35
Was war nur mit mir los? Seit wann ließ ich meinen Emotionen freien Lauf?
Yuri würde sich wieder Gedanken machen, was er falsch gemacht haben könnte. Doch es war nicht seine Schuld, auch nicht die Schuld von Yurio.
Dank meines Schützlings, floss eine neue Energie durch mich hindurch. Mein Kampfgeist war größer denn je. Und trotzdem wollte ich an Yuri's Seite bleiben.
Meine Gedanken waren ein reines Chaos ebenso meine Gefühle.
Ohne Yuri Bescheid zu geben, hatte ich mich nach dem Event auf den Weg ans Wasser gemacht. Mein Kopf war schwer, meine Gedanken waren wirr und ich konnte mich gerade in diesem Augenblick, selbst nicht mehr leiden.
Die Uferpromenade ließ mich ein wenig Heimat spüren. Doch dabei dachte ich nicht an Russland..
Ein älterer Herr lief den Strand entlang, mit einem Pudel der fast so aussah wie Maccachin. Im Hintergrund tauschte die Sonne ihr strahlendes gelb gegen ein sattes orange und die Möwen kreisten über das Meer.
Es hätte tatsächlich Hasetsu sein können.
Lächelnd hielt ich meine Hand gegen die Sonne. Der Ring an meiner Hand glitzerte golden in alle Richtungen.
Dieser Augenblick war fast vollkommen, nur Yuri fehlte. Und ich hatte Angst vor dem Tag an dem Yuri sich entschließen würde, seinen Weg ohne mich weiterzugehen.
--
Yuri sah ich, durch die gegeben Umstände, den Rest des Tages nicht mehr. Und wie so oft, stieg dadurch ein ungutes Gefühl in mir auf.
Nervös lief ich im Hotel umher, doch egal wen ich fragte, egal wo ich lang lief, Yuri war einfach nicht aufzufinden.
Deprimiert ging ich zurück auf unser Zimmer. Doch auch hier war Yuri nicht aufgetaucht.
Ich entschloss ein Bad zu nehmen, bevor ich das Bett aufsuchen würde. Mehr blieb mir nun auch nicht mehr übrig.
Mein Bad ging länger als erwartet, doch nun war ich wieder fit und auch meine Gedanken waren klar und sortiert. Nichtsahnend öffnete ich die Badezimmertür und trat hinaus in den Schlafbereich.
Ich hielt inne..
Yuri saß auf dem Bett und lächelte mich an. Seufzend sah ich zu Boden, das hatte ich nicht verdient.
"Geht es dir besser?", Besorgnis lag in seinen Augen. Nickend ging ich zum Fenster und nahm vor Yuri platz. Mein Schützling sah zu Boden. Ich ahnte, dass die Worte, die er im Begriff war zu tun, mir nicht gefallen könnten.
Seine Körperhaltung war zwar entschlossen aber dennoch strahlte sie eine gewisse Zurückhaltung aus. Hatte er Angst vor meiner Reaktion?
Was hatte Yuri nur vor?
Ich atmete einmal tief ein. Doch mein Körper war gefüllt mit innerer Unruhe. Trotzdem entschied ich mich, ruhig zu bleiben, mir nichts anmerken zu lassen.
"Victor.. nach dem Finale.. gehen wir getrennte Wege. Unser letzter Wettkampf wird also der morgige sein.", er holte Luft, doch..
um mich herum wurde alles still. Ich schaute zu Yuri, doch ich sah ihn nicht. Ich folgte aufmerksam seiner Stimme, doch ich hörte sie nicht.
"Fast ein Jahr bist du nun an meiner Seite und es war die beste Zeit in meiner gesamten Karriere als Eisläufer. Ich werde dir versprechen, das ich allen Menschen dort draußen zeigen werde, wie enorm meine Liebe zu dir ist."
Trennen, Liebe.
Zwei Wörter die immer öfter zusammen in Erscheinung traten.
"Mhm..", ich schaute hinunter auf meinen Schoß.. und fühlte.. nichts..
"Victor? Geht es dir gut?", naiv wie er war, schaute er mich fragend an.
Mein Körper fing an zu kribbeln. Es war unangenehm, kaum kontrollierbar. Es kam wie eine Welle, stieg immer weiter in mir auf. Emotionen vermischten sich.. und dann..
Fing ich tatsächlich an zu weinen..
Ohne schluchzen.. die Tränen liefen einfach, als müssten sie genau das tun.
Ich hielt meinen Blick gesenkt. Doch ich spürte wie Yuri sich bewegte und meine Haare vorsichtig hinter mein Ohr strich. "Warum weinst du?"
"Das fragst du wirklich? Ich bin wütend!", gereizt schlug ich seine Hand beiseite. Erschrocken wich er zurück und sah mich entsetzt an "Aber warum?", er ließ den Kopf hängen.
"Weil ich davon ausgegangen bin, dass du mich länger brauchen würdest. Du hast es einfach so entschieden!", meine Stimme hob sich, ich war aufgewühlt, verletzt. Es tat weh, ich hatte eine andere Zukunft gesehen. "Genau, ich habe es einfach so entschieden. Das war die beste Saison die ich je gelaufen bin. Und ohne dich an meiner Seite werde ich nicht besser sein. Daher werde ich zurücktreten.", er klang so ruhig und so entschlossen, dass in mir Fassungslosigkeit aufkam.
"Willst du mir damit etwa sagen, das du nur zurücktrittst damit ich wieder laufen kann? Was fällt dir ein Yuri! Wie selbstlos kann ein Mensch sein?", mir gelang es nur knapp nicht zu schreien. Es machte mich wütend. Yuri hatte so viel Potenzial, welches er bei weitem noch nicht ausgeschöpft hatte. Und dennoch saß er vor mir und wollte den Weg für mich freimachen.
Und dabei wollte ich diesen Weg, mit ihm gemeinsam gehen..
Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top