05
"Ich tue Dinge die ich nicht erklären kann.", scherzte ich umher und fing an zu lachen. Ungläubig sah Yuri mich an, sagte aber nichts weiter dazu. Ein Glück.
Die kommenden Tage waren anstrengend. Gemeinsam mit Yuri lief ich immer und immer wieder die Kür, die ich für ihn erstellt hatte. Einige Passagen saßen nicht so wie sie sollten. Daher war Yuri mehr als ehrgeizig genug um diese Permanent zu wiederholen.
Eins musste man ihm lassen, er besaß ein hohes Maß an Standfestigkeit. Während ich nach dem dreizehnten Mal keuchte und nach Luft rang, war Yuri noch längst nicht an seine Grenzen gestoßen.
Völlig fertig, glitt ich zur Bande um ihn sich selbst zu überlassen. Wie er voller Konzentration über das Eis glitt, erfüllte mich. Seine schwarzen Haaren, zerzaust von dem Fahrtwind, hingen ihm ins Gesicht, was etwas Verruchtes mit sich brachte. Und ich liebte es. Seine Wangen waren rot vor Erschöpfung, er sah unschuldig und dennoch so bereit aus, dass ich mir unbewusst über die Lippen leckte. Er traf mich mit all seinen Sinnen. Sobald dieser unsichere Kerl auf dem Eis stand, war ich hin und weg. Konnte mich nicht von ihm losreißen und hatte den Drang an seiner Seite zu laufen.
Nun war ich mir mehr als bewusst, was dieser Junge für mich war. Mehr als ein Schützling.. viel mehr.
"Irgendetwas fehlt.. du bist nah dran aber etwas stimmt nicht.", stellte ich unzufrieden fest und fixierte den schwarzhaarigen mit meinen Augen. "Die Musik zu der du läufst, handelt um die Liebe. Das weißt du. Hast du schon mal über Liebe nachgedacht, Yuri !?", grübelnd nahm ich mein Kinn zwischen Daumen und Zeigefinger und beobachtete meinen Schützling.
Beschämt schüttelte er den Kopf. "Hattest du noch nie eine Freundin?", hakte ich nach. Aber auch das verneinte er. Was für eine Verschwendung. Ein Mann wie er es war, hätte schon längst eine Freundin haben müssen. Aber irgendwie beruhigte mich seine Aussage und die Tatsache, das er noch so sehr unerfahren war.
"Ohayo ohayo! Du hast noch Zeit bis dir klar werden sollte, was oder wer Liebe für dich verkörpert.", ich lief zügig zu ihm und stemmte meine linke Hand in die Hüfte. Wie eine verängstigte Katze sah er mich an und wartete darauf, dass ich etwas sagte. Doch ich tat es nicht. Stattdessen legte ich meine Hand um sein Kinn und zwang ihn somit zu mir aufzuschauen. Wieder wurden seine Augen glasig und seine Wangen nahmen eine noch rötere Farbe an. Mit meinem Gesicht ging ich ganz nah an seines, und hauchte ihm ins Ohr "Verführe mich Yuri. Lasse deinen Körper für mich tanzen. Und lege all deine Gefühle in den Lauf."
Erschrocken wich er zurück. Tränen liefen ihm über sein Gesicht. Irritiert schaute ich ihm hinterher als er urplötzlich an mir vorbeizog und die Eisfläche verließ.
Ich atmete tief ein, strich meine Haare aus dem Gesicht und fing an zu Lächeln. "Also geht es ihm genauso", flüsterte ich und entschloss mich kurzerhand noch einmal die Kür zulaufen die ich für ihn zusammen gestellt hatte.
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In den weiteren Tagen sprach Yuri kaum mit mir, er war meist viel zu tief in Gedanken versunken und stand die Sprünge weniger als 40%. Unzufriedenheit machte sich in mir breit, doch aufgeben würde ich ihn nicht. Immerhin war es wohl möglich seine letzte Saison, die er laufen würde.
An einem ziemlich anstrengenden Tag, ging ich nach dem Training zu Yuri aufs Zimmer. Er schlief, tief und fest. Eigentlich wollte ich es nicht tun, aber es überkam mich einfach..
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