Kapitel 27
Kapitel 27
Die Zeit verging, in der Adrian an Audreys Seite verbrachte. Er bekam seinen Laptop und seine Unterlagen, damit er von hier aus arbeiten konnte. Als es Zeit wurde zu seinen Terminen zu gehen, brachten ihn Sergej oder Felicity an sein Ziel. Audrey regte sich in der Zeit kaum, obwohl Nayla erzählte, dass sie sich wand und wimmerte, wenn er nicht da war.
So leid es ihm tat, er würde seine Termine deswegen nicht verschieben. Trotzdem versuchte er, die Termine so kurz wie möglich zu halten, damit er wieder bei ihr war. Viel sprach Adrian mit den anderen nicht. Einsamer Wolf konnte man ihn nennen, der sich lieber einigelte.
Solange er bei Audrey war, arbeitete er. Sehr lange. Bis oft in die frühen Morgenstunden, um sich kurzzeitig hinzulegen und dann weiterzumachen.
Er saß gerade an seinem Laptop, als er eine Bewegung wahrnahm und bemerkte, sie sich Audrey langsam aufsetzte.
„Audrey? Alles in Ordnung?", fragte er besorgt. Bis jetzt hatte sie sich noch nicht bewegt. War das ein gutes Zeichen?
Sie saß auf ihren Beinen und hatte sich etwas hochgedrückt. Dabei eines ihrer Augen leicht geöffnet, es wirkte jedoch noch immer matt und wahrscheinlich blind. "Adrian?", fragte sie und tastete leicht mit ihrer Hand in der Gegend herum. In der Richtung, in der sie seine Stimme vernommen hatte.
„Ich bin am Laptop", antwortete er und stand auf, um zu ihr zu gehen. Es brachte nichts, wenn sie herumtastete und nichts sehen konnte.
Sie fiel etwas nach vorn, als hätte sie das Gleichgewicht verloren und zitterte, als sie sich etwas über den Boden tastete. Scheinbar in dem Versuch zu ihm zu kommen.
„Bleibst du wohl, wo du bist?", herrschte er sie leicht an. Adrian hatte sehr viel zu tun. Da konnte er Nayla nicht auch noch auf dem Hals haben, falls sich Audrey verletzte.
Deswegen kam er auch nahe an sie heran und legte seine Arme um sie, bevor sie aufstand.
"Du bist wirklich da", sagte sie und schmiegte sich an ihn. Vertrauensvoll und wie eine Katze, die Streicheleinheiten brauchte. Dabei war jedoch zu spüren, dass sie noch immer schwach auf den Beinen war. Unkoordiniert und wackelig.
„Sitzen bleiben", verlangte er von ihr und setzte sich zu ihr auf den Futon. Hier bestand keine Gefahr, dass sie herausfallen konnte.
Sie schmiegte sich schutzsuchend an ihn. "Adrian", hauchte sie und schien sich an ihn zu klammern wie eine Ertrinkende.
„Ich bin da", flüsterte er. Wie oft er diese Worte in der letzten Zeit gesagt, wusste er nicht. Jedoch oft genug. Es war anstrengend, jedes Mal seine Arbeit zu unterbrechen. Für die brauchte er momentan alle Kraft.
Adrian fühlte sich müde, ausgelaugt und plagte sich seit längerer Zeit mit starken Kopfschmerzen, die durch Isabellas Tabletten nur geringfügig besser wurden.
Etwas, was Audrey deutlich spüren konnte, wenn sie ihn umarmte. Dennoch konnte sie noch nicht darauf eingehen. "Ich habe Hunger", murmelte sie ganz leise.
Das war ein gutes Zeichen. Nayla hatte ihm erzählt, dass es mit ihr bergauf ging, sobald sie Hunger hatte.
„Dann solltest du sie rufen. Ich weiß nicht, wo sie ist und wer das Essen macht", flüsterte er ihr ins Ohr, bevor er es sanft küsste.
"Wo sind wir denn?", fragte sie leise und erschauderte leicht, als er sie küsste.
„Laut deinen Leuten in eurer Stadt", murrte er. Dass sie diese Dinge vor ihm geheim gehalten hatte, war schwer für ihn zu verdauen.
Audrey wirkte nachdenklich. "Sergej hat verboten dich mitzunehmen, solange du dich nicht erinnern kannst", murmelte sie und gähnte. "Sind wir in meiner Zuflucht?"
Ihm wäre es lieber gewesen, gar nicht erst eingeweiht zu werden. „Ich denke es. Wissen tu ich gar nichts. Kann ich mit meiner Arbeit weitermachen?", fragte er.
"Kannst du mir etwas zu Essen besorgen?", fragte sie und klang, als würde sie gleich wieder einschlafen.
„Dann muss ich dich loslassen. Ich weiß nicht, wo die anderen sind. Tut mir leid", flüsterte er sanft.
Sie gab einen Laut von sich, der nicht ganz so begeistert wirkte, versprach aber ruhig sitzen zu bleiben. "Du musst nur die leere Schale auf der Kommode vor die Tür stellen", murmelte sie. "Dann wissen sie, dass ich Hunger habe."
Das war gut zu wissen. Sanft ließ er los und stand auf, um die Schüssel vor die Tür zu stellen. Es interessierte ihn wenig, wo sie waren. Er fühlte sich trotzdem wie ein Gefangener in etwas, was er gar nicht wollte. Sobald er zu Terminen aufbrach, hatte er keine Zeit, Audreys Stadt zu erkunden.
