Kapitel 26.3

Kapitel 26.3

„Sie sprachen zuvor von Audrey und nicht von einer Königin. Irgendwann hat sie mal eine Königin erwähnt. Sonst nichts. Ich weiß nicht, wo sich die beiden befinden", meinte Adrian mit erhobenen Händen. Was wollte der Mann nur von ihm?

Sergej hob eine Augenbraue. "Ich verstehe, dann sind Sie noch gar nicht so weit, was diese Informationen betrifft", meinte er und überlegte kurz. "Vielleicht ist es dann doch besser, wenn ich Sie nicht weiter mit ins Spiel bringe", meinte er und erhob sich wieder. "Verzeihen Sie die Störung und seien Sie unbesorgt, es wacht eine Gruppe über Sie, damit niemand ihnen zu nahekommt", versicherte er und war drauf und dran zu gehen.

„Ich brauche keine Beschützer", beharrte Adrian. Mit einem hatte Sergej jedoch Recht: Ihn nicht unnötig ins Spiel zu bringen. Genau das wollte Adrian auch. Sich aus dem Ganzen raushalten, was ihn nichts anging.

"Audrey ist verschwunden und wenn jemand sie einfach so vor unserer Nase wegschnappen kann, dann brauchen Sie durchaus Beschützer. Sie würde es uns nicht verzeihen, wenn wir zuließen, dass Ihnen etwas passiert", erklärte Sergej.

Also war sie tatsächlich verschwunden. Das hatte er nicht erwartet.

Seufzend rieb sich Adrian die Schläfen, um den unangenehmen Schmerz Herr zu werden.

„Hören Sie, dass, was in der Karibik passiert ist, war genug. Ich bin nicht darauf erpicht, eine Wiederholung von dem Ganzen zu bekommen. Wer bitte soll es auf mich abgesehen haben?", fragte er. Nicht aus Neugier, sondern einfach, weil er das Gefühl hatte, dass Sergej etwas sagen wollte.

"Diejenigen, die schon seit Jahrhunderten versuchen eurer habhaft zu werden. Als Druckmittel für Audrey. Sie haben herausgefunden, dass Sie der Schlüssel zum Ambrosia sind", erklärte Sergej, der die Tür noch nicht geöffnet hatte.

Jedoch klopfte es an der Tür und Isabella sah kurz hinein. „Ich habe deine Tabletten", bemerkte sie und brachte sie zu Adrian, der sie dankbar annahm. Ehrfürchtig sah sie zu Sergej, als sie bemerkte, dass Adrian Besuch hatte. Deshalb entschuldigte sie sich und verschwand gleich darauf.

„Was wollen Sie also von mir? Ich verstehe überhaupt nichts, was überhaupt geschehen ist, was es mit mir zu tun hat und wer die Königin ist. Ich habe keine Zeit zum Rätselraten", bemerkte Adrian, der gleich zwei Tabletten auf einmal nahm.

"Die werden Ihnen nicht helfen", bemerkte Sergej leise, bevor er meinte, dass es doch im Grunde egal war, weil er nicht weiter hineingezogen werden wollte. Und da er nicht wusste, wo Audrey war, konnte er nicht helfen.

„Dann tut es mir leid, Eure Zeit gestohlen zu haben. Ich brauche keinen Schutz. Nur Ruhe. Guten Tag", sagte Adrian nicht gerade freundlich. Warum war er überhaupt gekommen? Hatte er wirklich gedacht, dass er etwas wusste, wenn er nicht mehr in Verbindung mit Audrey stand? Bevor Sergej jedoch gehen konnte, hielt er ihn einen Moment auf. „Wenn Sie Audrey gefunden haben, sagen Sie ihr, dass Sie sich nicht melden braucht. Ihre Bewerbung wurde abgelehnt."

