Zeit, in der sich ein Geheimnis verbirgt.
Warnung: enthält Beschreibungen von Leichen
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Eine dunkle Gestalt lief still und leise über die Dächer der Stadt und dies mit solch einer Eleganz, dass jeder der sie entdeckt hätte, seinen Blick nicht mehr von ihr hätte los lösen können. Doch niemand entdeckte sie, nicht die spielenden Kinder in dem Hof über den sie sprang, noch die Leute die auf dem Markt an dem sie vorbei kam, ihren Einkäufen nach gingen. Keiner sah sie wie so über die Dächer sprang und das war auch gut so.
Nach kurzer Zeit blieb sie an einer Dachkante stehen und betrachtete nochmals verwundert die Seiten des Notizbuches in ihren Händen. Sie konnte noch immer nicht richtig verstehen was dies zu bedeuten hatte. Aus diesem Grund war sie auch trotz ihren Urlaubs hier her gekommen, sie wollte selbst sehen was los war.
Die Gestalt steckt das Buch zurück in ihre Manteltasche und lies ihren Blick über das Haus auf der gegenüberliegenden Seite wandern.
Es war nicht besonders groß, passte so aber gut zu den anderen Häusern. Das einzige was das Haus heraus stechen lies, war die Tatsache dass es im Gegensatz zu seinen Nachbarn nicht weiß, sondern knall grün war. Im Haus war es ruhig und die Gestalt setzte sich an die Dachkante und beobachtete weiter das Haus vor ihr.
Sie interessierte sich weder für die prachtvolle Eingangstür, die mit vielen Schnörkeln und Kreisen verziert war, und so gar nicht zu der knall grünen Farbe passte, noch für den gut gepflegten Garten neben dem Haus in dem viele verschiedene Pflanzen wuchsen. Lediglich der bronzenen Greifvogelstatur, die majestätisch auf dem Hausdach thronte und das Haus zu bewachen schien warf sie einen Blick zu, bevor sie ihren Blick nicht mehr von einem der Fenster im unteren Stock abwandte.
Die Sonne ging langsam unter und während in anderen Häusern die Rolladen herunter gelassen wurden, tat sich in dem knallgrünen Haus nichts. Auch die Gestalt, die unnachgiebig das Fenster des knallgrünen Hauses beobachtete, rührte sich nicht. Wer die Gestalt, wie sie da so saß beobachtet hätte, hätte wohl meinen können, sie wäre lediglich eine Statur. Doch niemand beobachtete sie, niemand sah sie.
Als die Sonne schon lange untergegangen war und jeder anständige Mensch sich zur Ruhe gelegt hätte, erleuchtete ein schwaches Licht das Zimmer hinter dem Fenster, in das die Gestalt gebliegt hatte.
Die Gestalt erhob sich und lies nochmals ihren Blick hoch zu der Statur auf dem Dach schweifen. Der Vogel hatte seine Flügel weit ausgebreitet und seinen Schnabel zu einem Schrei geöffnet. Es war also so weit. Die Gestalt wartete bis das Licht wieder erlosch, sprang dann über das Tor vor dem Haus und glitt dann durch die Vordertür.
Sie hätte auch einfach durch eines der Fenster gleiten können, empfand dies aber als unhöflich und bevorzugte es daher, die Vordertür zu verwenden. Schließlich mochte es doch keiner, wenn ein Fremder einfach so sein Haus durch ein Fenster betrat.
Die Gestalt schaute sich in dem Flur, der hinter der Tür zum Vorschein, kam um. Dieser war nicht besonders groß, links stand ein Schuhregal mit einigen Schuhen darauf, daneben waren einige Haken in der Wand befestigt an denen Jacken hingen, rechts eine kleine Kommode, darüber eine Aufhängung für Schlüssel, an der aber kein einziger hing.
Eine Deckenlampe über der Gestalt begann zu flackern und tauchte den Flur in ein grelles, weißes Licht. Die Gestalt beachtete dies aber kaum und betrachtete die Fußmatte auf der sie stand.
Eigentlich war eine Fußmatte nichts besonderes und viele Häuser besaßen eine, nur eben nicht solch eine. Ein normaler Betrachter würde wohl nichts seltsames an dieser Fußmatte finden. Sie war aus keinem besonderen Material, weder besonders groß, noch besonders klein und hatte auch keine besondere oder auffällige Farbe wie das Haus.
Das einzig Seltsame, dass solch ein normaler Betrachter wohl entdeckt hätte, wäre wohl das Bild, dass einen Käfig zeigte und so nicht unbedingt das zeigte, was man einem Besucher der das Haus betrat, zeigen wollte. Einem sehr aufmerksamen Betrachter wäre vielleicht auch noch die Verzierung am Rand aufgefallen, die der an der Eingangstür ähnelte. Aber wer achtete schon wirklich auf eine Fußmatte.
Nach kurzem Zögern, sie hatte etwas derartiges nicht erwartet, stampfte die Gestalt ihre Schuhe an der Fußmatte ab und betrat den Flur vollkommen.
Sie wandte sich so gleich der Tür zu ihrer linken zu. Die Gestalt hatte kein Interesse an einer der anderen Türen, nicht daran was hinter den anderen Türen lag. Weder was sich hinter der Tür weiter vorne zu ihrer linken befand, noch interessierte sie sich für für das Obergeschoss, in das eine Wendeltreppe führte. Zuletzt interessierte sie sich nicht für die leicht geöffnete Tür, gegenüber der Eingangstür hinter der die Küche lag. Von dieser Tür stieg ein verbrannter Geruch in den Flur und dunkle Wolken aus der Küche begannen von Flur zu erobern. Doch dies war der Gestalt egal, sie beachtete es kaum.
