Kapitel 20.2
Kapitel 20.2
Audrey genoss den Anblick, begann jedoch auch, ihn in den Hanfu zu helfen. Da sie wusste, was sie tat, dauerte es auch nicht sonderlich lange.
Sich im Kreis drehend sah er an sich hinunter. Das Kleidungsstück sah gut aus. „Wie kommt es, dass Sie so etwas ausgerechnet in meiner Größe besitzen?", fragte er sie schmunzelnd.
"Ihr seid nicht viel kleiner oder größer, als ich es gewohnt bin", gestand sie etwas peinlich berührt.
Hieß das etwa, er war immer gleich groß? Egal, wann er gelebt hatte? So richtig vorstellbar war das nicht.
Waren das Gene, die sich nicht änderten? „Wie alt ist dieser Hanfu dann?", fragte er neugierig.
"Nicht alt", versicherte sie. "Die alten Stücken, die ich retten konnte, sind sehr gut aufbewahrt. Aber es sind Kopien. Der hier ist vielleicht ein Jahr alt", meinte sie lächelnd.
Während sie sich auf den Weg zur Verbotenen Stadt machten, erzählte Adrian, dass er einen sehr alten Hanfu besaß. Bestimmt war dieser mehrere hundert Jahre alt.
Die lauten Stimmen, die sich mit den sanften Melodien hinter den Mauern vermischten, weckten eine Sehnsucht in ihm. Der dichte Stadtverkehr, der selbst hier noch vernehmbar war, wurde damit beinahe übertönt, je näher sie kamen.
Gemeinsam durchschritten sie den Torborgen und liefen durch die Wege, während sie ihren Erinnerungen nachhingen.
Sofort bekam Adrian wieder diese Bilder von der Dynastie vor seinen Augen. Oft fühlte es sich so an, als würde er in eine andere Welt gesogen. Die sanften Melodien waren dabei eine große Hilfe.
~um 1400 China~
Es war eine dieser Abende, die Li-Min mit dem Kaiser in der Stadt verbrachte. Heute war kein Nachtmarkt und alles war ruhig. Doch auch das genossen die Beiden. Einfach nur durch die Stadt zu schlendern, sich die Leute anzusehen und ihren Gedanken nachzuhängen.
Dadurch, dass Li-Min solche außergewöhnlichen Fähigkeiten besaß, nutzte Xiao diese auch zu seinem Vorteil. Noch nie waren sie erwischt oder gesehen worden und so konnten sie diese Zeit immer genießen.
Gemeinsam aßen sie kleine Süßigkeiten, sahen sich die Trommelspiele und Tänze einiger Menschen auf dem Marktplatz an. Alles schien wie immer zu sein. Fröhlich und ausgelassen.
„Wollen wir zurückgehen?", fragte Xiao leise an ihrem Ohr.
Sie wollte eigentlich nicht, nickte jedoch. Wenn Xiao zurückwollte, würden sie das tun. Vielleicht konnten sie die Nacht noch anderweitig nutzen. "Hören wir uns das Spiel noch zu ende an, bevor wir gehen?", fragte sie und deutete auf die Frau, die gerade Flöte spielte.
Xiao nickte und strich ihr eine Strähne unter der Kapuze hinter das Ohr. „Was auch immer du möchtest", flüsterte er leise und zog sie in eine Umarmung, damit sie die lieblichen Klänge der Melodie genießen konnten.
Gemeinsam standen sie da und genossen, bis Li-Min plötzlich ein Stechen in der Brust spürte. Menschen schrien auf und sie wusste nicht wieso, bis sie an sich hinabblickte.
Blut rann an der Klinge entlang und tropfte zu Boden. Xiao hinter ihr röchelte.
Eine Klinge, dachte sie, als ihr Blick sich begann zu drehen. Sie hielt sich jedoch auf den Beinen und versuchte gegen den Schmerz anzuatmen. Es blieb keine Zeit ohnmächtig zu werden und zu heilen, obwohl ihr Körper genau das wollte.
Mühsam machte sie mehrere Schritte nach vorn und entging so dem Metall, das nicht nur ihre, sondern auch Xiaos Brust durchstochen hatte.
Panisch hielt sie ihn und versuchte die Klinge aus seinem Körper zu lösen.
Den Angriff hatte keiner der beiden kommen sehen. Xiao hatte seine Arme von hinten um Li-Min gelegt gehabt, um nah bei ihr zu sein.
Lautlos waren Männer aus der Dunkelheit angeschlichen und hatten plötzlich zugeschlagen.
Keiner der Anwesenden auf dem Marktplatz hatte es bemerkt, da alle von dem Flötenspiel fasziniert gewesen waren.
Xiaos Augen waren weit aufgerissen, als Li-Min die Klinge nahm, welche in seinem Körper steckte. Blutgeschmack bildete sich in seinem Mund und er konnte nur noch einige Schreie wahrnehmen, bevor die Welt um ihn herum verstummte.
Der Schmerz, den die Klinge in ihm hinterließ, verursachte ein Feuer, als würde man ihn verbrennen wollen.
Das Einzige, was er noch wahrnahm, war seine Geliebte. Selbst als er zu Boden ging, konnte er sie noch sehen, bevor alles vor seinen Augen schwarz wurde und sein Herz aufhörte zu schlagen. Sein Atem, welcher davor noch hektisch und keuchend gewesen war, verstummte für immer.
