Kapitel 16
Während die anderen am Feuer saßen und sich unterhielten, saß ich in einer Ecke, die Knie an den Körper gezogen und ausdruckslos nach vorne starrend. Ich hörte nicht, worüber sie sprachen. Ich blendete alles um mich herum aus. Bellamy hockte wenige Meter von mir entfernt. Sein Blick wanderte zwischen mir und den anderen hin und her. Da erhob ich mich und hastete herüber zum Feuer.
»Eine Waffe«, sagte ich bestimmt.
»Rose?« Verwundert zog Kane eine Augenbraue hoch.
»Sie haben mich schon verstanden«, knurrte ich. »Eine Waffe!«
»Willst du dich erschießen oder ihn?« Miller deutete auf Bellamy.
Ich funkelte ihn wütend an. Blitzschnell beugte ich mich zu ihm hinunter, zog seine Waffe aus der Halterung und begab mich wieder zu meinem Platz. Ich lud die Waffe, stellte sie zum Schuss bereit ein und zielte auf Bellamy.
Die anderen starrten mich an und Kane wäre beinahe aufgesprungen, doch ich nickte. »Sicherheitsmaßnahmen.«
Nathan wollte etwas erwidern, doch Kane legte ihm seine Hand auf die Schulter. »Lass sie.«
Die anderen vertieften sich wieder in ihr Gespräch, während ich Bellamy finster ansah. Er blickte zurück - sein Gesicht zeigte keinerlei Emotionen auf.
»Bellamy, kommen. Hier ist Monty«, vernahmen wir auf einmal Montys Stimme durch Bellamys Funkgerät. Alle blickten auf und sahen sich überrascht an.
»Ich bin in Schwierigkeiten. Sag, dass du dein Funkgerät noch hast.«
»Wenn wir antworten und Pike hört zu ...«, begann Sinclair.
»Wechsel auf Kanal 7. »Sag, dass du dein Funkgerät noch hast.« Das sind sieben Wörter nach »Schwierigkeiten«. Es ist ein Code. Wechsel zu 7.«
»Wow, super, Bellamy«, meinte ich ironisch und klatschte mit der einen Hand gegen die Waffe. »Du kannst ja zählen.« Ich blickte zu Kane. »Vertrau ihm nicht. Er sucht nur eine Gelegenheit, uns zu hintergehen.«
Kane sah mich kurz mahnend an, dann nickte er den anderen am Feuer zu. Sinclair, der zuvor gezögert hatte, reichte das Funkgerät weiter. Fassungslos starrte ich ihn an, hob jedoch wieder meine Waffe und zielte mit einem wütenden Blick auf den Jungen.
»Bellamy, bist du da?«, vernahmen wir wieder Montys Stimme.
Marcus Kane hob das Funkgerät hoch und drückte auf den Knopf. »Monty, hier spricht Kane. Was ist los?«
»Pike weiß, dass ich Ihnen geholfen habe, zu entkommen.«
»Kannst du zum Landungsschiff kommen?«
»Ich denke schon.«
»Gut. Geh dorthin. Ich hole dich ab. Bleib weg vom Funkgerät. Ende der Durchsage.«
»Moment«, sagte Harper. »Was, wenn das eine Falle ist und Pike uns erwartet?«
»Dann kann er sich von seinem Leben verabschieden«, zischte ich.
»Darum gehe ich allein«, meinte Kane und erhob sich, ohne auf mich einzugehen.
»Vergessen Sie's. Ich komme mit!« Auch ich erhob mich und ließ von Bellamy ab.
»Den Teufel werden Sie«, sagte nun auch Octavia und stand ebenfalls auf.
»Ich stimme Octavia zu«, meinte Miller. »Monty hat uns das Leben gerettet. Ich werde auch gehen.«
»Nein, das wirst du nicht«, beharrte Kane und alle anderen erhoben sich ebenfalls. »Wenn es eine Falle ist, marschiere ich da nicht mit unseren gesamten Aufstandskämpfern hinein.«
»Wenn Sie mich aufhalten wollen, müssen Sie mich umbringen.« Octavia zog sich ihre Jacke an. »Und ich denke, Rose auch.«
»Sie hofft, dass es eine Falle ist«, sagte Bellamy plötzlich.
Octavia wandte sich zu ihm um. »Er kommt auch mit. Wir brauchen eine Geisel, die wir gegen Monty eintauschen können.«
»Das ist ein guter Plan«, stimmte Kane ihr zu. »Er bleibt gefesselt. Knebelt ihn.«
»Sir, bei allem Respekt ...«, begann Miller.
»Er ist der Feind«, unterbrach Kane den jungen Mann. »Tut, was ich gesagt habe.«
Langsam betraten wir das ehemalige Camp der Hundert. Kane hielt Bellamy von hinten eine Waffe an den Kopf, Octavia und ich folgten ihm.
»Monty?«, fragte der Mann.
Es kam keine Antwort zurück.
»Wir sind als erstes da.«
»Nein, sind wir nicht!«, meinte Octavia, schubste Kane zur Seite und hielt ihr Schwert an Bellamys Kehle.
