Kapitel 20

Mit Wucht schmiss Clarke das Armband auf den Tisch.
»Niylah sagte, wir können hier arbeiten. Also, wie machen wir das?«
»Wir glauben, dass Raven dieses Armband dazu benutzen wollte, -«, erklärte Sinclair, »- einen EMP zu generieren, was außerordentlich brillant ist.«
»Ja, klar brillant«, meinte ich ironisch. »Was auch immer das ist ...«
Mahnend sah Clarke mich an. »Rose, es wäre das Beste, nicht zu sprechen. So viel Anstrengung tut dir nicht gut. Durch das Atmen bewegt sich deine Bauchdecke, und es kann passieren, dass wieder mehr Blut fließt.«
Also soll ich die Luft anhalten?, dachte ich genervt.
»Ein gezielter elektromagnetischer Impuls könnte den Schaltkreis des Chips zerstören. Wir könnten dies dazu nutzen, um einen EMP durch Ravens Nervensystem zu jagen. Wir müssen nur die Polarität umkehren, ein Kabel für einen externen Ausgang anbringen und eine Batterie hinzufügen«, sprach Sinclair unverfroren weiter.
»Aber was wird das mit ihr machen?«, wollte Clarke wissen.
»EMPs haben keine Auswirkung auf unsere Körper, aber ich kenne die Mechanik nicht, mit der der Chip mit ihrem Gehirn interagiert.«
»Es war Ravens Plan. Sie würde es nicht machen, wenn es ihr Gehirn zerstören würde«, meinte Bellamy.
»Kommt darauf an, wie dringend sie ihn loswerden wollte«, sagte Octavia, die plötzlich von nebenan aufgetaucht war.
»Dessen ungeachtet, ohne einen Elektromagneten, ist das hier alles nur Gerede«, bemerkte Sinclair.
»Woher bekommen wir einen?«, wollte Clarke wissen.
»Von der Ark. Jede Station hatte ein induktives Flachspulentriebwerk für's Manövrieren.«
»Arkadia steht nicht zur Debatte«, meinte Bellamy mit verschränkten Armen. »Das ist zu gefährlich. Ihr habt sie gehört.«
»Wir benutzen das Landungsschiff«, warf Monty ein und alle sahen ihn an. »Es hat induktive Flachspulentriebwerke wie die Ark.«
»Das ist gut.« Sinclair nickte. »In Ordnung. Ich werde einen Magneten bergen.«
Der Mann wollte gehen, doch Monty hielt ihn zurück. »Nein. Du bleibst bei Raven und versuchst herauszufinden, wie das Ding funktioniert. Ich nehme den Rover und bin zurück, wenn du das Gerät fertiggestellt hast.«
»Ich gehe mit dir«, sagte Octavia.
Monty nickte zustimmend. Bellamy wollte protestieren, aber Octavia warf ihm einen bösen Blick zu, bevor er es erwidern konnte.
Sinclair begab sich sogleich an die Arbeit, und Monty und Octavia fuhren los. Nun, endlich, kam Clarke zu mir. »Entweder du ziehst dein Oberteil aus oder ich zerreiße es.«
Ich warf einen knappen Blick zu Bellamy, dann sah ich wieder zu Clarke. »Zerreißen.«
Die Frau nickte und zerriss mit einem Mal den Stoff im Bauchbereich. »Niylah? Hast du ein Messer, Nadel und Faden?«
Die Grounderin begann sofort nach den Sachen zu suchen.
»Wenn ich den Verband entferne, wird das Blut wahrscheinlich wieder fließen. Ich muss mich beeilen. Also, bitte, Rose, bleib stark. Es wird wehtun«, erklärte Clarke.
»Echt komisch, wenn man überlegt, dass ich die ganze Zeit hier gelegen habe, während ihr gesprochen habt, obwohl es doch so gefährlich ist«, meinte ich grinsend.
»Tut es weh?«
»Nein.«
»Okay. Dann beginne ich.«
»Wird auch Zeit«, sagte ich.
Clarke riss den Verband auf - Abwickeln hätte zu lange gedauert. Sogleich spürte ich mein warmes Blut über die Haut rinnen. Es war nicht so viel wie vor einigen Stunden, doch reichte es, um in mir ein ungutes Gefühl aufkommen zu lassen.
