Kapitel 25.2
Das Boot fuhr nun ohne Steuermann weiter und würde wohl entweder gegen eine der Inseln fahren, die näher gekommen waren oder das Benzin würde ausgehen.
Prustend tauchte Adrian nach dem Tauchen wieder auf und hielt Audrey über Wasser, damit diese nicht so viel von dem Meerwasser schluckte.
Sollte er auf eine der Inseln Hilfe suchen? Oder sich dort niederlassen, bis es der jungen Frau besser ging?
Es war eine schwierige Frage. Allerdings wusste er auch nicht, was er machen sollte, wenn er Hilfe fand. Immerhin war Audrey nicht normal und er auch nicht.
Allein fand er nicht zur Hauptinsel zurück, weshalb er beschloss, die nächste Insel, die ihm nicht weit entfernt war, anzusteuern. Mit Audrey im Arm schwamm er so gut es ging auf diese zu.
Sie war weit und er hätte eigentlich schon längst die Kraft verlieren müssen, doch es geschah nicht. Stattdessen kam er etwas erschöpft, aber noch recht fit an seinem Ziel an.
Keuchend erreichte er den Strand und schleppte sich sofort von der Küste ein Stück weit weg, damit man ihn nicht sofort entdecken konnte, falls es noch mehr von denen da draußen gab.
Jetzt war erst einmal Audrey dran. Was sollte er nur tun? Was war mit ihr geschehen?
Sie wirkte noch blasser als sonst und ihr Atem ging sehr flach. Was gut war, denn so hatte sie kaum Wasser geschluckt.
Ob er sie mit Blut versorgen sollte? Sie schien nicht wach zu sein, also würde sie wohl keines trinken können. Was sollte er nur tun? Adrian fühlte sich dabei überfordert.
Vielleicht sollte er einfach warten. Er wusste immerhin nicht, was sie ihr verabreicht hatten. Möglich war immerhin, dass sie in der nächsten Zeit wieder aufwachte. Leider wusste er gar nicht, wie lange so etwas dauerte.
Deshalb zog er sie in eine enge Umarmung und versteckte sich im Schutz der Bäume, damit sie Zeit hatten. Sanft streichelte er die junge Frau und küsste immer wieder ihre Stirn. Sein Adrenalin ließ langsam nach und er begann zu zittern.
Was war nur in ihn gefahren, dass er so stark geworden war?
War das die Wandlung, von der Audrey gesprochen hatte? Seine Gaben? Er schien selbst stärker zu sein, als die anderen Vampire, was er sehr seltsam fand.
Jetzt, da sie schlief, hatte er Zeit, darüber nachzudenken. Waren das wirklich seine Gaben, um sie zu schützen? Was sonst konnte er damit tun?
Sollte er Audrey, wenn sie erwachte, bitten es ihm beizubringen? Oder ihm wenigstens zu erklären? Sie hatte von einer Art Magie gesprochen. Ob er das ebenfalls konnte?
Jedoch hatte sie auch gemeint, dass er sich mit mehr Blut daran erinnern konnte und seine Fähigkeiten so nach und nach bekam. Adrian war richtig verwirrt und er wusste nicht, was er tun und auf was er achten sollte.
Als er gesprungen war, war er einfach nur seinem Instinkt gefolgt. Dass er damit so weit gekommen war, war ein Wunder. Auch seine eigene Schnelligkeit war ihm vorher nie aufgefallen.
Die hatte er jedoch auch nie wirklich ausprobiert oder gebraucht. Zumindest nicht in seinem Beruf. „Audrey, Ich wünschte, du könntest mir sagen, was ich tun soll", flüsterte er sehr leise, aus Angst, jemand würde ihn hören.
Er konnte hören, wie ihr Atem anders wurde. Nicht mehr so ruhig, fast hektischer und so, als hätte sie einen Albtraum.
Auch ihr Körper zitterte, was ihm einen Anlass zu großen Sorgen gab. Was war nur los mit ihr? Er fühlte ihre Stirn, die normal warm war. Sollte er vielleicht Marilyn anrufen?
Würde diese ihm helfen können? Hatte er überhaupt ein Handy dabei? Da sie beide im Tauchanzug waren, war es unwahrscheinlich, dass Audrey eines dabeihatte. Und wenn, dann würde es wohl nicht mehr funktionieren, nachdem sie im Wasser gewesen waren.
Es frustrierte ihn, dass so etwas passiert war. Adrian konnte keine Hilfe holen. „Audrey", flüsterte immer wieder ihren Namen und hoffte, dass sie aufwachen würde.
Sie atmete noch immer hektischer und bewegte sich sogar leicht. Einmal glaubte er auch, dass sie seinen Namen hauchte. Fast so, als würde sie versuchen sich gegen irgendwas zu wehren, aber nicht dagegen ankommen.
Würde sie aufwachen, wenn er ihr sein Blut anbot? Es tat ihm richtig weh, sie so leiden zu sehen.
Etwas unkoordiniert begann sie sich zu bewegen, schien aber noch keine richtige Kontrolle über ihren Körper zu haben. Fast so, als hätte sie Zuckungen.
Da Audrey spitze Fingernägel hatte, nahm er einen Finger von ihr und ritzte sich die Haut auf, um zu sehen, ob sie auf den Blutgeruch reagierte oder nicht. Dazu hielt er seinen leicht blutenden Arm unter die Nase.
