Kapitel 26.8

Kapitel 26.8

Hilflos sah Adrian zu Nayla hinüber. Was sollte er tun?

"Das ist gut. Ihr Körper heilt sich", meinte sie lediglich leise. "Versuch ihr die Tasse noch zu geben, dann sollte sie etwas schlafen."

"Kann ich sie wenigstens aus dem Wasser ziehen?", fragte Adrian, während er Audrey die andere Tasse vor die Lippen hielt.

"Ja", meinte Nayla nickend. "Sei aber vorsichtig, sie wird recht stark schwitzen."

Zuerst wollte er ihr jedoch das Getränk geben, bevor er sie herausholte. Vielleicht half es ihr, sich lange genug darin aufzuhalten. Immer wieder gab er ihr das Getränk, bis auch die zweite Tasse leer war.

"Handtuch", befahl er Nayla, denn er wollte Audrey herausziehen.

Diese kam sofort mit einem Handtuch auf ihn zu, berührte Audrey jedoch nicht.

Vorsichtig hob er Audrey aus der Wanne und wickelte sie sanft in das große Handtuch ein, um sie zurück ins Schlafzimmer zu bringen.

"Was ist los?", fragte diese und wirkte durch das plötzliche Bewegen leicht panisch und ihre Hand krallte sich leicht in Adrian.

"Kannst du sie halten, damit ich mir ihr Auge ansehen kann?", fragte Nayla leise. "Ich möchte nicht, dass sie mich angreift."

"Es passiert nichts. Vertraue mir. Ich habe dich ins Schlafzimmer gebracht. Nayla möchte sich deine Augen ansehen. Also nicht angreifen, hörst du? Ich bin da", versicherte er Audrey.

"W-Was?", fragte sie und klang panisch. "I-Ich möchte nicht", stammelte sie.

„Glaube mir, sie wird dir nicht weh tun. Sie möchte nur sehen, ob deine Augen in Mitleidenschaft gezogen wurde", beruhigte er Audrey und zog sie in die Arme, damit sie wusste, dass er da war. Er hielt ihre Arme fest, sodass sie nicht angreifen konnte.

Nayla nickte dankbar und trat dann an sie heran. Sofort begann sich Audrey zu winden, obwohl sie Adrian deutlich spürte. Die Ärztin ließ sich davon jedoch nicht abschrecken und hob die Hände, damit sie zuerst das Lid öffnen konnte, das am wenigsten kaputt war. Das Auge dahinter wirkte stumpf und matt. Dann öffnete sie das andere Lid, schloss es jedoch sofort wieder, als sie bemerkte, dass dort nicht einmal ein Auge vorhanden war. "Sie hat sich schon geheilt", bemerkte Nayla leise. "Die eine Seite war bereits dabei zu heilen, daher sah sie besser aus."

„Komplett?", fragte Adrian erschrocken. Es sah nicht wirklich gut aus. Sein Griff war fest, sodass sie nicht wehren konnte.

"Nein, nicht komplett, aber ich schätze, dass sie zwei Mal verletzt wurde. Einmal am ganzen Körper und nachdem sie sich schon einmal geheilt hat, noch einmal auf der einen Seite", erklärte Nayla. "Das Auge hier ist neu entstanden und noch blind", sagte sie und deutete auf die eigentlich recht heile Seite.

„Und die andere?", fragte er ungeduldig. Er mochte es nicht, sie so zu sehen.

"Die andere ist nach der Heilung wieder zerstört wurden. Vielleicht, weil etwas auf sie gefallen ist, ich kann es nicht genau sagen, aber da ist das Auge noch komplett zerstört", erklärte sie ihm. "Ihr Körper heilt sich in Etappen. Warum auch immer sind die Augen das letzte, was sich heilt. Zuerst alles im Körper."

Seufzend nickte er und hielt Audrey sanft in den Armen. „Dauert es lange, bis sie geheilt ist?", fragte er leise.

"Wahrscheinlich", meinte Nayla. "Die Kräuter und der Tee haben ihr Selbstheilung angeregt und die oberflächlichen Wunden weitgehend gereinigt und dafür gesorgt, dass dort keine Keime mehr eindringen können. Aber sie wird dennoch etwas brauchen. Ich denke, dass sie sich vielleicht in einer Woche wieder bewegen kann."

„So lange kann ich nicht bleiben. Tut mir leid", sagte Adrian bedauernd, aber ernst.

"Ich weiß", meinte Nayla. "Aber kannst du sie wenigstens ab und an besuchen?", fragte sie. "Dann wird sie sich schneller erholen."

„Ich habe viel Arbeit", erwiderte Adrian missmutig. Die konnte nicht warten. Oder doch?

„Kann ich Isabella anrufen?", fragte er leise.

"Ich hole dir ein Handy", nickte Nayla. "Wenn du willst kann ich dir auch einen Computer und Internet besorgen, aber Audrey hat das nicht in ihrer Zuflucht, weil sie die Geräusche stören", schlug sie vor.

„Mein Handy habe ich dabei", meinte Adrian knirschend. Er würde es sich nicht nehmen lassen, alles aufzugeben.

"Na dann ist das gut", strahlte Nayla. "Brauchst du trotzdem noch etwas? Ich kann dir alles besorgen, was du brauchst, während du hier bist", erklärte sie und grinste ihn an. Dabei sah sie einmal mehr aus wie ein kleines Kind.

„Meine verdammte Ruhe. Außer mein Laptop und meine Kunden brauche ich nichts", grummelte Adrian, weil er wusste, dass er gezwungen worden war. Und das passte ihm nicht.

