14 | Arm in Arm
Leise schloss ich Idas Kinderzimmertür, um ins Wohnzimmer zu gehen. Eigentlich war noch keine ganze Stunde um, doch als ich Niklas bereits auf dem Sofa sitzen sah, schlich sich ein breites Grinsen auf mein Gesicht. Es schien so normal, dass er hier in meinem Wohnzimmer wie selbstverständlich saß, und irgendwie gefiel mir das.
"Du bist schon da."
"Konnte es nicht mehr erwarten", antwortete Niklas, stand auf, und kam auf mich zu. Er berührte mich sanft an den Oberarmen, und zog mich schließlich für eine Umarmung an sich heran.
Auch ich legte meine Arme um seinen Oberkörper, sog seinen berauschenden Duft ein. Seine Haare waren feucht, und er roch frischer. "Warst du duschen?", murmelte ich an seinen Brustkorb.
"Mhm." Er hauchte mir einen Kuss in den Nacken, welcher augenblicklich bis in meine Zehenspitzen schoss.
Ich hob meinen Kopf, schaute in zwei schmelzende Milchschoko-Stücke und konnte mich absolut in deren Anblick verlieren.
"Du hast mir einen Wein versprochen", erinnerte mich Niklas, als wir uns für einige Zeit einfach nur in die Augen geschaut hatten. Uns gegenseitig darin verloren hatten.
"Ja. Ich hole ihn."
Als ich mit zwei Gläsern und der Weinflasche zu Niklas zurückkehrte, setzten wir uns nebeneinander auf mein Sofa, darauf bedacht, dass sich unsere Beine ja berührten.
Nur reden und kuscheln, erinnerte ich mich selbst an meine Worte. Wie schwer das tatsächlich werden würde, war mir vorhin wohl nicht klar gewesen.
Ich schenkte uns den Wein ein, und reichte Niklas sein Glas. Wir stießen miteinander an, schauten uns dabei erneut in die Augen. Mein Herz vollführte tausende Saltos, ich war diesem Organ heillos ausgeliefert.
"Haben deine Tattoos eine Bedeutung für dich?", fragte ich ihn, da mir diese Frage schon öfter auf der Zunge gelegen hatte. Mein Glas stellte ich derweil auf dem Couchtisch ab.
"Ja, jedes meiner Tattoos hat einen bestimmten Wert für mich."
"Willst du sie mir erklären?", wollte ich im Flüsterton von ihm wissen.
Niklas stellte sein Glas ebenfalls auf dem Tisch ab. "Sehr gerne." Er zeigte auf die fünf Buchstaben, die je auf einem Finger seiner linken Hand tätowiert waren. "Das war mein erstes Tattoo."
"Smile." Meine Mundwinkel hoben sich. "Weil du so viel lächelst?"
Doch Niklas schenkte mir einen Gesichtsausdruck, der irgendwie das Gegenteil vermuten ließ. "Eher sollten mich die Buchstaben daran erinnern, öfter zu lächeln. Was mir ja jetzt sehr gut gelingt. In der Vergangenheit war das nur nicht immer so."
"Oh ... das wusste ich nicht. Du bist immer so ein ... Sonnenschein", wisperte ich, schaute ihn weiterhin an. "Ich habe es dir heute schon gesagt, aber sage es noch einmal. Du kannst mir auch alles erzählen, wenn du denn möchtest. Du musst natürlich nicht. Aber du kannst."
"Danke, Cara. Die Geschichte dauert vermutlich nur etwas länger."
"Ich habe Zeit." Nervös spielte ich mit meinen Fingern im Schoß, die ich zu einem seltsamen Knoten geformt hatte.
"Weißt du, meine Eltern sind sehr ... hm, streng?" Das Wort schien ihm nicht so recht zu passen, doch nach kurzer Überlegung ließ er es dann so stehen. "Schon als ich noch ein Kind war, wollten sie, dass ich nur mit den besten Noten von der Schule nach Hause komme. Ich habe also sehr viel gelernt, wollte meinen Eltern gefallen. Wenn ich mit einer Zwei nach Hause kam, dann hing es ganz davon ab, wie meine Eltern gelaunt waren. War es ein guter Tag, dann bestraften sie mich nicht dafür, nicht die beste Note mit nach Hause gebracht zu haben, aber war es ein schlechter Tag ..." Niklas seufzte auf. "Meistens nahmen sie mir dann das Buch weg, welches ich gerade las. Ich sah es oft eine ganze Woche lang nicht. Mit dem konnten sie mich eigentlich am meisten bestrafen, und zusätzlich natürlich auch noch Hausarrest geben. Julia ging es gleich, nur, dass sie freiwillig keine Bücher las, sondern sich lieber mit ihren Freundinnen traf."
