Kapitel 27.3

Kapitel 27.3

"Danke, dass du für mich da bist", sagte sie leise. "Ich habe dich so vermisst", gestand sie.

Unverständlich grummelte Adrian. Hätte er das Handy nicht liegen lassen, würde er jetzt telefonieren. Auf der anderen Seite war ihm Audrey in diesem Moment einfach wichtiger. "Brauchst du etwas zu essen?", wollte er wissen und fragte sich, ob sie bald wiedersehen konnte.

Audrey nickte leicht. "Ich würde auch gern versuchen zu laufen", gestand sie. Ohne Hilfe wollte sie es jedoch nicht riskieren.

"Ich kann dir helfen, wenn du möchtest. Kannst du überhaupt etwas sehen?", fragte Adrian leise und lockerte seinen Griff.

"Nein, sehen kann ich nicht", meinte Audrey niedergeschlagen. "Aber für deine Hilfe wäre ich dankbar. Ich weiß nicht, ob meine Beine mich bereits tragen", gestand sie entschuldigend und noch immer reichlich niedergeschlagen.

Adrian ließ sie los und stand auf, damit er sie unter den Armen vorsichtig nach oben ziehen und sie auf die Beine stellen konnte. Loslassen würde er sie auf keinen Fall.

Audrey war schwach und wackelig, gab sich aber Mühe stehen zu bleiben, obwohl ihre Beine heftig zitterten. Sie keuchte leise und ihr Atem wurde schneller.

"Keine Angst, du wirst nicht fallen. Ich halte dich", versprach Adrian leise. Dass er selbst kaum Kraft besaß, überhaupt zu stehen, musste sie nicht wissen. Seine Kopfschmerzen fühlten sich so an, als würde er jederzeit in Ohnmacht fallen. Waren anfangs nur an einer Stelle die Schmerzen zu spüren gewesen, so waren sie nun überall. Nicht nur der Kopf, sondern sein gesamter Körper schrie nach Erlösung.

Audrey hielt sich an ihm fest, spürte jedoch, dass es ihm ebenfalls nicht gut ging. "Ist mit dir alles in Ordnung?", fragte sie besorgt und er konnte spüren, dass ihre Hand über seinen Körper fuhr und dabei eine warme, für seine Haut sehr beruhigende und schmerzlinderen Berührung hinterließ.

„Ja, alles in Ordnung", log er und ging einen Schritt, dem sie folgen sollte. Nicht so lang wie sie so sonst waren, sondern nur einen winzigen Schritt.

Audrey folgte mehr schlecht als Recht und hielt kaum das Geleichgewicht. Sie schien auf andere Dinge konzentriert zu sein und hoffte, dass Adrian nicht spürte, wie sie versuchte seinen geschundenen Körper zu heilen.

Ein paar Schritte machten sie zusammen, bevor er stehen blieb. Er spürte, dass manche Narben nicht mehr so juckten wie noch vor wenigen Minuten und ihm war klar, was sie tat.

„Wenn du dich nicht sofort selbst heilst anstatt mich, lasse ich dich fallen. Deine Ärztin hat mir schon gedroht, mir die Hölle heiß zu machen, wenn du es tust. Also: Lass es bleiben. Mir geht es gut", knurrte er sie bedrohlich an.

"Nein dir geht es nicht gut", widersprach sie. "Und das macht mir zu schaffen. Wieso hast du deine Wunden nicht behandeln lassen?", fragte sie und klang ebenso verärgert wie er.

„Es ist mein Körper und ich mache mit ihm, was ich will, verstanden?", sagte er zornig.

Wenn sie damit nicht aufhörte, würde er sie fallen lassen, damit sie wusste, dass er keine Scherze machte.

"Für was willst du dich strafen?", fragte sie leise und bedauernd.

„Mir geht es gut, verdammt nochmal!", schrie er wütend und nahm Audreys Hand, um sie wieder auf ihren Futon zu ziehen. Ihm war die Lust, ihr zu helfen vergangen.

Als dann noch einmal das Telefon klingelte, schnaubte er frustriert auf.

Audrey wimmerte. "Ich mache mir doch nur Sorgen um dich", sagte sie leise und rollte sich auf ihrem Bett zusammen. Warum war er so wütend auf sie?

Nachdem sie nun auf der Matratze blieb, ging er zurück an den provisorischen Schreibtisch und schnappte sich genervt das Handy. „Was?", bellte er in das Gerät und derjenige am Ende der Leitung konnte hören, wie sauer er war.

Am Ende begann eine Stimme zu stammeln und fragte, ob er Adrian Blair war. Es handelte sich um die Vertretung von Isabella.

Er bejahte diese Frage und versuchte gleichzeitig, wieder runterzukommen. Die Frauenstimme wirkte verschüchtert, was er verstehen konnte. Sicherlich hatte er ihr einen Heidenschreck verursacht.

„Wie kann ich Ihnen behilflich sein, Miss ...?", fragte er höflich, da ihm der Name gerade nicht einfiel, obwohl Isabella ihm informiert hatte, dass die Frau Miss Emma Smith hieß. Unruhig trommelte er auf dem Tisch und warf Audrey einen finsteren Blick zu.

Diese hatte sich zusammengerollt, als würde sie sich verstecken wollen. Vor ihm und seinen Blicken.