»Hey, was machst du da?«, wollte Marcus Kane wissen.
»Kommt sofort raus!«, rief das Mädchen laut über den Platz.
Da, endlich, kam Monty aus dem Dropship - jedoch nicht allein.
»Pike«, flüsterte ich.
Meine Hände wanderten zu den Griffen meiner Schwerter. Langsam zog ich sie heraus, so dass der Stahl ein leises Schaben verursachte. Pike hielt Monty eine Pistole an der Kopf, die Hände des Jungen waren gefesselt.
»Sie sind mir gefolgt. Tut mir leid«, sagte dieser.
»Lassen Sie ihn gehen, Pike«, bat Kane.
»Das kann ich nicht machen.«
Plötzlich schoss jemand vor unsere Füße, so dass ein Loch in der schmutzigen Erde entstand. Vor Schreck wichen wir zurück. Ich knurrte wütend und trat einige Schritte nach vorn, doch Kane ergriff meinen Arm und hielt mich fest.
»Es ist vorbei. Nehmt eure Waffen runter«, sagte Pike.
»Erschießen Sie ihn!«, forderte Octavia Kane auf.
»Monty steht in der Schusslinie.«
»Lassen Sie mich ihn töten, Kane«, sagte ich. »Es wird nicht all zu lange dauern.« Ich grinste böse, riss mich von Kane los und stellte mich zum Angriff bereit hin. Dann verdunkelte sich mein Gesicht. »Vielleicht fünf, zehn oder zwanzig Minuten. Oder den ganzen Tag!«
»Kommen Sie, Marcus«, sagte Pike. Ein weiterer Schuss, direkt hinter uns. »Ich habe Montys Mutter versprochen, dass ich ihn lebendig nach Hause bringe. Machen Sie mich nicht zum Lügner.«
Kane ließ die Waffe sinken und Octavia starrte ihn ungläubig an.
»Kane, nicht.«
Kane hob die Hände hoch und schmiss seine Waffe auf den Boden.
»Jetzt ihr«, sagte Pike an Octavia und mich gewandt.
Octavia dachte nicht einmal daran. Schützend stellte sie sich hinter ihren Bruder und hielt ihm ihr Schwert an die Kehle.
»Eine ins Bein des Mädchens«, hörte ich Pike ins sein Funkgerät sagen.
Plötzlich riss Bellamy Octavias Hand hoch, tauchte unter und ergriff ihr Handgelenk. Mit Kraft drückte er sie auf den Boden. Ich knurrte wütend und rannte auf den Mann zu, um ihn von meiner Freundin wegzuziehen, jedoch stellte er mir ein Bein, so dass ich stolperte. Er schlug mir eine meiner Waffen aus der Hand und trat mir in den Bauch. Ich krümmte mich stöhnend unter den Schmerzen, und kraftlos ließ ich mein anderes Schwert zu Boden fallen. Ich bemerkte die Soldaten Pikes, die aus ihren Verstecken hervorkamen und mit ihren Waffen auf uns zielten, doch hatte ich keine Kraft, um zu reagieren.
»Lasst mich ...«, sagte Octavia, während sie von Bellamy festgehalten wurde und jemand anderes sie fesselte.
»Hey, du siehst ja nicht so toll aus«, meinte Pike an Bellamy gewandt.
Ein Sky People zog mich hoch und fesselte ebenfalls meine Hände. Meine Wunde im Bauch schmerzte, und ich biss mir auf die Zähne, um ein Wimmern zu unterdrücken.
»Mir geht's gut«, sagte Bellamy und warf mir einen Blick zu. Abwertend sah ich kurz in sein Gesicht und wandte mich schließlich ab.
»Du hast fünf Sekunden, um mich davon zu überzeugen, dass du noch auf meiner Seite bist«, erklärte Pike Bellamy, der seinen Blick bemerkt hatte.
»Die anderen sind alle in einer Höhle, nicht weit von hier.«
»Du hinterhältiges Arschloch!«, schrie ich und zerrte an meinen Fesseln.
Auch Octavia wehrte sich. »Du verdammter Mistkerl!« Sie wollte losrennen, doch sogleich wurde sie mit einem Elektroschocker betäubt und fiel zu Boden. Pike beobachtete sie amüsiert, während die Lider des Mädchens flatterten und sie ohnmächtig wurde.
»Gib mir die Koordinaten«, verlangte Pike.
»Ich kenne die Koordinaten nicht, aber ich kann Sie hinbringen.«
»Ich wünschte, du wärst tot«, zischte ich und spie vor Bellamys Füße. »Wan op, Belomi!«
»Bringt die Schlampe zum Schweigen. Ihre Stimme bereitet mir Ohrenschmerzen«, meinte Pike.
Jemand trat hervor und verband meinen Mund. Dann wurden wir davongezerrt.
1222 Wörter
Zwischen Bellamy und Rose herrscht wieder Streit - alles ist so wie früher ^^
Die beiden werden natürlich noch miteinander sprechen, aber vorerst noch nicht xD
Ich würde, wenn ihr nichts dagegen habt, ein Buch über die Grounder-Sprache schreiben. Was sagt ihr?
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