Versteckspiel
Nürnberg, 23. Oktober 2013
Lukas hatte es auch beim zweiten Versuch nicht geschafft, sich seinen irren Film zu Ende anzusehen. Schon wenige Minuten, nachdem er den Fernseher vorhin eingeschaltet hatte, war schon ein leichtes Schnarchen von ihm zu hören gewesen. Zuerst hatte ich mir vorgenommen, mir den Film eben alleine fertig anzusehen, um ihm am nächsten Morgen erzählen zu können, was noch passiert war. Nach einer viertel Stunde war es mir jedoch zu doof geworden und ich beschloss, mir einfach auf Wikipedia durchzulesen, was der Sinn von diesem Streifen sein sollte und war dann auch eingeschlafen.
Ein paar viel zu kurze Stunden später öffnete ich langsam die Augen und blickte direkt in das hübsche Gesicht von Lukas. Der bemerkte erst mal nicht, dass ich gerade am Aufwachen war. Total verträumt und leicht lächelnd starrte er mich einfach nur von oben bis unten an. Da wir in meinem Einzelbett lagen und darum auch nur eine Bettdecke hatten, lag ich komplett unbedeckt und nur in meinen Shorts da, während Lukas auf der Seite lag und sich gemütlich in die Decke gekuschelt hatte. Als seine Augen wieder bei meinen ankamen, wurde das Lächeln auf seinen Lippen breiter und er rückte sofort zu mir hin, um mich wild zu küssen.
„Endlich", murmelte er gegen meine Lippen. Ich grinste und drückte ihn dann ein Stück von mir weg.
„Lukas", gähnte ich. „Langsam. Wie lange starrst du mich schon so an?"
„Ich hab dich nicht angestarrt", antwortete er und grinste ebenfalls.
„Hast du wohl!"
„Nein."
„Ich hab es doch gesehen."
„Naja, eventuell. Aber nicht lange. Vielleicht so zwanzig Minuten?"
Ich gähnte herzhaft und streckte mich ausgiebig. „Okay, das ist irgendwie schon ein bisschen creepy, findest du nicht?"
Lukas schälte sich aus der Decke heraus und legte sich halb auf mich. „Nein. Du bist einfach so schön, da kann man nicht anders. Selbst schuld, sozusagen."
Ich strich Lukas seine wild verstrubbelten Haare aus der Stirn und gab ihm einen sanften Kuss auf diese. „Ich bin doch nicht schön, was laberst du da?"
„Oh doch, bist du."
Ich grinste vor mich hin und drückte Lukas warmen Körper an mich. „Warum nur bist du morgens so gut drauf und dabei dann auch noch so charmant?"
„Ich bin normalerweise gar nicht so gut gelaunt am Morgen, aber wenn du neben mir liegst, hab ich gar keine andere Wahl."
„Lukas. Jetzt hör aber auf, bevor gleich noch jemand auf deiner riesigen Schleimspur ausrutscht", sagte ich und lachte.
„Du bist voll unromantisch", meckerte er. „Dabei war das erst der Anfang, aber ich sag jetzt nichts mehr!"
Ein wenig beunruhigt darüber, ob ich ihn jetzt verärgert hatte, drückte ich sein Gesicht leicht am Kinn zu mir nach oben. Kurz sah er mich böse an, prustete dann aber glücklicherweise los.
„Mann, ich dachte schon wir hätten jetzt unseren ersten Krach", sagte ich erleichtert.
„Doch nicht wegen so einem Scheiß", meinte Lukas und schnipste mir mit einem Finger an die Nase. Dann warf er seufzend einen Blick auf die Uhr. „Ich werd jetzt doch mal zu Stefan rüber gehen, okay?"
„Klar, mach das."
„Ja, mach ich", flüsterte Lukas, verwickelte mich in einen sehr heißen Zungenkuss und rollte ganz auf mich.
„Ich seh, wie du rüber gehst", flüsterte ich grinsend, als er kurz zum Luftholen aufhörte. Lukas grinste mich an und drückte mir dabei seine Latte an den Oberschenkel.
„Ich geh auch gleich. Es sei denn, du willst es mir vorher noch kurz besorgen?"
„Ohje", seufzte ich und lachte dann. „Wie romantisch."
Lukas schnaubte gekünstelt, rollte sich von mir runter und legte mir eine Hand an die Wange. „Naja, mit Romantik kannst du ja nicht so gut. Dann kommt es eben jetzt ganz platt."
