08

Mein Körper stand vollends unter Strom. Noch nie war ich so aufgeregt. Natürlich kannte ich Aufregung und Nervosität vor einen meiner Läufe, aber das hier war anders. Es war ein Unterschied, ob man selbst für seine Fehler verantwortlich war oder sich für Fehler anderer verantwortlich fühlen musste. Yuri war weltweit bekannt. Nicht zu letzt deshalb weil er wahnsinniges Potenzial besaß und auf Grund einer Panik Attacke das Grand Prix Finale versemmelte. Jeder wusste das und schaute nun gespannt auf ihn. Das Sahnehäubchen war natürlich auch, dass ich für ihn meine Karriere beendet hatte. Es erregte Aufsehen, dass ausgerechnet ich ihn trainieren wollte. Wir standen beide vor einer Prüfung. Mir traute keiner das Trainer Dasein zu und Yuri keiner irgendwelche Erfolge.

Aber wir waren ein gutes Team. Auch wenn etwas seltsam, aber es passte. Wir stärkten uns gegenseitig und waren deshalb unaufhaltsam. Was mich glücklich werden ließ. Yuri besaß so viel Liebe, für jeden, dass viele durch ihn erst erfahren würden was Liebe überhaupt bedeutete. Und das obwohl er bis vor kurzem nicht einmal selbst wusste, was Liebe für ihn war.

Yuri stand inmitten der Eisfläche. Das Publikum war gebannt und ruhig, das Licht wurde direkt auf Yuri gerichtet und die Musik begann an zu spielen.

Obwohl er viele weibliche Züge hatte, zerbrechlich wirkte und kaum Selbstbewusstsein besaß, war Yuri für mich die perfekte Darstellung von Eros. Eine der drei Arten der Liebe, neben Agape und Philia.

Eros verkörperte die wohl erotischste Art der Liebe. Die sexuelle Liebe, die sich nahm was er zu seiner Befriedigung benötigte. Sprich körperliche Liebe, getrieben von Sehnsucht, Lust und Begehren.

Als meine Gedanken wieder bei Yuri waren, leckte er sich über seine Lippen, sah zu mir und zwinkerte mir erneuert zu.
Unmittelbar färbten sich meine Wangen von einem blassen Hautton zu einem zarten rosa. Meine Augen begannen zu strahlen, mir wurde leicht warm und schwummrig, sodass ich halt an der Bande suchte.

Das Temperament von meinem Schützling war einzigartig und atemberaubend. Innerhalb von Sekunden hatte er das Publikum auf seiner Seite.

Bislang hatte er noch keinen Sprung getan sondern viele Kombinationen schwieriger Schrittfolgen, die er aber mit Bravour lief.

Sein Körper wirkte viel ansehnlicher, begehrlicher. Seine Bewegungen waren weich und trotzdem so unfassbar fordernd, das ich Probleme hatte nicht sofort aufs Eis zu springen.

Ich liebte die Melodie, die sein Körper von sich gab wenn er auf dem Eis war. Rein und unschuldig. Und trotzdem so verdammt reif.

Yuri hatte vor dem Lauf gemeint, ich solle ihn ja keinen Augenblick aus den Augen lassen. Was anderes wäre mir gar nicht möglich gewesen. Mit jeder Faser meines Körpers, sog ich diesen Augenblick in mir auf. Der trübsinnige Blick Yuri's, die Grazie mit der er diesen Lauf von sich gab.

Alles.

Nun kamen allmählich die Sprünge an der Reihe. Sprünge, die mir immer wieder Sorgen bereiteten. Es war nicht so, dass Yuri sie nicht konnte. Er hatte ein unglaubliches Stehvermögen, das Talent und das Können ebenso. Nur dachte er zu viel über die Sprünge nach und stand sie deshalb nur selten oder unsauber.

Doch dieses Mal klappte es. Eine Gänsehaut durchfuhr mich, als die 4Fach Kombination kam.. und Yuri sie unfassbar sauber stand!

"Amazing, Yuri!!", schrie ich ihm von der Bande aus zu.

Nichts hätte mich mit mehr stolz erfüllen können, als dieser erstklassige Lauf von Katsuki Yuri.

Nachdem die Musik verstummte und Yuri vollkommen außer Atem in mitten der Eisfläche stand, durchzog die Halle eine einschüchternde Ruhe.

Bis..

Die Menge ausrastete. Von allen Seiten kam Applaus. Die Journalisten schossen unzählige Fotos von Yuri in seiner Endpose. Und alles woran ich denken konnte war, ihn in den Arm zu nehmen.

"Yuri!!!", schrie ich und rannte zur Öffnung die auf das Eis führte um meinen Schützling zu empfangen.
Aufgeregt, kam er auf mich zu gelaufen und sprang mir in die Arme.
"V-victor!", seine Stimme war zitternd, sein Blick voller Hoffnung. "W-wie fandest du es?", mit hochrotem Kopf sah er mich an. "Ich fand dich atemberaubend. Ich bin unglaublich stolz", ich zog ihn an mich und legte mein Kopf auf seinen. "Das war nur für dich.", flüsterte er kaum hörbar. Was mir ein Lächeln aufs Gesicht zauberte.

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