Zeit, nach der man stetig sucht.


Noch schnell den Weg über die Hügel und die Weide, dann hatte sie den Wald erreicht.
Laila kam am Waldrand an und zügelte ihr Tempo. Langsam beruhigte sich auch ihr Herzschlag und sie kam zur Ruhe.

Sie war entkommen. Fast hätte eine der Wachen sie erwischt, aber sie hatte es geschafft. Ihr verschwinden würde man vermutlich spätesten in einer Stunde bemerken und ihr Ritter hinterher schicken.

Sie beschleunigte ihr Tempo wieder. Heute wollte sie tiefer in den Wald. Tiefer als bisher. Sie musste sie finden, zumindest einen kleinen Hinweis. Sie gab nicht auf! Niemals! Auch wenn niemand mehr daran glaubte. Sie werde sie finden, das musste sie.

Laila folgte kurze Zeit dem Hauptweg, bog dann aber auf Nebenwege ab und folgte zuletzt nur noch schmalen Pfaden.

Diese konnte man inzwischen kaum noch erkennen, aber das war egal sie kannte den Weg. Sie würde ihn auch mit geschlossenen Augen finden. Wobei sie dann möglicherweise, vermutlich gegen einige Bäume laufen würde. Hier, in diesem Gebiet war sie schon sehr oft gewesen.

Gleich war sie da. Noch einmal links, dann rechts und nach der Biegung müsste er sein.

Ja. Da war er. Ein großer Akazbaum mit blauen Blüten und feuerroten Blätter. Neben einem der unteren Äste hatte sie ein Kreuz eingeritzt. Eigentlich wäre es nicht nötig gewesen, man konnte ihn ja kaum übersehen. Aber sicherheitshalber. Sicherheitshalber hatte sie ihn trotzdem markiert.

Der Akaz markierte immerhin die Grenze. Das Feld. Weiter als hier, war sie in Richtung Nordosten noch nicht gegangen.

Sie legte eine kurze Rast ein und holte etwas zu trinken und eine Karte aus ihrer Tasche. Sie trank einen Schluck und breitete die Karte auf dem Boden aus. Das Wasser schmeckte nicht besonders gut, aber an Besseres war sie so einfach nicht gekommen. Mal davon abgesehen würde auch besseres Wasser aus dieser Flasche, vermutlich nicht besser schmecken. Sie warf einen Blick auf die Karte.

Eigentlich hatte sie vorgehabt sich langsam weiter östlich bis zum Netonfluss durch zu arbeiten. Doch von einigen Wachen hatte sie mitbekommen, das sich in Richtung nordosten ein Diebesversteck befand. Es sollten doch Diebe gewesen sein, also vielleicht, vielleicht gab es dort ein paar. Nur ein paar. Vielleicht. Hoffentlich. Heute, heute würde sie welche finden! Ganz Bestimmt!

„Auf geht's. Neuer Tag, neues Glück."

Sie packte Trinken, sowie die Karte wieder ein und machte sich auf den Weg.

Sie war erst zum Mittagswachwechsel abgehauen und hatte so nicht viel Zeit. Sie musste sich beeilen.

Den Ort des Versteckes hatte sie ziemlich genau heraus finden können und ihn sich auf der Karte markiert. Doch wieder und wieder musste sie anhalten, um sich neu an der Karte zu orientieren. Mehrmals konnte sie nicht direkt in Richtung ihres Zieles laufen, denn ihr blockierte immer wieder etwas den Weg. Gestrüpp, umgefallene Bäume oder Felsen. So musste sie immer wieder einen Umweg einschlagen.

Was viel Zeit kostete. Zu viel.

Wäre sie doch schon einmal dort gewesen. Dann wäre sie schnell da und könnte gleich mit der genauen Such beginnen. Aber sie war noch nicht dort gewesen.

Ein Gebiet erst auszukundschaften und dieses dann in ihre Karte einzutragen war einfacher, als das ganze so zu machen.

Die Karte hatte sie nur um ihr Gebiet besser mit anderen Karten vergleichen zu können und in einer Situation wie heute eine Karte zu besitzen. Diese Karte hatte sie selbst gezeichnet, denn an eine detaillierte Karte kam man nicht so einfach und unauffällig ran.

Wenn sie einmal einem Weg entlang gelaufen war, fand sie ihn immer wieder. Wenn sie aber nur ein Ort auf einer Karte hatte, war es viel schwieriger denn Weg zu finden. Man wusste nicht wo man vorsichtig sein sollte. Wo man nicht lang konnte und wie man am schnellsten sein Ziel erreichte.

Laila blieb stehen und seufzte. Der Weg wurde ihr erneut versperrt. Hohes Dornengestrüpp Bis zu ihrer Schulter. Da kam sie nicht durch. Auch links und rechts nichts als Dornen. Sie musste wohl oder übel außen herum laufen. Sie brauchte eine ganze Weile um eine Stelle zu finden an der sie durch kam. Wie der so viel Zeit.

Geschafft! Sie stand auf der anderen Seite der Hecke. Leider waren beim durchqueren der Hecke einige Dornen in ihrer Kleidung und ihren Schuhen stecken geblieben. Sie zog sie vorsichtig heraus.

