Kapitel 12

Clarke war zurückgekommen - ohne Octavia. Sie hatte mir erzählt, dass Bellamy sie an Pike ausliefern wollte und nur durch seine Schwester hatte fliehen können. Die blonde Frau hatte Lexa davon überzeugt, dass Krieg nicht notwendig war. Blut verlangt nicht nach Blut - so hieß es.
Ich war auf den Weg zum Versammlungssaal. Lexa hatte gemeint, dass sich jemand dort befand, den ich wahrscheinlich sehen wollen würde. Ahnungslos lief ich durch die Gänge. Bei jedem Schritt zog sich ein leichter Schmerz durch meinen Bauch. Es war besser geworden, jedoch war es noch nicht ganz verheilt. Eine falsche Bewegung und die Naht könnte aufreißen.
Ich erreichte den Saal. Zwei Wachen versperrten den Weg.
»Wanheda will nicht gestört werden«, sagte der eine.
»Ich wurde hergerufen«, gab ich zurück.
Ich vernahm ein wütendes Brüllen und blickte an den Wachen vorbei.
»Was geht da drinnen vor sich?«, verlangte ich zu wissen.
»Ein Geschenk von König Roan von Azgeda.«
Kurze Zeit später öffnete Clarke die Tür und eilte mit großen Schritten an mir vorbei. »Töte ihn nicht«, sagte sie knapp und lief ohne weiteres weiter.
Verwundert blickte ich ihr hinterher und sah mich schließlich um. Die Türen waren zurückgeschwungen und versperrten mir die Sicht. Ich atmete tief durch und die Wachen zogen die Flügel auf. Langsamen Schrittes betrat ich den Saal und musterte eindringlich den Mann, der in der Mitte des Raumes an einen Pfeiler gebunden war. Sein Gesicht war verschmutzt, genau wie seine Kleidung. Obwohl er ein irres Funkeln in den Augen trug, konnte ich ihn erkennen.
»Carl Emerson«, bemerkte ich kühl und blieb vor ihm stehen. »Sie leben.«
Sein Blick lag ruhig auf mir. Er schwieg.
»Was haben Sie getan, dass die Ice Nation Sie Clarke als Geschenk brachte?«
»Ist das nicht offensichtlich?«, meinte er mit einem Grinsen.
Verwirrt zog ich meine Stirn in Falten. »Wovon sprechen Sie?«
»Ich habe Mount Weather gesprengt«, hauchte er und sah mich dabei vergnügt an.
Dieser Satz traf mich wie ein Schlag. Entsetzt starrte ich ihn an und unbemerkt ballten sich meine Hände zu Fäusten. »Darunter waren meine Freunde«, sagte ich leise.
»Die Mountain Men waren auch meine!«, schrie Emerson und zerrte an seinen Fesseln. »Ihr habt sie kaltblütig ermordet!«
»Ich hab' versucht, Bellamy und Clarke davon abzuhalten«, erklärte ich und versuchte stark zu klingen.
»Aber Sie haben versagt.«
»Sie sind Clarkes Geschenk, deswegen töte ich Sie nicht, doch hoffe ich, dass Ihnen eine rechte Strafe erteilt wird«, meinte ich. Mit einem wutverzerrten Gesicht wandte ich mich um und schritt aus dem Saal.

