sieben

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Meine Schritte wurden langsamer.

Vorsichtig tapste ich auf die Person zu.

Eingekauert saß er auf der Bank im strömenden Regen. Knie an die Brust gezogen und mit seinen Armen umschlungen.

Ich hatte das Gefühl, ihn leise schluchzen zu hören.

Irgendwas sagte mir, dass ich ihm helfen musste.

Ein Gefühl.

Oder vielleicht eher eine Vorahnung.

Einige Meter vor ihm blieb ich stehen.

Hoffte innerlich, dass er mich von selbst bemerken würde.

Natürlich tat er es nicht, weinte einfach vor sich hin.

"Hey...", flüsterte ich über den Lärm des Regens hinweg.

Die Person riss ihren Kopf hoch und sah mich erschrocken an.

Nur Sekunden später ließ er seine Schultern fallen und entspannte sich.

.

.

.

Überrascht sah ich ihn an.

Mein Blick huschte über seine Gesichtszüge.

Ich kannte ihn...

Wie von selbst machte ich einen Schritt auf ihn zu.

Das...

Die Blauen Haare hingen ihm nass in der Stirn.

war...

Die Brille war verschmiert vom Regen.

Tae.

Er senkte seinen Kopf wieder, ignorierte mich.

.

.

Das war nicht die Reaktion, die ich erwartet hatte...

Ich hatte erwartet, dass er mir um Hals fällt.

Wie früher immer.

Aber er hatte mich vergessen.

Er hatte mich nicht erkannt.

Ich schluckte die Enttäuschung hinunter, als ich mich erinnerte, was ihm passiert war.

Tae brauchte Hilfe und gerade war ich der einzige, der davon wusste.

Langsam setzte ich mich neben ihm auf die nasse Bank. Schluckte schwer als ich sah was er trug.

Einen Pullover, Jogginghose und Socken.

Sonst nichts.

Er musste komplett durchnässt sein.

Nervös sah ich auf meine Hände hinab.

"Warum sitzt du hier im Regen?", fragte ich unruhig.

Ich war mir sicher die Antwort auf die Frage zu kennen.

Trotzdem fragte ich, wollte nicht seltsam wirken.

Er sah nicht hoch.

"Nichts. Lass mich in Ruhe."

Mein Herz blieb für einen Moment stehen.

Seine Stimme war rau vom Weinen.

Etwas zog sich in mir zusammen.

Ich konnte mich nicht zurück halten.

"Lüg nicht, Tae."

Der Spitzname kam wie von selbst über meine Lippen. Früher hatte ich ihn nie anders genannt.

Er war schon immer Tae.

.

.

.

Überrascht riss er seinen Kopf hoch.

"Woher kennst du meinen Namen?!", rief er gereizt und rückte ein Stück von mir weg.

Mein Herz brach in hundert Teile.

"Du hast mich also wirklich vergessen."

Enttäuscht sah ich auf meine Füße. Meine Converse waren schon völligst durch nässt.

Ich bekam nicht mit wie sich seine Augenbrauen verwirrt zusammen zogen und er mich für einige Momente einfach anstarrte.

.

Plötzlich legte sich eine eiskalte Hand um mein Handgelenk und zog mich von der Bank hoch.

Tae schleppte mich einige Schritte in Richtung einer der Laternen. Bereitwillig folgte ich ihm.

Kaum viel Licht auf mein Gesicht, wurden seine Augen groß. Hektisch schob er mir die Kapuze vom Kopf.

Seine kalten Finger striffen meine Stirn.

Sofort saugte sich der kalte Regen in meine Haare. Tropfte in mein Gesicht.

Und plötzlich machte sich Erkenntnis auf seinen Gesichtzügen breit.

"J-jungkookie...?", flüsterte er fast ohne Stimme.

Er erinnerte sich.

Ein breites Lächeln breitete sich auf meinen Lippen aus.

Fest schlangen sich meine Arme um seinen zitternden Körper.

"Du erinnerst dich! Du hast mich nicht vergessen!"

Tae erwiederte meine Umarmung innerhalb von Sekunden.

Legte seinen Kopf auf meiner Bust ab.

Es fühlt sich so gut.

Ihn wieder bei mir zuhaben.

Diese nervige Grenze, die mein eigener Bildschirm war, war endlich weg.

Ich genoss einfach Tae wieder bei mir zu haben, als ich spürte wie stark er zitterte.

Wie lange er wohl schon hier draußen war?

Vorsichtig drückte ich ihn von mir weg und griff nach seiner Hand.