Lediglich für die eine Tür, gleich zu ihrer linken, interessierte sie sich. Für das, was dahinter lag, für das was dahinter geschehen war.
Das Zimmer hatte ein Fenster. Ein Fenster das zur Straße führte. Ein Fenster durch das vor nicht einmal ein paar Minuten noch schwaches Licht geschienen hatte, das man von der gegenüberliegenden Seite hatte sehen können.
Im Haus war es ruhig. Es war still. Toten still.
Die Gestalt griff nach der Türklinke und drückte sie herunter. Leise schwang die Tür auf und eröffnete den Blick in das Wohnzimmer des Hauses. Sofort schlug ihr der metallische Geruch von Blut ins Gesicht und sie verzog das Gesicht. Man sollte wohl meinen, sie unter allen hätte sich schon längst an den Geruch von Blut gewöhnt. Doch dies war nicht der Fall, noch immer empfand sie den Geruch als äußerst unangenehm.
Die Gestalt betrat den Raum und spürte so gleich die Hitze im Zimmer, die selbst für eine Sommernacht ungewöhnlich hoch war. Doch eigentlich wunderte sich die Gestalt nicht über die Hitze. Sie konnte sich gut vorstellen, was in diesem Raum vor nicht einmal ein paar Minuten geschehen war. Und auch was sie sah, empfand die Gestalt nicht als ungewöhnlich oder überraschend. Es war nichts was sie nicht schon etliche Male gesehen hatte und auch die Ungewöhnlichkeit, die die Gestalt erst in dieses Haus und somit in dieses Zimmer geführt hatte sah die Gestalt nicht. Somit fand sie Gestalt selbst nichts ungewöhnliches in dem Wohnzimmer als sie es betrat.
Die Gestalt lies ihren Blick durch den Raum gleiten. Es war ein Wohnzimmer, kein Besonderes, ei ganz normales Wohnzimmer. Eine Eckcouch, ein Schrank mit Bücherregal, ein kleiner Tisch und hinten an der Wand ein Fernseher. Wirklich nichts besonderes...
Wäre da nicht eine große rote Blutlache vor den Füßen der Gestalt, in der eine junge Frau lag.
Die Gestalt bewegte sich mit Leichtigkeit näher zu der jungen Fau, ohne das ihre Schuhe auch nur einmal das Blut berührten. Darauf Blutflecken aus ihrer Kleidung zu waschen hatte sie keine Lust.
Die Gestalt bügte sich herunter zu der jungen Frau und und betrachtete sie.
Ihre eigentlich braunen Haare waren durch Blut verfärbt. Ihre grün-braunen Augen starrten starr vor sich hin.
Die Augen der Gestalt waren starr und vor Schock weit aufgerissen. Noch kurz vor ihrem Tod hatte die junge Frau etwas Unfassbares gesehen, etwas dass darauf hin zu ihrem Tod führte. Die Gestalt wunderte sich nicht über den geschockten Ausdruck, der jungen Frau. Die meisten Menschen wären wohl auch sehr über das geschockt gewesen, was die junge Frau kurz vor ihrem Tod sah.
Mit einer behutsamen Handbewegung schloss die Gestalt die geschockten Augen der jungen Frau und erhob sich wieder. Sie hatte noch immer nicht gefunden was sie suchte.
Da hallte ein leises Wimmern durch den Raum und schien so unglaublich laut im sonst totenstillen Haus. Es war doch noch jemand in diesem Haus am Leben, trotz der Annahme der Gestalt es sei kein Mensch mehr in diesem Haus am Leben.
Die Gestalt schaute sich überrascht nach dem Ursprung des leisen Wimmern um. Sie ging einige Schritte weiter in das Zimmer und entdeckte hinter der Coach was sie suchte. Auf dem Teppich hinter der Coach befand sich der Ursprung des Geräuschs sowie der Grund ihres Kommens.
Vor der Coach lag ein ebenso junger Mann und färbte den Teppich in ein tiefes Blutrot. Die Hand des Mannes war ausgestreckt und streckte sich dem Wimmern entgegen, war aber nicht mehr in der Lage, es noch zu erreichen. Auch seine Seele war schon entschwunden.
Wenige Zentimeter von den Fingerspitzen des jungen Mannes entfernt, lag im Blut durchtränkten Teppich ein Baby, das leise wimmerte.
Die Gestalt schritt weiter auf die beiden zu und beugte sich zum jungen Mann herab. Auch sein Gesicht war von Schock verzerrt worden. Seine braunen Haare waren von Blut verfärbt und umrahmten sein Gesicht wie bunte Federn ein Bild umrahmten. Hellgraue Augen von Schock geweitet blickten starr auf das junge Kind bis auch sie von zarten Fingern geschlossen wurden.
Behutsam schlossen sich Arme um den Körper des einzig lebenden Wesens im Raum und hoben ihn aus dem Meer aus Blut in dem er lag. Und jede Frage, die die Gestalt zu ihrem Kommen bewegt hatte, war beantwortet als tief blaue Augen ihr neugierig entgegenblickten.
Noch in der selbigen Nacht rückte die Feuerwehr zu einem Vollbrand aus. Doch sie kamen zu spät in einem Meer aus Rot und Grün brannte das Haus bis auf die Grundmauern nieder. Keiner der Bewohner des Hauses konnte noch gerettet werden. Mutter, Vater und Neugeborenes verloren im Brand ihr Leben.
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