Er machte eine kurze Pause, lehnte sich etwas zurück. "Ich habe als Kind nicht so viel gelächelt wie Ida. Meine Eltern unternahmen fast nie Sachen mit uns, die uns Freude bereiteten, sondern schleppten uns gerne mal von Museum zu Museum. Solche Sachen eben. Das kann als Kind ganz schön langweilig werden. Nun ja, und dann kam irgendwann die Zeit, wo ich studieren gehen sollte. Ich wollte unbedingt Germanistik studieren, meine Eltern waren aber absolut dagegen. Sie waren der Meinung, dass mir Jus im Leben mehr bringen würde, und ich ohnehin kein Autor werden könnte. Ich würde dann gerade mal den Hungerlohn verdienen, war ihre Meinung. Also studierte ich Rechtswissenschaften."
Mitfühlend betrachtete ich ihn, legte meine Hand auf seinem Knie ab. Niklas folgte der Bewegung, umfasste schließlich meine Hand mit seiner.
"Nebenbei habe ich mich aber für das Germanistikstudium eingeschrieben, und ... habe dann beides gemacht. Das war sehr anstrengend, und Freizeit hatte ich sowieso keine mehr. Ich lernte meinen Freund Basti kennen, der ebenfalls Jus studierte, aber auch total fehl am Platz war. Er hat mich oft zum Lächeln bringen können, und mich schlussendlich dazu überreden können, meinen Eltern die Stirn zu bieten. Ich ging nicht mehr in meine Vorlesungen, Seminare und was weiß ich alles. Ich ließ das Studium links liegen, konzentrierte mich nur mehr auf Germanistik, fing an, meinen ersten Krimi zu schreiben, und fühlte plötzlich, wie sich richtiges Leben anfühlte. Es war so befreiend, so schön. Basti ging mit mir zum Tätowierer seines Vertrauens, und ehe ich mich versah, saß ich auf dem Stuhl und ließ mir die fünf Buchstaben tätowieren. Du glaubst gar nicht, wie gut sich das angefühlt hat, obwohl es echt schmerzhaft war. Ich wusste, meinen Eltern passte es absolut nicht ins Bild, ein Tattoo auf der Haut zu tragen, noch dazu so offensichtlich. Natürlich habe ich es nicht wegen meiner Eltern getan, sondern für mich, weil ich es wollte. Ich fand ein neues zusätzliches Hobby, und zwar meine Pflanzen, und ging mit Basti oft aus. Er gabelte immer wieder eine Frau auf, und so kamen sie dann auch immer wieder zu mir, bis ich mich schließlich dafür entschied, eine Frau mit nach Hause zu nehmen."
Er betrachtete mich etwas verlegen, grinste mich gleichzeitig aber schief an.
"Jedenfalls nahm es seinen Lauf. Ich fühlte mich frei, konnte tun und lassen, was ich wollte. Schließlich war ich erwachsen, also was könnten meine Eltern schon tun? Was sie tun konnten? Mir den Geldhahn zudrehen." Er lachte auf. "Das war etwas, was ich nicht bedacht hatte." In seinen Augen funkelte es, als würde es ihn amüsieren. "Also habe ich mir einen Nebenjob gesucht, Beihilfen angesucht, und kam so ganz gut durch. Es klingt jetzt vielleicht so, als wären meine Eltern schrecklich, aber sie zeigen uns ihre Liebe eben anders. Ich komme damit nicht so gut klar, und besuche sie daher nur an Geburtstagen, Weihnachten und solchen Tagen, Julia hingegen schaut, dass sie mindestens jedes zweite Wochenende bei ihnen vorbeikommt. Sie ist wirklich eine gute Seele, meine Schwester." Er lächelte leicht. "Vor fünf Jahren bin ich dann hierher gezogen, wollte raus aus der Stadt. Basti tat es mir gleich, er wohnt gar nicht so weit von mir entfernt, weshalb wir uns immer noch einmal die Woche treffen. Jedenfalls lebe ich jetzt hier, habe einen Kater, meinen Job als Autor und Online-Nachhilfelehrer in Deutsch und Englisch, mag meine Pflanzen, liebe mein Leben, und bin so glücklich, hier mit dir auf dem Sofa zu sitzen. Die Frauen, die ich immer hatte, keine Ahnung, waren so etwas wie der zusätzliche Einstieg in mein neues Leben. Ich weiß nicht, ob du das verstehen kannst, aber ich weiß, dass ich nur noch eine will. Nur noch dich will, Cara. Alles von dir. Ich begehre dich so sehr, deinen Körper, deinen Charakter, dein Aussehen, dein Lachen, dein Stöhnen, einfach alles."