Dass es solche langen Dornenhecken gab, war in diesem Wald nicht unüblich. Daher blieben die meisten Reisenden auch auf den Wegen. Aber Wege in dieser Richtung? Weiter östlich gab es noch ein paar wenige, da es am Netonfluss einige Dörfer lagen. Aber hier in den tiefen Wald ging eigentlich keiner. Daher gab es hier auch weder Wege noch Pfade. Diese würde sie erst entstehen, wenn sie öfter in diese Richtung kam.

Laila schaute durch die Baumkronen in den Himmel. Schon so spät?! Sie hatte erst zweidrittel des Weges geschafft. Ob sie noch rechtzeitig an kam?

Sie hätte bis morgen warten sollen. Nein! Sie würde es schaffen. Zum Suchen hätte sie vielleicht keine Zeit mehr aber das Versteck würde sie noch finden und hätte dann beim nächsten mal noch mehr Zeit sie zu finden. Zumindest ein paar. Ein paar kleine. Bestimmt würde sie welche finden. Bestimmt.

Der Wald lichtete sich etwas. Möglich das bald eine Lichtung kam. Vielleicht ein kleiner Waldsee. Ja, da war eine Lichtung. Laila änderte etwas die Richtung und lief auf die Lichtung zu. Sie kam näher. Konnte sie da eine steinerne Mauer erkennen? War sie schon da? Hatte sie das Versteck schon erreicht? Nein, eigentlich müsste noch ein Stück vor ihr liegen. Es war eine Mauer. Sie sah alt und zerfallen aus.

Laila betrat die Lichtung.

Die Lichtung war groß, sehr groß. Auf ihr stand eine große, steinerne Ruine. Laila umrundete sie. Es musste wohl mal ein etwas größerer Kriegsstützpunkt gewesen sein. Aber so tief im Wald?

Die Festung war weitestgehend zerstört und das wohl schon seit längerer Zeit. Teile der Schutzmauer, zweier Türme und des Hauptgebäudes schienen noch halbwegs in Takt zu sein.

Diese könnte sie sich etwas genauer anschauen, möglicherweise fand ja sie etwas Interessantes.

Oh! Es stand wohl doch noch etwas mehr von der Ruine, als sie gedacht hatte. Hier war die außen Mauer noch fast komplett.

Neben der Ruine, wobei da drüben müsste der Haupteingang gewesen sein. Also wäre es wohl eher hinter der Ruine, standen auf einer Wiese viel kleinere Felsen. Sah nach einem Friedhof aus. Einige der Felsen waren umgekippt oder zerbrochen.

Sie ging weiter, auch hier stand die Mauer noch. Dann stand vielleicht auch innerhalb der Mauern noch mehr, als sie anfangs Gedacht hatte. Super. Dann sollte sie die Festung mal betreten und sich genauer um schauen. Sie kam an ein weiteres Loch in der Mauer, sprang über die letzten Mauerreste und betrat die Ruine.

Hier stand wirklich noch das meiste und sie würde vielleicht noch etwas Interessantes finden. Zu ihrer linken befand sich ein großer Schuppen, er bestand weitestgehend aus Stein und Holz. Das Dach fehlte komplett, nur noch einige hölzerne Dachbalken waren zu sehen. Die Steinwände waren beschädigt.

Laila suchte den Eingang. Die Eingangstür fehlte und so betrat sie vorsichtig das Gebäude. Das Dach fehlte, also konnte nicht viel von oben auf sie herab stürzen. Aber vor den Dachbalken musste sie sich in acht nehmen. Diese waren bestimmt inzwischen morsch und konnten herunter stürzen. Auch von den Wänden sollte sie sicherheitshalber etwas Abstand halten, sie könnten umfallen.

Vom Eingangsraum gingen eine Tür nach rechts und eine Öffnung nach links ab. Die Tür war halb zerstört, unten hing die Tür in den Angeln. Aber ab Brusthöhe fehlte die Tür komplett. Im Raum war es dunkel. Das Dach war wohl doch nicht komplett zerstört. Laila drückte die Tür auf und machte einen Schritt in den Raum.

Es dauerte etwas bis sich ihre Augen an die Dunkelheit gewöhnt hatten. Neben der Tür waren rechts und links je eine Fackelhalterung. An der rechten Wand war ein Loch. In ihm waren zwei hochkante Latten, die mit einer waagrechten Latte befestigt waren. Laila sah genauer hin.

Ah. Es war ein verriegeltes Fenster.

An der ihr gegenüberliegenden Wand waren Hacken an denen Lederbänder mit Metallringen hingen. Zaumzeuge. An der linken Wand waren waagrecht Holzbalken befestigt auf denen Sättel lagen.

Der Schuppen war wohl eine Stallung.

Laila drehte sich um, durchquerte den Vorraum und betrat den anderen Raum. Er war recht lang und endete an einem großen Türrahmen. Alle paar Meter waren Abtrennungen an der Wand befestigt die etwa 3 Meter in den Raum reichten. Dort wo sie endeten waren sie mit Gattern verbunden. Pferdeboxen. Also war das hier wirklich eine Stallung. Laila schaute nach vorn. Dann wird hinter dem Türrahmen eine Schmiede liegen.

