Damals in der Schule

Nürnberg, 23. Oktober 2013

Gefühlte fünf Minuten, nachdem ich dann ebenfalls eingeschlafen war, wachte ich wieder auf, weil Lukas mir am Shirt herum fummelte und meinen Hals dabei ableckte. Bei einem Blick auf die Uhr stellte ich fest, dass gerade einmal eine halbe Stunde vergangen war, seitdem ich vorhin das letzte mal nach der Zeit geschaut hatte.
„Lukas", murmelte ich und gähnte herzhaft. „Was machst du denn da?"
Lukas kicherte vor sich hin und beugte sich über mich. „Ich warte auf den Bus."
„Hä?"
„Na, nach was fühlt es sich denn an?"
Ich seufzte und drückte mein Gesicht ins Kissen. Ich war viel zu müde um zu checken, ob das jetzt ein Witz war oder was auch immer.
„Timiiiii", flüsterte Lukas und legte seinen Kopf ganz nah neben meinen. Ich spürte seinen warmen Atem und kurz darauf auch seine Zunge an meinem Ohr, die mir eine heftige Gänsehaut bescherte. „Es ist fünf Uhr."
Ich drehte mich langsam zu ihm um und versuchte total verschlafen und ohne Brille sein Gesicht zu erkennen. „Ich weiß, dass es fünf Uhr ist. Das sollte dir eigentlich auch was sagen. Nämlich, dass wir jetzt mal ne Runde pennen sollten."
„Ach Timi, aber dann müssen wir doch gleich aufstehen und sind den ganzen Tag wieder mit den anderen unterwegs."
„Ich weiß, aber ich muss doch auch mal schlafen", jammerte ich.
„Weißt du...", sagte Lukas und grinste breit. „Ich hab mich grade total gefreut, dass ich wieder wach geworden bin. Kennst du das nicht noch von früher? Wenn Schule war und man aus Versehen eine Stunde zu früh aufgewacht ist und sich total darüber gefreut hat, weil man noch liegen bleiben kann? Ich war zwar immer todmüde, wenn das passiert ist, aber habe mich mit aller Gewalt wachgehalten, damit die Zeit langsamer vorbei ging. So fühle ich mich gerade wieder."
„Keine Ahnung, ich war nicht so oft in der Schule", sagte ich gähnend und lachte heiser.
„Böser Junge", flüsterte Lukas und drückte mir einen Kuss auf die Wange. „Und wenn du gegangen bist, dann hast du bestimmt trotzdem erst mal schön ausgeschlafen, oder?"
Ich legte Lukas locker einen Arm um den Körper und schmiegte mich mit dem Kopf an seine Brust. „Wenn ich gegangen bin, hab ich mich schon darum bemüht, pünktlich zu kommen."
Lukas seufzte und kraulte sanft meinen Arm. „Ach, ich sehe dich gerade in meiner Vorstellung so ganz lässig zur fünften Stunde in den Klassenraum schlendern. Vielleicht sogar mit ner qualmenden Kippe im Mundwinkel und noch einer für später hinterm Ohr."
Ich grinste und sah zu Lukas hoch. „Ja, genau."
„Dann gehst du provozierend langsam zum Pult und lässt deine Zigarette in die Kaffeetasse der Lehrerin fallen, damit es so cool zischt. Als sie den Mund öffnet, um was zu sagen, nimmst du ihren Apfel vom Tisch, beißt einmal rein und legst ihn ihr wieder vor die Nase", überlegte Lukas und musste sich stark zusammenreißen, um nicht laut loszuprusten.
„Lukas, du und deine blühende Fantasie", sagte ich kichernd und kniff ihm in die Wange.
„Und wenn deine Klassenkameraden denken, besser wird es nicht mehr, drehst du dich nochmal zu ihr um und sagst so was wie: Ach Puppe, die Nacht war übrigens total porno."
Jetzt konnte ich mich nicht mehr zusammenreißen und lachte selbst laut los. „Ja Lukas. Genau so war das immer. Dann hab ich auch immer so ganz lässig nen Damenstring in Größe 54 aus meiner Hosentasche gezogen, ihn ein paar mal an meinem Zeigefinger in der Luft kreisen lassen wie einen Propeller und meiner zweiundfünfzigjährigen Klassenlehrerin hingeschmissen mit den Worten: Du hast da übrigens was bei mir vergessen, Sahneschnittchen."

