Kapitel 13.4
Kapitel 13.4
"Und warum lasst Ihr es dann immer noch nicht zu?", fragte sie und blickte wieder hinaus in die Nacht.
„Keine Ahnung. Ich habe Ihnen die Gründe vom Anfang genannt. Warum jetzt? Das weiß ich nicht. Vielleicht Angst?", versuchte der Mann im Bett zu erklären. Hatte er eventuell im Unterbewusstsein Angst, dass ihm die gleichen Schicksale wie davor einholten?
Aber wusste er, ob er es nicht doch irgendwie genossen hatte?
"Wird diese Angst jemals weniger?", fragte Audrey hoffnungsvoll.
Woher sollte er das wissen? Adrian war mit allem überfordert. Vielleicht würde nur die Zeit es zeigen, ob er damit zurechtkam oder nicht.
Das Einzige, was er gerade irgendwie wollte, war Audreys Nähe. Auch wenn er sie dazu getrieben hatte, sich von ihm zu entfernen.
„Ich brauche Sie ... irgendwie", murmelte er unwillig.
"Darf ich zu Euch kommen?", fragte sie hoffnungsvoll und vorsichtig.
Ein leises Ja war aus der Richtung des Krankenbettes zu hören. Adrian brauchte die Frau. Warum, das konnte er noch nicht nachvollziehen. Hoffnungsvoll dachte er daran, dass es sich eines Tages vielleicht herausstellen und er endlich Antworten finden würde.
Der Geschäftsmann entschied sich dazu, das Beste aus der Situation zu machen. So gut es ging. Und zu genießen, wenn er die Chance dazu hatte.
Audrey bewegte sich langsam und vorsichtig, aber auch ein bisschen steif. Die letzten Tage Heilung hatten sie erschöpft. Dennoch kam sie zu Adrian und ließ sich neben ihm nieder, um sanft mit den Fingern über seinen Arm zu streicheln.
Sobald sie neben ihm lag, versuchte er seinen Arm um sie zu legen. Was nicht einfach war, denn er fühlte sich steif an. Wie ein Muskelkater nach einem Marathon.
„Ich ... habe Sie irgendwie vermisst", gestand Adrian vorsichtig. Bestimmt würde sie ihm nicht glauben. Nicht, wie er sie von sich gedrängt hatte. Doch es entsprach der vollen Wahrheit.
"Ich vermisse Euch ständig", sagte sie und legte den Kopf an seine Brust, weil sie seine Nähe suchte.
Für sie war es noch anstrengender als für ihn. Wenn sie jedes Mal so lange warten musste, ihn wiederzufinden. „Es tut mir leid", flüsterte er heiser. Weinte er etwa? Seine Stimme klang brüchig.
Sie begann mit ihren Fingern Muster auf seine Brust zu zeichnen. "Eure Nähe ist Entschädigung genug", murmelte sie und entspannte sich in seinen Armen vollständig.
So gern er sie nun richtig umarmt hätte, aber ihm fehlte die Kraft dafür. Sehr viel Platz bot das Krankenhausbett nicht, doch es reichte gerade aus, damit sie nicht aus dem Bett fielen.
Auch der Komfort blieb zu wünschen übrig. Sich zu beschweren würde jedoch nichts bringen. „Was soll jetzt nur werden? Aus ... mir ... uns ...?", fragte er leise.
"Das weiß ich nicht", murmelte sie. "Erst einmal müsst Ihr wieder genesen und dann sehen wir weiter", seufzte sie und vergrub ihren Kopf fast an seiner Brust. Er roch einfach viel zu gut.
Dabei zuckte Adrian leicht zusammen. Wenn sie sich so an ihn drückte, schmerzte ihn das. Auf seiner Haut und darunter. Es war das Beste, wenn er bald wieder gesund werden würde. Hoffentlich würde es nicht mehr zu lange dauern.
"Entschuldige", murmelte sie und hob ihre Hand an die Stelle, um diese leicht zu heilen. So viel Kraft hatte sie zwar nicht mehr übrig, doch zumindest ein bisschen.
„Überanstrengen Sie sich bitte nicht", bat Adrian sie sanft, beinahe liebevoll. Auch wenn es länger dauern würde, aber er wollte irgendwie nicht, dass Audrey sich verausgabte.
"Ich möchte nicht, dass Ihr es wegen mir unbequem habt", murmelte sie leise und schloss für einen Moment die Augen.
Sein Griff verfestigte sich um sie. „Audrey bitte", bat er sie eindringlich.
Sie ließ die Kraft, die durch ihre Hand floss, verschwinden, ließ die Hand aber da liegen. Selbst jetzt konnte sie ihm keinen Wunsch abschlagen. Wahrscheinlich war ihm nicht einmal bewusst, wie sehr sie von ihm abhängig war.
