14. Kapitel

Die dünnen Äste zerbrachen unter unserem Gewicht und wir hinterließen an manchen Stellen Fußabdrücke in dem weichen Waldboden. Es war windstill und niemand sagte ein Wort.
Lincoln hatte zuerst protestiert, als Clarke gesagt hatte, ich solle mitkommen. Doch das Mädchen hatte ihm weisgemacht, dass ich die Einzige war, die sich dort auskannte.
»Du wärst uns eh gefolgt«, meinte Lincoln, ohne mich anzusehen. Er lief mit Bellamy einige Meter vor mir, die Augen stets wachsam nach vorne gerichtet.
Bellamy ignorierte mich. Er war immer noch der Meinung, ich hätte die Seiten gewechselt und meine Freunde verraten.
»Du kennst mich zu gut, großer Bruder.«
Vor uns tauchte ein Kadaver eines Elches auf. Lincoln kniete sich davor hin, zückte sein Messer und schlitzte den Bauch auf. Mit seinen Händen fuhr er in den Magen und schmierte sich das Blut ins Gesicht. Dann verlangte er von Bellamy eine Phiole und malte sich mit zwei Fingern eine weiße Bemalung mit einer Art Pulver, welches sich in der Flasche befand, über die linke Gesichtshälfte.
Ich hockte mich neben ihn und sah ihm in die Augen. »Und was ist, wenn es nicht funktioniert?«
»Bist du auf Lexas Seite?«, fragte Lincoln, ohne auf meine Frage einzugehen.
»Ich werde immer ein Grounder sein, aber nie werde ich meine Freunde verraten«, meinte ich. Ich spürte Bellamys Blicke in meinem Nacken, drehte mich jedoch nicht um.
Lincoln nickte und erhob sich. Ich bemerkte, wie er kurz zu Bellamy schaute, dachte mir aber nichts dabei und ich lief weiter.
Nun war ich diejenige, die voranging. Irgendwann blieb ich stehen und beobachtete den Berg Mount Weather. »Sie werden uns sicher sehen«, erklärte ich, ohne meinen Blick abzuwenden.
»Und genau deshalb tue ich das jetzt«, hörte ich Lincoln sagen. Ich drehte mich um und konnte gerade noch sehen, wie mein Bruder ausholte und mir einen Stein gegen den Kopf schlug, und dann wurde alles schwarz.

Ich öffnete meine Augen und im nächsten Moment spürte ich den Schmerz, der sich durch meinen Kopf zog. Keuchend erhob ich mich und stand schlussendlich wankend auf meinen Beinen. Der Waldboden haftete an meinen Sachen und ich stützte mich an einem Baum ab, um nicht umzufallen.
Erst jetzt fiel mir wieder ein, was passiert war. Lincoln hat mir mit einem Stein den Schädel eingeschlagen, schoss es mir durch den Kopf. Toller Bruder.
Ich wandte meinen Blick dem Berg zu und plötzlich durchfuhr es mich wie ein Blitz. Bellamy!
So schnell wie mich meine Füße tragen konnten, rannte ich Mount Weather entgegen. Leicht benommen kam ich zum Eingang des unterirdischen Systems, welchen man nicht übersehen konnte. Mein Kopf brummte immer noch und mein Atem ging schnell. Das Herz hämmerte gegen meine Brust und ich hatte das Gefühl, es würde sie gleich zersprengen.
Doch ich konnte jetzt nicht halten. Ich zwang mich, weiterzulaufen, durch die Tunnel, die nicht zu enden schienen. Plötzlich vernahm ich Stimmen und ich beschleunigte mein Tempo.
Ich kam um die nächste Biegung und sah sofort die Gestalten, die am Boden hockten. Die Mountain Men waren ebenfalls dort und Lincoln. Einer wollte Lincoln eine Spritze in den Hals rammen und ich schrie auf, so dass alle Blicke zu mir flogen.
»Das ist die verlorengegangene Gefangene«, sagte ein Mann und lief auf mich zu.
Meinem Bruder wurde gerade die Nadel in den Hals gestochen und er fiel zu Boden. Erst jetzt bemerkte ich Bellamy, der am Boden kniete und ich rannte zu ihm. Meine Hände umschlossen sein Gesicht und meine Augen füllten sich mit Tränen.
Ich wollte etwas sagen, doch jemand ergriff mich von hinten und hielt mich fest. Ich strampelte wild umher, doch der Griff war zu stark. In diesem Moment erhob Bellamy sich und trat nach einen der Wärter. auf einmal wurde ihm ebenfalls eine Spritze gegeben und Bellamy sackte zusammen.
»Nein!«, schrie ich und zappelte wild umher, doch da wurde auch mir eine Nadel in den Hals gestochen und ein weiteres Mal an diesem Tag wurde ich bewusstlos.

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