Eine Zaubertrankstunde

Lily Evans setzte sich auf den Platz neben ihrer besten Freundin Lincy. Zaubertränke. Ihr absolutes Lieblingsfach, gleich nach Zauberkunst. Links neben Lily war ein Platz frei, denn für gewöhnlich saß dort ihr bester Freund, Severus Snape. Ehemaliger bester Freund, ermahnte sie sich selbst. Er hatte sie beleidigt, bloßgestellt, verraten. Sie waren nicht länger Freunde, egal wie oft er sich entschuldigte. 

Lily schreckte auf, als sich jemand neben ihr nieder ließ. Sie sah hoch und blickte in das grinsende Gesicht von James Potter. 

„Verzieh dich", zischte sie leise. 

„Nicht so unhöflich, Lily. Das ist nicht nett", stellte James fest.

"Klappe, Potter."

"Lincy, du musst etwas gegen dieses Benehmen machen", bemerkte James.

„Lincy, tu' lieber etwas gegen ihn, er zieht das Niveau der ganzen Klasse runter", brummte Lily ihre beste Freundin zu.

„Lily, so geht das nicht weiter. Du musst lernen, mehr Respekt vor einem Rumtreiber zu haben. Sonst endet es irgendwann böse", grinste James. 

"Ist das eine Drohung, Potter?"

"Würde ich die jeh drohen, Babe?"

"Würde ich dir jeh eine reinhauen?"

„Lils, Slughorn in Sicht", murmelte Lincy leise. 

„Verdammt!" Schnell suchte Lily ihre Sachen zusammen und setzte sich aufrecht hin. James hingegen ließ sich tiefer in den Stuhl fallen und grinste fröhlich. 

„Potter, verzieh dich, bevor Slughorn dich sieht", zischte Lily leise und ohne den Blick von ihrem Lehrer zu nehmen, der gerade durch die Doppeltür das Klassenzimmer betrat.

„Keine Chance, Blümchen!" Lily unterdrückte ein Stöhnen. Diesen Spitznamen hatten die Rumtreiber in der vierten Klasse erfunden und im ganzen Schloss verbreitet. Ab und zu rutschte manchen noch ein 'Blümchen' heraus, aber sie verstummten sofort wieder, sobald sie Lilys giftigen Blick sahen.

„Einen schönen guten Morgen, Ihnen allen. Ah, Mr. Potter! Wie ich sehe, haben Sie sich entschieden, sich neben Miss Evans niederzulassen. Wo ist denn...? Uh, Mr. Snape, warum sitzen Sie denn soweit hinten? Na ja, ich hoffe, Mr. Potter, das sie sich auch entschieden haben, mehr zu arbeiten, jetzt, da Sie neben meiner besten Schülerin", er grinste Lily breit an, „sitzen. Also, um zu dem heutigen Thema zu kommen; Ich hab mir gedacht, wir könnten -", .

„Tja, er hat mich, glaub' ich, schon bemerkt", meinte James schadenfroh.

„Ach, nein, wirklich? Wäre ich nie drauf gekommen."

„Lily, leiser. Sluggi guckt schon", murmelte Lincy. "Du willst doch deinen guten Ruf nicht gefährden." Sie grinste Lily leicht an. "Meine kleine Streberin."

Mit einem wedeln seines Zauberstabes, schrieb Slughorn mit großen Buchstaben den heutigen Trank auf die Tafel.

„Potter", murrte Lily. „Wenn du nicht langsam deinen, chrm chrm...- Könntest du aufstehen? Ich brauch die Zutaten."

„Hä?", fragte James verdutzt.

„Ich - Brauche - Die - Zutaten - Für - Meinen - Trank", sagte Lily übertrieben langsam. „Und du übrigens auch. Also, du sitzt ganz außen. Stehst du jetzt auf?"

„Äh, ja, ja klar." James stand auf und machte Platz. Er folgte Lily zum Zutatenschrank und nahm sich das gleiche wie sie. Dann lief er ihr hinterher zu ihren Plätzen.

„Hey, Tatze! Wetten, ich kriege heute einen ordentlichen Trank hin?", rief James seinem Freund in der hintersten Reihe zu.

„Er kann dich nicht hören", sagte Lily nüchtern.

„Wa- Wieso nicht?", fragte James verwirrt.

„Hab uns gerade mit einem Mufflio belegt."

„Aber du hast doch gar nichts gesagt!"

„Unausgesprochen. Ich wollte nicht das Sluggi mitkriegt das wir reden."

"Und wieso?"

"Ich wollte nicht, dass, falls wir uns streiten, Slughorn es mitkriegt. Ich hab einen guten Ruf bei den Lehrern, wie du weißt. Und nur, weil sich ein dämlicher Troll gedacht hat, dass er sich neben mich setzten muss, will ich ihn nicht missen."

„Heißt dass, dass ich durch das ganze Klassenzimmer brüllen kann, ohne das mich jemand hört?" James schien begeistert von der Idee.

„Ja, das heißt es. Aber wenn du es tust, schlag ich dich. Ich höre dich nämlich." Sie setzten sich wieder und Lily begann ein paar Gewürze zu zerschneiden. James tat es ihr gleich.

Geschickt schob Lily die Gewürze in den Kessel, zündete ein Feuer und wartete. Etwas ungeschickter, versuchte James das Selbe.