Laut wurden die Trommeln in einem gleichmäßigen Takt geschlagen. Unzählige Kerzen waren aufgestellt. Die Versammelten standen an der Seite. Nur Emerson war an seinem Pfeiler gebunden, mit nacktem Oberkörper, welcher einige blutige Wunden aufzeigte.
Lexa und ich betraten gemeinsam mit Titus und vier Wachen den Saal und schritten herüber zum Thron.
Lexa stellte sich vor den Stuhl, hob die Hand und alle Stimmen verstummten. »Oso hit choda op nat, kom tona gou fou nau, hashta ai op hef na wan op. Wanheda ...« Lexa zog ihren Dolch aus der Halterung am rechten Bein und reichte diesen einer Wache. Der Mann nahm die Waffe an und schritt zu Clarke, um ihr diese zu geben. »Die Vergeltung gebührt dir.«
Clarke warf einen Blick auf den Dolch, ohne Anstalten zu machen, ihn entgegenzunehmen. Emerson sah sie abwartend an. Er stand mit dem Rücken zu uns, so dass ich sein Gesicht nicht erkennen konnte.
»Nein«, sagte Clarke plötzlich und wandte sich von Emerson ab.
Verwundert warf Titus Lexa einen Blick zu und auch ich war überrascht. Der Rat geriet in Aufruhr und begann wild durcheinander zu sprechen. Clarke drehte sich wieder dem Gefangenen zu und sah ihm tief in die Augen.
»Ich weiß nicht, ob mir Ihr Tod Frieden bringen würde«, meinte die Frau. »Ich weiß nur, dass ich ihn nicht verdiene.«
Wütend trat Titus die Stufen hinunter und hastig auf Clarke zu. »Dieser Mann muss sterben«, sagte er. »Wenn die Skaikru nicht sein Leben nimmt, so wird es Heda tun. Oder Rosana.« Er wandte sich uns zu.
Ich nickte zustimmend, doch Lexa schien davon nicht begeistert zu sein. »Heda kann für sich selbst reden. Genug, Titus.«
»Lexa, er hat eine Strafe verdient«, raunte ich dem Commander zu.
»Was, zur Hölle, soll das?«, wollte Emerson wissen.
»Ich würde Sie nicht dafür töten, was Sie getan haben«, sagte Clarke. »Ich würde Sie für das töten, was ich getan habe.«
»Clarke ...« Mahnend schüttelte ich den Kopf, doch sie ignorierte mich.
»Ai ron disha hef em sonraun op.«
»Clarke!«
»Rose, shof yu op!«, rief Lexa.
Clarke warf Titus einen Blick zu. »Jus nou drein jus daun.«
»Das ist Schwachsinn«, lachte ich.
Emerson brüllte und zerrte wild an seinen Fesseln. Die Anwesenden begannen sich wieder lautstark zu unterhalten und erfüllten die Luft, so dass man kein Wort mehr verstand.
»Hosh op!«, rief Lexa und die Menge verstummte. »Emo kripon kom Maun nou na ge gada in kom won hef. Wanheda weiß das. Ihr Handeln weist uns ein Versprechen für eine neue Zukunft auf, eine Welt, in der Gewalt nicht immer mit Gewalt beantwortet wird, eine Welt, in der unsere Kinder ohne den Schatten des Todes gedeihen können.« Lexa musterte Clarke eindringlich und diese nickte ihr zu. »Der Gefangene wird von meinen Ländern verbannt. Er wird leben, doch wird er mit den Geistern derer leben, die er verloren hat, für den Rest seines Lebens heimgesucht, mit dem Wissen, dass er der Letzte seiner Sippe ist.«
Clarke trat so nah wie möglich an Emerson, welcher laut und tief atmete. »Mögen Sie für immer leben«, flüsterte die Frau, ohne den Blick von dem Mann zu lösen.

Ich kann euch schon einmal sagen, dass Bellamy und Rose sich bald wiedersehen ^^ Wie stellt ihr euch die Begegnung vor?

Ich finde, Lexa hätte nicht in allen Punkten auf Clarke hören sollen. Und ich persönlich mag Emerson nicht :D

Noch einen tollen Tag :*

Oso hit choda op nat, kom tona gou fou nau, hashta ai op hef na wan op - Heute haben wir uns hier versammelt, weswegen wir es schon unzählige Male vorher taten, um einen Mann sterben zu sehen.

Ai ron disha hef em sonraun op - Ich schenke diesem Mann sein Leben.

Jus nou drein jus daun - Blut verlangt nicht nach Blut.

Emo kripon kom Maun nou na ge gada in kom won hef - Die Taten des Mountains können nicht durch einen Mann gut gemacht werden.

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