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Der Aufruf zum 6-Minütigen Aufwärmen kam, als Yuri und ich bereits fertig an der Bande standen. Ebenso wie JJ, Chris, Yurio und die anderen Teilnehmer. Alle waren sie hoch konzentriert und warteten darauf ihr Bestes geben zu können, nachdem sie sich warm gelaufen hatten.
Yuri startete als erster beim Kurzprogramm. Achtsam zog ich noch einmal die Schnürsenkel seiner Schlittschuhe nach, bevor er seine Kür lief. Sein Blick ruhte auf mir und instinktiv spürte ich die Lust, die von ihm ausging.
Er betrat die Eisfläche und lehnte sich gegen die Bande, ich tat es ihm gleich. Heute hatte ich zum ersten Mal das Gefühl, dass uns die Zeit im Nacken saß. Viel zu schnell wollte er sich von mir abstoßen um zur Mitte der Eisfläche zu laufen. Etwas von Panik übermannt griff ich nach seiner Hand. Überrascht schaute Yuri zu mir, doch sein Blick erhellte sich umgehend. Konzentriert schloss ich meine Augen und versuchte Yuri zu zeigen, dass ich ihm all meine Kraft mit aufs Eis gab. Als Unterstützung, Motivation, Beistand. Lächelnd wandte er sich ab, lief auf seine Startposition, hob seine Hand und küsste seinen Ring.
Mein Herz wurde schwer, mein Atem flach und meinen Wangen leicht rot.
Er war auf jeden Fall nicht mehr angespannt. Er wirkte erholt, erleichtert. Was mich beruhigte.
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Sein Lauf war wie sonst auch, stark. Jedoch vermasselte er den 4fachen Flip, was Punkte kosten würde. Viele Punkte.
Gespannt sah ich aufs Eis, als er seinen Lauf beendete.
Das Publikum klatschte unentwegt, doch Yuri..
Ich wusste, was nicht stimmte..
Schwer atmend stand er da, rang nach Luft. Bis er kraftlos zu Boden sackte, seine Hände zu Fäusten ballte und enttäuscht und wütend anfing zu weinen.
Und dann flogen Bilder meiner Karriere an mir vorbei. Das Gefühl, dass man alles gegeben hatte und man doch nicht gut genug war. Sich ausgelaugt fühlte, da man immer alles besser machen wollte, immer besser sein wollte. Mentale Erschöpfung prägte den Eiskunstlauf mehr als die körperliche.
Sein Lauf war keineswegs schlecht. Er hatte jedoch einen schwerwiegenden Fehler in der Kür. Mir war klar, dass das für eine Hunderterwertung nicht reichen würde. Am Ende waren es rund 97 Punkte.
Nach seinem Lauf sprach Yuri nicht mit mir. Deshalb beschloss ich, ihm seine Zeit zu lassen und schaute mir die anderen Teilnehmer an.
Als nächster startete Yurio. Es wurde viel von ihm erwartet, er stieg vermutlich in meine Fußstapfen.
Als ich Yurio so zu sah, wusste ich, dass sein Lauf Rekordverdächtig war. Es war nicht nur für mich gut, dass ich Russland vorübergehend verlassen hatte auch Yurio kam es zu gute. Er ließ sich nicht mehr von mir leiten und entwickelten seine eigene Form der Eiskunst. Er war gut, die Technik beherrschte er. Seine Sprünge waren kraftvoll, hoch und weit. Wofür er viele Punkte bekommen würde. Ich freute mich für ihn. Aber wenn er meinen Rekord brechen würde, wäre ich wohl ziemlich angepisst.
Schon immer war ich ehrgeizig, wollte immer mehr als alle anderen. Jede neue Saison war für mich wie eine Art Neuanfang. Doch dafür hatte ich mich selbst verloren. War nicht mehr ich selbst.
Yuri hatte mich aus diesem Loch gerettet. Durch ihn wurde ich weitsichtiger und ein Stück emotionaler auf zwischenmenschlicher Ebene. Mir ging es besser, mit ihm an meiner Seite.
Gedankenversunken, stand ich auf der Tribüne. Es war ein komisches Gefühl, nach 5 Goldmedaillen in Folge nun auf dieser Seite des Geschehens zu stehen. Der Drang, um den ersten Platz zu kämpfen, meinen Weltrekord zu halten, stieg in mir auf.
Und da ich mir in den 2 Tagen allein in Japan, während des Cup of Russia, genug Gedanken über Yuri und mich gemacht hatte. Stand mein Entschluss immer näher davor, endgültig fest zu sein.
"Vic..tor..", Yuri kam gerade die Treppe hinauf gerannt und blieb ruckartig stehen. Seine Hand fand meine Schulter und sein Blick suchte meinen. "Was ist los?", er schien besorgt zu sein. "Alles gut. Yurio wird wohl meinen Rekord brechen.", und mit diesen Worten ließ ich Yuri stehen, obwohl ich wusste, dass es falsch war meinen Stolz an ihm auszulassen..
Ahh.. dieses Kapitel fiel mir schwer.. es ist ein reines Kapitel zum Füllen. Aber wichtig für den Handlungsablauf, damit die Zeit nicht so sehr springt.
Zufrieden bin ich trotzdem nicht.. ich hoffe ihr verzeiht mir das. Knapp 6 Kapitel noch bis zum Ende ❤
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