Kapitel 14.2

Kapitel 14.2

"Vorsichtig, nicht fallen", sagte Audrey sanft, weil ein Kabel im Weg war.

Hätte sie ihn nicht darauf hingewiesen, wäre er tatsächlich darüber gefallen. So sehr war er mit Umschauen beschäftigt gewesen.

Ein bisschen tollpatschig hob er sein Bein leicht höher, denn diese schleiften mehr auf dem Boden. Von Anmut war nichts zu spüren. Der stolze Mann, der immer aufrecht gegangen war, existierte in diesem Augenblick nicht. Mit Sport und Heilung würde sich das sicher wiedergeben.

Und Audrey würde sich Mühe geben, ihn so gut es ging zu heilen.

Marylin wartete, bis Adrian wieder im Bett war, bevor sie diesen an die Transfusion anschloss. Dann blickte sie zu Audrey. "Auch du solltest dich ausruhen. Die Heilung kostet dich viel Kraft. Die Königin wird nicht erfreut sein, wenn ich nicht gut auf dich aufpasse", meinte sie, aber Audrey winkte nur ab.

"Es ist alles in Ordnung", versicherte sie und setzte sich zu Adrian an den Bettrand.

„Wenn du dir sicher bist", begann die Krankenschwester, zuckte dann jedoch mit den Schultern. Wenn Audrey nicht wollte, konnte sie diese nicht zwingen. Jedoch sollte sie Bescheid sagen, wenn sie oder Adrian etwas brauchte.

Dieser hatte sich, ohne zu murren anschließen lassen.

"Ich werde mich melden. Danke Marylin. Geh ruhig nach Hause, es wird bald hell", meinte sie mit einem schiefen Lächeln. "Ich komme den Tag über hier klar", fügte sie hinzu. Sie wollte die Vorhänge öffnen, was nicht möglich war, wenn eine Vampirin im Raum war.

Die junge Frau nickte ihr freundlich zu, bevor sie den Raum verließ und die beiden allein ließ.

„Warum sollte ich hierherkommen? Das andere Zimmer war doch ... ok?", begann Adrian. Seine blassen Finger fuhren sich durch das schwarze Haar und fragte sich, was Audrey damit bezwecken wollte. Das andere Bett hatte für ihn ausgereicht.

"Es ist gemütlicher, auch für zwei Leute", erklärte sie. "Zudem ist ein kleiner Ortwechsel aus einem sterilen Zimmer vielleicht genau das, was Ihr braucht."

Er sollte ihre Freundlichkeit annehmen. Was hatte er sonst davon, wenn er noch nicht gesund war? „Das heißt, Sie laden sich einfach ins Bett ein, ohne zu fragen?", wollte er mit neckendem Ton wissen.

Audrey grinste. "So könnte man es sehen, ja", sagte sie und erklärte nicht, dass er in ihrem Bett lag.

Die junge Frau hatte wirklich Nerven. Dennoch musste er leicht lächeln. „Kann ich vielleicht duschen? Ich weiß nicht, wie lange ich ... das nicht getan habe", stellte er fest. Tatsächlich wusste er gar nicht, welches Datum sie hatten. Welche Jahreszeit gerade herrschte. Die Fenster waren durch Jalousien verdunkelt, sodass kein wirkliches Licht hereinkommen konnte.

"Ich denke duschen ist im Moment nicht gut, aber vielleicht baden?", schlug Audrey vor.

Warum konnte er nicht duschen, aber baden? Das wollte er genauer wissen, denn es ergab für ihn keinen wirklichen Sinn.

"Denkt Ihr, dass Ihr so lange in der Dusche stehen könnt?", fragte sie skeptisch. In der Badewanne konnte er immerhin liegen.

„Wird schon gehen", murmelte Adrian. Zumindest hoffte er es. Aus der Badewanne wieder rauszukommen war wohl um einiges schwerer. Da blieb er lieber gleichstehen.

"Na gut, dann bringe ich Euch ins Bad", meinte sie und schloss die Infusion wieder ab, damit er ins Bad gehen konnte.

Darüber freute er sich, denn das, was er roch, war nicht gerade angenehm. Sicherlich waren es ein einige Wochen gewesen, so wie er roch. Und eine Heilung in diesem Ausmaß war wohl auch nicht so schnell abgeschlossen.

Audrey half ihn und beide betraten ein Bad, das mehr wirkte, wie eine asiatische Massagekammer, so wie es eingerichtet war.

Auch das wollte er sich gerne näher ansehen. Allerdings erst, wenn er geduscht hatte. Und ob er danach noch in der Lage war, konnte Adrian schwer abschätzen. So wie es aussah, würde er hier noch einige Zeit verbringen. Das hieß, er musste sich nicht hetzen.

„Danke für Ihre Hilfe", meinte er und drehte sich mit einem vorsichtigen Lächeln zu Audrey um.

Diese musterte ihn. "Versucht nicht umzufallen", bat sie und deutete auf den Bademantel. "Kommt dann ruhig wieder zurück."