"Es tut mir leid, dass ich Sie störe", sagte sie entschuldigend, aber etwas gefasster. "Ein Kunde von Ihnen drängt darauf, dass er sich schnellstmöglich mit Ihnen treffen muss. Es geht um einen wichtigen Deal und soweit ich Ihrem Kalender entnehmen kann, haben Sie bereits darauf gewartet."

„In Ordnung. Lassen Sie ihn den Tag, die Uhrzeit und den Ort wählen", sagte er zu ihr.

"Ihm wäre am liebsten jetzt sofort", gestand sie. "Er ist noch nicht im Büro, hat aber angedroht persönlich vorbeizukommen, auch wenn Sie vielleicht nicht da sind."

Frustriert seufzte Adrian auf. „Ich bin in einer Stunde da", versprach er.

"Ich danke Ihnen", sagte sie junge Frau am anderen Ende erleichtert. "Er war bereits einmal da."

Und natürlich hatte er die Hölle heiß gemacht. Er kannte ihn zu genüge.

Jetzt musste er das nur mit Sergej und Felicity Besprechen, denn die Zeit drängte.

Emma legte auf, nachdem alles geklärt war und Adrian hoffte, dass er einen der beiden vor der Tür finden würde.

„Ich muss gehen", sagte er zu Audrey und ging mit seiner Aktentasche zur Tür, nachdem er alles wichtige darin eingeräumt hatte. „Und du bleibst liegen und ruhst dich aus, verstanden?", befahl er ihr streng, bevor er die Tür hinter sich schloss.

Wie erwartet war Sergej anwesend. Selbst hier bewachte er seine Königin ständig. Wie ein Wachhund. "Sie haben einen Termin?", fragte er Adrian und blickte auf die geschlossene Tür. "Wie geht es Ihr?"

Dieser nickte daraufhin nur. „Nicht gut, wir waren nicht einer Meinung", meinte Adrian abwesend. In Gedanken war er bereits beim Kunden.

"Das ist ja nichts Neues", meinte Sergej nüchtern und begleitete Adrian zu einem Sportwagen, womit er diesen zu seinem Termin fahren würde. "Aber gibt es einen Grund, dass Ihr Euch nicht heilen lassen wollt?", fragte er, denn Nayla hatte ihm davon berichtet.

„Fangen Sie auch noch an?", fragte Adrian genervt und schnallte sich an.

Schon lange hatte er sich nicht mehr im Spiegel angesehen, auch wenn er geduscht hatte. Meistens nur Katzenwäsche und richtig, wenn er einen Kunden traf. Dafür hatte er jedoch gerade keine Zeit.

Daher war ihm gar nicht bewusst, wie er eigentlich aussah.

"Sie sehen aus wie eine wandelnde Leiche", meinte Sergej nüchtern. "Das kann man nicht übersehen."

„Geht Sie nichts an", murmelte er abwinkend. War ja schließlich seine Entscheidung.

Wütend kratzte er sich am Arm, bevor er seinen Blick auf den Verkehr richtete.

"Wollen Sie das Leben, das Audrey Ihnen zurückgegeben hat, wirklich so leichtsinnig aufs Spiel setzen?", wollte Sergej wissen und fuhr selbstsicher durch den New Yorker Verkehr, als würde er gar nichts anderes kennen.

„Ich habe sie nicht gebeten, mich in den ganzen Scheiß mit hineinzuziehen!", rief Adrian aufgebracht. Seine Hand zitterte richtig, so wütend war er. Aber ihm war auch schlecht.

"Können Sie denn gar nichts Gutes an dieser Sache sehen?", fragte Sergej leise. "Oder waren Sie schon so weit, dass Sie ihr Leben beenden wollten?"

Etwas Gutes an dieser Sache sehen? Mit Sicherheit nicht. Es hatte ihm bis jetzt nur negative Seiten beschert. Ständig die Angst nach dem Urlaub, angegriffen zu werden. „Ja war ich", knurrte er wütend. Damals, als seine Eltern gestorben waren.

"Wenn Sie es wünschen, können Sie es durchaus nachholen. Auch wenn es Audrey schmerzen würde, Sie zu verlieren, habe ich nicht das Gefühl, dass Sie mit Ihnen an der Seite glücklich sein wird", meinte er, als wäre es das Normalste der Welt.

„Das wäre wohl am besten. Dann kann sie nach demjenigen in der Zukunft suchen und hoffen, dass er besser als ich geeignet bin", murrte er. Gerade jetzt hatte er gute Lust dazu, genau das zu tun.

"Solltet Ihr das wirklich wollen, bin ich bereit Ihnen dabei zu helfen", erklärte Sergej. "So verbittert, wie Sie jetzt wirken, haben Sie sowieso nicht mehr viel vom Leben."

Bitter lachte Adrian auf. „Bitte, tun Sie sich keinen Zwang an", schnaubte Adrian.

"Dann machen Sie so weiter, dann wird Ihr Körper Sie von innen heraus töten", meinte Sergej lediglich und hielt vor Adrians Büro an.

„Sehr gut, genau mein Plan. Sie brauchen nicht auf mich warten", fuhr er Audreys Beschützer an und knallte die Autotür hinter sich zu.

Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top