15. Kapitel
Ich schlug meine Augen auf und wich vor Schreck zurück. Doch auch an meinem Rücken klebte nun eiskaltes Metall, welches gegen meine Haut drückte und einen Schauer den Rücken hinunter verursachte. Mein Herz pochte wild vor Angst und ich atmete laut.
Es war eng in dem metallischen Käfig, Gitterstäbe an Gitterstäbe türmten sich. Überall standen diese winzigen Boxen und alle waren gefüllt mit Groundern. Ich trug nichts bis auf weiße Unterwäsche an meinem Leib und mein Körper bebte vor Kälte.
Ich sah mich verzweifelt um und entdeckte Bellamy, der schräg gegenüber in einem anderen Käfig hockte. Er rüttelte wütend an den Gitterstäben und plötzlich tauchten zwei Männer auf. Augenblicklich unterließ er es und beobachtete, wie die Männer eine Grounderin neben Bellamy begutachteten. Da begann der Junge wieder an der Käfigtür zu wackeln und die Männer wandten sich ihm zu.
»Der scheint ja noch sehr kräftig zu sein«, meinte einer und schockte ihn mit einem Elektrostab.
»Nein!«, schrie ich und schlug gegen meinen Käfig.
»Sei still, Grounderschlampe!«, brüllte mich einer der Männer an und ich tat ihm den Gefallen.
Jedoch nur bis zu dem Zeitpunkt, als sie Bellamy kopfüber an einer Leine aufhingen und Schläuche an ihn zapften. Ich schrie und schlug wild um mich. Tränen liefen mir aus den Augen, rannen mir die Wangen hinunter und fielen schlussendlich durch die Gitterstäbe auf den Boden.
»Halt deine verdammte Fresse, oder du wirst an seiner Stelle aufgehangen!« Der eine Mann tat einige Schritte auf mich zu und hielt drohend seinen Stab vor seinen Körper.
Der andere kam zu mir und griff mit seiner Hand durch die Gitterstäbe. »Wenn du kein Grounder wärst, wärst du wirklich hübsch«, meinte er und berührte mit seiner Hand meine Wange. Seine Hand fuhr weiter an mir hinunter und da schnappte ich zu. Ich biss dem Mann in den Finger und riss ein wenig Haut mit ab. »Sie hat mich gebissen!«, brüllte er und schockte mich blitzschnell mit dem Elektrostab.
Ich sackte keuchend zusammen. Der Schmerz durchfuhr meinen ganzen Körper und das Atmen fiel mir schwerer. Regungslos blieb ich liegen, bis die Männer verschwunden waren. Die Tränen flossen in unregelmäßigen Abständen meine Haut hinunter. Ich bewegte mich nicht, und auf einmal spürte ich Angst. Angst um meine Freunde, Angst um Lincoln, Angst um die Grounder und Angst um Bellamy. Ich wusste nicht, wie lange ich dort so lag, doch irgendwann wurde die Tür ein weiteres Mal geöffnet. Ich erhob mich nicht, sondern wartete ab.
»Wie heißt du?«, vernahm ich plötzlich eine bekannte Stimme und ich setzte mich ein wenig auf. Bellamy antwortete leise etwas, was ich jedoch nicht verstand, und Maya sprang erschrocken zurück. »Oh, Gott, du bist von der Ark.«
»Maya ...?«, fragte ich schwach und rückte näher an das Türgitter.
Das braunhaarige Mädchen drehte sich zu mir um. »Rose, was machst du hier?«
Ich schüttelte den Kopf und deutete auf Bellamy. »Hilf ... ihm ...!«
Maya nickte und zog etwas von Bellamys Brust. Augenblicklich begann das Gerät neben ihm monoton zu piepen und zeigte nur noch eine gerade Linie an. Da kam plötzlich eine Wache in den Raum und schaute überrascht in Mayas Gesicht.
»Was machst du hier, Maya?«, verlangte der Mann zu wissen.
»Ich ... wollte mir mal angucken, was in diesem ... Raum hier ist.«
»Du hast hier nichts zu suchen.«
»Ja ... Ich glaube, der hier ist tot.« Maya deutete auf Bellamy und mein Herz machte vor Schreck einen Hüpfer, als der Mann nickte und versuchte, die Seile von Bellamy zu lösen. Da trat der Junge nach der Wache, welche fluchte und ihn schocken wollte.
Bellamy löste sich von den Fesseln, fiel zu Boden und schmiss den Mann um. Nach Luft ringend erhoben sich die beiden und prügelten sich, bis Bellamy die Wache erwürgte. Er ließ den Leichnam los und wischte sich mit der Hand das Blut aus dem Gesicht.
»Tut mir leid«, murmelte er Maya zu. »Das ist bestimmt nicht einfach für dich.«
»Nein ... Alles okay.« Maya musterte ihn nervös. »Woher kanntest du meinen Namen?«
»Clarke hatte von Jasper und dir erzählt.«
»Ja, ich habe ihm geholfen, den Notruf zu senden«, erklärte Maya. »Zwei von euch werden vermisst.«
»Wer?«, fragte Bellamy sofort.
»Harper und Monty.«
»Hilf mir, den Mann ausziehen.«
Bellamy und Maya entkleideten den Mann und der Junge zog sich die Sachen über. Dann riss Maya ihm noch das Namensschild ab und endlich sah er zu mir.
