fünfunddreißig

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Ich antwortete nicht darauf.

Wusste nicht was.

Ein bisschen erschlagen von der Information, stand ich da, komplett stumm.

"Wir müssen los...", flüsterte sie und legte ihre Hand auf meine Schulter.

Schwach nickte ich, bevor ich mich umdrehte und mit unsicheren Schritten das Gebäude betrat.

Mein Herz donnerte in meiner Brust, während ich vor der Tür wartete.

Bis, endlich, sich die große Massivholztür öffnete.

Eine ältere Dame lächelte mich an. "Zeuge Jeon? Sie wurden in den Zeugenstand gerufen."

Sofort trat ich in den gut gefüllten, aber trotzdem recht kleinen Saal. Aufregung pumpte durch meine Adern, mein Blick suchte Tae.

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.

Er saß neben seiner Anwältin, klein, in seinen Stuhl zusammen gesackt.

Es tat mir weh ihn so zu sehen.

Kaum hörte er meine Schritte, sah er auf.

Das Lächeln auf seinen Lippen war so ehrlich. Ließ Tonnen des Gewichts von meinen Schultern fallen.

Die Dame führte mich zu meinem Platz.

"Herr Vorsitzender." Ich verneigte mich in seine Richtung, bevor ich mich setzte.

Meine Hände zitterten, als ich sie in meine Hose krallte.

"Guten Tag, sie sind sich ihrer Rechte und Pflichten als Zeuge bewusst?", fragte er, suchte Augenkontakt, ich musste mich dazu zwingen ihn an zu sehen.

"Ja, Sir", bestätigte ich, schließlich hatte Taes Anwältin mich mehr als einmal über den gesamten Prozess informiert.

"Gut. Lasst uns beginnen. Wie heißen sie?" Die Frau neben ihm klickte hektisch mit ihrem Kugelschreiber, bereit alles mit zu schreiben was ich sagte.

"Jeon Jungkook, Sir", antwortete ich, verfluchte mich im Stillen für die Nervosität in meiner Stimme.

"Ihr Alter?" Er hätte die Fragen nicht stellen müssen, ich wusste was kommen würde, aber immer alles nach Protokoll.

"Letztes Jahr 21 geworden, Sir."

Die Frau schrieb eifrig mit, ich fragte mich was sie da aufschreiben konnte, ich hatte noch nichts gesagt, was dort nicht schon stand.

"Was arbeiten sie?"

"Chef Sekretär." Er fragte nach der Firma, ich antwortete.  Langsam verschwand die Nervosität, ich fühlte mich gut vorbereitet.

"Verwand oder Verschwägert mit dem Kläger oder Angeklagten?"

Mein Blick flog zu Tae. Er sah mich die ganze Zeit lächelnd an. Ich konnte nicht anders als zurück zu lächeln.

"Nein Sir, leider."

Das kleine Schmunzeln auf den Lippen des Richters, beruhigte mich mehr als es sollte.

Er blickte zu der Frau neben ihm, die alles überemsig mit schrieb, dann wieder zu mir.

"Dann erzählen sie Mal."

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Tief atmete ich durch, schluckte das letzte Stückchen Nervosität herunter und begann zu erzählen.

Begann bei dem Abend als alles noch normal war, erzählte nur das nötigste von meinem emotionalen Zustand.

Tae wusste inzwischen von meiner Obsession. Aber es musste nicht die ganze Welt wissen.

Ich erzählte von dem nächsten Abend. Als Tae ihn vorstellte, wie ich sofort den Stream verließ.

Dann erzählte ich davon wie ich es nicht aus hielt meinen Kindheitsfreund so aus meinem Leben zu verbannen.

Erzählte von dem Hate im Chat, erzählte wie es Tae eindeutig weh tat. Von meiner Donation, Taes positiver Reaktion.

Und dann von seinem Freund...

Wie Tae Panik bekommen hatte und den Stream beenden wollte. Es nicht rechtzeitig schaffte und dass ich noch weiter zu sah, zusah wie er ihn verprügelt hatte, würgte, schlug und schrie.

Und dann erzählte ich von meiner Donation.

Der Raum war komplett verstummt. Das einzige was zu hören war war das Geräusch von dem Kugelschreiber, der über das Papier kratzte.

Ich wartete einige Momente bevor ich davon erzählte wie ich mitten in der Nacht in den Park ging. In was für einem Zustand Tae war.

Währenddessen wendete ich meinen Blick von dem Richter ab. Sah Tae an. Lächelte aufmunternden.

Ich erzählte wie schlecht es ihm ging, wie krank er war. Und das er trotzdem zurück wollte.

Musste mich regelrecht dazu zwingen, von Taes Blauenflecken und Wunden zu erzählen, aber ich wusste, dass es wichtig war.

Dann erzählte ich vom nächsten Tag, versuchte mich so genau wie möglich an die Dinge zu erinnern, die passiert waren. Unser Gespräch, Taes miese Laune, Taes Freund und die Prügelei.

Und dann...

Das Video.

Da es so hier vorlag musste ich es nicht schildern.

