Kapitel 21
Kapitel 21
~2020 Peking~
Audrey lächelte, während sie ihren Erinnerungen nachhing und sie gleichzeitig leise Adrian erzählte. Zumindest die Dinge, an die sie sich erinnern konnte. Sie hoffte damit seine eigenen Erinnerungen zu stärken.
Während ihrer Erzählungen waren sie langsam durch die Verbotene Stadt gewandert und blieben dort sogar stehen, wo sie die Mauern immer hinter sich gelassen hatten. Dort blieben sie einige Zeit lang stehen.
Ausgiebig betrachtete Adrian die Mauer und plötzlich kam die Erinnerung hoch, wie er damals von der Mauer gerutscht war. "Der Sturz hatte ganz schön weh getan", brachte er lächelnd hervor und rieb sich den Nacken. Bei ihren Erzählungen waren die Bilder immer präsenter für ihn geworden, sodass er mittlerweile wirklich daran glaubte, zu der Zeit gelebt zu haben.
Viele Menschen waren in der Verbotenen Stadt unterwegs. Auch Verkäufer, die chinesische Leckereien an die Touristen verkauften.
"Wollen Sie etwas?", fragte Adrian, nachdem eine junge Frau energisch für ihr Essen warb. Sehr weit entfernt stand sie nicht, aber ihre Stimme war laut und durchdringend.
Fast schon penetrant, konnte man sagen.
Audrey, die den Duft bereits aufgenommen hatte, nickte. "Sehr gern, das riecht wirklich lecker."
"Vielleicht gibt sie dann endlich Ruhe", lachte Adrian leise und nahm Audreys Hand, um in die Richtung der Verkäuferin zu schlendern. "Ich habe das Gefühl, sie versucht uns mit ihrem Essen zu locken. Nötig wäre das nicht, ich hatte sowieso vor, etwas zu kaufen", bemerkte er lächelnd.
"Jeder Verkäufer lockt", meinte Audrey leise belustigt.
Mit einem Kopfnicken in die Richtung der Frau meinte er, dass sie besonders stark dabei war. Viele hätten nach dem Schreien bereits Halsschmerzen.
"Guten Tag, was darf ich Ihnen anbieten?", fragte die Verkäuferin mit lockender Stimme, sobald sie diese erreicht hatten. Ihr Angebot hatte sie auf einer Platte liege, die sie mit Lederbändern um ihren Hals trug, sodass sie beide Hände frei hatte, wenn jemand bezahlen wollte. Aber auch, damit sie den Kunden das Essen reichen konnte.
Nun benutzte sie beide Hände, um die Platte leicht hochzuheben, damit sie das Essen darauf besser anbieten konnte.
Es war verboten, hinter den Mauern einen Stand zu eröffnen, weshalb viele so ihre Waren verkauften. Manche verkauften auch nur Souvenirs.
Adrian sah Audrey fragend an, denn sie konnte entscheiden, was sie gerne wollte.
Sie entschied sich für die Meeresfrüchtespiese. Audrey aß Fisch im Allgemeinen sehr gern und dieser hier roch so lecker.
Somit bestellte er zwei, denn Adrian aß ebenfalls sehr gerne jegliche Art von Fisch. Das Geld wechselte den Besitzer. "Lasst es euch schmecken!", wünschte ihnen die Verkäuferin freudig und ihre Augen blitzten. Auf eine Art, die Adrian noch nie gesehen hatte, doch darum kümmerte er sich nicht. Sicherlich war sie froh, etwas verkauft zu haben.
Audrey nahm ihm den Spieß dankend aus der Hand und zupfte mit ihrem Mund eine Garnele ab, bevor sie wieder ein Stückchen lief. "Das schmeckt lecker", bemerkte sie, denn die Soße war ganz nach ihrem Geschmack.
Dem konnte er nur zustimmen. Langsam entfernten sie sich von der Verkäuferin und gingen zurück zu der Stelle an der Mauer, die sie damals oft benutzt hatten. Sie war hoch und Adrian konnte gar nicht verstehen, wie man in der Lage sein konnte, diese überhaupt zu überspringen.
Audrey zupfte mit den Zähnen die letzte Meeresfrucht vom Stab und genoss den Geschmack, während sie mit funkelnden Augen die Mauer betrachtete.
„Sie haben wohl sehr schöne Erinnerungen daran, nicht wahr?", fragte Adrian mit einem Seitenblick auf sie. Liebevoll legte er seine Hand an die warme Mauer, die von der Sonne angestrahlt wurde.
In dem Moment fühlte er, wie weitere Erinnerungen zurückkehrten. Ob es wohl an ihren Erzählungen lag?
Adrian kaute den letzten Bissen seines Spießes genüsslich. „Sollen wir sie zum Mülleimer bringen?"
Audrey nickte auf beide seine Bemerkungen hin und lächelte, als sie sich umdrehte, um nach einem Mülleimer zu suchen.
Sie lief ein Stück und bemerkte, wie ihr etwas schwindelig wurde. Ihr Blick verschwamm für einen Moment und fühlte sich müde.