Inzwischen hatte sie etwa die Hälfte des Raums durchquert. Sie blieb stehen. Zu ihrer Linken befand sich ein großes Holztor. Sie trat etwas näher und drückte leicht dagegen. Es war verschlossen, vermutlich von außen verriegelt. Sie ging weiter.

Die Boxen endeten, es waren etwa neuen Stück gewesen. An der Wand waren jetzt mit etwas Abstand sechs Eisenringe befestigt. Gegenüber war ein Fenster. Es war nur ein viereckiges Loch in der Wand. Links und Rechts an Angeln waren Holzbretter, zum Schließen des Fensters befestigt.

Laila kam am Türrahmen an und betrat den nächsten Raum. Wie sie es vermutet hatte war es eine Schmiede.

Die Schmiede war nach außen geöffnet und hatte ein Dach. Na ja größtenteils zumindest. Im Dach waren einige Löcher, durch die Licht fiel. Sie verließ die Schmiede nach draußen. An der außen Wand der Stallung waren nochmals vier Metallring befestigt.

Wohin jetzt? Laila ließ ihren Blick schweifen. Neben ihr befand sich ein halb zerstörter Turm. Vor ihm lagen Reste seiner Mauer und seines Daches, die von oben herab gefallen waren. Etwas hinter dem Turm war der Haupteingang der Festung. Gerade befand sie sich im äußeren Ring der Festung. Am besten sollte sie sich mal im inneren Ring umschauen, vor allem im Hauptgebäude.

Laila betrachtet die Mauer des inneren Rings und suchte nach einer Stelle an der sie ihn leicht betreten konnte.

Da! Nicht allzu weit weg von ihr war ein Teil der Mauer zerstört. Sie lief auf die Stelle zu, kletterte über Reste der Mauer und betrat den inneren Ring. Vor ihr war ein Brunnen. Sie umrundete diesen und lief auf das Hauptgebäude zu.

Sie blieb stehen. Irgendetwas war seltsam. Aber was? Das Gebäude hatte zwei Stockwerke. Der rechte Teil des Gebäudes war fast komplett zerstört. Das war jetzt eigentlich nichts seltsames. Aber irgendetwas war seltsam. Sie schaute sich den zerstörten Teil genauer an.Was war es? Sie ging etwas näher. Die zerstörte Stelle. Dort. Ja. Das Gestein sah... Irgendwie seltsam aus. Es schimmerte seltsam.

Sie lief weiter, weiter. Betrat das Hauptgebäude und durchquerte den Vorraum. Ihr Herzschlag beschleunigte sich. Sie hatte es eilig. Warum? Warum hatte sie es eilig? Wohin wollte sie? Ihr Schritt beschleunigte sich.

Nach oben. Schnell. Schnell. So schnell wie möglich nach oben. Warum? Warum? Was wollte sie dort. Dort war doch nichts. Doch! Aber was? Sie hatte nichts gesehen.

Laila hatte den Vorraum durchquert und betrat eine Treppe, die in das obere Stockwerk führte. Ihr schritt beschleunigte sich weiter. Gleich. Gleich. Gleich war sie da. Stopp.

Die Treppe war doch gefährlich sie könnte einstürzen, das ganze Gebäude war gefährlich. Hier hatte es scheinbar eine Explosion gegeben. Das ganze Gebäude könnte jeder Zeit einbrechen, vor allem ...

Gleich! Gleich war sie da! Nur noch ein Stück. Ein kleines Bisschen.

Laila war oben angekommen, ging ein paar Schritte und streckte die Hand aus. Sie griff zu. Geschafft!

In ihrer Hand lag ein goldenes Medaillon.

Ihr Herzschlag beruhigte sich und sie entspannte sich wieder etwas. Sie sollte jetzt aber lieber schnell wieder aus diesem Gebäude. Hier was es zu gefährlich. Sie stand nur wenige Schritte vom dem zerstörten Teil entfernt. Ein falscher Schritt, eine falsche Bewegung und alles hier könnte einstürzen oder sie abstürzen.

Warum war sie überhaupt hier hoch gegangen? Wegen dem Medaillon? Aber das hatte sie von unten doch gar nicht gesehen. Oder doch?

Hier war es jedenfalls viel zu gefährlich. Sie musste wieder runter und raus aus dem Hauptgebäude. Laila ging vorsichtig zurück zur Treppe. Ihr Blick fiel auf das Medaillon in ihrer Hand. Die Hände sollte sie sicherheitshalber frei haben. Sie hängte sich das Medaillon um und betrat die Treppe.

Krach!!!

Das Gebäude stürzte ein. Oh nein! Laila fiel.

Ein stechender Schmerz und Dunkelheit.

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Ich glaub das Kapitel ist von vor so etwa fünf Jahren. Es gibt noch zwei weitere Kapitel der Geschichte, aber irgendwie bekomm ich mich nicht dazu sie weiter zuschreiben, obwohl der Plot rechtgut ist.

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