Also erzählte ich davon wie Tae zu mir zog. Das wir zuerst nur einige Sachen mit genommen hatten und später wieder kamen.

Ich erzählte von der Frau mit der sein Freund schlief.

Das letzte was ich erzählte, war das er Tae immernoch Nachrichten geschrieben hatte.

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Die ganze Zeit wanderte mein Blick von dem Richter zu Tae.

Bestätigend nickte der Vorsitzende, schien genauso wie jeder andere anwesende einen Moment zu brauchen um die Informationen zu sortieren.

Er sah zu seiner Schriftführerin. Sie nickte ebenfalls.

"Vielen Dank Herr Jeon. Möchte die Verteidigung Gebrauch von ihrem Fragerecht machen?"

Der Mann der neben Taes Ex saß nickte hektisch, strich sich durch die Chaotischen Haare.

Er stellte dutzende Fragen zu jeder Einzelheit die ich erzählt hatte.

Es war unangenehm. Ständig das selbe erzählen zu müssen, sich für jede kleine Abweichung zu meiner Polizeilichen Aussage rechtfertigen zu müssen.
Aber es ging vorbei.

Dann war Taes Anwältin dran.

Sie stellte mir genau zwei Fragen.

"Hatten sie oder der Kläger die eigentliche Idee zu Polizei zu gehen?"

"Ich Mam, auch wenn ich ihn dazu aufgefordert habe, sondern es nur vorschlug, er hat von sich aus entschieden zur Polizei zu gehen."

Sie nickte und lächelte.

Natürlich kannte sie die Antwort schon. Tae sah es genauso. Aber der Richter wusste es nicht.

Dann stellte sie die zweite Frage.

"Hatten sie das Gefühl, der Angeklagte trachtete dem Kläger nach dem Leben?"

Mein Blick glitt zu ihm. Er sah zurück, Kopf schief gelegt, kein Funken Reue auf seinem Gesicht.

"Als ich das erste Mal bei dem Kläger war und der Angeklagte ihn würgte, ja, definitiv. Aber auch sonst schien es ihm gleichgültig wie viel Schaden seine Taten verursachten", antwortete ich ohne von ihm weg zu sehen.

"Vielen Dank", hörte ich die Anwältin sagen. 

Dann stand der Richter auf, sah zur Anwältin und dann zu mir. "Vielen Dank für ihre Aussage Herr Jeon. Sie sind entlassen."

Mit zitrigen Beinen stand ich auf und tapste zu den Zuschauerplätzen.

Der Junge Auszubildene von Taes Psychologin hatte mir einen Platz frei gehalten.

Kaum setzte ich mich, musste ich ersteinmal tief durch atmen.

Er lächelte mich breit an. Kleine Grübchen auf seinen Wangen. "Du hast das mega gemacht."

Ich lächelte, bevor ich mich nach vorne drehte um den Prozess weiter zu verfolgen.

Es war eine interessante Erfahrung, jetzt wo der ganze Stress verschwunden war.

Taes Psychologin sagte aus, er hatte sie von ihrer ärztlichen Schweigepflicht befreit.

Dann würden alle heraus gebeten.

Sie sahen das Video an, unter Ausschluss der Öffentlichkeit.

Kaum öffnete sich die Tür wieder trat ich ein, versicherte mich, dass es Tae gut ging. Er hatte genau gewusst, dass sie es zeigen würden. Es machte mich nur stolzer auf ihm.

Mein Blick lag die ganze Zeit auf Tae. Er zitterte leicht, sein Blick war gesenkt. Ich hörte den Schluss Plädoyers nicht wirklich zu.

Erst als der Richter auf stand und sagte, er würde das Urteil in zwanzig Minuten verkünden, holte ich mich zurück.

Kaum schien die Pause verkündet sprang ich auf.

Mit schnellen Schritten war ich bei Tae.

"Geht es dir gut?", fragte ich und hockte mich vor ihn.

Mit einem kleinen Lächeln nickte er.

"Jetzt wo du da bist, ja."

.

Die zwanzig Minuten waren sehr schöne vorbei und ich musste mich wieder auf meinen Platz setzen.

Der Vorsitzende stand auf, sofort verstummte jegliches Getuschel.

"Nach Erwägung aller Beweise und Untersuchung der Zeugenaussagen befinde ich den Angeklagten schuldig im Sinne der Anklage!"

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Meine sehr unprofessionelle Rechnung für die Strafe:

Vergewaltigung * 3 : 2-10 J. * 3 = (6-)30 J.
Drohung : bis zu 2 J.
Vers. Todschlag * 2 : min 5 J. * 2 = 10 J.
Körperverletzung * x : bis zu 5 J. *x

= (Amerikanisches System) ca. 40 Jahre
= (Deutsches System) kein Plan... 20 + psychologische Behandlung (so aus Gefühl...)

By the way, es ist keine Erpressung, da Tae keinen Finanziellen Schaden davon getragen hat... (Und weil es nicht erfolgreich war.)

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Hatte ich zu viel Spaß daran?
Absolut...

And Holly Shit. I like this Chap. 1300 Wörter, an einem Tag geschrieben, es hat echt Spaß gemacht das zu schreiben.

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