Kapitel 27.5

Kapitel 27.5

„Ich verlasse sie nicht. Ich will nur nicht hierbleiben, weil mein Leben oberhalb und nicht unterhalb der Stadt ist", erwiderte er stur.

"Ich verstehe. Aber wenn Sie Arbeiten und Ihr normales Leben leben, hat Audrey darin keinen Platz", bemerkte er und es klang wie eine Feststellung.

„Mag sein. Oder auch nicht", erwiderte Adrian. Sie aufgeben wollte er nicht, aber er hatte das Gefühl, dass es nicht so war, wie sie es hatte haben wollen. Dass er sie enttäuschte, weil er nicht wie davor war.

Sergej seufzte leise. "Nun ja, sie ist es ja gewohnt, um Sie zu kämpfen. Ich habe nur gehofft, dass es dieses Mal etwas anderes wird und ihr mehr Jahre damit verbringen könnt, einfach nur glücklich zu sein."

„Liegt eher daran, weil ich nicht damit zurechtkomme", murrte er unzufrieden. Das ihm jemand ständig reinreden musste, ging ihm gegen den Strich. Sollte er alles aufgeben, nur um mit ihr zusammen zu sein?

"Ist es Ihnen denn nicht möglich, Sie als eine Frau zu sehen, die in Ihr Leben tritt?", fragte Sergej weiter. "So könntet ihr einen Anfang machen."

„Sind Sie etwa der Seelenberater von ihr und mir?", fragte Adrian nicht gerade freundlich. Schmollend saß er neben ihm im Auto und nippte immer wieder an der Flasche.

Sergej lachte. "Tatsächlich habe ich eine Ausbildung zum Paartherapeuten gemacht", meinte er nüchtern. "Mir war langweilig."

„Gut für Sie, wenn Sie Zeit haben, so etwas zu machen, anstatt auf sie aufzupassen. Das zeigt mir, dass Sie ihren Job nicht ernst genommen haben", erwiderte der Geschäftsmann. Wenigstens wirkte der Alkohol bereits, denn er spürte, wie müde er wurde.

"In der Zeit hatte Audrey Sie", meinte Sergej schulterzuckend. "Und es war in einer Zeit, da war dieser Beruf noch gar nicht so richtig in Mode."

Seufzend schwieg Adrian. Es war nicht seine Schuld, der zu sein, der er war. Zeiten änderten sich und das war auch gut so. Alles noch so Schöne hatte irgendwann ein Ende.

„Wie lange wird sie noch brauchen, bis sie wieder gesund ist?", fragte er beiläufig.

"Schwer zu sagen. Ihre körperlichen Wunden werden wahrscheinlich in ein paar Tagen genesen sein, jetzt wo sie wieder isst. Ihre seelischen ... Keine Ahnung ab wann sie wieder in der Lage ist andere Leute an sich heranzulassen", meinte Sergej nachdenklich, wobei er zum Schluss immer leiser wurde.

„Ich verstehe. Entschuldigung, wenn ich nicht so bin, wie es früher der Fall war. Ich werde bei ihr bleiben, aber ich brauche mein Leben", sagte er schließlich. Sonst würde er keine Ruhe vor ihnen haben.

"Ich habe nie gesagt, dass Sie nicht sind wie früher. Vielleicht haben sich die Umstände geändert, aber Sie hatten schon immer ein eigenes Leben und werden es auch jetzt führen, nur gibt es keinen Grund Audrey daraus auszuschließen", meinte Sergej. "Sie sagen immer, dass Sie es nicht wissen wollen und doch haben Sie Fragen, vor deren Antwort Sie sich fürchten. Das ist ganz normal. Das erging jeder ihrer Wiedergeburten so. Zumindest in irgendeiner Form", versuchte er ihn zu beruhigen. "Bis die Erinnerungen zurückkommen, wird dieses Gefühl bleiben, fürchte ich."

„Wenn ich frage und Antworten erhalte, verwirrt es mich noch mehr. Ich bin jemand, der die Tatsachen genauestens wissen will, um mich darauf vorzubereiten. Nicht einfach ins kalte Wasser geworfen zu werden", argumentierte Adrian.

"Aber gleichzeitig fragen Sie nicht", bemerkte Sergej. "Sie hätten jetzt die Möglichkeit alles zu fragen, was Sie wissen möchten. Ich kann Ihnen Rede und Antwort stehen."

„Ich will es von Audrey direkt wissen, wenn sie diejenige war, die mich gewandelt hat", gab Adrian zurück.

Dennoch kam er nicht umhin, den Rest des Weges mehr zu fragen. Ob Audrey wirklich die Königin war. Wer ihre Kinder waren und warum sie unterhalb New Yorks lebten. Wieso Sergej und Felicity, aber auch er beinahe wie normale Menschen waren, aber irgendwie doch nicht. Was für Fähigkeiten Adrian überhaupt wirklich haben konnte. Aber auch über das Thema, warum es keine andere Möglichkeit gab, Blut zu trinken, ohne jemanden zu beißen. All diese Fragen prasselten nun auf Sergej ein.