Lukas lachte noch ein wenig vor sich hin, dann gab er mir einen kurzen Kuss und kraulte mir den Kopf. „Nee, jetzt mal im Ernst. Wie war es denn wirklich in der Schule? Hattest du mal Sex mit ner Lehrerin auf dem Schulklo oder was gibt es da für schmutzige Geheimnisse?"
Ich seufzte zufrieden, nahm seine freie Hand und verschränkte meine Finger mit seinen.
„Nee also ich hatte keinen Sex mit ner Lehrerin. Ich hatte während meiner Schulzeit sogar überhaupt keinen Sex. Ich hatte mein erstes Mal erst mit achtzehn, weil ich früher ein wenig pummelig und mit meinen fetten Brillengläsern nicht so besonders angesagt bei der Damenwelt war. Das einzige schmutzige Geheimnis auf dem Schulklo war das Kiffen."
„Oh, das tut mir leid. Ich kann mir überhaupt nicht vorstellen, dass du mal speckiger warst, als heute."
„Wenn du mal wieder bei mir Zuhause bist, kann ich dir ein paar Fotos von früher zeigen."
„Würde ich gerne mal sehen."
„Gerne. Und wie war das bei dir in der Schule so?"
„Also ich bin sehr regelmäßig hingegangen. Eigentlich kann ich mich kaum an Fehlzeiten erinnern, außer ich war mal wirklich richtig krank. Ich war der totale Streber, hatte nur Einsen und ein paar Zweien und war außerdem ab der fünften Klasse jedes Jahr bis zum Abi Klassensprecher."
„Was anderes habe ich auch irgendwie nicht erwartet", sagte ich und gab ihm einen zarten Kuss auf die Lippen. „Und wie hat es mit den Mädels geklappt?"
„Das war irgendwie seltsam. Ich hatte da, warum auch immer, überhaupt keinen Erfolg bis ich kurz vorm sechzehnten Geburtstag stand. Dann hatte ich auf einmal für ein paar Wochen eine Freundin und ab da dann ständig eine andere, sowie zahlreiche Verehrerinnen auf dem Schulhof."
Ich rutschte ein wenig nach oben, um Lukas einen kurzen Zungenkuss geben zu können. „Wahrscheinlich hat deine erste überall herum erzählt, was für eine durchtriebene Drecksau du bist und wie viel Spaß sie mit dir im Bett hatte. Dann wollten sie dich plötzlich alle mal ausprobieren", murmelte ich gegen seine Lippen.
„Timi", schnaubte Lukas mit gespielter Empörung. „Langsam taust du ja auf!"

„Vielleicht", sagte ich grinsend. „Und weil du, bis du sechzehn warst, kein Mädchen hattest, hast du dann also aus lauter Verzweiflung ein bisschen mit deinem Kumpel rumgemacht?"
„Ja, genau. So war das."
„Willst du mir vielleicht mal ein bisschen ausführlicher erzählen, wie sich das ergeben hat und wie das so war?", fragte ich und biss mir verschämt auf die Lippe.
„Soll ich dir nicht lieber zeigen, wie das bei dir so sein könnte?", fragte Lukas und grinste frech.
„Eventuell danach. Aber das interessiert mich jetzt."
„Willst du dich etwa an den ersten bisexuellen Erfahrungen vom kleinen Lukas aufgeilen?"
„Also, wenn du das so sagst, klingt das irgendwie voll pervers."
Lukas legte sich auf den Rücken und nahm wieder meine Hand in seine. „Ach, was. Ich erzähl dir das dann mal."
„Ich bin gespannt."

„Ähm, ohje. Ich hab das noch nie jemandem erzählt. Wie ausführlich willst du es denn?"
Ich legte mich ein bisschen bequemer hin und schloss die Augen. „So ausführlich, wie du es erzählen willst."
„Gut also dann, hier eine Gute-Nacht-Geschichte der etwas anderen Art. Ich glaube, es war zu Beginn der neunten Klasse. Mein guter Freund hieß übrigens Steven.
Also, Steven und ich waren in den Herbstferien auf einer Party, die eine Klassenkameradin von uns geschmissen hatte. Marie, so hieß sie, hat auf einem Bauernhof gewohnt und ihre Eltern waren ohne sie in den Urlaub gefahren, weil sie sich dafür mit ihren reifen fünfzehn Jahren schon viel zu alt fühlte. Wir hatten in einer leeren Scheune gefeiert, es gab jede Menge Alkohol und es war geschätzt die halbe Schule da. Es wurde ordentlich was getrunken und ich kam in dieser Nacht auch zum ersten Mal in Berührung mit Gras."
„Hast du früher viel gekifft?", fragte ich dazwischen.
„Ja. In den Ferien mehrmals pro Woche und als die Schule wieder los ging, fast jedes Wochenende. Ich hab erst damit aufgehört, als ich das mit der Musik dann so richtig intensiv betrieben habe. In der Schulzeit hat es mir nichts ausgemacht, ich war relativ entspannt dadurch und es hat mir auch beim Lernen geholfen, obwohl man eigentlich meinen sollte, es hätte mich eher faul gemacht. Ich hab dann allerdings gemerkt, dass ich die besten Texte mit klarem Kopf schreibe und auch die Beats, die ich vollkommen nüchtern und klar baue, gefallen mir viel besser. Und da ich das ja mittlerweile in jeder freien Sekunde mache, hat sich das mit dem Kiffen quasi von selbst entsorgt."
„Bei mir ist es genau umgekehrt. Bekifft bin ich weitaus einfallsreicher und kreativer, als ohne."
„Das habe ich an dir auch schon festgestellt", sagte Lukas und streichelte meine Hand, dann erzählte er weiter.

