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"Meine sehr geehrten Damen und Herren, heute ist ein Mann hier, der den Eislauffans unter Ihnen durchaus geläufig sein dürfte. Ich bitte meinen guten Freund Victor Nikiforov aufs Eis.", ich wuschelte Yuri noch einmal durch die Haare und versicherte ihm, dass ich gleich wieder zurück sein würde, bevor ich mich auf den Weg zu Stéphane machte. Die Organisatoren standen schon in den Startlöchern und wiesen mir den Weg. Am Eingang der Eisfläche standen bereits Schlittschuhe in meiner Größe und russischem Emblem. Die Kufen waren schwarz. Ich verzog mein Gesicht.. "Nun ja zumindest nicht Silber", nuschelte ich  vor mich hin. Mit gekonnten Handbewegungen zog ich schnell die Schlittschuhe an und glitt winkend über das Eis zu Stéphane. Als ich auf ihn zu lief, strahlte er über das ganze Gesicht und zog mich sofort in eine Umarmung. Die Menge tobte, kreischte, pfiff und klatschte. "Victor! Es ist mir eine Ehre heute vor dir Laufen zu dürfen!", er verbeugte sich und zeigte repräsentativ auf mich. "Mir ist es ebenso eine Ehre.", ich griff in meine Haare und strich sie etwas zur Seite. "Ah ich sehe immer noch der Charmeur.", mein Freund zwinkert mir zu und ich tat es ihm gleich, woraufhin er anfing zu lachen. "Sag mal Victor.. wir hatten damals einige Trainings zusammen. Erinnerst du dich?", dass Scheinwerferlicht war nur auf uns beide gerichtete und Stéphane glühte vor Adrenalin. "Selbstverständlich. Wir hatten sogar beide unsere eigene Choreo-", ich unterbrach meinen Satz und fing an zu lachen "Wollen wir?", ich sah Stéphane mit einem lächelnden und fragenden Gesicht an. Nun strahlte er wirklich. "Mir wäre es ein absolutes Vergnügen.", schnell lief er zur Bande und sprach etwas mit einen der Angestellten ab, während ich elegant auf einem Bein über die Bahn glitt und den Zuschauern winkte.

Mein Blick ging noch einmal zu Yuri, der mich fassungslos ansah. Ich warf ihn einen Kuss zu und lief zurück in die Mitte wo Stéphane gerade ankam.

Synchronseislauf.

Lange hatte ich sowas nicht mehr gemacht. Also war es auch für mich eine willkommene Abwechslung. Immer wieder erhaschte ich einen Blick von meinem Schützling. Anscheinend konnte er nicht fassen, was er hier gerade sah. Und irgendwie konnte ich nicht fassen, dass ich hier auf dem Eis stand und mit meinem guten Freund gemeinsam unsere alte Trainingskür lief.

Die Musik war klassisch aber rhythmisch. Langsam aber fordernd. Rein aber trotzdem lüstern. Obwohl wir beide die selbe Kür liefen, sah man eindeutig den Unterschied. Meine Bewegungen waren sanft, innig, und trotzdem männlich. Eher zurückhaltend. Stéphane's Bewegungen waren eher treibend. Männlicher als meine. Als sei er Eros und ich Agape. Ja das traf es so ziemlich genau.

Die Sprünge stand ich zum Glück alle. Alles andere wäre ziemlich blamabel gewesen, aber nicht unwahrscheinlich, da ich mehrere Monate nicht mehr trainiert hatte.

Zum Schluss kamen die eingesprungen Sitzpirouette die wir im stand ausklingen ließen.

Perfekt!

Atemlos kamen wir beide zum stehen und sahen uns glücklich an. Keiner von uns bewegte sich. Wir versuchten einfach nur den Moment einzufangen.

Nach einigen Sekunden liefen wir aufeinander zu und verbeugten uns vor dem Publikum. Mein Blick natürlich auf Yuri gerichtet.

Er stand an der Bande, seine Augen weit aufgerissen, gefüllt von Tränen. Seine Hände lagen auf seinen Mund, seine Wangen gerötet. War er überwältigt?

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Nach dem Applaus stieg ich zügig vom Eis um schnellstmöglich zurück bei Yuri zu sein. Gerade als ich um die Bande lief und den Tisch sah an dem wir saßen, sprang er auf und rannte mir in die Arme.

"Ich habe es so vermisst dich laufen zusehen. Ihr wart unglaublich! Du warst unglaublich!", er zog mich dichter an sich und vergrub sein Kopf an meiner Brust.

Eine unglaubliche Ruhe durchzog meinen Körper und ich fühlte mich..

Angekommen.

Friedlich legte ich meinen Kopf auf seinen Scheitel und schloss die Augen. "Was machst du nur mit mir Yuri..", flüsterte ich. "Was soll ich denn sagen..", kam es postwendend.

Erschrocken schob ich ihn von mir weg um ihn im die Augen zu schauen. "Sei froh, dass die Show noch nicht zu Ende ist.", ich griff mir in die Haare und atmete schwer aus. Lust überkam mich, die ich zu zügeln versuchte. Doch der unschuldige Blick von Yuri ließ mich innerlich wild werden.

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