Kapitel 23

Als ich wieder erwachte, war es bereits zu spät - meine Hände waren an Handschellen gekettet und an einer Stange befestigt, so dass ich nicht wegrennen konnte. Auch meine anderen Freunde waren gefesselt und sahen ziemlich mitgenommen aus.
»Emerson, ich weiß, dass Sie zuhören«, vernahm ich plötzlich Clarkes Stimme über das Funkgerät unseres Entführers. »Wir müssen reden.«
»Ich muss gar nichts tun«, antwortete Carl Emerson. »Du hättest mich töten sollen, als du die Möglichkeit dazu hattest. Deine Freundin wusste das.«
»Und nun sind Sie hier, um mich zu töten. Ist es so?«
»So etwas in der Art.«
»Dann lassen Sie meine Freunde gehen. Tun Sie das und ich gehöre Ihnen.«
»Du bist so mutig, Clarke, das muss ich dir lassen. Sie können sich glücklich schätzen, eine Freundin wie dich zu haben. Komm zur Luftschleuse, keine Waffen, sofort.«
Ich wollte schreien, doch, wie bei allen anderen, war mein Mund mit einem Stofffetzen verbunden.
Wenig später schritt Clarke mit erhobenen Händen auf die Luftschleuse zu, dahinter lief Bellamy mit erhobener Waffe.
»Ich habe meinen Teil des Deals eingehalten«, sagte die Frau. »Sie sind dran. Lassen Sie meine Freunde gehen.«
»Sag Bellamy, er soll zuerst vorkommen«, erwiderte der Mann.
Ich begann mich zu wehren und heftig herumzutreten. Immer wieder schüttelte ich den Kopf und versuchte zu sprechen, doch kamen nur dumpfe Geräusche hervor.
»Ich weiß nicht, wovon Sie reden ...«
Bevor Clarke zuende sprechen konnte, schlug Emerson nach Octavia und versetzte ihr einen Schock mit einem Elektroschocker.
»Nein.« Der Mann riss Octavias Kopf an den Haaren nach hinten und hielt ihr ein Messer an die Kehle.
»Gut«, sagte Bellamy plötzlich.
»Nun nimm den Ladestreifen heraus. Wirf ihn in den Gang«, befahl Emerson. »Leg die Waffe auf den Boden und komm rein.«
Octavia schüttelte den Kopf und Clarke sah Emerson flehend an. »Bitte. Sie wollten mich. Ich komme rein, sobald Sie sie gehen lassen.«
»Ich habe mit Bellamy gesprochen.« Langsam schnitt Emerson Octavia ein wenig die Haut knapp oberhalb des Schlüsselbeins auf.
»Okay, okay. Hören Sie einfach auf.«
»Bellamy, nicht.«
Bellamy jedoch hörte nicht auf Clarke, nahm seine Waffe ab, entfernte den Ladestreifen und legte beides zu Boden. Danach folgten seine Messer. Mit erhobenen Händen lief er schließlich auf uns zu.
»Das sind deine.« Emerson nickte den freien Handschellen neben mir zu.
Bellamy legte sie sich um, und da erst ließ der Mountain Man Octavia los. Nun zückte dieser eine Schusswaffe und zielte auf Clarke.
»Geh auf die Knie, Clarke.« Clarke ging diesem Befehl nach. »Leg die Hände an den Hinterkopf.« Wieder tat die Frau es und Emerson lief auf sie zu. Draußen drückte er auf einige Knöpfe und die Türen der Luftschleuse schlossen sich.
»Nein«, flüsterte Clarke fassungslos. »Sie können alles mit mir tun, was Sie wollen, okay? Lassen Sie sie nur gehen.«
Emerson zog Clarke an den Haaren hoch und führte sie grob zur Tür. Unsanft drückte er ihr Gesicht gegen die Scheibe, während er weiterhin mit der Waffe auf sie zielte. »Du hast 381 Menschen getötet«, vernahm ich genauso dumpf seine Stimme wie zuvor Clarkes. »Du nahmst das Leben meiner Kinder, meines Bruders, meiner Freunde. Glaubst du wirklich, dass ich mit nur einem Leben im Gegenzug zufrieden sein würde?« Emerson riss Clarke zurück und zog sie zum Schalter. Er drückte auf den roten Knopf und da erstrahlten die Lichter der Luftschleuse rot.
»Luftschleuse 5, Sauerstoffentzug«, erklang eine Stimme. Immer und immer wieder sprach diese den Satz. Raven und ich gerieten in Panik und auch die anderen wurden unruhig. Emerson zwang Clarke dazu, zuzusehen, wie wir langsam erstickten.
»Fleh' mich an, dass ich aufhöre«, befahl er. »Ich sagte, du sollst mich anflehen!«
»Ich flehe sie an«, sagte Clarke leise, da Emerson ihr mit dem Arm die Kehle zudrückte.
»Lauter!«
»Bitte!«
»Bellamy«, brachte Octavia leise hervor.
»Aaron würde nicht wollen, dass Sie das tun«, hörte ich Clarke sagen.
»Du sagst seinen Namen nicht!«
Da schlug Clarke ihren Kopf gegen Emersons und der Mann taumelte benommen nach hinten. Clarke hastete zum Schalter, wurde jedoch von Emerson zur Seite gerissen, bevor sie ihn erreichen konnte.
Die Luft wurde dünner. Tränen rannen meine Wangen hinunter und ich schloss die Augen.
»Rose, nein, nein, nicht«, sagte Bellamy panisch. »Sieh mich an. Öffne deine Augen und sieh mich an!«
Widerwillig ging ich seinem Befehl nach und blickte ihm in die dunklen Augen.
»Wir werden ... nicht ... sterben«, sagte er zuversichtlich.
Die Luft wurde dünner und wir sanken in einen Dämmerzustand, so dass ich kaum noch den Kampf zwischen Clarke und Emerson erfasste. Als ich dachte, es wäre vorbei, spürte ich wieder Sauerstoff in meinen Lungen. Ich atmete tief ein, während mein Herz schnell gegen meinen Brustkorb hämmerte.

Es war kalt und dunkel. Bellamy schritt langsam mit einem Leichnam, welcher in ein Tuch gewickelt war, auf uns zu. Er legte ihn vor Octavia und mir ab. Meine Augen füllten sich mit Tränen und ich wandte mich um. Ich konnte das nicht. Ich konnte nicht in sein Gesicht sehen mit dem Wissen, dass ich ihn hätte retten können.
Der Traum, erinnerte ich mich und blieb wenige Meter von den anderen entfernt stehen. In meinem Rücken hörte ich Octavia weinen, ich unterdrückte es. Plötzlich spürte ich Jaspers Hand auf meinem Unterarm, doch ich schlug sie weg und schritt davon.
Später wurde ein Scheiterhaufen aufgebaut. Emerson, der mithilfe der Flamme getötet worden war, hatte Sinclair zuvor umgebracht, so dass nun er zusammen mit meinem Bruder auf dem brennenden Holz lagen.
»Yu gonplei ste odon«, sagte Octavia und zündete das Holz mit einer Fackel an.
»Yu gonplei ste odon«, murmelte ich mit Tränen in den Augen.
»Yu gonplei ste odon«, sagten nun auch die anderen.
Eine Weile beobachteten wir das Feuer. Alle schwiegen.
»Es ist Zeit, zu gehen. Ich hole die Karte«, verkündete Octavia und ging davon.

934 Wörter
Das nächste Kapi wird viel länger.
Was sagt ihr zu der Szene, wo Bellamy und Rose im Zweifel miteinander sprechen xD

Noch einen tollen Abend :*

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