"Audrey ist unsere Königin, weil wir sie zu dieser gemacht hat", erklärte er. "Auf die ein oder andere Weise hat sie alle Vampire gerettet und diese haben dann begonnen unter ihrer Obhut zu leben. Unterirdisch leben wir, weil viele von uns das Sonnenlicht nicht vertragen. Hier laufen wir nicht Gefahr ausgelöscht zu werden. Ob nun von den Menschen oder dem Licht. Wobei es nicht so schlimm ist. Nur für die, die nicht von Audrey gewandelt wurden", begann Sergej ihm zu erklären. "Und die Fähigkeiten, die Sie haben sind sehr vielfältig. Ich kann Ihnen leider nicht alle aufzählen", entschuldigte er sich, ging jedoch auf die Frage, warum er so anders war, nicht direkt ein.

„Da haben Sie es. Nicht einmal Sie können mir alles beantworten!", seufzte Adrian verzweifelt. Wie er so etwas hasste! Erneut wiederholte er die Frage mit dem Blut. Die hatte er nicht beantwortet.

"Ich schätze, dass es in etwa so ist, als würde ein Mensch vergammeltes Fleisch essen", erklärte er. "Der Körper braucht bestimmte Nährstoffe und diese sind bei uns in frischem Blut. Vielleicht ist es auch etwas, das wir noch nicht entdeckt haben", meinte Sergej. "Es gibt auch die Möglichkeit Tierblut zu trinken, aber das ist nicht so nahrhaft."

„Ich mag kein Blut. Weder menschliches noch tierisches", sagte er missmutig. Das war auch ein großes Problem für ihn.

"Nicht einmal dann, wenn es mit Audrey Gift versehen ist?", fragte Sergej neugierig. "Dem kann eigentlich kaum jemand widerstehen."

„Es ist trinkbar, aber trotzdem mag ich es nicht", erklärte Adrian. Zumindest hatte es nicht den Geschmack von Blut.

"Es ist im Grunde nur eine ganze kleine Umstellung und es würde Ihnen das Leben leichter machen. Sie könnten ganz normal zurück in Ihre Welt", meinte Sergej. "Jeden Morgen ein kleines Glas. Sehen Sie es als Medizin."

„Danke, nein", wehrte er ab. Er konnte auch jetzt normal in seine Welt zurück, nur ging es nicht, weil Audrey ihn brauchte.

"Ich verstehe, dass Sie es nicht mögen, aber warum weigern Sie sich?", wollte Sergej interessiert wissen. "Weil Sie wissen, was es ist? Selbst, wenn es freiwillig gegeben ist und niemand dafür zu Schaden kommt?"

Langsam nickte er. Es war ihm auch wichtig, dass er nicht selbst biss und trank. Aber Blut allein war immer ein heikles Thema für ihn.

"Ihr Menschen seid sehr seltsam geworden", meinte Sergej plötzlich seufzend. "Das Beißen tut nicht weh, der Mensch geht davon gestärkt hervor und Sie haben einen vollen Magen, heilen und fühlen sich besser. Warum ist das etwas Schlechtes?", wollte er wissen. "Aber für euch ist es unnatürlich und deshalb muss es schlecht sein."

„Ist es denn natürlich, seine Eltern verbluten zu sehen? Ihr Blut an den Lippen zu schmecken, weil man hofft, dass sie überleben?", fuhr Adrian ihn aufgebracht an.

"In eurer heutigen Zeit wohl nicht mehr", meinte Sergej lediglich. "In Kriegszeiten war das Gang und Gebe. Oder wenn Krankheitswellen die Stadt heimgesucht haben. Ich kann verstehen, dass Sie geschockt davon sind und dass es Dinge sind, die Sie verarbeiten müssen, aber weder Audrey noch sie noch das Blut hat Schuld daran, dass Ihre Eltern gestorben sind. Und ich bin mir sicher, dass diese nicht wollen würden, dass Sie sich so quälen, wenn es doch eine einfache Lösung für das Problem gibt."

„Und die besteht natürlich darin, sich von Blut zu ernähren", lachte er bitter auf. Außerdem hatte er nie gesagt, dass sie Schuld am Tod ihrer Eltern hatte. Oder etwa doch? Waren die Räuber, die sie überfallen hatte, ein Teil von den bösen Leuten?

"Aber Fleisch, wofür man ein Tier komplett töten muss, ist besser?", fragte Sergej kopfschüttelnd. "Menschen sind manchmal so engstirnig. Aber das wart ihr schon immer. Nur gut, dass ich niemals einer war."

„Was sind Sie dann?", fragte er spöttisch. Natürlich, jeder war besser als er und er konnte nicht einmal seine eigenen Macken haben. Ständig musste er nach der Nase von anderen tanzen.

Sergej lächelte leicht. "Meine Mutter ist eine Göttin und mein Vater ein Untoter", erklärte er ihm, als wäre das etwas sehr Normales.

Jetzt lachte er erst recht. „Eine Göttin! Natürlich, was kommt als Nächstes? Dass Sie und Audrey verwandt sind? Dass Sie ein Heiliger sind?", fragte er spöttisch.

"Als was würden sie Audrey sonst bezeichnen?", fragte er, scheinbar nüchtern, trug jedoch ein Lächeln auf den Lippen. "Sie Vampir zu nennen wäre nicht richtig. Untot ist sie ebenfalls nicht und auch kein Mensch."

„Laut Ihren Worten ist sie eine Königin. Welcher Rasse? Keine Ahnung. Außer Vampir", meinte er schulterzuckend, griff zu einer anderen Flasche und öffnete diese.

"Nun, dann formuliere ich es etwas anders: Meine Mutter ist eine Königin und mein Vater in dieser Zeit, wie es aussieht ein Säufer", meinte er nüchtern und beobachtete Adrian im Rückspiegel skeptisch.

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