Kapitel 19.1

Kapitel 19.1

Wie erwartet, war der Kunde ziemlich anstrengend gewesen. Zumindest am Anfang. Sobald Audrey jedoch hinzugekommen war, ging alles viel entspannter und schneller, als Adrian erwartet hatte.

Dankbar darüber ließ er Audrey immer wieder kleine, unbemerkte Gesten zukommen. Mal legte er seine Hand leicht an ihren Rücken oder streichelte sanft den Arm. Jedoch so, dass der Kunde es nicht sah.

Als Abschluss gingen sie sogar in ein französisches Kaffeehaus, um den erfolgreichen Ausgang des Treffens zu feiern. Endlich hatte der Kunde sich für eine Immobilie entschieden.

Am frühen Abend war alles fertig und ein zufriedener Mann ging nach Hause. Die Papiere würde Adrian ihm per E-Mail schicken, die er ihm unterschrieben zurückschicken sollte.

Erleichtert darüber, dass der Tag noch nicht vorbei war, drehte er sich zu der jungen Frau, die ihn fast die ganze Zeit begleitet hatte, um und lächelte.

„Was halten Sie davon, als Abschluss des erfolgreichen Tages fein essen zu gehen und den Eiffelturm zu besuchen?", schlug er vor und fügte hinzu, dass er noch nie dort oben gewesen war.

Audreys Augen strahlten und sie lächelte. "Sehr gern", sagte sie. Ihr waren die Gesten nicht verborgen geblieben und sie liebte es, mit ihm unterwegs zu sein. "Interessiert Euch der Blick, den Besucher haben, oder wollt Ihr ganz nach oben?", fragte sie mit einem Funkeln in den Augen.

„Beides", gestand Adrian ehrlich. Seine Laune war hervorragend und er wollte sich erkenntlich zeigen, wie froh er über ihre Unterstützung gewesen war.

Audrey lachte leise. "Dann gehen wir zuerst in Ruhe essen und am Abend schauen wir uns die Sterne an", schlug sie vor.

Kurz dachte er nach. „Wie wäre es mit Au bon accueil? Das ist in der Nähe des Eiffelturms?", fragte er interessiert. „Oder haben Sie einen Wunsch?"

Audrey schüttelte den Kopf. "Nein, keinen Wunsch", meinte sie und lächelte. Sie würde dorthin gehen, wo er wollte.

Erfreut rieb er sich die Hände. „Dann lassen Sie uns gehen", entschied Adrian und nahm sie bei der Hand. Er freute sich wirklich auf den Abend.

Audrey freute sich darüber, dass er ihre Hand hielt und glücklich lief sie neben ihn her.

Paris war eine schöne Stadt und bald hatten sie das Restaurant erreicht, in das Adrian sie führen wollte. Der Eifelturm nicht weit weg.

Sofort schlug ihnen die angenehme Atmosphäre entgegen, sobald sie das Restaurant betraten. Modern, aber gemütlich wirkte es mit seiner Einrichtung, die direkt zum Schlemmen einlud.

Adrian führte die junge Frau an einen Tisch und grüßte einen Kellner auf Französisch, der ihn mit Freuden erwiderte. Hochgewachsen war der Mann, der eine schwarz-weiße Uniform trug und ein weißes Tuch über seinem Arm hängen hatte.

Charmant zog Adrian den Stuhl für Audrey vor, damit sie sich setzen konnte. Man merkte, dass er schon öfters hier gewesen war.

Audrey nahm dankend an und ließ sich auf den Stuhl nieder, bevor sie wartete, dass sich auch Adrian setzte. Beide erhielten eine Karte, als der Kellner auch schon nach ihren Getränkewünschen fragte.

Audrey erkundigte sich auf Französisch, was er für einen Wein empfehlen konnte.

Er konnte einen vorzüglichen Weißwein aber auch Rotwein empfehlen. Je nachdem, was sie sich bestellen würden.

Adrian ließ sich ausgiebig Zeit, bevor er sich für ein Whiskey-Rinderfilet mit Prinzessbohnen, Kartoffelgratin und geschmorten Birnen entschied. Dazu würde er einen Rotwein trinken.

Audrey entschied sich für Bouillabaisse. Einen traditionellen Fischeintopf. Dazu wählte sich Weißwein, weil sie fand, dass das gut zusammenpasste.

Fast schon liebevoll sah er Audrey über den Tisch hinweg an und freute sich sehr, den Abend mit ihr zu verbringen. Viel mehr, als er es jemals bei anderen Frauen getan hatte.

„Wie haben Sie den Kunden so schnell beruhigen können?", wollte er von ihr wissen. Anfangs war er wirklich nervig gewesen, bis sie dazu gekommen war.

"Das liegt an meiner Stimme", meinte sie mit einem schiefen Lächeln. "Gerade bei Männern gelingt es mir leicht, dass sie an mir kleben, ohne dass ich es will", gestand sie etwas verlegen. "Nur bei Euch funktioniert das nicht."

Ein verschmitztes Lächeln erschien auf seinem Gesicht. „Vielleicht bin ich Ihren Charme auch bereits so gewohnt, nachdem ich ihn schon so oft erlegen bin?", fragte er sie neckend.

