Früher und heute

,,Was macht der denn hier?" rief Nell geschockt als Liam und ich mit dem Seelenjäger im Schlepptau wieder zum Baumhaus zurück kehrten. Lilith riss vor Schreck die Augen auf und verwandelte ihre Zähne teil. ,,Verschwinde! Halt dich von meinen Bruder und meinen Freunden fern!" zischte sie feinseelig, ihre giftgrünen Augen blitzten gefährlich auf, doch der Seelenjäger lachte nur und ich hätte ihm am liebsten ins Gesicht geschlagen. ,,Also wirklich, wa für Marnieren! Behandelt man so etwa einen Freund?" fragte er zuckersüß. ,,Sei still!" Liam funkelte ihn böse an und wir traten zu unseren Freunden, sodass wir dem Seelenjäger gegenüber standen. Liam und ich erzählten abwechselnd was wir vereinbart hatten. ,,Seid ihr total bescheuert?" rief Jeffrey und legte einen Arm um Wings Schultern, die auch nicht so begeistert aussah. ,,Hört zu Leute, wir haben keine Wahl, wir müssen ihm vertrauen..." sagte ich und drehte mich so zu meinen Freunden, dass nur diese sahen, wie ich ihnen zuwinkerte. ,,Ok. Jeder hat eine zweite Chance verdient, oder?" mischte sich Tikaani ein. ,,Ich danke euch vielmals." sagte der Seelenjäger. ,,Wie sollen wir dich überhaupt nennen?" fragte Lumi plötzlich. ,,Ich denke ich bleibe bei Luke." sagte er und strich sich durch sein dunkles, kurzes Haar. Er war hübsch, das musste man ihm lassen, doch sein Charakter machte ihn hässlich.


Bevor ich es mich versah wurde es schon wieder dunkel und ich wachte in unserem Baumhaus über die Schule. Ich saß auf dem Geländer und ließ meine Beine baumeln, während ich verträumd in den Sternenhimmel blickte. ,,Hier scheinen die Sterne irgendwie nicht so hell wie bei mir zuhause." Ich drehte mich um und sah Liam langsam neben mich treten. ,,Ja, ich weiß. das liegt an den vielen elektrischen Lichtern hier. Die Städte sind so hell, dass die Sterne keine Chance mehr haben so hell zu leuchten wie früher. Nur in der Wüste, weit fern von jeglicher Zivilisation scheinen sie noch so hell." seuftzte ich. Liam setzte sich neben mich und legte einen Arm um mich. Ich lehnte mich an ihn und schloss kurz die Augen, um es zu genießen, dass er hier ist und nirgendwo anders. ,,Dennoch ist vieles besser hier als in der Vergangenheit. Ich dachte immer, dass eure Welt so perfekt ist, aber das ist sie gar nicht, hab ich recht?" fragte er leise. ,,Ja. Die Menschen zerstören ihre eigene Heimat und merken es nicht einmal. Obwohl nein, noch schlimmer: sie wissen es, sehen es, aber sie machen trotzdem weiter, ohne etwas zu ändern. Ich habe aber trotzdem noch Hoffnung, dass wir es noch schaffen können, das Blatt rechtzeitig zu wenden." sagte ich ruhig und kuschelte mich näher an Liam. Langsam wurde es kälter und der Winter kündigte sich an. ,,Aber das ist doch total dumm. Wer möchte freiwillig seine eigene Heimat zerstören?" fragte Liam verständnislos und ich antwortete: ,,Naja, sie wollen auf nichts verzichten... obwohl es den meisten eigentlich gut geht. Man sollte einfach weniger Plastikdineg kaufen, die es auhc aus Holz gibt zum Beispiel. Sich zweimal überlegen was man kauft eben. Auch bei Lebensmitteln in Supermärkten." Als ich Liam kurz erklärt hatte, was ein Supermarkt war, staunte er. ,,Ihr könnt dort einfach einkaufen? Jeder? Und es gibt auch genug Essen im Winter oder schweren Zeiten? Für jeden? Wahnsinn! Ich konnte noch nie etwas kaufen, weil wir immer zu wenig Geld hatten. Deshalb haben meine Eltern, meine Schwester und ich meistens als Tier gelebt." Klar, für mich war alles so selbst verständlich. Jeden Tag essen zu können, wann ich es möchte und nie die Sorgen zu haben, nicht durch den Winter und die kälteste Zeit zu kommen. Aber Liam und seine Schwester mussten sich schon immer durchs Leben kämpfen.

,,Was ist eigentlich mit deinen Eltern?" fragte ich ihn vorsichtig. Er hatte nie etwas von ihnen erzählt. ,,Sie sind gestorben. An einer Krankheit. Sie haben uns weggeschickt, in den Wald, damit wir uns nicht anstecken. Es hat geholfen, wir haben überlebt, aber unsere Eltern nicht. Ich glaube da war ich acht oder so. Es war danach schwerer für Lilith und mich zu überleben. Hauptsache man gibt nicht auf. Das ist das Wichtigste." Ich überlegte was das für eine Krankheit war, an der seine Eltern gestorben waren, aber ich fragte nicht weiter nach, da seine Stimme schon gezittert hatte, als er gerade davon gesprochen hat und ich hauche ihm einen Kuss auf die Wange. ,,Das tut mir leid." flüstere ich. ,,Muss es nicht." erwiderte er und lächelte mich liebevoll an. ,,Ich bin froh nicht mehr dort zu sein. Es ist viel schöner bei dir zu sein. Außerdem gibt es hier so viele tolle Dinge. Jeffrey hat mir am Nachmittag erklärt, wie ein Smartphone funktioniert. Es ist genial!" Ich muss lächeln. ,,Wenn du willst kann ich dir mal eins kaufen." schlug ich vor und er blickte mich an. Lächelte ebenso wie ich. Ich hatte genug Geld von Milling. ,,Lass uns gleich morgen ein bisschen shoppen in der Stadt, Klamotten und so." sagte ich begeistert. ,,Aber ich hab kein Geld." wand Liam ein. ,,Komm hör auf. Ich hab genug Geld. Man soll nicht geizig sein und ich kaufe dir gerne neue Sachen." Ich gab ihm einen Kuss und er erwidete ihn. ,,Ich liebe dich." Ich hauchte ihm ein ,,Ich dich auch." ins Ohr.

Wir verabschiedeten uns und ich lief zurück aufs Zimmer, um nun doch schlafen zu gehen...


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880 Wörter

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