen konnte, machte es um einiges schwerer. Adrian verstand nicht, warum sie die Stimmen von ihnen nicht erkannte.
Auch hatte sie gesagt, dass sie ihn an den Berührungen und seiner Ausstrahlung erkannte. Warum dann nicht auch bei ihnen? Oder wenigstens Sergej, der angeblich ihr Sohn sein sollte. Adrian fand das seltsam.
Er fragte sich sowieso, wie das alles möglich war. Aber er wollte nicht mehr nachfragen. Dass er sowieso keine zufriedenstellenden Antworten bekommen würde, ärgerte ihn und er hatte beschlossen, gar nichts mehr zu sagen. Deswegen sprach er auch mit Sergej und den anderen so gut wie nicht. Er nahm Bitten entgegen und richtete sie an Audrey weiter, wenn er nichts tun konnte. Im Allgemeinen sprach er nicht mehr viel. Eigentlich fast nur noch, wenn Audrey ihn etwas fragte oder sie sich leise unterhielten. Oder mit seinen Kunden am Telefon.
Es war nicht das erste Mal, dass das vorkam und Audrey akzeptierte es. Es war schwer zu erklären, denn Adrian verstand es oft erst, wenn seine Erinnerungen zurückkehrten.
Sehr viel hatte sich nur leider nicht mehr mit den Erinnerungen getan. Es war, als würden sich diese im Kreis drehen und bei einem Punkt stehen bleiben.
Audrey streckte sich und gähnte leise, bevor sie sich erhob und die Augen rieb. "Guten Morgen?", meinte sie und fragte, weil sie die Uhr nicht sehen konnte.
"Guten Morgen, Audrey. Es gibt Frühstück", erklärte Adrian ihr und ging auf die Tür zu, um das Essen entgegen zu nehmen.
Langsam erhob sie sich und machte ein paar Dehnübungen. "Möchtest du heute mit mir in die Stadt gehen?", wollte sie wissen und wirkte noch etwas schlaff, aber sonst ziemlich fit.
"Erst frühstückst du und dann können wir gehen. Ich sollte mich sowieso wieder im Büro blicken lassen", meinte er seufzend. Seit dem letzten Mal war er nicht mehr dort gewesen.
"Ich hatte eigentlich vor, dir die unterirdische Stadt zu zeigen, aber wir können auch nach oben", meinte sie vorsichtig und begann langsam zu essen.
Obwohl er am Schreibtisch saß, beobachtete er Audrey genauestens. "Du kannst doch nichts sehen. Wie willst du es dann machen?", fragte er neugierig.
"Ich kenne mich hier sehr gut aus. Ich kann auch hören", meinte sie nachdenklich und genoss das Sushi.
"Wenn du meinst", meinte er schulterzuckend. So richtig Lust hatte er nicht, die Gegend zu erkunden. Noch immer fühlte er sich fehl am Platz und Adrian war sich sicher, dass sich das niemals ändern würde.
"Wir müssen auch nicht, ich kann auch mit dir nach New York gehen, wenn du möchtest", sagte sie leise.
"Ist schon ok", erwiderte Adrian. Dann würde er eben ein anderes Mal sein Büro aufsuchen. Schon viel zu lange fühlte er sich hier unten eingesperrt. Dort, wo er nicht wirklich hingehörte.
"Möchtest du mit mir darüber kämpfen?", fragte Audrey leise, weil sie das Gefühl hatte, dass ihm etwas auf der Seele lag.
Mit einem kurzen Blick sah er zu Audrey hinüber, bevor er sich wieder dem Bildschirm widmete. "Worüber?", fragte er halb abwesend.
"Was dich bedrückt", konkretisierte sie.
"Nur die Tatsache, dass ich ständig hier bin anstatt dort, wo ich sein sollte? Ich gehöre nicht hierher, Audrey", begann er zögernd.
"Wo solltest du sein?", fragte sie leise und nachdenklich.
"Oberhalb dieser Stadt hier. In meinem Büro und zuhause. Meinem Leben nachgehen wie zuvor", antwortete Adrian.
"Passe ich denn in dieses Leben, nach dem du dich so sehr sehnst, hinein?", wollte sie wissen, da sie immer wieder das Gefühl hatte, dass er von ihr wegwollte.
"Ja", antwortete er, ohne zu zögern. Sie passte auf jeden Fall hinein, wenn sie ihm die Freiheiten ließ, die er brauchte. Dazu gehörte sein geregeltes Leben als Geschäftsmann.
