Kapitel 10
Wach lag ich auf meinem Bett. Die Decken, die meinen Körper bedeckten, fühlten sich schwer an, und ich begann zu schwitzen. Meine Augen suchten die Gegend ab. Alles lag still und regungslos an seinem Platz. Ich lauschte, doch vernahm ich nichts, nicht einmal einen Windzug. Ich atmete unruhig, Schweiß perlte auf meiner Stirn, aber ich war zu schwach, um die Decken zu beseitigen.
Plötzlich erklangen schnelle Schritte, die immer lauter wurden. Die Tür wurde aufgerissen, ein junges Mädchen trat herein. Als sie sah, dass ich wach war, drehte sie sich ohne weiteres um und eilte davon. Kurz danach kam Lexa in ihrer Schlafrobe. Sie lächelte zaghaft und kam langsam zu mir hinüber. Sie ließ sich auf der Bettkante nieder und legte ihre kalte Hand auf meine Stirn.
»Deine Stirn ist ganz heiß«, meinte die Frau.
»Mir ist auch warm«, sagte ich leise.
Lexa zog die Decke ein wenig von meinem Körper, aber nur bis knapp unter meine Brust. Sie erhob sich und lief herüber zu einem Tisch, auf welchem ein Krug mit Wasser stand. Sie goss etwas in einen Becher und reichte ihn mir.
»Trink.«
Ich ergriff das Gefäß und wollte mich aufsetzen, doch ich stöhnte bei den aufkommenden Schmerzen und sackte wieder in mich zusammen.
»Wie schlimm ist es?«, verlangte ich zu wissen.
»Du bist stark, Rose. Es ist nur ein Kratzer.« Lexa ließ sich wieder auf der Bettkante nieder.
»Du bist eine grauenvolle Lügnerin«, sagte ich mit einem leichten Lächeln.
Lexa grinste. »König Roan spricht seine tiefsten Entschuldigen aus. Er hat jede Minute nach dir gefragt.«
»Tut mir leid. Ich bin vergeben«, meinte ich und setzte zitternd den Becher an meine Lippen. Als ich jedoch den Arm hob, um das kühle Getränk meine Kehle hinunterzuspülen, zog sich ein stechender Schmerz meine Seite hinunter bis zum Bauch. Ich keuchte vor Anstrengung und senkte meine Hand.
»Warte.« Lexa ergriff den Becher und setzte ihn an meine Lippen. Sie legte ihre Hand an meinen Hinterkopf und führte diesen ein wenig nach vorn, damit ich trinken konnte. Unbeholfen trank ich und die Hälfte des Inhalts ergoss sich über meinem Oberteil und die Decke. Lexa stellte den Becher auf den Tisch neben dem Bett ab und blickte mich mit einem leichten Grinsen an.
»Ja, lach nur«, brummte ich verstimmt.
»Wie lange geht das schon mit dir und dem Skaikru?«, fragte Lexa plötzlich.
»Bellamy?« Ich überlegte. »Kurz nachdem ich geflohen bin.«
»Er erinnert mich an ihn.«
Ich blickte Lexa tief in die Augen. Sie senkte ihren Kopf und ich biss mir auf die Lippe. Sie hatte den Namen nicht genannt, doch sofort brannte er sich wieder in mein Gedächtnis, auch wenn ich ihn für eine lange Zeit verdrängt hatte. Tränen erfüllten meine Augen und ich blinzelte ein paar Mal.
»Nein«, erwiderte ich. »Er ist überhaupt nicht wie er.«
Lexa hob den Blick und lächelte. Sie schüttelte den Kopf und ergriff meine Hand. »Rose ...«
»Nein. Er ist nicht wie er!«, rief ich bestimmt. Ich setzte mich auf, gegen den Schmerz ankämpfend und die Zähne aufeinander beißend.
»Du musst liegen bleiben.«
»Ich bin ein Grounder. Grounder spüren keinen Schmerz.« Ich zog meine Decke zur Seite und hievte mich langsam aus dem Bett.
»Rose«, sagte Lexa warnend und streckte ihre Hand aus, doch ich schlug sie beiseite.
»Lass mich!«, knurrte ich und überwand schließlich die letzte Etappe. Wankend stand ich auf meinen Beinen. Ein unheilvoller Schmerz zog sich durch meinen Bauch und ich stöhnte auf. Ich blickte an mir hinab. Die Robe verdeckte meine Haut und ich riss den Stoff auf. Ein blutgetränkter Verband kam zum Vorschein und meine Augen weiteten sich. Voller Panik drückte ich mit meinen Hände auf die Wunde und wandte mich zu Lexa um. »Lexa ...«
Die Frau erhob sich abrupt und rannte zu mir. Sie schob meine Hände beiseite und legte ihre darauf. »Rose, das ist getrocknet«, bemerkte sie und zog ihre Hände zurück. »Alles ist gut. Ich kann dir einen neuen Verband umlegen ...«
Erleichtert atmete ich auf und sogleich beruhigte ich mich wieder. »Nein. Nichts ist gut.« Ich humpelte zum Fenster und öffnete es. Eine leichte Brise kam auf. Ich atmete die angenehme Luft ein und meine Hände umklammerte zitternd das Geländer.
»Wir haben die Mountain Men umgebracht. Ahnungslose Kinder, alte Menschen und junge Erwachsene waren unter ihnen. Menschen, die uns nichts getan haben, sind tot. Unschuldige. Meine Eltern und mein Verlobter wollten sie beschützen, doch wir haben sie kaltblütig ermordet.«
»Das warst nicht du«, erwiderte Lexa.
»Aber ich stand daneben. Ich stand daneben und habe tatenlos zugesehen, nicht gehandelt.«
Schritte erklangen. Lexa stellte sich neben mich und legte ihre Hand auf meine. »Manchmal müssen Dinge einfach geschehen.«
Ich schluckte schwer und unterdrückte die kommenden Tränen. Energisch nickte ich, wie immer, wenn ich kurz davor war zu weinen. Da schloss Lexa mich in eine Umarmung. Mit ihrer einen Hand strich sie beruhigend über meinen Rücken und ich klammerte mich an ihre Schulter.
»Gib dir nicht die Schuld, Rose«, flüsterte die Frau. »Wenn du irgendjemanden zum Reden brauchst, kommst du zu mir, ja?«
»Ja«, murmelte ich und nickte.
Ein kleines Zwischenkapi. Welcher Tod (ich will nicht sagen, wer, da ich nicht spoilern will) hat euch am meisten schockiert? Also von der Serie?
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