„Hoppla", kicherte Adrian erheitert, denn er nahm an, dass sie einfach das Gleichgewicht verloren hattet.
Sanft hielt er sie am Arm fest, sodass sie nicht fiel. Prüfend sah er ihr ins Gesicht. „Geht es Ihnen nicht gut?", fragte er besorgt. Audrey wirkte nicht wie sonst.
"Ich weiß nicht", murmelte sie nachdenklich und bemerkte, dass es etwas besser wurde. Ihr Blick glitt in den Himmel. Es war sehr heiß und sonnig, doch normalerweise störte sie das kaum.
„Möchten Sie zurück? Vielleicht ist Ihnen zu warm nach der Reise", bemerkte Adrian vorsichtig. Nur weil er in die Verbotene Stadt gewollt hatte, hatten sie sich beeilt.
Den neugierigen Blick, den die Verkäuferin ihnen zuwarf, bemerkte er nicht.
Doch sie kam auf die beiden zu und fragte, ob alles in Ordnung mit ihrem Essen gewesen sei und ob sie noch etwas wollten. Sie wirkten ihrer Meinung nach hungrig.
Audrey winkte dankbar ab und spürte, dass ihre Beine etwas zitterten. "Vielleicht habe ich einen Sonnenstich", murmelte sie und hielt sich an Adrian fest.
Adrian beschloss, die junge Frau zurückzubringen. Zu der Verkäuferin gewandt schüttelte er den Kopf. „Danke, das Essen war hervorragend, aber ich glaube, wir gehen", sagte er freundlich zu ihr.
Gleichzeitig spürte er auch, wie sich Audreys Griff an ihm verfestigte.
Kurz entschlossen bückte er sich hinab und hob sie anschließend hoch, sodass sie in seinen Armen lag.
Das sorgte für einen neuen Schwindelanfall und ihr wurde richtig schlecht. "Ich glaube ... ", begann sie leise. "Das irgendwas mit dem Essen nicht gestimmt hat."
Fragend blickte er ihr ins Gesicht und stellte sie im nächsten Schatten ab. „Aber mir ist nicht schlecht. Ich glaube, Sie haben wirklich einen Sonnenstich", bemerkte er und legte seine Hand auf ihre Stirn, um zu prüfen, ob sie heiß war. Doch die Temperatur war normal. Was also stimmte nicht?
Audreys Atmung wurde schneller und sie zitterte heftiger. "Mein Körper fährt herunter", flüsterte sie. "Ich klapp gleich zusammen."
„Soll ich Sie in ein Krankenhaus bringen?", fragte er besorgt. Dass sie sich plötzlich so schlecht fühlte, war gar nicht gut. Adrian wusste nicht, was er tun sollte oder auch konnte.
"Kein Krankenhaus", murmelte sie kopfschüttelnd. Damit hatte sie schlechte Erfahrungen gemacht und sie wollte nicht unbedingt wieder in einem Verbrennungsofen aufwachen.
„Was kann ich dann für Sie tun, Audrey?", fragte er hektisch. Es war noch nie vorgekommen, dass eine Frau in seinen Armen zusammenbrach. Er musste doch in der Lage sein, ihr zu helfen!
"Können wir zurück?", brachte sie angestrengt hervor. Sie wollte in die Sicherheit einer Wohnung. Dort konnte sie zusammenbrechen, aber nicht hier, wo jeder sie einfach mitnehmen konnte.
Ohne ein Wort zu sagen, hob er die junge Frau wieder hoch und rannte so schnell er konnte zu ihrer nahegelegenen Wohnung.
Umständlich fischte er in ihrem Hanfu nach den Schlüsseln, damit er die Wohnung öffnen konnte. Kühle schlug ihnen entgegen, sobald er den Vorraum betrat. Ohne sich die Schuhe auszuziehen, brachte er sie sofort zu der Couch und legte sie darauf ab.
„Audrey, hören Sie mich noch?", fragte Adrian ängstlich, als sie sich nicht rührte.
Ihre Lider flatterten und sie deutete mühsam auf ein Handy, das auf der Kommode lag. "Notfallnummer", murmelte sie leise. "Ich überleb das schon", versicherte sie jedoch schwach.
Verwirrt sah Adrian auf das Handy und reichte es ihr, weil er nicht wusste, von welcher Nummer sie sprach. Ins Krankenhaus wollte sie ja nicht. Und ihren Code wusste er auch nicht.
Audrey konnte das Gerät jedoch gar nicht halten und es war auch nicht gesperrt. Als es zu Boden rutschte, leuchtete es kurz auf.
Adrian hasste es, in einem fremden Handy nach etwas zu suchen. Er hob es auf und durchsuchte die Kontakte nach der Notfallnummer.
Diese war unter dem Namen seltsamerweise eingespeichert und ihm blieb nichts anderes übrig, als diese zu wählen.
Ungeduldig, aber auch nervös wartete auf das Freizeichen und hoffte, dass derjenige am Ende der Leitung sich nicht wunderte, wer er war. Diese Fragen zu beantworten, würde nur zu viel Zeit kosten.
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