"Wirst du mich dann in dieses Leben holen, oder wirst du mich wieder von dir stoßen, wenn ich dir die Zeit lasse?", fragte sie, denn genau das war das letzte Mal geschehen.
"Weißt du, warum ich dich weggestoßen habe?", fragte er leise.
Audrey schüttelte den Kopf. "Weil du mich nicht in deiner Nähe haben wolltest?", fragte sie leise. Das war immerhin der einzige Grund, warum man so etwas tun würde.
"Weil ich dich nicht beschützen kann, wenn dir etwas passiert. Erinnere dich an den Urlaub. Du hast deine Beschützer, die versagt haben, auf dich aufzupassen", bemerkte er nüchtern. Aber er hatte auch Angst, wenn sie angegriffen wurden, sobald sie zusammen waren. "Ich dachte, es ist sicherer für dich, wenn du bei deinen Leuten bist und mich raushältst, weil ich nicht mit reingezogen werden möchte", gestand Adrian.
"Ich weiß, dass du nicht mit reingezogen werden möchtest", meinte sie leise. "Daher habe ich auch versucht, so viele wie möglich von diesem Bund zu finden zu in Gewahrsam zu nehmen, aber das sind alles nur kleine Fische und dann bin ich in etwas hineingeraten, was nicht einmal geplant war", bestand sie.
„Wozu hast du Aufpasser, wenn sie nicht in der Lage sind, dich zu schützen? Deine eigenen Kinder wohlgemerkt", bemerkte er spitz.
"Du weißt es?", fragte Audrey vorsichtig und so, als würde sie sich etwas zurückziehen.
"Sergej hat gesagt, er stamme von einer Göttin und einem Untoten aus der Zarenzeit ab", wiederholte er die Worte des Mannes.
Audrey knirschte leise mit den Zähnen. "Das ist eine sehr seltsame Formulierung", meinte sie leise. Das Sergej ihm das erzählt hatte, gefiel ihr nicht. Sie wollte nicht, dass er sich zu irgendwas verpflichtet fühlte, solange er keine Erinnerungen an diese Zeit hatte.
Adrian zuckte mit den Schultern, obwohl sie es nicht sehen konnte. "Ist doch egal. Die Tatsache, dass du solche Dinge vor mir geheim hältst, zeigt mir, dass du mir nicht vertraust. Anstatt mit den Tatsachen auf den Tisch zu hauen, lässt du mich ständig ins offene Messer laufen und wirfst mich ins Wasser und soll dann damit zurechtkommen. Ist das fair?", begann er zu fragen. Sie sollte ihn doch kennen, wie er war. Dass er die Wahrheit lieber auf einmal wollte, anstatt sich ständig an neue Begebenheiten anpassen zu müssen. Richtig vertrauen konnte er ihr nach all dem nicht mehr.
"Du wolltest nichts von dieser Welt wissen", sagte sie leise. "Also habe ich das Möglichste getan, dich aus dieser Welt rauszuhalten", erklärte sie und wirkte niedergeschlagen. Egal wie sie es machte, sie machte es falsch.
"Es war nicht genug. Wenn du mich nicht gewandelt hättest, wäre ich aus dieser Welt draußen. Jetzt bin ich hier drinnen und hänge in etwas mit, mit was ich gar nichts zu tun habe", sagte er sauer. "Ist das fair, mir dann nicht gleich alles zu berichten? Soll ich jetzt etwa mit dir raus gehen und so tun, es wäre nichts, wenn ich das Gefühl habe, hinter jeder Ecke lauert jemand, der es auf uns abgesehen hat?", wollte er von ihr wissen.
Audrey Lippe bebte bei seinen Worten. Es war nicht genug.
Das traf sie schmerzhaft. Sie hatte alles versucht, was ihr möglich war, um ihn aus dieser Welt rauszuhalten und ihm ein normales Leben zu gewähren, doch es war nicht genug.
"Was willst du von mir?", fragte sie niedergeschlagen und so, als hätte sie aufgegeben. "Was soll ich tun, damit es genug ist?"
"Es ist zu spät, Audrey. Verstehst du? Jetzt hänge ich bereits mit drinnen und komme nicht wieder raus", begann er ruhig zu sprechen. "Was bleibt mir anderes übrig, als mitzumachen und dich zu beschützen, wenn ich mit dir zusammen sein will?"
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