Im wachen Zustand begann Clarke die Wunde zu nähen. Jeden einzelnen Stich spürte ich - das Schmerzmittel ließ allmählich nach. Ich biss die Zähne aufeinander und unterdrückte ein Stöhnen. Es dauerte ein wenig, bis Clarke es geschafft hatte. Zum Schluss legte sie mir einen neuen Verband um.
»Leute!«, vernahmen wir auf einmal Jaspers Stimme. »Leute!«
Hastig rannten Clarke und Bellamy herüber, während ich mich langsam erhob. »Was ist da nur los?«, murmelte ich. Da ich noch zu schwach war, blieb ich auf der Tischkante sitzen.
Niylah kam zu mir und reichte mir ein neues Oberteil. »Zieh das an. Das müsste passen.«
»Danke.«
Während ich mich umzog, arbeitete Sinclair an dem Teil, von welchem er zuvor gesprochen hatte.
»Bleibt fern von mir. Bleibt fern von mir!«, hörte ich plötzlich Raven schreien, und ich sah auf.
»Rose, bleib hier«, sagte Sinclair, ohne mich anzusehen.
Nach wenigen Augenblicken hatte Raven sich beruhigt. Es war eine Zeit lang still; zumindest konnte ich nichts verstehen.
Später kam Jasper herausgestürmt. Er war wütend. Bellamy folgte ihm. Jasper setzte sich an meinen Tisch und begann seine Fesseln zu zerstören.
»Macht es dir nichts aus, dass sie nach all der Zeit kommt und wieder das Ruder übernimmt?«, fragte er Bellamy.
»Sie versucht, Raven zu retten«, gab dieser zurück.
»Schätze, dass sie denkt, dass Raven es wert ist, gerettet zu werden.«
»Jasper ...«, sagte ich leise.
»Schön für sie«, meinte er nur, ohne auf mich einzugehen.
»Reiß dich zusammen, Jasper. Du kannst deine Wut nicht dem entgegen kommen, was wir hier versuchen, zu tun.«
Bei dieser Aussage musste ich lachen. »Und das kommt ausgerechnet von dir, Bellamy.«
»Das klingt witzig, wenn es von dir kommt«, meinte auch Jasper. »Wenn du wütend bist, sterben Menschen. Frag einfach das Mädchen da drüben.« Jasper deutete auf Niylah, die das Zimmer mit einer Kerze betreten hatte, und erhob sich. »Oder deine Freundin.« Er zeigte auf mich.
Jasper nahm seine Jacke und ging hinaus. Nun standen nur noch Bellamy und ich am Tisch. Sinclair hatte sich irgendwohin zurückgezogen, in eine Ecke, wo er ungestört arbeiten konnte, und Niylah schlich wie ein Schatten durch den Raum.
»Er hat recht«, flüsterte ich. »Wenn du wütend bist, sterben Menschen.« Ich rutschte vom Tisch. »Lincoln ...«
Bevor ich gehen konnte, ergriff Bellamy ergriff mich am Arm und sah mir tief in die Augen.
»Willst du mir irgendwas sagen?«, fragte ich tonlos. Er öffnete den Mund, doch ich schnitt ihm das Wort ab. »Gut.«  Ich riss mich von ihm los und setzte mich auf das Bett, welches mit Decken aus Fellen bedeckt war.
Ich musterten den Jungen eine Weile finster, bis Clarkes wütende Stimme die Stille unterbrach. Hastig rannte Bellamy in das Nebenzimmer, wenig später folgte Jasper, der die Hütte wieder betreten hatte.
»Beruhige dich einfach«, sagte Bellamy, als er mit Clarke und Jasper wieder zu uns kam.
»Clarke, was ist passiert?«, fragte ich besorgt, als ich ihre blutende Hand sah.
»Das war Raven. Sie hat mich gebissen.« Clarke sah mich an und nickte schließlich. »Du bist blass. Schlaf ein wenig.«
Ich lachte leise. »Denkst du wirklich, dass ich das kann, wenn nebenan ein Monster lauert?«
»Dann ruh' dich aus. Du musst wieder Kraft schöpfen. Wir brauchen dich.«
Ich ging ihrer Bitte nach und legte mich hin, und aus irgendeinem Grund konnte ich doch ein wenig schlafen.

Es kann sein, dass ich noch mehr Kapis heute veröffentliche.

Die dritte Staffel hat eindeutig mehr Kapitel als die anderen beiden ^^

Wie findet ihr es bis jetzt?

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