»Wir werden dich und die anderen später herausholen.«
»Nein!«, stieß ich hervor. »Bitte nicht ...« Ich fühlte mich immer noch schwach, aber ich wollte hier nicht alleine bleiben - nicht in diesem engen Käfig!
»Ich bekomm' dich hier nicht heraus«, meinte Bellamy.
Maya nickte. «Außerdem würde man dich wiedererkennen. Hier kennt jeder jeden.«
»Bitte, tut das nicht«, flehte ich und die Tränen stiegen mir ein weiteres Mal in die Augen. »Ich ... ich kann euch ... helfen.«
»Da hat sie recht.« Unsere Blicke wanderten zu der Grounderin, die das gesagt hatte. »Rose ist gut in Allem. Das war sie schon immer. Deswegen wäre es auch besser gewesen, wenn sie Commander geworden wäre.« Ich strengte mich wirklich an, doch leider konnte ich mich im Moment nicht an diese Frau erinnern. Sie hinterließ nur einen merkwürdigen Eindruck bei mir, aber sonst nichts. »Einer der Männer hat ihre Sachen dort hinten hingelegt. Bete dafür, dass du eine Waffe dabeihast.«
»Geht diese Nadel?« Maya zeigte ein kleines Stück Metall hoch, welches sie von einem Tisch genommen hatte.
»Hast du eventuell zwei?« Maya nickte und gab Bellamy zwei Nadeln. Er hantierte an dem Schloss herum und als es irgendwann knackte, öffnete er die Tür und ich sprang ihm in die Arme. Ich zitterte ein wenig und als er mich losließ, wankte ich, da meine Beine weich waren. Er gab mir meine Sachen, welche ich hastig anzog, und wollte gehen, doch Maya hielt uns zurück.
»Ihr habt noch euren Chip im Arm.«
»Dann hol ihn heraus«, bat Bellamy mit einem befehlshaberischen Unterton und streckte ihr seinen Arm entgegen.
Maya nahm ein Messer und schnitt erst Bellamy, dann meinen heraus. »Legt euren Chip in eure Käfige«, sagte sie und wir taten ihr den Gefallen.
»Du hast dich verändert«, meinte ich und wir verließen den Raum.
Maya antwortete nicht, sondern führte uns in einen Fahrstuhl. Wir fuhren los und ich schwankte zur Seite, da ich nicht mehr daran gewöhnt war. Der Fahrstuhl hielt und ein Mann trat herein. Bellamy und ich wandten uns mit dem Gesicht von ihm ab, während Maya auf den Mann einredete. Wir wollten beim nächsten Stopp den Fahrstuhl verlassen, als der Mann uns zurückhielt.
»Sie bluten ja!«, meinte er und deutete auf Bellamy.
»Oh, mein Gott, ja! Hier muss irgendwo ein Leck und Strahlung dadurch eingedrungen sein!«, rief Maya und zog Bellamy wieder in den Fahrstuhl. »Am besten, Sie verschwinden von hier.«
»Aber du ...?«, begann der Mann.
»Das ist mein Job. Gehen Sie schon!«
Der Mann nickte und ließ uns alleine im Fahrstuhl.
»Das war knapp«, murmelte ich und die anderen beiden nickten.
Irgendwann stiegen wir aus und schlichen durch die Korridore. Plötzlich ertönte eine Klingel und Maya hielt uns zurück. Ich lugte ein wenig um die Ecke und erkannte kleine Kinder, die von einer Frau in einen Raum geführt wurden.
»Kommt schon!«, flüsterte Maya, als die Leute vom Flur verschwunden waren, und wir liefen weiter.
»Entschuldigung?«
Überrascht drehten wir uns um und ich sah, wie ein kleiner Junge Bellamy am Ärmel zupfte.
»Gehören Sie zu denen, die raus dürfen?«, fragte der Kleine. »Mein Dad versucht auch gerade, in solch eine Einheit zu kommen.«
»Da oben ist es ziemlich cool«, antwortete Bellamy und mein Blick wanderte zu ihm. »Ich hoffe, er schafft's.«
Der Junge lächelte und wir blickten ihm hinterher, als er zu dem Raum ging, in welchem auch die anderen Kinder waren.
»Es sind nur Kinder.« Ich sah Tränen in Bellamys Augen.
»Was hattest du erwartet, hier zu sehen?«, fragte Maya leise und lief dann weiter - gefolgt von Bellamy und mir.
»Hey, alles wird gut«, murmelte ich und ergriff seine Hand. Er nickte, drückte meine sanft und ließ sie dann los.
Die nächsten Teile des Korridors erkannte ich wieder und bald standen wir einige Meter vor dem Schlafsaal der Jugendlichen entfernt.
»Da sind sie«, meinte Maya mit einem Kopfnicken zu Jasper.
Plötzlich erklang ein Warnsignal, die Lampen leuchteten rot und die Türen des Saals schlossen sich. Ich zuckte vor Schreck zusammen und sah mich nervös um.
»Was ist hier los?«, fragte Bellamy verwundert, blieb im Gegensatz zu mir jedoch ruhig.
»Keine Ahnung. Ein Leg wird's nicht sein, aber trotzdem nichts Gutes.« Ich folgte Mayas Blick zum Schlafsaal und ich konnte an dem Fenster Jasper erkennen, der mit geweiteten Augen zu uns sah.
»Bring mich zu diesem Funkgerät«, bat Bellamy und Maya stürmte los.
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