„Das ist mir ehrlich gesagt auch lieber so", hauchte ich in sein Ohr und ließ meine Hand in seinen Shorts verschwinden.
Gerade, als es für Lukas begann, richtig gut zu werden, klopfte es an meiner Tür. Ich wollte meine Hand wieder von ihm lösen, aber er hielt meinen Arm am Handgelenk fest und sah mich flehend an, während er den Kopf schüttelte.
„Hast du zugesperrt?", flüsterte ich. Lukas zögerte zu lange mit seiner Antwort, darum riss ich mich dann doch von ihm los und ging schnell zur Tür. Lukas sprang derzeit aus dem Bett, legte das ganze Bettzeug ordentlich hin und setzte sich dann im Schneidersitz ganz gesittet auf die Bettkante.
Ich machte die Tür einen Spalt breit auf und erblickte Stefan dahinter. „Morgen. Was gibt's?", murmelte ich hörbar unzufrieden.
„Ist Lukas bei dir?", fragte er. Mein Puls raste sofort und ich spürte, wie ich wahrscheinlich gerade immer roter wurde.
„Timi? Alles klar?", fragte Stefan, als ich ihm noch immer keine Antwort gegeben hatte.
„Komm rein, Stefan", rief Lukas von hinten und ich löste mich wieder aus meiner Schockstarre, während Stefan schon an mir vorbeilief.
„Was machst du denn schon hier?", fragte der verschlafene Stefan und stellte sich vor Lukas. Dieser drückte sich ein kleines Kissen tiefer in den Schoß hinein, um seine beachtliche Erektion zu kaschieren. „Ich war schon etwas früher wach und du hast so fest geschlafen. Hab dann den Fernseher bei Timi gehört und bin halt rüber gegangen, weil ich deinen Schönheitsschlaf nicht stören wollte."
Stefan grinste leicht. „Wie auch immer. Ich wollte eigentlich nur wissen, wo dein Ladegerät ist. Ich finde meins nicht."
„Ach so. Das steckt noch im Bad in der Steckdose, glaub ich", meinte Lukas.
„Da hab ich noch nicht gesucht. Danke", sagte Stefan und ging wieder zur Tür. „Es gibt nur noch ne halbe Stunde Frühstück. Kommt ihr auch?"
Lukas sah mich an und antwortete Stefan nicht.
„Äh ja. Klar", sagte ich darum schnell an seiner Stelle.
Stefan grinste fröhlich und machte sich wieder aus dem Staub. „Bis gleich dann!"
Kaum hatte Stefan die Tür wieder hinter sich geschlossen, stand Lukas auf, packte mich und drückte mich Richtung Bett. Er schubste mich auf die Matratze und grinste mich an.
„Verdammt, warum wollte ich heute Nacht bloß unbedingt diesen Film sehen? Wir hätten in der Zeit doch ganz andere Sachen machen können", sagte er leise, während er sich breitbeinig auf mich setzte.
„Naja, ich kann dir wenigstens erzählen, wie er ausging."
„Sag bloß, du hast ihn alleine geguckt?"
„Ja, hab ich. Nein. Ich hab es nur gelesen."
„Wolltest du mich gerade anschummeln?", fragte Lukas, packte mir mit einer Hand an den Hals und zog eine Augenbraue nach oben. Ich schüttelte leicht den Kopf und bemerkte, dass ich langsam hart wurde. Lukas grinste wieder und sein Griff an meiner Kehle wurde noch ein kleines bisschen fester, woraufhin mir ein leises Stöhnen entwich. Er nahm seine Hand wieder ganz weg und fuhr mir damit sanft durchs Haar.
„Ich erfahre hier wirklich interessante Dinge über dich", murmelte er.
Ich wusste nicht so recht, was ich darauf erwidern sollte, darum zog ich ihn einfach ein bisschen näher an mich heran und legte meine Arme um ihn.
„Der schüchterne Timi ist wieder da", sagte Lukas leise und küsste mich auf den Scheitel. „Ich hab mich gefragt... also... naja..."
„Was denn?", murmelte ich gegen sein Brust.
„Wenn wir es machen... willst du oder soll ich dich...?"
Auch, wenn ich darauf nicht wirklich eine Antwort hatte, war ich total froh darüber, dass Lukas mich das gerade fragte. Immerhin war er nicht selbstverständlich davon ausgegangen, dass er mich ficken würde. Ich fühlte mich zwar ganz und gar nicht mehr unwohl bei dem, was ich bisher mit ihm im Bett gemacht hatte, konnte mir aber nicht wirklich vorstellen, dass ich derjenige sein würde, der dann flachgelegt wurde, wenn es ans Eingemachte ging.