Ihr Mund öffnete sich etwas, doch sie zitterte und wand sich so heftig, dass sie dem Arm kaum näherkam.
Deswegen legte Adrian seinen Arm mit dem wenigen Blut an ihre Lippen und wartete, ob sie reagierte oder nicht.
Ein paar Tropfen fanden ihren Weg in ihre Kehle und sie schluckte. Fast sofort wurde sie etwas ruhiger und je weiter das Blut in ihren Mund tropfte, desto besser wurde es, bis sie schließlich wieder recht ruhig lag.
Erst dann nahm er seinen Arm weg und wiederholte den Prozess.
Es dauerte etwas, bis Audrey endlich ihre Augen aufschlug. Diese wirkten seltsam milchig, als wäre sie blind. "Adrian?", fragte sie ganz leise und krächzend.
Erleichtert drückte er sie an sich und beteuerte, dass er bei ihr war. „Ich mache mir Sorgen um dich! Sage mir, was ich tun kann, um dir zu helfen!", bat er sie eindringlich.
"Leider gar nichts", brachte sie mühsam hervor. "Mein Körper muss sich ... erholen", keuchte sie und man hörte, dass Sprechen sie anstrengte.
„Hilft auch kein Blut?", wollte er sichergehen.
"Nicht mehr", brachte sie hervor und schloss für einen Moment die Augen. "Das tut gerade seine Arbeit."
Hatte das bisschen wirklich ausgereicht? Adrian war erstaunt darüber, nickte jedoch und hielt sie einfach nur noch fest.
"Was ... ist passiert?", fragte sie irgendwann und ihre Stimme klang kräftiger.
„Ich weiß es wirklich nicht. Da waren Männer, die dich entführt haben. Sie haben auf mich geschossen und solche Dinge", versuchte er zu erklären. So richtig verstehen konnte er es noch nicht.
"Es tut mir leid", flüsterte sie. "Bist du verletzt?"
„Keine Ahnung", gestand er. Schmerzen verspürte er, doch er war am Leben, weshalb er sich nicht darum kümmerte.
"Wie konnte das nur passieren", murmelte sie erschöpft.
„Gute Frage, jedenfalls waren alle sowas wie Vampire. Auch der Tauchlehrer. Er hat versucht, mich im Wasser zu halten", knurrte er missmutig.
"Wirklich?", fragte Audrey und wirkte irritiert. "Ich hätte das spüren müssen", murmelte sie und frage sich, ob sie vielleicht nicht richtig aufgepasst hatte.
Vorsichtig zuckte er mit den Schultern. „Alle trugen diese Schwimmanzüge. Und der Lehrer hatte plötzlich so seltsame Augen", erzählte er das, an was er sich erinnerte.
Audrey nickte nachdenklich und setzte sich ganz langsam auf.
„Geht es dir besser?", fragte er besorgt und hielt sie fest.
"Etwas", meinte sie, wirkte aber immer noch unkoordiniert.
Deshalb legte Adrian seine Arme um sie und küsste sie sanft. „Ich habe mir Sorgen um dich gemacht. Dass ich dich verlieren würde", flüsterte er leise gegen ihre Lippen.
"Es tut mir leid. Ich weiß nicht, was sie mir injiziert haben. Er sagte es wäre ein hochtödliches Gift", erklärte sie und zuckte etwas, was sie leise fluchen ließ.
Sofort machte er sich noch mehr Sorgen. „Du sagtest, dass du nicht stirbst. Vielleicht wirkt es bei dir nicht?"
Audrey nickte und zuckte noch einmal. "Aber mein Körper versucht es gerade abzubauen", erklärte sie. "Ich habe dich vorhin gehört, aber ich konnte mich nicht bewegen", erklärte sie zähneknirschend.
Das hörte sich nicht gut an. „Tut dir etwas weh?", erkundigte er sich besorgt. Sie sah nicht besonders gut aus.
"Mein gesamter Körper kribbelt", gestand sie sehr leise. "Es ist sehr unangenehm."
„Hattest du das schon einmal? Brauchst du noch Blut?", fragte er besorgt. Ihr zu geben war ihm anscheinend nicht so unangenehm, wie es sich zu nehmen.
"Es ist schon manchmal vorgekommen", flüsterte sie und schüttelte leicht den Kopf. "Ursprünglich habe ich nicht einmal Blut gebraucht", gestand sie fast schon verlegen.
"Was war damals passiert? Und wieso hast du kein Blut gebraucht?", wollte er genauer wissen. Dann musste er sich vielleicht nicht so große Sorgen machen.
"Ich war schon seit meiner Geburt unsterblich", erklärte sie leise. "Und die ersten paar Jahrhunderte habe ich mich normal ernährt. Ohne Blut. Erst, nachdem du gestorben bist und ich mich zurückzog, kam es dazu, dass ich Blut von anderen probiert habe. Dadurch bin ich viel stärker geworden und war in der Lage dich zurückzuholen", erklärte sie leise.
Ihre Worte machten ihn nachdenklich. Dann war er schon sehr oft wiederbelebt und wieder geboren worden. Ein gruseliger Gedanke. "Woher weißt du dann, dass ich es bin und wie findest du mich?"
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