Kapitel 15
»Es war ein Fehler, ihn herzubringen«, vernahm ich Indras Stimme.
»Er war den ganzen Weg über weggetreten, und ich habe ihn auf Wanzen überprüft«, erklärte Octavia.
»Denkst du, ich würde zulassen, dass du verletzt wirst?«
»Halt dein Maul!«
»Indra, wir haben darüber gesprochen.«
»Du verschwendest deine Zeit«, meinte Indra an Octavia gewandt. »Du solltest schon in ihrem Camp sein.«
»Nein. Das ist Selbstmord. Pike wird dich erwarten. Du kommst nicht nahe genug ran. Ich schon. Wir können sie retten, aber wir müssen zusammenarbeiten.«
»Du bist der Grund, wieso sie gerettet werden müssen«, spie Octavia aus.
»Möglich, aber das ändert nichts an der Tatsache, dass ihr mich braucht.«
»Das erste Mal in meinem Leben stimmt das nicht.«
»O ...«
Octavia schüttelte wütend den Kopf und eilte davon.
»O!«
Doch das Mädchen war verschwunden, aus unserer Reichweite. Erst jetzt trat ich hinter dem Felsen hervor und mit ernster Miene vor ihm stehen.
»Hallo, Bellamy«, sagte ich tonlos und ließ mich neben Indra auf einem Stein nieder, während er mich fassungslos und mit offenem Mund anstarrte.
»Rose?«
»Ja, Bellamy, ich bin hier.« Ich warf die Arme in die Luft und lachte. »Lebendig und in einem Stück.«
»Ich dachte ...«, flüsterte er, doch ich schnitt ihm das Wort ab.
»Du dachtest«, wiederholte ich vergnügt, doch sogleich verfinsterte sich mein Gesicht. »Du dachtest, aber du wusstest es nicht!«, schrie ich aufgebracht. »Du hast Unschuldige umgebracht. Jene, die euch beistehen wollten! Du warst kaltblütig und herzlos.«
»Rose ...«
»Nein!«, brüllte ich.
»Rosana, bleib ruhig«, sagte Indra und legte mir ihre Hand auf die Schulter.
Ich biss meine Zähne aufeinander und spannte die Kiefermuskeln an. Am liebsten hätte ich weiter nachgehakt, doch schwieg ich und musterte ihn weiterhin ausdruckslos.
Bellamy und ich erhoben uns - Indra hatte uns bei einem Signal der Grounder verlassen -, als wir Schritte vernahmen. In meinem Gesicht erstrahlte ein Lächeln. Ungeduldig stand ich da, mitten in der Höhle, Bellamy in meinem Rücken. Nacheinander betraten meine Freunde das Versteck. Meine Augen blickten in jedes einzelne Gesicht. Immer mehr wanderten meine Mundwinkel hinunter und letztendlich erstarb das Lächeln. In Octavias Augen funkelten Tränen und mein Herz begann wild zu pochen.
»Octavia, wo ist Lincoln?«, verlangte ich unruhig zu wissen. »O?«
»Wo ist Lincoln?«, fragte auch Bellamy, als seine Schwester nicht antwortete.
»Pike hat ihm eine Kugel ins Gehirn gejagt«, sagte sie.
Ich starrte sie an, entsetzt - ich glaubte ihr nicht. Da begann ich zu lachen und rannte zum Eingang.
»Lincoln, du kannst jetzt rauskommen! Ich habe dich durchschaut, großer Bruder.«
»Rose ...«, sagte Kane leise und ich wandte mich um. Er schüttelte langsam den Kopf und mein Lächeln verschwand.
Unsicher suchte ich Octavias Blick, die Bellamy den Rücken zugedreht hatte.
»O. O, es tut mir leid«, meinte Bellamy.
Da brüllte das Mädchen, wandte sich rasend schnell um und schlug ihrem Bruder ins Gesicht.
»Octavia, das reicht.«
»Kane, halten Sie sich da raus«, erwiderte Bellamy und wurde ein weiteres Mal geschlagen.
Immer und immer wieder schlug Octavia mit den Fäusten auf ihren Bruder ein. Letztendlich war sein Gesicht blutverschmiert und er sank schnell atmend in sich zusammen. Die anderen hatten sich abgewandt und ließen sich schweigend nieder.
»Du bist für mich gestorben«, sagte Octavia und setzte sich weinend in eine Ecke.
Erst jetzt realisierte ich es. Hastig lief ich auf den Mann am Boden zu, die Hand zur Faust geballt. Bevor ich ihn erreichen konnte, war Kane jedoch bei mir und hielt mich zurück.
»Rose, er hat genug«, flüsterte der Mann und schloss mich in eine enge Umarmung.
Ich begann zu schluchzen und vergrub meinen Kopf in seiner Brust. Mein ganzer Körper bebte, ich konnte die Tränen nicht zurückhalten.
Ich musste zurückdenken, an die frühere Zeit, an meine Kindheit. Lincoln war immer für mich da gewesen, wenn ich Hilfe gebraucht hatte. Wir waren im Streit auseinander gegangen, doch als man mir das erste Mal erzählt hatte, dass er tot wäre, habe ich erfahren, was er mir wirklich bedeutete. Noch nie war ich glücklicher gewesen, als ich ihn wieder gesehen hatte. Nie war ein Moment so schön gewesen wie dieser. Ich war danach davon überzeugt gewesen, dass nichts und niemand meinen Bruder überwältigen könnte - nicht so früh.
Jetzt spürte ich die Leere in meiner Brust, in meinem Herzen. Ich hatte alle verloren, die mir wichtig gewesen waren - meine Eltern, meinen Verlobten, Lexa und Lincoln.
Das nächste Kapitel wird viel länger.
Ich habe geweint, als Lincoln erschossen wurde. Pike ist ein Arschloch! Ich würde ihn gerne eigenhändig töten, wenn ich das könnte.
Ich habe die Deutsch-Prüfung hinter mir! So schwer war es nicht ^^ Danke, an alle, dir mir Mut und Glück gewünscht haben :)
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