Dankbar nickte Adrian dem Kellner zu, der die Getränke brachte und wandte sich ihr dann wieder zu. „Ich habe nie behauptet, dass es bei mir nicht funktioniert", bemerkte er. Adrian ließ sich das nicht gerne anmerken.

"Nicht so, wie es bei den anderen wirkt", meinte sie entschuldigend. "Und darüber bin ich froh", gestand sie leise. "Es wäre nicht schön, wenn Ihr alles tut, was ich will, weil Ihr nicht widersprechen könnt."

Damit hatte sie Recht. Hilflos zu sein, war eines seiner größten Albträume. Und sich nicht wehren können. Das gab er auch zu und meinte, dass er seit dem Tod seiner Eltern ein großes Problem hatte, wenn man ihn einengte und er hilflos war.

Audrey griff sanft nach seiner Hand und lächelte ihn an. "Da könnt Ihr beruhigt sein, das ist nicht meine Absicht. Dazu mach ich es zu gern, wenn Ihr dominant seid."

Zärtlich strich er über ihren Handrücken und lächelte dabei. „Was soll das denn heißen?", fragte er erstaunt. Er war doch nicht dominant.

Audrey lächelte geheimnisvoll, aber auch verführerisch. "Erinnert Euch an das letzte Mal im Bett", flüsterte sie verschwörerisch.

„Das ist doch nicht dominant", meinte Adrian mit einer abwehrenden Handbewegung. Bevor er weitersprach, wartete er, bis der Kellner ihnen das Essen hingestellt hatten. „Ich habe lediglich Ihr Angebot angenommen, nicht von Ihnen gebissen zu werden."

Für ihn war es das erste Mal gewesen, dass er so etwas überhaupt getan hatte.

"Mag sein, aber das ändert nichts daran, dass ich lieber jemand bin, der sich Euch hingibt", sagte sie mit einem leisen Lachen in der Stimme und probierte von ihrem Fischeintopf.

Schulterzuckend widmete er sich seinem Essen. Sich so jemanden hinzugeben, konnte er gar nicht. So viel vertraute er anderen nicht unbedingt, um sich ihnen hilflos hinzugeben.

Audrey nahm einen Schluck Wein und seufzte zufrieden. "Der ist richtig gut", bemerkte sie.

Dem konnte er nur zustimmen. Der Kellner wusste genau, welcher Wein zu welchem Gericht passte, um den höchstmöglichen Genuss zu erhalten.

„Deswegen komme ich gerne hierher. Das Essen ist ausgezeichnet und die Leute sind sehr freundlich. Und es ist selbst um diese Uhrzeit noch nicht so voll", bemerkte er mit einem Blick auf seine Armbanduhr, die kurz vor sieben anzeigte.

"Ich bin eher selten in Paris", gestand Audrey. "Weil es die Stadt der Liebe ist, habe ich mich hier immer sehr einsam gefühlt."

„Habe ich nicht irgendwie in einer Zeit gelebt, was Sie mit Paris in Verbindung bringen können?", fragte er und schnitt ein Stück seines Rinderfilets ab.

Audrey überlegte kurz, schüttelte dann aber den Kopf. "Wir waren bisher nur zu zweit in Paris", sagte sie sanft. "Daher habe ich Euch hier immer besonders stark vermisst."

Nachdenklich sah er aus und nickte schließlich. „Ich war immer nur in Paris, wenn ich einen Kunden hatte. Aber noch nie im Urlaub", gestand Adrian. Sein Essen war richtig gut und er aß langsam, um es zu genießen.

"Wann hattet Ihr überhaupt schon einmal Urlaub?", fragte sie, weil sie das Gefühl hatte, dass er fast nur arbeitete.

„Guter Punkt", gab er unumwunden zu. Sein dunkles, leises Lachen zeigte ihr, dass er es nicht böse nahm. „Eigentlich noch nie. Nur vielleicht ein oder zwei Tage in Asien, wenn es die Zeit zuließ."

"Hattet Ihr keine Lust oder keinen Grund?", fragte sie neugierig und genoss nebenbei den Eintopf.

„Keine Zeit", konkretisierte er nach einem Bissen seiner geschmorten Birne. Seine Termine legte er im Allgemeinen so, dass er keine Zeit verschwendete.

Audrey legte nachdenklich den Kopf schief. "Wirklich?", fragte sie. "War das nicht sehr stressig?"

Wenn er ehrlich war, brauchte er das. Dieses Stressige und keine Ruhe haben. Das lenkte ihn von vielen Dingen ab, an die er gar nicht denken wollte.

"Wollt Ihr das Euer Leben lang machen?", fragte sie und legte etwas den Kopf schief.

Das Glas, welches er gerade an seine Lippen halten wollte, blieb in der Luft stehen. „Warum nicht? Ich mag den Beruf und freue mich, wenn Menschen die perfekte Immobilie finden", antwortete Adrian.

Audrey nickte verstehend. Wenn er sich keine Gedanken für die Zukunft und eine eventuelle Familie gemacht hatte, war das für sie in Ordnung.

„Ich habe schließlich nicht vor, zu heiraten", sagte er genau in diesem Moment. Wahrscheinlich würde er seinen Beruf noch bis in alle Ewigkeit ausführen. Egal wie stressig und genervt er davon oft war.

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