Er wollte sich nicht anmerken lassen, dass er sich Sorgen um Audrey machte. Sie war ihm wichtig. Doch sie hatte genügend Leute, die auf sie aufpassten. Wenn Sergej ihm ähnlich war, brauchte sie ihn nicht.

"Bis wir sie gefunden haben, wird die Bewerbung sowieso verjährt sein", meinte er. "Ich hoffe Sie sind bis dahin noch am Leben, ich würde Ihr ungern wieder ein halbes Jahrhundert zusehen, wie sie sich in den Schlaf weint und jeden Winkel der Welt absucht und am Ende enttäuscht wird."

„Zeiten und Personen ändern sich. Wenn sie mich schon so lange kennt, wird sie den Unterschied gemerkt haben", meinte er schulterzuckend. Dass er umgebracht werden sollte, schockierte ihn nicht wirklich.

Bevor er jedoch Sergej gehen ließ, stand er auf und ging ans Fenster, um nach draußen zu sehen. „Verstehen Sie mich nicht falsch. Aber wenn Ihre Leute nicht auf sie aufgepasst haben, kann ich garantiert nichts dafür. Dass Sie mir Ihre Leute auf den Hals hetzen, um mich zu beschützen mag ja ganz nett sein. Aber haben Sie schon einmal nachgedacht, dass diese Leute oder wer auch immer hinter mir her sind, mich zu Audrey bringen könnten?", fragte Adrian. Dann wüsste er wenigstens, wo sie ist. Ob er dabei starb oder nicht, war ihm egal.

"Das habe ich durchaus", gestand Sergej. "Und ich hätte es auch schon längst darauf angelegt, wenn ich nicht wüsste, dass Audrey die körperlichen Schmerzen lieber sind, als die seelischen, wenn sie weiß, dass Sie gestorben seid", erklärte er, als sein Smartphone klingelte. Er hob ab, ohne das Gerät ans Ohr zu nehmen. Er konnte so hören, was gesagt wurde und seine Aufmerksamkeit Adrian widmen. "Wir habe eine Frauenleiche. Es könnte Audrey sein", erklärte die Männerstimme am anderen Ende und hatte damit sofort Sergejs Aufmerksamkeit.

"Ich bin auf den Weg", sagte er und wandte sich kurz an Adrian. "Vielleicht haben wir Glück und wir haben sie", informierte er nur knapp.

Bitter lachte Adrian. „Und Sie glauben das wirklich? Audrey hat gesagt, dass sie unsterblich ist", bemerkte er spitz. Natürlich machte er sich bei den Worten sorgen. Doch so oft, wie sie gesagt hatte, sie sei unsterblich, glaubte er es nicht. Sogar als Li-Min hatte sie es ihm gesagt.

"Das ist sie, das heißt aber nicht, dass ihr Körper nicht in einen todesähnlichen Zustand gebracht werden kann. Gifte wirken und töten sie für einige Zeit, doch sie kommt wieder zu sich. Manchmal nach Minuten, manchmal sind es Stunden und ich habe auch schon ein Jahr an ihrem Bett gesessen und darauf gewartet, dass sie sich erholt", erklärte Sergej bitter. "Wenn sie verbrannt wurde, hat sie anfangs nicht einmal mehr Erinnerungen daran, was geschehen war oder wer sie überhaupt ist."

Frustriert seufzte Adrian und fuhr sich über die schwarzen Haare, sodass sie nicht mehr glatt waren. „Also, was wollen Sie jetzt von mir? Selbst wenn sie es ist, kann ich nichts machen", bemerkte er. Schließlich wusste er nicht, wo sie gewesen war.

Trotzdem schrie sein Herz nach ihr. Ihrem Geruch, ihre Stimme und ihr Aussehen. Aber vor allem ihr Herz.

Sergej zögerte kurz. "Sie könnten uns begleiten und sie identifizieren", erklärte er leise. "Für Sie wird sie schneller zurückkommen, als für uns. Außerdem beruhigen sie ihr Herz und halten sie in der Regel vor solchen Sachen ab, die sie in diese Position bringen", versuchte er zu erklären, bevor er leicht den Kopf schüttelte. "Egal ob sie leben oder tot sind: Sie sind ihr Herz."

