Kapitel 15.1
Kapitel 15.1
Zwei weitere Monate vergingen, bis Adrian Blair wieder so weit gesund war, dass er seinem alten Leben wieder nachgehen konnte. An vieles hatte er sich in der Zeit gewöhnt. Außer dem Blut trinken. Dagegen weigerte er sich bis jetzt vehement. Mehrmals war er zusammengebrochen und nur durch Audreys Blut wieder zu Bewusstsein gelangt. Jedes Mal war er unglücklich darüber, dass sie ihm das aufgezwungen hatte. Trotzdem weigerte er sich noch immer.
Endlich war der Tag gekommen, an dem er wieder in seine Firma in New York gehen konnte. Sie waren in den letzten Tagen von Houston zurückgekehrt, sodass er sich wieder an seine Wohnung und das Leben dort gewöhnen konnte. Dennoch war Audrey öfters bei ihm gewesen.
In den letzten Monaten hatte Adrian öfters mit seiner Assistentin Isabella telefoniert, um ihr zu versichern, dass er auf dem Weg der Besserung war und er sobald es ging, wieder zurückkommen würde. Einen Besuch von ihr hatte er jedoch abgelehnt, weil er nicht wollte, dass sie irgendetwas mitbekam.
Nun also stand er vor der Tür in dem Hochhaus und starrte das Schild Crossing Lines Immobilienunternehmen an. Fast liebevoll strich er über das vergoldete Schildchen und Erinnerungen kamen hoch, wie er es selbst angebracht hatte, als er das Unternehmen hier übernommen hatte.
Bereits seit einigen Minuten stand er hier und grüßte vorbeikommende Menschen halbherzig. Es war ein inniger Moment für ihn, wieder zurückzukehren. Aber auch ein schwerer. Was, wenn sich zu viel in der Zeit geändert hatte? Isabella war so lieb gewesen und hatte ihn über alles auf dem Laufenden gehalten, damit er es einfacher hatte. Auch über die Kunden und Geschäfte hatte sie ihn informiert.
Leicht nervös drückte Adrian seine Aktentasche an seinen vornehmen Anzug und atmete noch einmal tief durch, bevor er ein Lächeln aufsetzte und durch die Tür seine alte Firma betrat.
Isabella, die wie immer am Empfang saß, sah auf und schien mit einem Kunden gerechnet zu haben. Doch als sie Adrian erblickte, legte sie kommentarlos auf und sprang hoch, um auf ihn zuzugehen. "Mister Blair, Sie sind zurück", freute sie sich und strahlte.
„Hallo Isabella", grüßte er sie mit einem charmanten Lächeln und ließ sich kurz von ihr in den Arm nehmen. Hoffentlich merkte sie nichts, dass er anders war als früher. Dass er sich geändert hatte, war ihm erst in den letzten Monaten aufgefallen.
Der vertraute Geruch der Büros wehte um seine Nase und unwillkürlich lächelte er noch mehr. Ihm ging viel am Lebenstraum seiner Eltern.
Es tat ihm richtig gut, wieder hier zu sein. Das würde ihm hoffentlich wieder mehr Normalität geben.
„Wollen Sie sich mit mir zusammensetzen und mich über die neuesten Dinge auf den Stand bringen?", fragte er die blonde Frau.
"Sehr gern", antwortete diese und musterte ihn. "Ich hoffe Sie kommen erst einmal nur Teilzeit. Noch sehen Sie sehr mitgenommen aus", bemerkte sie und Sorge schwang in ihrer Stimme mit.
Das hatte er gewiss nicht vor. Ohne die Arbeit konnte er nicht leben. In der letzten Zeit hatte er oft ferngesehen, aber das lag ihm nicht so sehr. Auf Dauer war das langweilig und er konnte die Leute nicht verstehen, die das den ganzen Tag durchziehen konnten.
„Nein, ab heute geht es mit Volldampf weiter. Irgendwelche wichtigen Termine?", erkundigte er sich, während er Isabella in sein Büro schob.
Diese wirkte überrascht. "Im Moment nicht. Die meisten haben davon gehört, dass Sie einen Unfall hatten", erklärte sie etwas nervös. "Viele denken auch, dass sie wirklich gestorben sind."
Seufzend fuhr sich Adrian durch die schwarzen Haare. War ja klar gewesen, dass es solche Probleme geben würde.
„Können Sie mir bitte die Liste der Kunden geben, die das glauben? Ich sollte sie alle gleichzeitig einladen, damit sie sehen, dass ich noch am Leben bin", schlug er vor. Wie viel Lust er dazu hatte! So hatte Adrian sich die Rückkehr nicht vorgestellt.
Isabella nickte. "Das kann ich sehr gern tun", meinte sie. "Zudem sind einige neue Interessenten dazugekommen", erklärte er. "Sie waren begeistert von dem, was Sie Miss Nanase für die Tagung vermittelt hatten", sagte Isabella weiter.
Prima, dann konnte er sich gleich wieder in die Arbeit stürzen. Dagegen hatte Adrian überhaupt nichts. Er hatte sich an die Kaffeemaschine gestellt und schenkte sich gerade eine Tasse des schwarzen Gebräus ein. Nur der Beste sollte es sein. Darauf achtete er auch. Für Isabella schenkte er ebenfalls einen ein und fügte Milch und Zucker hinzu.
