Kapitel 36

Am Dienstag kam ich extra früh zu dem Meeting, in der Hoffnung, vorher noch kurz allein mit Robin sprechen zu können.
Samstag würde der Ball stattfinden, was bedeutete, dass heute das letzte Treffen des Komitees war.
Es schien tatsächlich weniger Arbeit zu sein, einen Ball vorzubereiten, als ich erwartet hatte, aber ich wusste schließlich auch nicht, was die anderen alles noch machten, von dem ich nichts mitbekam.

Ich klopfte unsicher an die Tür von Raum 117 und Robin öffnete mir.

„Oh hey, Vera, du bist aber früh dran", begrüßte sie mich und wirkte etwas überrascht.

Ich nickte. „Ja, ich hatte gehofft, wir könnten uns kurz unterhalten."

„Oh, ja klar", sagte sie schnell und lehnte sich dann an einen der Tische. „Was gibt's denn?"

Ich stellte mich zu ihr und sah sie unsicher an. „Ich habe dir immer noch keine Antwort auf deine Frage gegeben."

„Stimmt. Hast du dich mittlerweile entschieden?"

Ich nickte. „Ich ehm kann das nicht machen, tut mir leid, Robin. Es wäre unfair dir gegenüber, also mit dir auszugehen, obwohl ich mir nicht vorstellen könnte, etwas mit dir anzufangen. Ich hoffe, du bist nicht allzu sauer ..."

Sie musste grinsen. „Ganz ehrlich? Das habe ich mir schon gedacht. Ich meine, es war ziemlich offensichtlich, dass du mir die letzte Woche aus dem Weg gegangen bist und du wirktest ja von Anfang an nicht gerade begeistert von meinem Vorschlag."
Sie schenkte mir ein freundliches Lächeln.

„Dann ... ist alles cool zwischen uns?", fragte ich zögerlich.

Robin lachte. „Natürlich ist es das! Was hattest du denn erwartet, dass ich dich auffresse oder so?"

Ehrlich gesagt wusste ich gar nicht so genau, was ich eigentlich erwartet hatte, also grinste ich einfach zurück.

Sie stieß sich von dem Tisch ab und ging ein Stück durch den Raum. „Ich habe gehört, Erik Parkmann soll Minou Eriks zum Ball eingeladen haben. Weißt du, ob das stimmt?"

Ich nickte. „Ja schon, aber sie hat nein gesagt."

Robin sah mich überrascht an. „Wirklich?"
Wieder nickte ich.

„Hm", sie legte eine Hand ans Kinn. „Das wirft natürlich ein vollkommen neues Licht auf die Sache. Weißt du, ich bin ursprünglich davon ausgegangen, Melissa und Erik hätten die Wahl zum Königspaar quasi schon so gut wie in der Tasche, dann dachte ich, es werden stattdessen doch er und Minou, jetzt wo auf einmal alle darüber reden, sie würden zusammen hingehen."

„Alle reden über was?!"

Sie sah mich an, als wäre ich ein bisschen schwer von Begriff. „Alle denken, Minou und Erik würden zum Ball gehen. Er hat vorher wohl ziemlich damit rumgeprahlt, dass er sie fragen will. Bist du dir denn sicher, dass sie wirklich abgelehnt hat?"

„Ich ... denke schon. Ich war halt dabei." Es ist doch ausgeschlossen, dass sie nachträglich noch zugesagt hat, oder etwa nicht?

Robin zuckte mit den Schultern. „Naja, ist ja auch eigentlich egal. Ist eh viel spannender, wenn es bis zum Schluss ein Rätsel bleibt."

„Ehrlich gesagt hoffe ich einfach, dass Minou und ich da heile durchkommen. Irgendwie hoffe ich sogar, dass Melissa gewählt wird", gestand ich ihr.

Sie zog eine Augenbraue hoch und grinste mich verschwörerisch an. „Kann es sein, dass an den Gerüchten über dich und Minou vielleicht doch was Wahres dran ist?"

Ich schüttelte vehement den Kopf. „Nein!"

Sie grinste mich an. „Sicher?"

Ich kniff mir in die Hand. Verdammte Scheiße.

„Da läuft nichts zwischen uns, aber es ist auch nicht so, wie alle denken."

Sie nickte. „Okay, macht Sinn. Und weiter?"

„Nichts weiter. Das war alles."

Sie verdrehte die Augen. „Na schön, wenn du es mir nicht erzählen willst, dann halt nicht."

Robin drehte sich um und fing an, alles für das zweite und somit auch letzte Treffen des Komitees vorzubereiten, während nach und nach die anderen Mitglieder eintrafen.

Als endlich auch der letzte Teilnehmer an dem weitläufigen Tisch saß, auf dem wie letztes Mal ein Teller mit Keksen stand, eröffnete Robin das Treffen.

Wir sprachen die noch offenen Detailfragen durch und trugen zusammen, was wir bereits erledigt hatten. Wie sich herausstellte, hatte Emil einen älteren Bruder, der als Amateur-DJ tätig war und Elizabeth und Lotta hatten allerhand Arbeit geleistet und nicht nur einen Haufen Dekorationsartikel, sondern sogar eine Schneemaschine aufgetrieben.

Alles in allem schien Robin tatsächlich ziemlich zufrieden mit unserer Arbeit zu sein und auch ich fing mittlerweile schon fast an, mich ein wenig auf den Winterball zu freuen.

Da ich den Abend sowieso damit verbringen würde, Punsch auszuschenken, war ich wohl das einzige Mädchen der gesamten Oberstufe, das nicht etliche Stunden damit verschwendet hatte, das perfekte Kleid zu finden.
Ich hatte beschlossen, einfach einen schlichten hellblauen Pullover und Bluejeans zu tragen. Das reicht meiner Meinung nach für den Getränkestand.


Der Rest der Woche verging wie im Flug und ich schaffte es tatsächlich, so gut wie gar nicht mehr an Minou zu denken. Bis ich am letzten Tag vor dem Ball jemanden wiedersah, der nochmal alles auf den Kopf stellen sollte.

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