Seine Finger waren eiskalt und zitterten heftig.

"Wie lange bist du schon so", ich deutete auf seine nicht gerade wetterdichte Kleidung, "hier draußen."

Doch er zuckte nur mit den Schultern.

Kurz schluckte ich, dann ließ ich seine Hand los und öffnete meine Jacke.

Sofort versuchte er mich zu stoppen, indem er meine Handgelenke fest hielt.

"Tae, du erfrierst. Ich bin erst seid ner halben Stunde draußen, den Weg zurück zu meiner Wohnung schaff ich auch ohne meine Jacke."

Trotzdem schüttelte er seinen Kopf.

"Ich darf die nicht nehmen. Er fände das nicht  toll."

Sofort wusste ich wer mit er gemeint war. Ein bitterer Geschmack breitete sich in meinem Mund aus, Feuer brodelte in meinem Bauch.

Ich schüttelte seine Hände ab und zog mir meine Jacke aus, noch entschlossener als vorher.

Tae wehrte sich leicht als ich ihm die Jacke anzog, doch ihm fehlte die Kraft um mich von sich weg zu halten.

Kaum war ich fertig damit ihn in die Jacke zu bugsieren, griff ich wieder nach seiner Hand.

"Nein, Jungkook."

Tae zog seine Hand zurück und presste seine schon leicht blauen Lippen auf ein ander.

Fest legte ich meine Hände auf seine Schultern.

"Tae, du kannst da nicht zurück hin. Ich werde das nicht zu lassen", sagte ich bestimmt. Allein der Gedanke, dass Tae wieder zu ihm zurück gehen würde ließ Galle meine Speiseröhre hoch steigen.

Doch er wollte nicht ein sehen.

"Ich muss. Bitte, Jungkook. Lass mich gehen und nimm deine Jacke w-wieder", seine Stimme zitterte vor Kälte. Es machte mir Angst. Warum wollte er bloß zurück?

Schwer seufzte ich.

"Nein, er misshandelt dich. Und egal was du mir sagst, ich habe genug gesehen."

Er sah mich für einige Momente stumm an. Als müsse er verarbeiten, was ich ihm gerade gesagt hatte.

"Woher...?"

Ich schüttelte meinen Kopf. "Ist jetzt unwichtig."

Dann nickte er langsam.

.

.

.

Endlich.

Ich nahm wieder seine viel zu kalte Hand und wollte ihn hinter mir herziehen, als ich mich an den Fakt erinnerte, dass er keine Schuhe trug.

Ohne viel zögern legte ich meine Arme um ihn und hob ihn hoch.

Tae klammerte sich fast sofort an mir fest. "Was wird das?", fragte er müde, als begann schnell zu gehen. "Ich kann auch selbst laufen..." Seine Stimme war schwach. Sorgen stiegen in mir hoch.

Ich legte meine Arme fester um seinen Körper und spürte wie er seinen Kopf auf meiner Schulter ablegte.

Er war unterkühlt, Kraft los und anscheinend auch müde. Angst machte sich in mir breit.

"Du trägst nur Socken. Der Fußboden ist kalt und voller Scherben. Hier lass ich dich ganz bestimmt nicht selbst laufen."

Ich bekam als Antwort nur ein schwaches Nicken. Sein Griff an meinen Oberarmen lockerte sich.

Sofort wurden meine Schritte schneller.

"Schlaf bloß nicht ein, Tae." Nicht jetzt, wo du endlich bei mir bist.

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06.11.21

Wow...

Irgendwie ist dieses Chap way sader als geplant. Naja, wenn man einen Charakter fast an Hypothermie sterben lässt. Kann man ja nichts anderes erwarten. Ups.

Das Chap hab ich auch nicht wie sonst immer um 22 Uhr geschrieben sondern zu 50% im Deutschunterricht und im Bus beendet. xD

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So, wem schulde ich jetzt einen Keks, wegen dem letzten Kapitel?

Ich schätze Mal so ziemlich jedem. Also bitte, bedient euch:

🍪🍪🍪🍪🍪🍪🍪🍪🍪🍪🍪🍪🍪🍪🍪🍪🍪🍪🍪🍪🍪🍪🍪🍪🍪🍪🍪🍪🍪🍪🍪

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Beim Bild raussuchen ist mir aufgefallen, dass ich nur zwei Arten von Taeblidern auf meinem Handy habe xD.

Entweder:

Oder:

Have a beautiful day 💜
und vergiss nicht eine Jacke wenn du raus gehst, schließlich ist es schon November.

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