Adrian kam zu ihr zurück und legte seine Arme wieder sanft um sie herum. „Was ist eigentlich genau passiert?", fragte er vorsichtig. Ob sie sich daran noch erinnern konnte?
"Ich habe ...", begann sie zögerlich und griff sich an den Kopf, während ihr Körper begann zu zittern. Schreie hallten in ihrem Kopf wider und sie wusste, dass es ihre eigenen waren. "Ich habe es nicht mehr ausgehalten", gestand sie leise. "Ich habe die Kontrolle verloren."
„Shh ...", machte Adrian beruhigend. Wäre besser gewesen, nicht danach zu fragen. Er fühlte sich schlecht, dass er sie daran erinnert hatte. Sicherlich würde Nayla ihm an den Hals springen.
Besser, er wusste nicht, was passiert war. Das würde ihm nur noch mehr zusetzen. Das konnte Adrian nicht auch noch brauchen, wenn es ihm nicht gut ging.
Audrey seufzte leise und von draußen war ein leiser Gong zu hören und der Geruch von Essen breitete sich aus. Als hätte man vor die Tür ein Buffet gestellt.
„Bin gleich wieder da", sagte er leise und ließ sie los, um die Schale zu holen.
Audrey blieb zurück. Da sie die Augen noch immer geschlossen hatte, versuchte sie am Gehör etwas auszumachen, doch auch das ging noch nicht so richtig.
Adrian öffnete die Tür, um zu sehen, ob es sich nur um die Schüssel handelte oder doch mehr. So viele Gerüche, die davon ausgingen, konnte er es sich fast nicht vorstellen.
Es gab reichlich Platten mit den unterschiedlichsten Gerichten. Asiatisch, Indisch, Griechisch. Alles war irgendwie vertreten. Salate, Fleisch, Fisch und Suppen.
Davor lag ein Zettel.
Wenn sie sich heilt braucht sie viel Energie. Sollte es nicht reichen kommt noch mehr.
Nayla
Seufzend hob er den Zettel auf und trug dann eine Platte nach der anderen hinein. „Nayla sagt, du brauchst sehr viel zu essen. Dann solltest du auch die Menge, die sie dir hingestellt hatte, verdrücken können", verkündet Adrian, nachdem er die Tür hinter sich schloss.
Audrey wirkte, als würde sie riechen wollen. "Wo ist es?", fragte sie und ihre Hand fuhr über den Boden. Sie konnte jedoch nichts entdecken.
Adrian drehte sie vorsichtig um und legte ihre Hand an eine der Platten, die zum Glück nicht zu heiß waren. „Hier sind sie. Ich kann dir auch alles nacheinander geben", bot er an.
Audrey versuchte mit den Fingern die Genstände zu ertasten und zog dann ihre Hand zurück. "K-Könntest du mir helfen?", fragte sie. "Ich weiß nicht, ob ich das sonst hinbekomme."
Wann sollte er bitte arbeiten? Wenn er seine Zeit damit vergeudete, würde er niemals fertig werden. Aber das würde er sowieso nicht.
Seufzend nahm er gefüllte Tomaten in die Hand und hielt sie Audrey an die Lippen. Mit sowas war es wohl besser, anzufangen.
Sie öffnete die Lippen und nahm sie in den Mund. Dann kaute sie vorsichtig, es kam jedoch keine Reaktion über den Geschmack, wie es sonst bei ihr der Fall war. "Waren das gefüllte Pilze?", fragte sie etwas skeptisch.
„Nein, Tomaten. Schmeckst du es nicht?", wollte er wissen. Vermutlich waren ihre Geschmacksnerven noch nicht wiederhergestellt.
Leicht schüttelte sie den Kopf. "Nein, leider nicht", gestand sie etwas traurig. "Ich kann auch noch nicht sehr viel riechen und deine Stimme klingt noch etwas sehr dumpf."
„Wird schon wiederkommen", beruhigte er und versuchte, sie aufzumuntern. Mehr als füttern konnte er jetzt nicht.
Adrian nahm etwas Sushi und hielt es ihr an die Lippen.
Auch hier öffnete sie gehorsam den Mund und kaute nachdenklich. "Sushi", riet sie. Es war nicht so schwer, auf Grund der Art, wie es gemacht war.
So ging es weiter. Bei einigen wusste sie gar nicht, was es war, bis er ihr erklärte, um was es sich handelte. Adrian ließ ihr Zeit beim Kauen und fütterte sie nicht zu schnell. Jedenfalls hatte Nayla recht gehabt, denn Audrey aß wirklich viel.
Es waren bestimmt acht oder neun Portionen, die sie essen konnte und dabei wirkte sie nicht, als wäre sie satt. Was er jedoch sehen konnte war, dass ihre Haut auch an den letzten Stellen heilte und ihre Bewegungen langsam weniger ruckelig wurden.
Also schien das Essen auch zur Heilung beizutragen. Das fand er gut. „Die Platten sind fast leer. Willst du noch mehr?", erkundigte er sich.
Audrey wirkte für einen Moment nachdenklich und hob dann eine Hand an ihren Bauch. "Wie viel habe ich gegessen?", wollte sie wissen und wirkte etwas abwesend.
„Eine Menge. Die meisten Platten sind leer", gestand Adrian, der sie gefüttert hatte.
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