Kapitel 16.1
Kapitel 16.1
~um 1400 China~
Li-Min genoss die Wärme der Sonne, welche auf ihre Haut schien, auch wenn diese fast vollständig von dem Hanfu bedeckt. Er war recht schlicht gehalten und doch liebte sie den Stoff. Sie beobachtete das Farbenspiel der Sonne, das sie irgendwie beruhigte.
Neben ihr lief der Kaiser, der endlich einmal ein paar Stunden für sich hatte, die er gern mit Li-Min verbringen wollte.
Auch er schien ihre Gegenwart, aber auch die Wärme zu genießen. Bald schon würde die Dunkelheit über der Verbotenen Stadt einsetzen. Xiao freute sich darüber, ein paar Stunden mit ihr zu verbringen.
Dazu hatte er an dem Tag fast keine Zeit gehabt. Einige wichtige Dinge waren dazwischengekommen, was ihn daran gehindert hatte, mit seiner Geliebten spazieren zu gehen.
Die Blumen im Kaisergarten strömten einen warmen, herrlichen Duft aus, der einen wirklich betören konnte. Seine Hand hielt ihre und führte sie an seine Lippen, als sie über den kleinen Steg, welcher über einen kleinen Teich führte.
Dort schwammen Fische ihre Runden und ließen sich von dem Besuch nicht stören.
Die Sonne ließ Li-Mins Haut noch heller als sonst erscheinen. Wie eine Göttin sah sie aus.
„Du bist bezaubernd, Li-Min", hauchte er gegen ihre zarte Hand.
Die junge Frau lächelte. "Nur für Euch", sagte sie und sah sich für einen Moment um, bevor sie sich hinabbeugte und dort eine kleine Blume nahm, um sie Xiao zu reichen. Jedoch ließ sie ihre Magie durch diese fließen, so dass sich die Farbe von Rot zu Blau änderte. Vor seinen Augen.
Ein erstauntes Keuchen war vom Kaiser zu hören. „Wie hast du das gemacht?", fragte er sie verwirrt, sah sie aber sehr neugierig an. Noch nie hatte er jemanden gesehen, der so etwas getan hatte. Die Blume in blau war sogar noch schöner als in Rot. Vorsichtig nah, er sie an und hielt sie gegen das Licht. Drehte sie hin und her und warf Li-Min einen fragenden Blick zu.
Diese lächelte. "Ich bin nicht ganz das, für was Ihr mich haltet", sagte sie sanft.
„So, was bist du dann?", kam die neugierige Frage von Xiao. Sein Blick verriet ihr, dass er gerne hören wollte, was sie vor ihm verbarg. Schnell sah er sich um, ob jemand in der Nähe war. Er wollte nicht, dass jemand anderes etwas von einem Geheimnis erfuhr. Li-Min war ihm wichtiger als alles andere, weshalb er sie beschützen wollte.
"Das weiß ich leider selbst nicht so genau", sagte sie leise. "Aber die Menschen haben den Wesen, die mir ähnlich sind, einen Namen gegeben", flüsterte sie. "Auf der anderen Seite der Welt nennt man uns Vampire", sagte sie und wusste, dass er damit nichts anfangen konnte. Hier in China gab es noch keine Gerüchte und auch keine ihrer Art. "Aber auch das bin ich nicht wirklich."
Überrascht, aber auch nachdenklich sah Xiao die junge Frau vor sich an, bevor er sie an der Hand nahm und sie weiterführte. Weiter weg von den anderen. Niemand musste erfahren, was hier gesprochen wurde.
Der Kaiser sah andere junge Mätressen im Garten spazieren, die leise kicherten. Deshalb brachte er Li-Min in einen Bereich, wo er sich sicher war, dass keiner hierherkommen würde.
Dass sie eine spezielle Frau war, wusste und spürte er. Und doch verstand er nicht ganz, von was sie sprach.
Erst, als sie weiter weg waren, blieb er stehen. „Erklärst du es mir bitte genauer?", fragte er neugierig.
"Ich besitze gewisse Gaben", sagte sie und nahm eine weitere Blume. Diese wurde jedoch in ihrer Hand zu einem Vogel, der auf ihrer Hand saß. "Er ist nicht echt", sagte sie leise. "Eigentlich ist es noch immer eine Blume, doch man denkt es wäre ein Vogel", erklärte sie.
„Illusion?", fragte Xiao erstaunt und nahm ihre Hand zu sich ein Stück höher, um den Vogel zu betrachten. Seine Finger glitten jedoch durch ihn hindurch, sobald er ihn berühren wollte.
Davon hatte der junge Kaiser bereits gehört, doch niemals eine zu sehen bekommen. „Was kannst du noch?", fragte er sie und Begeisterung schwang in seiner Stimme mit.
"Vieles", sagte sie etwas verlegen. "Ich könnte über die Mauer springen", erklärte sie, um eines davon zu nennen. "Aber mit der Zeit sind einige Gaben eingerostet. Früher, bevor ich mich entschied so lange zu schlafen, konnte ich viel mehr."
Xiao ließ sich auf einer der Bänke nieder und zog die junge Mätresse auf den Schoß. „Du bist wirklich sehr interessant", hauchte er ihr zu. Seine Finger strichen über die Porzellanwange und er fragte sich, ob er diese Gaben wohl für sich nutzen konnte.
"Habt Dank", sagte sie mit einem Lächeln und schmiegte sich an ihn.
„Magst du mir mehr davon erzählen? Ich bin neugierig, was für eine besondere Frau meine schönste Mätresse ist", bat er Li-Min. Seine blauen Augen strahlten sie an. Liebe stand in ihnen geschrieben. Eine, die er noch keiner seiner anderen Frauen geschenkt hatte.