„Wir waren also ungefähr bis nachts um drei auf dieser Party und Steven ist dann mit mir heim gegangen, weil ich ziemlich nah an dem Hof von Maries Eltern gewohnt hab und er hätte durchs ganze Dorf gehen müssen. Außerdem hatte er seinen Eltern vorher schon erzählt, dass er bei mir schläft. Natürlich, ohne die Party dabei zu erwähnen."
„Und deinen Eltern hat das nichts ausgemacht, dass du mit fünfzehn die halbe Nacht draußen warst?"
Lukas grinste breit. „Oh nein. Ich durfte schon ziemlich früh machen, was ich wollte. Also, das soll jetzt nicht heißen, dass meine Eltern sich nicht um mich gekümmert haben, ganz im Gegenteil.
Aber sobald ich alt genug war, dass mir die Konsequenzen meiner Handlungen bewusst sein konnten, gab es nur Ratschläge und Tipps von ihnen, statt Verbote und Kontrolle. Mir wurde zum Beispiel erzählt, was Rauchen mit meinem Körper macht und warum ich besser zur Schule gehen sollte, statt mich sinnlos irgendwo herumzutreiben, aber ob ich geraucht habe und wie lange ich so unterwegs war, das wurde mir dann selbst überlassen. Ich denke mal, gerade deshalb bin ich dann auch relativ vernünftig gewesen. Es fehlte eben der Reiz des Verbotenen und ich hatte gar nicht das Bedürfnis danach, zu rebellieren. Denn wenn man jung ist, will man ja gerade das machen, was man nicht darf."
„Klingt erst mal sehr mutig von deinen Eltern, aber anscheinend war es für dich das Richtige. Du hättest es andererseits auch total ausnutzen können."
„Ja schon, aber im Grunde wusste ich ja, dass meine Eltern sehr zufrieden damit waren, wenn ich eben doch nicht über die Stränge schlug und weil sie einfach die besten Eltern waren, die ich mir vorstellen konnte, wollte ich sie auch gar nicht unnötig schocken oder enttäuschen. Auch wenn sie das wahrscheinlich nicht mal gewesen wären. Aber wenn ich andere so gesehen habe, was die nur aus reinem Trotz für Schwachsinn gemacht haben, bin ich ihnen echt dankbar, dass ich so viele Freiheiten und damit eine sehr entspannte Jugend hatte."
„Darum könnte man dich schon beneiden."
Lukas setzte sich kurz hin, trank einen großen Schluck von meiner Cola und legte sich wieder dicht neben mich.

„Ja, schon. Gut also ich bin dann in dieser Nacht mit Steven zu mir heim gegangen. Wir waren extrem frustriert, weil jede Menge hübsche Mädels auf der Party waren und alle unsere ungeschickten Flirtversuche gnadenlos gescheitert sind. In unserem Freundeskreis ging es schon so langsam los, dass sich die ersten Pärchen gebildet haben und auf dem Schulhof mit den ersten Erfahrungen geprahlt wurde. Wir wollten nicht länger als die Loser dastehen, die sich das nur verschämt grinsend anhörten, sondern wollten auch selbst mal zu denen gehören, denen man gebannt zuhört, wie sie ein Mädchen flachgelegt haben."
Ich seufzte und schlang meinen Arm um Lukas. „Oh ich verstehe das so gut."
„Dann waren wir bei mir im Zimmer und noch hellwach, weil uns die kühle Nachtluft beim heim laufen und die wilde Diskussion über unser Pech bei den Mädels wieder fit gemacht hatte. Wir haben uns dann am PC erst noch ein paar unsinnige Videos reingezogen, ein bisschen Schnaps getrunken und ein paar Zigaretten geraucht. Ich weiß gar nicht mehr, wie sich der Rest dann genau ergeben hatte. Bei unserem damaligen Alkoholpegel muss es da auch nicht unbedingt eine nachvollziehbare Logik geben, aber irgendwann hat einer von uns, ich weiß nicht mehr wer, vorgeschlagen, dass wir uns noch ein paar Pornos reinziehen könnten, wenn wir schon kein Mädchen abbekommen haben."
„Das war bestimmt deine Idee", sagte ich breit grinsend.
Lukas lachte und drückte mir einen Kuss auf den Kopf. „Das kann ich jetzt nicht mit Sicherheit abstreiten. Okay, dann haben wir uns eben Pornos reingezogen und natürlich hat das unsere hormongepeitschten Körper nicht kalt gelassen. Ich weiß noch genau, wie wir so total auffällig unauffällig auf die Beule des anderen geguckt haben. Und dann, da bin ich mir sicher, dass ich das war, habe ich Steven gefragt, ob er es sehr seltsam fände, wenn jetzt jeder für sich wichsen würde.
Er sagte dann, so lange wir den anderen nicht berühren, könnte man das doch bestimmt nicht als schwul bezeichnen."
„Ach ja, diese kindische Angst, dass irgendetwas schwul sein könnte, was man macht", seufzte ich.
„Das musst gerade du sagen", meinte Lukas. „Du hast mit dreißig voll die Panik geschoben, dass du nicht hundertprozentig hetero sein könntest. Na ja, ich ja auch für lange Zeit."