„Ich habe keine Ahnung", sagte ich darum und traute mich nicht, ihn dabei anzusehen.
„Also... mh... sollten wir... also ähm... sollten wir das aber nicht vorher wissen?", stammelte Lukas vor sich hin. Es beruhigte mich total, dass er jetzt auch etwas von seiner Sicherheit verlor.
„Vermutlich schon."
Er schien sich gerade sehr bildhafte Gedanken über dieses Thema zu machen, denn ich spürte seine Erektion an meinem Bauch wachsen.
„Na, woran denkst du gerade?", fragte ich grinsend.
Lukas lachte, nahm meinen Kopf in seine Hände und zwang mich so, ihn anzusehen. „Das ist total die Frauenfrage!"
„Schon irgendwie..."
„Also Timi. Ich hätte zwar echt große Lust dich zu ficken, aber ich denke, für den Anfang wäre es einfacher, wenn du mich fickst."
„Ähm. Okay. Warum?"
Lukas grinste mich etwas schüchtern an und legte dann seinen Kopf auf meine Schulter. Es gab wohl Dinge, die er mir auch nicht bei Augenkontakt sagen wollte.
„Naja. Weil ich... hab mich schon mal mit nem Dildo gefickt. Also... ein paar mal."
Dann kicherte er ein bisschen vor sich hin. „Eigentlich sogar ziemlich oft", setzte er nach.
„Gut", sagte ich und küsste seine Schulter.
„Okay, da wir das nun geklärt haben...", sagte Lukas und ging von mir runter „...müssen wir nun mal langsam zu den anderen runter gehen."
Ich seufzte und warf einen sehnsüchtigen Blick auf seine ausgebeulten Shorts. „Okay."
Er seufzte ebenfalls und warf einen demonstrativen Blick auf die Uhr. „Ich weiß, aber das fällt halt echt so langsam auf, wenn wir uns ständig so abkapseln. Das haben wir vorher nie so oft gemacht. Die werden bestimmt irgendwann stutzig."
„Ich weiß ja. Schon in Ordnung", sagte ich und lächelte ihn an.
„Alles klar", antwortete er und gab mir einen letzten Kuss auf die Lippen, bevor er sich auf den Weg in sein Zimmer machte. „Bis gleich dann."
Als ich in dem großen Frühstücksraum des Hotels ankam, saßen alle anderen inklusive Lukas schon an einem Tisch und waren bester Laune.
„Langsam wird das echt langweilig, wenn du immer so spät zum Essen kommst", meinte Benni. „Ich fresse jeden Morgen die ganzen Croissants alleine, ohne dass sich jemand mit mir drum schlägt."
„Sieht man", sagte ich und zwinkerte ihm zu.
„Ja!", sagte er und riss die Augen auf. „Ich finde auch, ich bin ein bisschen fett geworden. Ist mir erst nicht aufgefallen, aber dann hab ich bemerkt, dass mich in letzter Zeit viel mehr fette Frauen ansprechen. Als ob ich die dann deswegen automatisch ficken würde", meinte er und lachte verächtlich. „Sind trotzdem noch genauso ekelhaft!"
Ich beobachtete ihn noch kurz dabei, wie er zwei Finger breit Nutella auf sein Croissant schmierte, dann sah ich zu Lukas, der mir schräg gegenüber saß. Er erwiderte meinen Blick und grinste breit, während er nach einer Banane griff. Ich sah ihm zu, wie er sie langsam schälte und wurde schon ein bisschen kribbelig, da mich das an dieses eine Frühstück zurückerinnerte, wo mir zum ersten Mal so richtig aufgefallen war, dass er mit mir flirtete. Statt sich die Banane jedoch wie beim letzten Mal total anzüglich in den Mund zu schieben, zwinkerte er mir zu und schnitt sie auf seinem Teller in ein paar kleinere Teile.
Stefan legte seinen Kopf auf die Schulter von Lukas und dieser schob ihm zärtlich ein Stück Banane zwischen die Lippen.
Ich hätte jetzt eigentlich eifersüchtig sein können, aber ich bemühte mich, das zu unserem Vorteil zu interpretieren, weil das unser kompliziertes Versteckspiel erheblich erleichterte. Denn wenn Lukas sich auch bei den anderen ab und zu noch so verhielt, würde es erst mal nicht seltsam auffallen, falls uns mal jemand beim Kuscheln erwischen sollte.
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