„Ich versuche es", versicherte er ihr und wartete, bis sie ihn allein ließ. Erst dann entkleidete er sich aus den seltsamen Kleidern, die er trug. Vermutlich waren die dazu gedacht gewesen, dass die Wunden besser hielten.

Noch immer sah er nicht wirklich gut aus. Adrian hatte ein Wort davor: Entstellt. Ob er jemals wieder wie früher aussehen würde?

Sein Blick glitt zu seinem Arm, den Audrey geheilt hatte. Dieser sah viel gesünder aus, als der Rest seines Körpers. Nicht mehr so gräulich blass und voller blauer Flecke und Wunden. Der rote Ring war noch da, aber ansonsten sah er an dieser Stelle fast schon gesund aus.

Falls er wirklich abgetrennt worden war, glich das einem Wunder.

Adrian nutzte die Zeit in der Dusche, sich eingehend zu betrachten. Noch gab es einige Stellen, die nicht gerade gesund aussahen. Sicherlich würde das mit der Zeit heilen. Trotzdem hatte er das Gefühl, nicht mehr er selbst zu sein.

Seine Finger glitten zu seinen Zähnen, um zu testen, ob er Fänge hatte. Doch er spürte nichts Außergewöhnliches.

Auch ließ er seinen Blick durch das Badezimmer gleiten. Sehr modern war es eingerichtet. Genau nach seinem Geschmack. Eine große Dusche, aber auch Badewanne war vorhanden. Sowie zwei wunderschöne Waschbecken mit einem großen und langen Spiegel darüber. Die kleinen Schränke darunter waren ebenfalls sehr modern und wie er feststellte, besaßen sie chinesische Elemente.

Da er spürte, wie schnell er keine Kraft mehr besaß, beschleunigte Adrian das duschen, um nicht doch noch zusammenzubrechen.

Zehn Minuten später öffnete sich die Tür zum Schlafzimmer und er kam mit dem Bademantel angezogen zurück. Wenigstens ein Stück besser fühlte er sich nun, wenn er nicht mehr so widerlich roch. Da war er selbst schon immer sehr empfindlich gewesen.

Er hatte das Shampoo und Duschgel benutzt, was dagestanden hatte er. Jetzt roch er irgendwie wie Audrey. Was eigentlich nicht so gut war, denn das weckte seine Sehnsucht nach der jungen Frau nur noch mehr.

Diese saß an einem Schreibtisch, der im Raum stand und blickte mit einem Lächeln auf. "Fühlt Ihr Euch jetzt besser?", wollte sie neugierig, aber auch besorgt wissen.

„Zumindest sauberer als davor", antwortete er trocken. Blass sah er aus. Anstatt jedoch gleich auf das Bett zuzugehen, ging er zu einem Fenster und versuchte, etwas draußen zu erkennen. Das war jedoch nicht sehr einfach, denn die Dunkelheit hatte eingesetzt. Dadurch, dass die Jalousien heruntergelassen waren, konnte man so gut wie nichts erkennen.

"Möchtet Ihr, dass ich sie öffne?", wollte Audrey wissen. Noch war Nacht, doch bald würde der Tag einsetzen.

Ein Kopfschütteln war die Antwort. Es war nicht so wichtig, ob sie geöffnet waren oder nicht. Eigentlich hatte Adrian eher Zeit verschwenden wollen.

„Danke für das Duschen", meinte er. Als er jedoch anfing zu frieren, ging er freiwillig zum Bett hinüber und setzte sich auf eine Seite. Zusammengesunken saß er kurz da und seufzte tief.

Audrey erhob sich und öffnete die Jalousien ein kleines Stückchen, bevor sie wieder zurück zu Adrian kam. "Möchtet Ihr etwas Fernsehen?", fragte sie, denn das Zimmer besaß auch einen Fernseher, der jedoch versteckt lag.

„Gerne", gab er zur Antwort. Das würde ihn doch hoffentlich von dem ganzen ablenken. Gerade fühlte er sich wie in einem Kreisel von Gedanken, die sich immer wieder wiederholten.

Adrian sah sich im Zimmer um und konnte keinen Fernseher sehen. Wahrscheinlich würde er gar nichts verstehen, wenn die Geräte wieder so laut piepsten.

Audrey ging auf die Wand zu, die gegenüber dem Bett lag. Dort war eine große Vitrine an der Wand, hinter der sich eine alte Schriftrolle befand. Die junge Frau betätigte einen Knopf und die Wang funktionierte sich um. Dahinter kam ein Flachbildschirm zum Vorschein.

Er versuchte, sein Erstaunen zu verstecken, schaffte es jedoch nicht wirklich. Ein erstauntes Japsen kam aus seiner Richtung und er keuchte.

Audrey hatte wirklich alles, was es gab. Das verwunderte ihn allerdings nicht wirklich. Wenn sie schon so lange lebte, war das für solche Dinge von Vorteil.

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