Eine Sache beschäftigte ihn jedoch. Das Blut. Es hieß, er müsste es trinken. Doch was, wenn er sich weigerte? Allein der Geruch davon war ihm zuwider.
Ob man es über Infusionen machen könnte. Freiwillig würde er das Zeug nicht nehmen.
"Wie geht es Euch?", fragte Audrey und klang müde. Sie lag halb in seinem Arm und atmete ruhig. Die Augen geschlossen.
Seine Finger hatten, ohne es zu merken, begonnen, ihren Arm zu streicheln. Nur sanft, ohne viel Druck. Mit halb geschlossenen Augen sah er an die kahle Decke des Zimmers und dachte nach. Er brauchte kurz, um zu wissen, wie es ihm wirklich ging.
„Nicht sehr gut", gab er schließlich zu. „Zu viel auf einmal."
Audrey nickte. "Dagegen kann ich leider nicht viel tun, entschuldigt", murmelte sie.
Nicht nur körperlich, sondern auch seelisch. Noch immer hoffte ein Teil von ihm, dass das alles nicht wahr war. „Wie lange ... haben Sie mich seit dem letzten Tod verfolgt und gesucht?", versuchte er ein Gespräch zu beginnen.
"Verfolgt ist falsch", murmelte sie. "Ich habe gehofft Euch wieder zu begegnen", murmelte sie. "Aber das ist wohl schon fast ein Jahrhundert her."
„Was? Wer oder was war ich da?", fragte er überrascht. Dann war es wohl zwischen dem 18. und 19. Jahrhundert. Was konnte er da wohl gewesen sein?
"Soldat im Krieg", murmelte sie leise. "Ich habe Euch gewandelt und wollte mit Euch fliehen, aber wir wurden beide erwischt", seufzte sie. Es waren keine schönen Erfahrungen. Ihre Zeit war sehr kurz gewesen.
Er und Soldat ... komische Vorstellung, aber durchaus möglich. Sein Großvater war ebenfalls im Krieg gewesen. Hatte er vielleicht sogar seinen eigenen Opa gekannt? Lustig war die Vorstellung auf jeden Fall.
"Damals hatten wir nur wenige Jahre zusammen", meinte sie leise.
„Und ... wie oft bin ich wieder geboren worden? Wie lange waren die Abstände dazwischen?", fragte er neugierig. Wenn er ehrlich war, klang es interessant. Nur schade, dass er sich nicht erinnerte. Es wäre zu schön gewesen, aus den früheren Zeiten zu lernen.
"Die Zeiten sind immer unterschiedlich", sagte Audrey müde. "Und wie viel Mal", murmelte sie nachdenklich, war aber zu müde zum Zählen. "Seit Ägypten sind viele Jahre vergangen", murmelte sie. "Einige hundert Mal waren es sicherlich. Manchmal waren wir länger zusammen, manchmal nicht so lange. Ich habe Euch aber wohl auch nicht immer gefunden."
„Wie bitte? Wie kann ich so oft wieder geboren sein?", fragte er erstaunt. Adrian hob seinen Kopf und bat Audrey, aufzustehen, damit er sich hinsetzen konnte. Sein Rücken schmerzte und sein Arm schlief ein.
Mühsam setzte sich Audrey auf. Sie war so müde, dass sie am liebsten schlafen würde. Doch das tat sie nur, wenn sie bei ihm war. Zumindest ruhig. "Ich weiß es nicht", gestand sie. "Keiner von uns wusste es", murmelte sie und rieb sich die Augen. "Das Bett ist ganz schön unbequem", stellte sie fest.
Damit hatte sie allerdings recht. Wenn er so lange zur Regenerierung brauchte, war es kein Wunder, warum ihm alles weh tat.
Erleichtert, aufsitzen zu können, zog er die junge Frau wieder an sich heran. So viel konnte er im Moment nicht nachdenken.
"Soll ich Euch ein anderes Bett besorgen lassen?", fragte Audrey und kuschelte sich an ihn. Sie klang noch immer erschöpft.
„Nicht jetzt. Schlafen Sie eine Weile", bat er. Audreys Müdigkeit war zu spüren und zu sehen. Warum sollte sie sich damit quälen, wach zu bleiben?
Das Bett konnte warten. Ob er nun noch ein paar Tage darin lag oder nicht, machte keinen Unterschied.
"Aber dann hätten wir beide genug Platz", murmelte sie leise und war schon fast eingeschlafen.
Ein beruhigendes Geräusch war von ihm zu vernehmen. „Shh ...", flüsterte er liebevoll ihr zu. Flüchtig küsste Adrian ihr schwarzes Haar und drückte sie sanft. Audrey verdiente es, zu schlafen.
Das war für sie ein wunderbares Gefühl und sie gab sich diesem hin. Ihr Atem wurde ruhiger und sie glitt tatsächlich ins Reich der Träume.
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