Kapitel 8
Ihre Sachen lagen am Ufer des Flusses, während sie in die Fluten sprang. Rose brauchte Ruhe und Abwechslung, und auch wenn das Wasser eiskalt war und es jede Pore ihres Körpers nach Wärme schreien ließ, blieb sie in dem Nass. Es gab böse Wesen im Fluss, doch die würden die Grounderin nicht angreifen, und auch wenn, dann könnte sie sich verteidigen.
Das braunhaarige Mädchen schloss die Augen und ließ sich treiben. Viele Gedanken rasten in wenigen Sekunden durch ihren Kopf - zu viele und zu wenige. Sie konnte nicht alles erfassen und war nur noch verwirrter als zuvor, als sie ihre Augen wieder öffnete.
»Ganz schön gefährlich für ein junges Mädchen.«
Instinktiv stellte Rose sich hin. Sie spürte den Schlamm, der sich zwischen ihren Zehen ausbreitete. Bellamy stand hinter ihr am Ufer und hatte nur einen Blick auf ihren Rücken, welcher jedoch von den langen braunen Haaren fast vollständig verdeckt war.
»Schon mal was von Privatsphäre gehört?«, fragte sie und planschte mit ihren Armen ein wenig umher.
»Es gibt keine Privatsphäre. Nicht auf der Erde. Vor allem nicht auf der Erde«, antwortete der Junge, der sich nun in den Kies setzte. Bellamy winkelte seine Beine an und lehnte sich mit dem Rücken gegen einen großen Felsbrocken. »Wir haben keine Vorräte mehr.«
»Wie das?«
»Sie sind verbrannt. Keine Ahnung, wie das passieren konnte.«
Sie nickte schwach. »Wir müssen jagen gehen.«
»Ich weiß.«
Rose tauchte einmal kurz unter und kam dann mit tropfenden Haaren wieder hoch. »Könntest du dich wenigstens umdrehen?«, fragte sie.
Bellamy bejahte und hielt sich die Hände vor die Augen, während das Mädchen aus dem Wasser watete und sich ihre Sachen über die nasse Haut zog. »Du kannst gucken«, sagte sie schließlich und er ließ seine Hände sinken.
»Du bist wunderschön«, bemerkte er und Rose drehte sich hastig weg, damit Bellamy nicht sah, wie ihr die Röte ins Gesicht schoss.
»Komm, wir gehen«, war das Einzige, was ihr darauf einfiel. Sie lief voran, um nicht den Jungen zu sehen, welcher vor sich her grinste.
»Raven versucht Funkgeräte zu bauen«, sagte er nach einer Weile.
»Äh, ja ...«
»Damit gelingt es uns, über weite Entfernungen zu kommunizieren«, erklärte er schnell.
»Tolle Erfindung.«
Bellamy nickte.
Vor ihnen tauchte das Camp auf. Zwei Junge ließen Rose und ihn durch das Tor und schlossen es nach ihnen wieder.
Rose winkte Bellamy noch, bevor er zu Raven ging, um sich nach einem Fortschritt zu erkundigen. Ihr ging es immer noch nicht ganz gut, aber besser als zuvor. Die anderen, welche mit dem Virus infiziert gewesen waren, waren wieder gesund und arbeiteten bereits tüchtig weiter. Bis jetzt waren von den Hundert, wenn man Rose und Raven nicht mitzählte, vierzehn Jugendliche tot.
Die Grounderin suchte Clarke und fand sie bei Finn im Ship. Sie suchten sich gerade Waffen für die Jagd aus.
»Hey, wie geht's?«, fragte Rose.
»Gut, soweit«, antwortete Finn. »Warst du schwimmen?« Er deutete auf ihre nassen Sachen.
»Äh, ja. Ich komme mit.«
»Dann aber in meine Gruppe.« Bellamy drängte sich zwischen die drei und zog aus der Waffentonne einen Speer heraus, den er Rose reichte. Ausdruckslos zog er wieder ab.
»Tja, da kann man wohl nichts machen. Versuch erst gar nicht, mit ihm zu verhandeln«, sagte Clarke und verschwand ebenfalls mit Finn.
Rose verdrehte die Augen und wandte sich um. Sie bemerkte Raven aus den Augenwinkeln, welcher sie freundlich zulächelte, und verließ dann das Ship. Bellamy wartete draußen auf sie und zusammen begaben sie sich auf den Weg. Dem Anführer folgten noch weitere Jungen und Mädchen. Fasziniert starrte Rose auf das Funkgerät von Bellamy und nahm es ihm irgendwann aus der Hand. Er lachte.
»Wie ein kleines Kind«, sagte er grinsend und schnallte sein Gewehr zurecht.
»Hallo? Hallo, hört ihr mich?«, ertönte eine Stimme aus dem Apparat. Rose schrie erschrocken auf und ließ es ins Moos fallen. Nach wenigen Augenblicken hatte sie sich wieder beruhigt und wollte das Gerät aufheben - genau wie Bellamy. Sie stießen mit den Köpfen zusammen und das Mädchen entschuldigte sich hastig bei ihm.
»Alles gut. Nichts passiert«, beruhigte er sie und hob nun selbst das Ferngerät auf. »Ja, Raven, was gibt's?«
»Nichts, ich wollte nur wissen, ob ihr mich hört. Over«, antwortete Raven am anderen Ende der Leitung.
»Ja, wir hören dich klar und deutlich. Over.«
»Dann ist ja gut. Jetzt konzentriert euch auf's Jagen, damit wir Vorräte haben!«
Bellamy nickte und steckte das kleine kastenförmige Teil ein. »Das nehm' ich lieber«, meinte er mit einem belustigten Blick auf Rose.
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