Die junge Frau ließ ihre Hand sanft über seine Wange gleiten. "Ich werde niemals altern", sagte sie und eine Spur Bedauern klang in ihrer Stimme mit. "Und auch nicht sterben."
Ungläubig sah der Kaiser sie an. „Das heißt, ich werde vor dir sterben und ich werde dich allein zurücklassen?", fragte er bedauernd und traurig. Wie sehr wünschte er sich, mit Li-Min für immer vereint zu sein. Sein Herz gehörte zu ihr.
"Wenn Ihr Euch eines Tages gegen ein Leben an meiner Seite entscheiden solltet, dann ja", sagte sie leise und streichelte noch immer seine Wange. "Aber ich bin auch in der Lage eine gewisse Unsterblichkeit zu verleihen."
„Li-Min ...", begann Xiao leise. Er drehte seinen Kopf nach links und rechts, um zu sehen, ob jemand in der Nähe war.
Erst dann wagte er wieder zu sprechen. Dieses Mal mit sehr gedämpfter Stimme. „Ich kann nicht ohne dich Leben, Li-Min. Du weißt genau, dass ich an deiner Seite bleiben werde. So einzigartig wie du bist, ist keine Andere", flüsterte er ihr zu. Sie war eine Blüte, so rein und wunderschön. Niemals würde er sie freiwillig verlassen.
Sie schenkte ihm einen sanften und doch intensiven Kuss. So, wie es keine andere konnte. "Dann werde ich Euch in meine Welt holen, sobald die Zeit reif ist", versprach sie. "Aber Unsterblichkeit zu erklären ist nicht einfach und hat Nachteile", flüsterte sie.
„Du wirst mich in deine Welt holen? Wie denn?", fragte er aufgeregt. Wenn es eine Möglichkeit gab, mit ihr für immer zusammenzubleiben, würde er sie in jedem Fall nutzen.
"Ein Kuss mit Ambrosia. Der Speise der Götter", flüsterte sie. "Doch erst, wenn es soweit ist. Bis dahin erzähle ich Euch Geschichten und alle werden es für Geschichten halten. Nur Ihr kennt die Wahrheit."
„Warum erst, wenn es so weit ist? Warum nicht jetzt?", forschte Xiao genauer. Was hinderte Li-Min daran, ihn auf ihre Seite zu ziehen?
"Ambrosia ist nicht so einfach zu produzieren und ich möchte, dass Ihr ohne Einschränkungen das Leben genießen könnt. Ich könnte Euch bereits jetzt wandeln, doch dann wärt Ihr nur halb. Aber ich kann es Euch beweisen, wenn Ihr wollt", erklärte sie. Sie war bereit jemanden zu wandeln, damit er es verstand.
Nur zu gern wollte er es. Nur verstand er nicht, was sie mit halb meinte. „Wie genau meinst du das? Wo liegt der Unterschied?", fragte Xiao sie leise. Seine Finger fuhren zu ihrem Nacken und kraulten sie dort.
Ein leises, zufriedenes Seufzen war die Antwort auf seine Geste, bevor sie erzählte. "Das, was die Leute Vampir nennen sind Wesen der Nacht. Sonnenlicht schmerzt ihnen in den Augen und verbrennt die Haut. Bei Ambrosia geschieht das nicht."
Xiao nahm ihre Worte sehr genau auf, wägte sie ab, als würde er gerade entscheiden, ob er ihr glauben sollte oder nicht.
Wenn er ein Vampir wäre, hätte er große Probleme, sich nach draußen zu begeben. „Warum geschieht es bei Ambrosia nicht?", fragte er Li-Min.
Diese wirkte unschlüssig. "Ich weiß es nicht. Ambrosia erschafft neues Leben. Das andere verändert altes", versuchte sie etwas zu erklären, von dem sie selbst nicht genau wusste, wie es funktionierte.
„Also so in etwa wie eine Wiedergeburt?", wollte Xiao leise wissen. Seine schlanken Finger hatten den Weg unter ihre schöne Kleidung gefunden, wo er sie liebevoll streichelte.
Das sorgte dafür, dass sie sich noch weiter an ihn schmiegte, als sie nickte. "Ja. Mit einer kleinen Ausnahme: Damit der Körper nicht austrocknet, muss man Blut trinken. Das kann der Körper leider nicht mehr selbst herstellen."
Seine dunklen Augenbrauen verschwanden unter den langen Haaren des Kaisers. „Wieso kann der Körper das nicht mehr herstellen? Und ... wie soll man denn Blut trinken? Ein Tier schlachten?", fragte er neugierig. Abgeneigt wäre er nicht, solange er bei Li-Min bleiben konnte.
Leicht schüttelte sie den Kopf. "Menschliches Blut", murmelte sie leise. "Ihr könnt von mir trinken. Es bedarf nur ganz wenig."
„Aber du bist doch kein Mensch, oder doch?", kam nun die etwas verwirrte Frage von Xiao.
"Nein, aber mein Blut ist trotzdem noch menschlich", meinte sie leise und fühlte sich sehr wohl in der Umarmung.
Sanft fuhren seine Finger an ihren Brüsten entlang. So, wie Li-Min saß, konnte das niemand sehen. „Egal, was es dazu braucht, mit dir für immer vereint zu sein. Ich nehme jedes Risiko auf mich", schwor er der jungen Frau auf seinem Schoß.
Sie wandte den Kopf zu ihm und küsste vorsichtig seine Lippen. "Ich liebe Euch", gestand sie leise.
„Ich dich auch. Mehr als alles andere, Li-Min", hauchte er gegen ihre Lippen und ließ seine blauen Augen zu ihren zweifarbigen gleiten, bevor diese wieder zu ihren vollen und schön geschwungenen Lippen gingen.
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