Kapitel 17.2

Kapitel 17.2

Schlecht war ihm nicht geworden. Die Aussicht hatte der Geschäftsmann durchaus genossen. Dabei war sie sehr schnell an ihm vorbeigezogen, dass er gar nicht viel erkennen konnte.

Er nickte ihr zu und gab somit sein Einverständnis, dass sie weitermachen konnte. Dass sie sehr stark war, wusste Adrian. Das noch einmal zu hinterfragen, würde er nicht wagen.

Audrey nickte und dann setzten sie ihren Weg fort, bis sie den Hafen erreichten. "Damit es nicht zu auffällig wird, nehmen wir ein spezielles Schiff hinaus auf See und steigen dort um", erklärte sie ihm und landete auf einem Schiff. Die Leute dort schienen sich nicht daran zu stören, grüßten sie sogar.

„Wo sind wir?", fragte Adrian aufgeregt. Dieses Schiff hatte er noch nie gesehen. Woher kannte Audrey diese Leute. Ein Ticket besaß er auch nicht.

Das musste er doch irgendwo noch kaufen können. Schwarzfahren kam für ihn nicht in Frage.

"Das ist eines der Vampir-Transfer-Schiffe", erklärte sie ihm. "Offiziell werden hier Güter gefahren. Was auch stimmt. Aber eben auch Passagiere wie wir", erklärte sie und einer der Männer kam auf sie zu geschlendert.

"Moin Audrey. Wo soll es hingehen?", fragte er.

"Paris", lächelte diese und reichte ihm einen Schein.

"Gut, gut. Wir legen in einer halben Stunde ab. Ihr habt Glück", meinte der Mann und machte eine Kaugummiblase.

Adrian sagte nichts dazu. Diese ganzen neuen Dinge, die um ihn herum geschahen, waren sehr viel auf einmal. Ihm war gar nicht bewusst gewesen, dass es so viele Vampire gab.

Der Mann schien nett zu sein. Ob er der Kapitän war? Lässig wirkte er, so wie er seine Blase formte und diese anschließend knallen ließ.

"Normalerweise reist du doch bequemer", meinte der Mann und machte erneut eine Blase.

Audrey machte eine wegwerfende Handbewegung. "Mag sein, aber das Schiff braucht zu lange", winkte sie ab und hob als Abschiedsgruß die Hand, bevor sie Adrian an ein Ende des Schiffs führte.

„Was bedeutet das?", fragte er die Frau leise. Einen richtigen Reim konnte er sich aus dem Ganzen nicht machen.

Zwischen den ganzen Containern hindurch gingen sie nebeneinander. Dabei hatte er Zeit, die großen Metallbehälter genauer anzusehen. Mächtig wirkten sie. Viele waren aufeinandergestapelt, damit das Schiff viele auf einmal transportieren konnte.

Audrey lief auf einen davon zu und öffnete ihn. Dahinter kam ein eingerichteter Raum zum Vorschein, der sogar recht gemütlich war. "Ich nutze sonst ein Passagierschiff", erklärte sie. "Es ist viel komfortabler, aber da dieses erst in zwei oder drei Stunden losfährt und auch etwas länger braucht, war es unpassend", erklärte sie ihm.

Mit geöffnetem Mund blieb Adrian in der Tür stehen. Das war alles so absurd, dass er nicht glauben konnte, was hier gerade geschah. Ein Container, der als eine Art Wohnung auf einem Schiff herhielt. Das klang nicht nur verrückt, das war es auch.

"Viele unserer Leute vertragen Sonnenlicht nicht gut", erklärte sie. "Daher brauchen sie es schön dunkel. Nur die wenigsten von uns können sich ein paar Stunden problemlos in der Sonne aufhalten", erklärte sie.

„Warum reisen sie dann am Tag?", fragte Adrian noch immer höchst verwirrt und erstaunt. Warum machte es ihm eigentlich nichts aus? Außer leichtes Augenbrennen und mehr Empfindlichkeit hatte er nichts feststellen können.

"Weil diese Dinge nicht für uns gelten", erklärte sie lächelnd, aber leise. Als würden es die anderen nicht hören dürfen. "Sonne macht uns nicht viel aus. Mir gar nichts, Euch vielleicht Augenschmerzen."

„Warum?", wollte er genauer wissen. Was war an ihnen so speziell? War der eine Mann auch ein Vampir gewesen, denen sie begegnet waren?

Audrey zuckte die Schultern. "Es gibt mehrere Abstufungen. Wenn unsere Königin einen Menschen wandelt, wird dieser ein richtiger Vampir. Manchmal sogar sonnenunempfindlich. Wenn Vampire Menschen wandeln, dann haben diese sehr große Probleme und können sogar verbrennen", erklärte sie. "Daher heißen von Vampiren gewandelte auch Bisslinge."

Wie viele Vampire die Königin wohl hervorgebracht hatte? War er etwa sonnenunempfindlich geworden?

Einen Schritt wagte der Geschäftsmann nicht in die Containerwohnung. Dabei war sie schlicht, aber hübsch und mit allem, was man brauchte, eingerichtet.

"Möchtet Ihr lieber auf dem Deck bleiben?", fragte sie neugierig und erklärte dann, dass es mittlerweile auch gewisse Sonnenschutzcreme gab, die es ermöglichte, länger in der Sonne zu bleiben.

„Eine Weile sehr gerne", erwiderte Adrian. Ihn interessierten die ganzen Container, aber auch das Meer selbst, wenn das Schiff ablegte. Grau und nicht gerade einladend lag ihnen der unendliche Ozean vor den Füßen. Ein frischer Wind war zu spüren, doch dieser würde hoffentlich nicht für extreme Wellen sorgen.