„Natürlich. Als ob ich etwas ausrichten kann", spottete Adrian, zog sich aber im gleichen Atemzug seine Jacke an.

Sergej nahm das als Zeichen, dass er ihn begleiten wollte und das war auch gut so. Er kannte die Beziehung der beiden sehr genau und daher wusste er auch, wie wichtig Audrey Adrian war.

„Isabella, ich bin heute außer Haus", rief er seiner Assistentin zu, die zwar zuerst merkwürdig aussah, jedoch ein Lächeln zustande brachte.

Zusammen mit Sergej machte er sich auf den Weg nach unten und draußen erwartete sie ein schnittiger Sportwagen. "Steigen sie ein", forderte Sergej und setzte sich selbst hinter Steuer.

Knirschend tat er, was ihm gesagt wurde, wobei er nicht umhinkam, das Auto zu betrachten. Neidisch war er nicht, weil er sowieso nicht viel fuhr. Dafür waren die Taxis zuständig.

Sergej, der scheinbar keine Probleme mit den Autos oder der Technik allgemein hatte, legte den Gang ein, als wäre er wie jeder andere Mensch auch, dabei musste er sehr alt sein.

Geschickt fuhr er durch die Straßen und bald darauf verließen sie New York und näherten sich dem Meer.

Währenddessen war Adrian ruhig und dachte nach. Die Stadt, aber auch die Landschaft zog an ihm vorbei, ohne dass er etwas registrierte. Was, wenn es eine Falle war? Er kannte den Mann neben sich nicht. Er konnte ebenfalls einer dieser Männer sein, der sie angegriffen hatte. Oder zumindest dazu gehören.

Schließlich hielten sie in der Nähe eines Frachthafens und Sergej stieg aus, bevor er das Smartphone an sein Ohr hielt. "Wir sind unterwegs. Wo genau seid ihr?", fragte er und erhielt die Antwort, dass sie die Gefundene in ein Warenhaus gebracht hatten. Zugedeckt, damit sie niemand sah.

Sergej wandte sich kurz an Adrian. "Ich weiß nicht, wie schlimm es wird", sagte er ernst.

Dieser zuckte die Schultern, als wäre es alltäglich für ihn, einen Toten zu sehen. Dass sein Herz jedoch bis zum Hals schlug, konnte er nicht leugnen. Auf der einen Seite bereute er es, dass er sich nicht mehr bei ihr gemeldet hatte. Auf der anderen wollte er jedoch nicht in diese Dinge hineingezogen werden.

Da er nun aber hier war, schien es nichts gebracht zu haben.

Sergej nickte und führte Adrian schließlich in eine große Halle. Dort hatten sich bereits einige Leute versammelt, die ratlos um eine am Boden liegende, zugedeckte Frau standen.

„Sergej", ertönte eine kräftige Stimme, die nicht wirklich zu der Frau passen wollte, die sofort auf sie zukam. Groß und schlank war sie, doch ihre Muskeln an den Armen zeigten, dass mit ihr nicht zu spaßen war. Ihre dunkelbraunen, langen Haare waren zu einem strammen Pferdeschwanz zusammengebunden, der beim Laufen hin und her wippte. Durchdringend sahen die grünen Augen die beiden an.

"Felicity", grüßte Sergej und reichte der Frau seine Hand. "Ich habe ihn mitgebracht", erklärte er in Richtung Adrian. "Wie schlimm ist es. Konntet ihr sie eindeutig identifizieren?"

Kurz musterte Felicity den Mann und reichte ihm die Hand. Ihr Handdruck war erstaunlich fest und Adrian hatte nur ein Wort für diese Frau: Mannsweib. So stark, wie sie aussah, wälzte sie wohl alles im Weg nieder. 

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