Mein Mund öffnete sich ein Stück, dann schloss ich ihn sofort wieder, nur um ihn erneut zu öffnen. Mit dieser Wendung des Gesprächs hatte ich absolut nicht gerechnet, seine Worte ließen meinen Puls nur in die Höhe schnellen.
"Niklas", flüsterte ich.
"Keine Sorge, ich trete auf die Bremse, wenn du es willst. Die Worte sind einfach aus mir herausgesprudelt, ich konnte sie gar nicht aufhalten. Ich sage grundsätzlich immer das, was mir auf der Zunge liegt, aber das hast du wahrscheinlich schon mitbekommen."
"Das war so schön, danke", wisperte ich, nahm mein Weinglas zur Hand, und trank einen Schluck. "Noch nie hat jemand solche Worte zu mir gesagt."
"Du verdienst die schönsten Worte dieser Welt", erwiderte Niklas, drückte sanft meine Hand.
Sachte lächelte ich ihn an. "Du auch." Ich stellte das Glas wieder zurück, nahm diese Hand, legte sie über unsere beiden, und streichelte mit dem Daumen über seinen Handrücken. "Wegen dem was du mir erzählt hast ... also, ich hatte absolut keine Ahnung. Sowohl du, als auch deine Schwester, seid so sympathisch und lebensfroh. Du kannst wirklich stolz auf dich sein, auf das, was du alles schon geschafft hast. Du bekommst bestimmt alles hin, was du möchtest."
"Du auch, Cara. Was wolltest du denn als Kind werden?", leitete er das Thema gekonnt von sich auf mich um.
"Ich? Uhm."
"Ja. Beruflich, meine ich."
"K-keine Ahnung", stotterte ich leicht.
"Keine Lügen, Cara", tadelte er mich, durchschaute mich wirklich jedes Mal.
"Hm. Sängerin", nuschelte ich. "Vielleicht in Musicals und so ... ist es paradox, dass ich noch nie in einem Musical war, aber jetzt schon weiß, dass ich es lieben würde?" Ich lachte scheu auf, fixierte einen Punkt hinter Niklas.
"Dann müssen wir das unbedingt einmal nachholen."
Meine Wangen färbten sich rosa, ich war sicher. "So meinte ich das nicht. Wir müssen nicht alles machen, was ich unbedingt einmal erleben will." Verlegen biss ich mir auf die Unterlippe, schaute auf unsere Hände hinab. Alles machen. Mist, davon war doch gar nicht die Rede.
"Cara, schau mich bitte an."
"Hm?" Mit klopfendem Herzen hob ich den Kopf.
"Das Leben ist dazu da, Dinge zu erleben, die man gerne tun würde. Das Leben besteht nicht nur aus Arbeiten, Kochen, Putzen, und all den langweiligen Dingen. Ich will die Sachen mit dir machen, von denen du seit Jahren träumst. Mag sein, dass dir tatsächlich noch nie jemand all diese Freuden schenken wollte, aber ich will dich glücklich sehen, Cara. Denn wenn du glücklich bist, bin ich es auch."
"Du sagst immer so viele schöne Sachen, und ich würde sie dir so gerne glauben, aber ... es ist schwer. Und ich kann meine ganzen Träume nicht erfüllen, es ist ... kompliziert. Ich habe nicht einmal den Führerschein, was ich dir schon erzählt habe, weil mir das nötige Geld dafür gefehlt hat. Es fehlt mir immer und überall, und ich habe nicht einmal eine richtig gute Ausbildung abgeschlossen. Bevor ich Kellnerin wurde, habe ich Friseurin gelernt, aber nach der Lehrzeit damit aufgehört, weil ich so wenig verdient habe. Ich will nicht in ein Musical gehen, das du bezahlen musst, weil ich es mir nicht leisten könnte. Ich ... keine Ahnung, sollte vermutlich wieder mehr Stunden arbeiten gehen, aber ich will doch auch meine Tochter aufwachsen sehen, und sie nicht ganztags in den Kindergarten schicken. Ich ..." Hilflos zuckte ich mit den Schultern, betrachtete Niklas zerknirscht. "Ich weiß auch nicht, was ich tun soll."