Audrey ging mit ihm zum Rand des Schiffes und blickte hinab. Mit einer Handbewegung hatte sie etwas Wasser dazu gebracht in einer Kugel geformt zu ihnen nach oben zu schweben. Eine kleine Demonstration von dem, was sie konnte.

Erstaunt davon warf er ihr einen Blick zu. Immer wieder wurde er von ihr überrascht. Manchmal positiv, manchmal eher negativ, wenn ihm etwas nicht gefiel.

„Sind Sie Magierin?", fragte er mit einem belustigten Ton in der Stimme.

"So wurde ich eine Zeit lang genannt. Bis die Menschen aufgehört haben, an Magie zu glauben", erklärte sie mit einem Schmunzeln.

„Können das denn alle Vampire?", wollte er erstaunt wissen. Ihm fiel ein, dass sie von Hexenverbrennungen gesprochen hatte. Ob sie wohl das Gleiche miterlebt hatte? Wie grausam sich das anhörte.

„Darf ... ich sie anfassen?" Seine Neugier konnte er nicht im Zaun halten. Jetzt, wo er nicht fliegen musste, fühlte er sich erleichtert und wohler.

"Nein, die wenigsten beherrschen diese Art der Magie", meinte sie und nickte auf seine zweite Frage hin. Es würde nicht kaputtgehen, solange sie sich darauf konzentrierte.

Sachte ließ er seine Finger das kalte Wasser berühren. Unwirklich fühlte es sich für ihn an. Vorsichtig streichelte Adrian die Kugel, als habe er Angst, diese zu zerbrechen.

„Woran liegt es dann, dass manche es beherrschen und manche nicht?", forschte er weiter nach.

"An der Menge der Macht, die sie von der Urmutter erhalten", meinte sie. "Je mehr Kraft sie in die Wandlung steckt, desto mächtiger ist man", sagte sie schmunzelnd. "Sie wird nicht kaputt gehen", versicherte sie.

„Urmutter? Die Königin?", fragte er erstaunt. Wie sie wohl war? Adrian versuchte, Audrey die Wasserkugel aus der Hand zu nehmen. Er wollte sich überzeugen, wie sie sich auf der Hand anfühlte.

Audrey überreichte sie ihm und nickte. "Ja. Ich denke, sobald Ihr Euch erinnert, wird sich das alles aufklären", hoffte sie. "Hier kann ich nicht so freisprechen, wie ich es gerne würde", gestand sie und beobachtete ihn neugierig. "Versucht, ob ihr sie in Eis wandeln könnt."

Mit einem Blick, der aussah, als würde er Audrey zurückhalten, schüttelte er den Kopf. Wie sollte er das machen? Noch nie hatte er sich mit irgendeiner Magie beschäftigt.

"Vielleicht später irgendwann", meinte sie schmunzelnd und beobachtete, wie fasziniert Adrian war. "Wir legen gleich ab", bemerkte sie und wollte ihn nicht stören.

Jetzt konnte er nur noch hoffen, dass es kein Sturm oder andere unangenehme Dinge geben würde. Es ärgerte ihn maßlos, dass er nicht mehr in der Lage war zu fliegen. Dieser Unfall saß wohl doch tiefer in ihm als ihm lieb war.

"Ich sollte Isabella anrufen", murmelte Adrian gedankenverloren. Sie sollte die Flüge stornieren. So hatte das keinen Sinn mehr. Jedoch sollte sie sich auch in der Firma umhören, wer gerne auf Reisen gehen würde. Das war das letzte Mal, dass er sich das antat.

Audrey nickte und nahm ihm die Wasserkugel wieder ab, um sie über Bord zu werfen und Meer Wasser zurückzugeben.

Lässig lehnte Adrian sich an die Brüstung des Containerschiffes und wählte Isabellas Nummer. Nach nur zweimaligen Klingeln hob sie ab und mit knappen Worten berichtete Adrian ihr, was vorgefallen war. Er trug ihr auf, sich nach einer Vertretung in der Firma umzusehen, die gerne reisen würde.

Isabella stellte keine Fragen, auch wenn es seltsam war, denn offiziell hatte er einen Autounfall gehabt und dass er deshalb nicht mehr fliegen wollte, war sehr seltsam. Aber da Audrey bemerkte, dass er dieses gewisse Etwas in der Stimme hatte, schmunzelte sie.

Vermutlich ging Isabella davon aus, dass der Flugzeugabsturz, bei denen so viele Menschen ums Leben gekommen waren, ihn zu sehr erschüttert hatte. Seit Adrian auf der Welt war, gab es zwar immer wieder einen Absturz. Doch die Tatsache, dass er darin gewesen wäre, schienen ihn zu verstören.

Dankbar legte der Geschäftsmann auf und atmete tief auf. Er spürte, wie er zitterte und sich plötzlich schwach fühlte.

Audrey kam auf ihn zu und hielt ihn, auch wenn es eher so aussah, als würde sie mit ihm kuscheln. "Was ist es, was Ihr Euch für Euer Leben wünscht?", fragte sie leise.

Eine Frage, die nicht so einfach zu beantworten war. "Ruhe und Sicherheit", gab er jedoch zu. Danach sehnte er sich. Aber auch Geborgenheit, wie er sie bei Audrey immer wieder fand.

"Ihr könnt Eure Firma auch leiten, ohne ständig hin und her zu müssen. Zumindest nicht, wenn es heißt, dass Ihr dort immer arbeiten müsst", sagte sie und rieb ihre Wange leicht an ihm.

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