Li-Min hielt ihn und mit ihm zusammen lief sie auf die Dunkelheit der Gassen zu. Leute, die ihnen helfen wollten, hielt sie mit ihrer magischen Stimme von sich, die etwas blubbernd klang. Dennoch gelang es ihr, die Menge zu beruhigen und das Gefühl zu vermitteln, das nichts geschehen war.
Dann zog sie sich langsam zurück. Dabei steuerte sie einen Tempel an, von dem sie hoffte, Unterschlug zu finden. Sie brauchte etwas Zeit, um Xiao zu retten und sie musste sich beeilen, denn sie spürte bereits Ambrosia auf ihrer Zunge.
Der Tempel, den sie aufsuchte, lag dunkel und gruselig vor ihr. Niemand war um diese Uhrzeit hier, weswegen sie sich sicher sein konnte, nicht gestört zu werden.
Zu dem Tempel führten Steintreppen nach oben und sie musste nur noch die Tür öffnen, damit sie hineinkonnte.
Die Angreifer waren bereits in der Dunkelheit verschwunden, ohne dass jemand gesehen hatte, zu wem die Gesichter gehörten. Schwarz vermummt waren sie gewesen, sodass sie nicht weiter aufgefallen waren.
Xiaos Mantel und die Kleidung darunter waren bereits völlig mit Blut durchnässt und seine Kapuze war heruntergerutscht. Die langen, schwarzen Haare hatte er zusammengebunden, sodass er sie leichter verstecken konnte. Diese waren nun ebenfalls voller Blut und hinterließen genau wie sein Körper, Blutspuren auf dem Boden.
Leblos hing er in Li-Mins Armen und regte sich nicht mehr.
Diese legte ihn zu Boden und kaum lag er dort, beugte sie sich hinab, um ihn zu küssen. Ambrosia rann in seinen Mund und seine Kehle hinab, während ihre Hände seine Brust abtasteten und die Wunde vom Stoff der Kleidung befreite. Dann begann sie mit der Heilung, während sie ihn weiterhin küsste.
Ihre Hände leuchteten blau auf, während die Wunde sich langsam schloss. Sobald er erwacht war, würde er keine Probleme mehr haben. Eine kleine Wunde wie diese war zwar tödlich, aber für Li-Min leicht zu heilen. Ihre eigene würde dabei zurückstecken und langsamer heilen.
Es dauerte gar nicht lange, bis ihre Heilung Wirkung zeigte. Für die junge Frau jedoch mussten es sich wie eine Ewigkeit angefühlt haben.
Still war die Nacht, die außer von einigen Tiergeräuschen unterbrochen wurden. Aber auch die Stimmen vom Marktplatz drangen leise zu ihr hinauf.
Langsam öffnete Xiao seine Augen und starrte in den Nachthimmel, der von Sternen übersät war. Sprechen fiel ihm schwer, doch Li-Mins Anblick beruhigten ihn. Was war geschehen? Xiao konnte sich nur an einen unerträglichen Schmerz erinnern.
"Langsam", brachte sie leise hervor, was dazu führte, dass Blut aus ihrem Mund floss. Sie versuchte es aufzuhalten und hob eine Hand an ihre eigene Wunde. Sie blutete noch immer stark und sie bemerkte, wie ihr langsam schwindelig wurde.
„Li-Min!", rief Xiao leise und erschrocken und richtete sich trotz ihrer Bitte schnell auf, um sie in den Arm zu nehmen. „Was ist passiert? Kann ich dir helfen?", fragte er panisch. Sie zu verlieren wäre sein Ende. Das wusste er.
Sie schloss die Augen und lehnte sich an seine Schulter. "Es ist gleich besser", versicherte sie leise und begann nun endlich damit, sich selbst zu heilen. Xiao war am Leben und das war das Wichtigste. Sie würde es ebenfalls überleben, ob sie die Wunde nun aktiv heilte oder nicht.
„Was ist passiert?", fragte er erneut und nicht minder geschockt. Verstehen, was geschehen war, konnte er nicht. Seine Arme, die um Li-Min geschlungen waren, fühlten sich klebrig an. Bei näherer Betrachtung stellte Xiao fest, dass es Blut war. Woher kam all das Blut?
"Jemand hat uns erstochen", brachte sie mühsam hervor. Ihre Kraft schwand und sie fühlte sich müde und ausgelaugt. Hätte sie gewusst, dass es so bald passieren würde, hätte sie vorher etwas getrunken.
Vor Schock brachte er keinen Laut von sich. Erst nach einigen Minuten brachte er tonlos hervor, wie es sein konnte, dass er noch lebte. Dass Li-Min noch am Leben war, verwunderte ihn nicht, da er wusste, was sie war. Oft genug hatte sie ihre Fähigkeiten demonstriert und ihn entzückt.
Sie hob die Hand und streichelte seine Wange. "Es tut mir leid", hauchte sie mit einem leichten Lächeln. "Der Tag, an dem ich Euch in meine Welt geholt habe, kam schneller, als erwartet", gestand sie, brach dann jedoch in seinen Armen vor Erschöpfung zusammen.
Fest zog Xiao sie in seine Arme und stand auf, um sich in die Dunkelheit der Tempelwände zurückzuziehen. So konnte er nicht hinter die Mauern der Verbotenen Stadt zurück.
Was genau sie gemeint hatte, würde er später erfragen. Nun war es wichtig, dass sie sich erholte. Was auch immer sie getan hatte, dass er noch am Leben war, er verdankte es ihr.
Xiao lehnte sich an eine der Holzwände und hielt seine Li-Min in den Armen, küsste die junge Frau immer und immer wieder und hoffte, sie würde bald wiedererwachen.
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