"Ich kann nachvollziehen, dass du so denkst, aber wenn ich dir etwas schenken sollte, dann, weil ich es gerne mache. So wie Julia heute. Sie hat Ida ein Puzzle geschenkt, ganz ohne, dass ich irgendetwas in diese Richtung erwähnt hätte. Weißt du, wie schön es für mich war, zu sehen, wie gerührt du davon warst? Ich hätte dich am liebsten mit tausenden Küssen überhäuft, und verdammt, ich würde diesem Markus am liebsten mächtig eine reinhauen, für das, was er euch angetan hat. Dass er dich nicht richtig geliebt hat, dir nicht gezeigt hat, was es heißt, wahrlich begehrt zu werden, und nicht auf deine sexuellen Bedürfnisse eingegangen ist. Das was er mit Ida gemacht hat, darüber will ich gar nicht nachdenken, aber dafür würde ich ihn am liebsten k.o. schlagen, also besser, er kommt niemals in meine Nähe. Cara, ich ... ich weiß, dass du es nicht einfach hattest im Leben, aber ich möchte den weiteren Weg so gerne mit dir gehen, also lass' uns manche Dinge einfach gemeinsam angehen. Und wenn es irgendwann ein Musical sein soll, dann gehen wir in dieses Musical. Ehrlich gesagt habe ich auch schon viel zu lange keines mehr gesehen, und ich bin sicher, dass du es lieben würdest."
Er machte eine kurze Pause, bei der ich ihn nur anstarren und schlucken konnte. "So gut wie du Hakuna Matata von dir gegeben hast, könntest du glatt am Broadway mitmischen, und das ist nur eines deiner Talente. Du bist noch jung, Cara. Das ganze Leben liegt noch vor dir, du musst nicht für immer in diesem Café arbeiten, du kannst dich umorientieren, vor allem, weil du mir letztens erst gesagt hast, dass dich die Arbeit nicht glücklich macht - du nur gerne dorthin gehst, wegen deiner Kollegen. Denk darüber nach, du kannst wirklich noch alles machen, was du möchtest. Der eine Weg dauert vielleicht etwas länger, als der andere, aber schlussendlich solltest du dort ankommen, wo du dich gerne in ein paar Jahren sehen würdest."
"Oh, Niklas", hauchte ich. "Du ... Ich ... Keine Ahnung, was ich darauf sagen soll."
"Gar nichts. Du musst nichts sagen. Einfach darüber nachdenken, und vielleicht auch mal an deine Träume denken. Wirklich intensiv darüber nachdenken. Du kannst sie mir auch gerne irgendwann verraten, wenn du bereit dazu bist, und dann können wir schauen, inwiefern sie sich verwirklichen lassen."
Ich schluckte schwer, nickte langsam. "Okay. Danke. Ich werde mir deine Worte zu Herzen nehmen, Niklas. Uhm ... willst du mir noch immer deine Tattoos erklären?", fragte ich, um das Thema zu wechseln, endlich wieder von mir abzukommen. Meine Stimme zitterte dabei leicht.
Niklas verstand es glücklicherweise sofort, und schenkte mir ein warmes Lächeln. "Das hier symbolisiert für mich meine Liebe zu den Pflanzen", stieg Niklas ein, und deutete auf eine riesige Pflanze auf seinem linken Unterarm.
So ging es nun die ganze Zeit weiter, er entledigte sich dafür sogar seines T-Shirts, was mich kurz vergessen ließ, wie man atmete. Er sah einfach verboten gut aus, doch er machte es mir so leicht, mich in seiner Gegenwart wohlzufühlen. Niemals ließ er irgendeinen Kommentar fallen, für den ich Scham verspüren müsste. Wenn ich an Donnerstag zurückdachte, dann schämte ich mich tatsächlich ein bisschen dafür, mich so gehen gelassen zu haben, aber andererseits hatte mir Niklas niemals das Gefühl gegeben, dass es nicht in Ordnung wäre. Im Gegenteil, als ich es vorhin bei unserem Kuss angesprochen hatte, hatte es ihn nur noch mehr angeturnt. Das wiederum ließ auch mich mutiger werden, und mehr über meinen eigenen Schatten springen. Denn verdammt, ja, ich wollte so gern, dass Niklas all das von Donnerstag wiederholte.
Wir saßen noch eine Weile auf dem Sofa. Niklas erzählte mir von seinen Tattoos und deren Bedeutungen, ich lauschte ihm voller Neugier. Danach führten wir noch Smalltalk über unwichtige wichtige Dinge, wie unsere Lieblingsfarben, Lieblingsspeisen und solche Sachen. Es tat richtig gut, mit Niklas hier zu sitzen, und einfach nur zu reden.
Irgendwann konnte ich aber mein Gähnen nicht mehr unterdrücken, was Niklas schmunzelnd zur Kenntnis nahm.