Wenn er wenigstens seine Arbeit machen konnte, ohne im Büro zu sein, war ihm das auch recht.

"Deinen Laptop kann ich dir ebenfalls besorgen", erklärte sie und war drauf und dran zu gehen.

„Kann ich wenigstens normal telefonieren oder ist das verboten?", wollte er wissen. Er würde Isabella anrufen, damit sie die Sachen aushändigte. „Zudem brauche ich einen Stoß von Papieren, die ich für Kunden brauche. Die muss ich in den nächsten Tagen treffen", murrte er.

"Was immer du brauchst und möchtest", meinte sie. "Sag einfach bescheid. Du kannst normal telefonieren, aber es wäre günstiger niemanden von diesem Ort zu erzählen. Aber da du sowieso nicht weißt, wo du bist, sollte das kein Problem sein", erklärte sie gut gelaunt und meinte, dass sie ihn jetzt in Ruhe ließ und dann war sie auch schon aus dem Raum verschwunden.

Natürlich wusste er nicht, wo er war. Und wie er zu seinen Kunden gelangen sollte.

Es nervte ihn sehr, dass man ihn zu etwas zwang.

Mit Audrey in den Armen rief er Isabella an, um ihr zu sagen, dass wahrscheinlich jemand vorbeikommen würde, um die wichtigen Dinge herzurichten.

Diese wirkte besorgt, weil ihr Chef einfach verschwunden war. "Weißt du eigentlich, wie lange du weg bist? Seit gestern Abend hast du kein Wort mehr von dir gegeben. Ich hatte Angst, dass dieser Typ dich entführt hat und du genauso verschwindest, wie all die anderen auch", weinte sie fast am anderen Ende.

„Nein. Mir geht es ... gut. Ich habe mir deine Worte nur zu Herzen genommen", erwiderte Adrian. Es tat ihm leid, dass sie sich Sorgen machte.

"Dann bin ich beruhigt. Ich hoffe es ist alles in Ordnung", meinte sie und wollte wissen, ob sie noch etwas für ihn tun konnte.

„Bitte richte nur die Dinge her, um die ich dich gebeten habe. Ich melde mich regelmäßig bei dir. Versprochen", sagte Adrian. Die ganze Zeit über streichelte er Audrey in seinen Armen.

"Ist okay. Termine sollen so bleiben?", versicherte sie sich noch einmal.

„Ja, die bleiben. Ich werde sie wahrnehmen. Aber nicht im Büro für einige Tage sein", bestätigte er.

"Geht in Ordnung", sagte sie. "Brauchst du noch einmal eine Liste deiner Termine?", wollte sie wissen und er hörte, dass sie wohl bereits damit begann alles zusammenzusuchen, was er brauchte.

„Leg sie dazu oder schicke sie bitte per E-Mail", bat er Isabella. Wie gut, dass er sie hatte. Auf sie konnte er sich wirklich verlassen.

"Wird erledigt", sagte sie. "Wann werden die Sachen abgeholt?", wollte sie wissen und schien noch immer Dinge zusammenzusuchen.

„Ich denke bald. So genau kann ich es nicht sagen. Und Isabella?", fragte er noch leise.

"Ja, was gibt es denn noch?", wollte sie wissen und war nicht darüber verwundert, dass es bald sein sollte. Immerhin kannte sie ihren Chef gut genug, um zu wissen, dass er nie lange ohne Arbeit aushielt. Der Urlaub war ein gutes Beispiel dafür.

„Danke für deine gute Unterstützung. Ich werde dich vermissen, wenn du im Mutterschutz bist", fügte er leise hinzu.

"Mach ich doch gern", sagte sie. "Soll ich das mit den Bewerbern dann selbst machen?", wollte sie wissen, weil sie nicht wusste, wann er zurückkam, oder ob er dafür Zeit hatte.

„Ja, bitte", bat er sie eindringlich. Er vertraute ihr, dass sie die richtige Entscheidung treffen würde. Sie würde solange seine Vertretung sein. In Sachen Entscheidungen und Aufträgen, die verteilt werden mussten.

"Wenn du es möchtest, kann ich auch im Mutterschutz ein Auge auf sie werfen", sagte sie. "Damit alles glatt läuft."

„Bist du sicher, dass es dir nicht zu viel wird?", fragte er besorgt. Eine Mutter zu werden war nicht einfach und er wollte es ihr nicht zumuten.

"Ach, ich habe dann ja jemanden, der für mich die Arbeit macht", lachte sie gut gelaunt.

„Aber das Aufpassen allein ist anstrengend genug", gab er zu Bedenken. „Es reicht, wenn deine Vertretung gut genug eingearbeitet ist. Bis dahin bin ich hoffentlich wieder da", sagte Adrian zu ihr.

"Gut, dann hoffe ich, dass bei dir alles gut läuft. Viel Erfolg", sagte sie als Abschluss.

„Danke, Isabella", sagte er tonlos. Er war den Tränen nahe, denn oft wusste er gar nicht, was er ohne sie tun würde. Immer war sie da gewesen, um ihn aufzumuntern oder Tipps zu geben.

Danach legte er auf und fuhr sich mit der Hand über seine schweißnasse Stirn. Dass ihm heiß war, stellte er jetzt erst fest.

Sein Blick glitt zu Audrey in seinen Armen und erneut küsste er sanft ihren Kopf, bevor er sie sanft an sich drückte.

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