„Gab es in der Zeit irgendwelche Probleme in der Firma?", fragte er.
"Nein, soweit lief alles sehr gut. Die Kunden waren seltsamer Weise sehr verständnisvoll", meinte Isabella nachdenklich. "Es gab den ein oder anderen Kunden, der mürrisch reagiert hat und einer hat gemeckert, was das Zeug hielt, aber an sich gab es kaum Probleme."
Wer das gewesen war, konnte er sich vorstellen. Derjenige, der ständige Probleme gemacht hatte.
Wieso alles andere so gut gelaufen war, konnte er sich nicht vorstellen. Bestimmt hatte Audrey ihre Finger im Spiel gehabt.
Zusammen mit Isabella begann er, die Listen durchzugehen. Immer wieder erwischte er sich dabei, wie seine Gedanken zu Audrey abschweiften.
Hatte er sie vor einiger Zeit noch täglich gesehen, war es nun schon wieder etwas her. Obwohl sie sich ab und an sahen, war es doch nicht mehr so regelmäßig und er musste gestehen, dass er sie vermisste.
Isabella war geduldig und recht ruhig, als sie ihm alles erzählte. An sich gab es wirklich keinerlei Probleme. Außer ein paar Überweisungen und Abschlüssen, die nur Adrian machen konnte war nichts liegengeblieben.
Deswegen beschloss er, diese zuerst zu erledigen. Es war wichtig, dass diese getätigt wurden.
„Ich danke Ihnen für die gute Unterstützung, Isabella", sagte er abschließend und nahm die Dokumente von ihr entgegen.
"Das habe ich gern gemacht", strahlte sie. Nicht ganz ohne Eigennutz, da auch ihr Job in Gefahr gewesen war. Aber auch wegen Adrian. Sie wollte ihn beeindrucken.
Dass er sich auch auf sie verlassen konnte, war klar. Nicht umsonst hatte er sie eingestellt. Ihre Fähigkeiten waren außergewöhnlich.
„Ich werde nun beginnen, die liegen gebliebenen Rechnungen zu tätigen", meinte er nachdenklich. Damit war Isabella entlassen.
Diese nickte und erhob sich, damit Adrian Zeit hatte, alles nachzuholen, was es nachzuholen gab.
Mehr als einmal verzweifelte Adrian an diesem Tag. Den Kunden weis zu machen, dass er noch lebte, war anstrengender als gedacht. Jedoch wurde er dabei an sich selbst erinnert, wie er es nicht glauben konnte, dass er doch noch lebte.
Die Überweisungen und all der Kleinkram hingegen war schnell erledigt.
Eine gewisse Unruhe hatte sich in ihm den Tag über aufgebaut und alles, was er jetzt wollte, war ein Drink, etwas zu essen und sein Bett. Früher waren diese Tage nicht so anstrengend gewesen, aber er schob es auf die Umstände.
Sein Smartphone begann zu vibrieren und er bemerkte eine SMS von Audrey. "Möchtet Ihr mit mir etwas trinken gehen?", fragte sie. "Ich vermisse Euch."
Konnte sie etwa Gedanken lesen? Oder vielleicht beobachtete sie ihn. Mal wieder. Mittlerweile war er sich ganz sicher, dass sie ihn oft beobachtete, ohne sich zu zeigen.
Alle Nummern der Kunden in das Handy einzuspeichern war so nervig gewesen. Dass sie seine Nummer hatte, wunderte ihn nicht. Wahrscheinlich hatte sie diese schon vorher fest eingespeichert, damit sie ihn kontrollieren konnte.
Für einen Augenblick ließ er das Smartphone auf dem Tisch liegen und verschränkte seine Hände hinter dem Kopf. Nachdenklich sah er sich in seinem Büro um. Die Pflanzen auf dem Tisch waren durch Isabellas guter Pflege nicht gestorben.
Alles wirkte so vertraut, aber irgendwie auch fremd.
Adrian wartete für einige Minuten mit einer Antwort, bevor er ihr ein Ja. Dark Cocktail Bar um 20 Uhr zurückschrieb. Noch hatte er Zeit. Es war erst kurz nach halb sieben, so konnte er noch ein wenig arbeiten, um die verlorene Zeit aufzuholen.
Noch musste er einige Termine eintragen. Was ihn seufzen ließ, denn jetzt schon quoll sein Kalender davon wieder über.
Dennoch freute er sich auch irgendwie darauf, alle seine Kunden wiederzusehen.
Sein Smartphone gab einen Ton von sich und er erhielt die erwartete Zusage von Audrey, jedoch mit dem Vermerk, dass es sein konnte, dass sie eine halbe Stunde später kam.
Was auch kein Problem für ihn war. Schnell flogen seine schlanken Finger über den Bildschirm, bevor er die SMS abschickte. In der stand, dass sie sich dann erst um 21 Uhr treffen würden. Je später, desto besser. Dann konnte er davor noch etwas essen gehen, um nicht gleich wieder betrunken zu werden.
Audrey stimmte zu und schrieb auch, dass sie sich darauf freute.
Nun konnte er die restlichen Dinge erledigen. Alle waren bereits nach Hause gegangen, also musste er nicht auf jemanden warten. Kurz nach 20 Uhr verließ er das Hochhaus und bahnte sich einen Weg durch die Menschen, die ihm auf den Gehwegen entgegenkamen.
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