„Also, du kannst unausgesprochene Zauber?", fragte James schließlich.

„Na ja, unter den Umständen, dass ich genau das gerade gesagt habe, ja."

"...nicht wahr, Miss Evans?" Lily nahm, so schnell sie konnte und ohne, dass es verdächtig wirkte, ihren Zauberstab zur Hand, murmelte ein leises „Finite Incantatem", und wandte sich Slughorn zu.

„Entschuldigung, Professor. Ich war so vertieft in meinen Trank, dass ich ihre Frage nicht mitbekommen habe. Was haben sie gesagt?", Lily schenkte Slughorn ein entschuldigenden Blick und lächelte.

„Schon gut, schon gut, Miss Evans. Es war sowieso nicht sehr wichtig. Machen Sie ruhig weiter, lassen Sie sich von mir nicht in Ihrer Konzentration stören", Slughorn lächelte sie breit an und wandte sich einen anderen Schüler, der sich anscheinend nicht sehr über die Frage freute.

„Wie schaffst du das immer? Die Lehrer lieben dich wirklich", motzte James empört. „Mir hätte er längst eine Strafe aufgehalst." Beleidigt verschränkte er die Arme vor der Brust.

„Ich bin halt liebenswürdig", grinste Lily.

„Ja, ja das bist du", seufzte James träumerisch. Lily sah in mit schief gelegtem Kopf an.

„Alles klar bei dir?", erkundigte sie sich schließlich, nachdem James ein paar Sekunden auf den selben Fleck gestarrt hatte.

„Mhm? Ja, ja. Alles klar." Lily sah auf ihr Handgelenk, um die eine schlichte Uhr geschlungen war.

„Noch 10 Minuten.", verkündete sie.

„So lang noch?" Theatralisch hob James die Hand über sein Herz. „Merlin!" Lily stöhnte.

„Melodramatisch", empfand sie. Ein paar Handgriffe später, füllte sie ein wenig ihres Trankes in eine Phiole. Nachdem James das gleiche mit seinem Trank versuchte, färbte er sich pink (er sollte eigentlich himmelblau sein! Verdammt, was hatte er denn jetzt schon wieder falsch gemacht?) und blubberte gefährlich. Wie sollte er etwas davon abfüllen, ohne zu riskieren, von seinem Trank getroffen und verwundet zu werden? Der Trank sah schon ein wenig gefährlich aus.

„Was? Ich hab doch genau das gleiche getan wie du!", wandte er sich entrüstet an Lily.

„Nicht ganz", grinste sie. „Du hast die Kräuter zu früh rein gepackt, die Temperatur zu hoch gezaubert und elf statt zehn Florfliegen genommen."

„Und du hast nichts gesagt?"

„Nein. Was hätte es mir gebracht?" Lily sah ihn breit grinsend an. „Weißt du, Potter? Du bist gar nicht so schlimm, wie ich immer dachte." Sie streckte ihm die Hand entgegen. "Freunde?"

„Weißt du, Evans? Du bist gar nicht so streberich, wie ich immer dachte." Und er schlug ein.

„Streberich? Was ist das denn für ein Wort?", fragte Lily belustigt.

„Hat Tatze erfunden", meinte James schulterzuckend.

„Liegt Remus eigentlich immer noch im Krankenflügel?", fragte Lily leise.

„Äh, ja. Ganz schlimme, äh, Grippe."

„Schon zwei Tage. Es muss dieses Mal wirklich schlimm gewesen sein. Er tut mir wirklich leid."

„Es? Ähm, was meinst du damit...?"

„Na, Vollmond. Hat es ihn schlimm erwischt? Ich kann mir nur ausmalen, wie schmerzhaft so eine Verwandlung ist", sagte sie bedauernd. „Sag ihm gute Besserung von mir. Poppy lässt mich nicht zu ihm." Sprachlos starrte James sie an, als Lily sich schon erhob und ihn ebenfalls hochzog.

„Ich geh dann mal meinen Trank abgeben. Kommst du mit?" Unfähig etwas zu erwidern, stampfte James ihr hinterher.

„Seit wann weißt du davon?"

„Puh, seit wann...? Zweite Klasse, glaube ich", sagte Lily.

„Und du hast es Moony nie gesagt? Das du es weißt, meine ich?"

„Ich glaube, ich habe immer gehofft, dass unsere Freundschaft ihm wichtig genug ist, dass er es mir selbst sagt", meinte Lily traurig. Es klingelte.

„Hier, Professor." Lily stellte zwei Phiolen mit himmelblauem Inhalt auf den Tisch ihres Lehrers.

„Ah, Miss Evans. Perfekt. Und Mr. Potter, gehört die Zweite ihnen? Wow, Sie haben wirklich Fortschritte gemacht. Es muss etwas bringen, neben Miss Evans zu sitzen, wenn ich an ihren letzten Trank denke... Am besten, Sie bleiben dort sitzen." Verwundert sah James zu Lily. Sie grinste ihn schelmisch an.

„Ich hätte ihm doch nicht dein Gebräu geben können. Was hätte er dann von mir gedacht?" Sie lachte. „Ich muss zu Alte Runen. Wir sehen uns beim Mittagessen. Lincy, kommst du?"

„Bis nachher, Blümchen!", rief James ihr noch hinterher, während Lily sich lachend bei Lincy einhackte und mit ihr zur nächsten Stunde ging.

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