Ich rollte mich halb auf Lukas und sah zu ihm hoch. „Mittlerweile ist es aber okay für mich, dass es offenbar nicht so ist."
„Das freut mich", sagte er und fuhr langsam durch meine Haare.
„Okay und wie seid ihr dann drauf gekommen, euch einfach mal so einen zu lutschen?"
„Indem wir uns ein sehr geiles Blowjob-Video reinzogen haben. Der Typ in dem Video hat den Eindruck vermittelt, dass das das absolut größte wäre, was einem Kerl passieren kann und dann hat Steven gemeint, er könne es kaum erwarten, das auch mal zu erleben. Ich war durch den Alk und meine Erregung schon völlig hemmungslos und meinte, es wäre doch nichts dabei, wenn wir das jetzt einfach mal beim anderen machen würden. Wir wollten ja schließlich nichts voneinander und außerdem wollten wir ja bloß mal wissen, wie das so ist. Ich hatte nicht wirklich gedacht, dass er tatsächlich einwilligen würde, aber so kam es dann."
„Und wer hat angefangen?"
„Rate mal."
„Ich denke, du."
„Richtig" sagte Lukas und lachte. „Also perfekt war das sicherlich nicht, was ich da gemacht habe. Ich wusste ja auch gar nicht, wie sich das anfühlen muss, wenn man es richtig macht. Aber es hat gereicht, dass er irgendwann kam. Ich habs nicht bis zum Ende gemacht, das hat er dann selbst erledigt. Und er dann bei mir genauso. Ja, das ist dann auch schon die ganze Geschichte. Wir haben es dann hin und wieder wiederholt und als ich dann eine Freundin abbekommen hatte, kam das nie wieder vor. Es hat auch rein gar nichts an unserer Freundschaft verändert. Es war danach so, als sei nie etwas gewesen."
„Und du hast damals nicht gemerkt, dass du auf Jungs stehst?"
„Ich glaube nicht. Ich meine mich zu erinnern, dass es mir wirklich nur darum ging, meinen Schwanz gelutscht zu kriegen. Und damit er es bei mir macht, musste ich halt auch bei ihm ran. Ihm einen zu blasen hat mich nicht angemacht, denke ich. Aber ich kann es nicht mit hundertprozentiger Sicherheit sagen, weil mich die Erinnerung daran heute anmacht. Aber ob es damals nicht doch schon geil für mich war, weiß ich nicht mehr."

„War echt mal interessant zu hören", sagte ich und zog Lukas fester in meine Arme.
„Und du hast niemals irgendwas mit nem Typen gemacht?"
„Nein, gar nichts."
„Auch nicht mal kurz darüber fantasiert?"
„Nein. Das kam erst jetzt alles raus."
„Den Gedanken, dass ich dich ein bisschen umgedreht habe, finde ich echt ziemlich nett", meinte Lukas grinsend. „Ach, wenn Stefan nicht direkt neben uns hinter dieser Wand liegen würde..."
„Liegt er aber", flüsterte ich und legte Lukas meinen Finger auf die Lippen. „Sag es nicht, das quält mich bloß unnötig."
„Okay, aber im nächsten Hotel kriegst du mindestens den Schwanz von mir gelutscht, das lässt sich dann irgendwie einrichten", sagte Lukas und saugte kurz provozierend an meinem Finger.
„Ich hoff es doch, du kleines Luder."
Lukas lachte kurz laut auf und griff dann nach der Fernbedienung. „So, genug von dem Gequatschte über Sex. Die Wiederholung von Wrong Turn läuft jetzt, ich muss doch noch wissen, wie es ausging, als ich eingeschlafen bin."
„Lass mich raten... ich muss wach bleiben."
„Richtig", sagte Lukas, gab mir einen Schmatzer auf die Lippen und kuschelte sich an mich.

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