"Ich sollte dann vermutlich langsam wieder rüber gehen, auch wenn ich mich schwer von dir trennen kann. Aber du solltest morgen fit sein, wenn dein kleiner Wirbelwind munter wird."
"Ja, da hast du wohl recht. Aber, uhm ... du kannst ..." Ich beendete meinen angefangenen Satz nicht, war plötzlich unsicher, ob ich meine Frage stellen sollte.
"Ich kann?", fragte Niklas nach, strich zärtlich über meinen Handrücken.
"Vergiss es", flüsterte ich nur.
"Auf keinen Fall. Nicht, wenn es nicht auch zu meinem Vorteil wäre, und irgendwie habe ich es so im Gefühl, als würde ich sehr gerne hören, was du mir gerade sagen, oder mich fragen wolltest."
Mein Herz hämmerte wild gegen meinen Brustkorb, wie so ein Nagel, der in ein Brett geschlagen wurde. Es hörte einfach nicht auf, weshalb ich einen tiefen Atemzug nahm.
"Wenn du möchtest, kannst du bei mir übernachten", flüsterte ich nun doch, hielt den Atem an.
"Und Arm in Arm mit dir einschlafen?", wisperte Niklas zurück, seine Augen vollkommen dunkel.
"Ja."
"Nichts lieber als das. Lass' mich nur trotzdem schnell rüber gehen, mir die Zähne putzen und mein Schlafshirt anziehen. Dann komme ich wieder."
Mit rasendem Puls nickte ich, konnte nicht glauben, dass ich es tatsächlich laut ausgesprochen hatte.
"Ich bin gleich wieder da", sprach er leise, fuhr mit seinem Zeigefinger behutsam über meine Wange.
Niklas brauchte tatsächlich nicht lange, bis er wieder bei mir in der Wohnung war. Währenddessen hatte ich mich auch bettfertig gerichtet, und sperrte nun hinter Niklas die Haustür zu.
Ich fühlte mich gerade wie ein Teenager, der zum ersten Mal seinen Freund bei sich schlafen ließ. Gott, irgendwie war es doch auch so, nur, dass Niklas und ich unseren Beziehungsstatus noch nicht geklärt hatten, und ich definitiv keine Jugendliche mehr war.
Als spürte Niklas meine Nervosität, ergriff er meine Hand, und verflocht unsere Finger miteinander.
"Ich lasse die Tür immer offen, weil Ida hin und wieder nachts zu mir ins Bett kommt."
"Okay." Ich schaute zu Niklas hinüber, doch er lächelte mich bereits an.
Wir erreichten mein Schlafzimmer, wo ich mir meine kurze Hose auszog, sodass ich nur mehr in meiner Unterhose und meinem Schlafshirt vor Niklas stand.
"Das wird schwerer als gedacht", murmelte er mehr zu sich selbst, als zu mir. "Du siehst so heiß aus. Aber heute reden und kuscheln wir nur", erinnerte er mich an meine Worte. "Und ich kann mir gerade nichts Schöneres vorstellen." Auch er entledigte sich seiner Jogginghose, sodass er, wie ich, nur mehr im Shirt und seiner Boxershorts vor mir stand.
"Komm", murmelte ich, und kroch auf das Bett. Niklas tat es mir gleich, lag keinen Wimpernschlag später direkt neben mir.
Seine Anwesenheit in meinem Bett machte mich nur noch nervöser, meine Nerven spielten verrückt. Ich wollte eigentlich so viele andere Dinge mit ihm anstellen, doch verbot es mir aufgrund meiner Tochter selbst. Nicht hier. Nicht jetzt.
"Komm her", raunte Niklas, breitete seine Arme für mich aus. Ich ließ mich nicht zweimal bitten, sondern legte mich an seine Seite, spürte die warmen Arme, die sich um meinen Oberkörper schlangen, und fühlte mich bei ihm geborgen und sicher.
"Ich hoffe, du schläfst heute Nacht gut", flüsterte ich, während ich meinen Arm ebenfalls auf seinen Oberkörper legte.
"Ich bin sicher, dass ich das werde", hauchte er zurück. "Schlaf gut, hübsche Löwin. Ich habe den Abend sehr genossen. Danke dafür." Er küsste mich auf die Stirn, verweilte mit seinen Lippen länger dort, als es nötig wäre, und irgendwann driftete ich ins Land der Träume, mit Niklas' Duft in meiner Nase, und seinem Herzschlag in unmittelbarer Nähe.
So friedlich, gut, und erholsam hatte ich schon lange nicht mehr geschlafen. Vermutlich sollten wir das wiederholen. Am besten Nacht für Nacht.
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