Der Umzug nach Köln
Ich war noch nicht einmal richtig vom Moped abgestiegen, schon sprang sie mich an: "Morgen um diese Uhrzeit werden wir gerade im Umzugswagen sitzen und unser neues Leben wird beginnen."
"Lass mich erstmal ankommen", lachte ich und schob sie ein wenig weg von mir.
Ich stieg ab und dann umarmten wir uns nochmal, richtig.
Ich sagte, nach dem sie mich los ließ: "Ich weiß. Weißt du wie geil das wird?"
"Ja."
Wir hielten uns an den Händen und sprangen im Kreis, wie kleine Kinder.
"Okay hören wir auf so kindisch zu sein und fangen wir an zu arbeiten", meinte ich.
Ich ließ sie wieder los. Gemeinsam räumten wir ihre Sachen fertig ein und stellten dann alles in den Umzugswagen. Ihr Cousin fuhr mit dem Wagen zu mir und dort packten wir meinen Computer und den Rest in Kartons und Koffern, und räumten es zu Helenas Sachen in den Umzugswagen.
Ich verbrachte den Rest des Abends, der noch übrig war, mit meinem Bruder, Philipp, und meinen Eltern. Wir sahen uns alte Bilder an und lachten viel. Meine Mutter sagte immer wieder "Meine kleine Tamina geht bald weg". Sie wusste es ganz genau dass es mich auf die Palme brachte wenn sie mich mit meinem Namen ansprach, aber es nervte mich auch das sie die ganze Zeit über, so bemitleidenswert tat. Mein Vater gab ihr dann immer einen Kuss auf die Wange.
Die Vorstellung dass ich meine Sachen und meine Katze gepackt habe und bald weg bin, bringt sie einfach um. Schnurli, meine Katze, lag den ganzen Abend, immer unterschiedlich, auf einem von uns herum, und ließ sich streicheln.
Als ich dann am Abend das Zimmer betrat und ich sah das einfach alles was mir wichtig ist, weg ist, war die Vorstellung alles wirklich zu verlieren, riesen groß. Ich bekam Angst. Angst alles falsch zu machen und irgendwann ohne irgendwas dazu stehen. Ich dachte nach, über mein Leben als YouTuberin. Naja, ein richtiges Leben als YouTuberin war es ja nicht. 37.000 Abonnenten waren jetzt nicht gerade die Welt, immerhin machte ich YouTube schon seit einem Jahr. Ich hatte mich noch nie gezeigt. Es war mir zu peinlich. Rotpilz und andere haben mich andauernd gefragt, ob ich nicht mal mit Bild skypen möchte, doch ich fühl mich nicht wohl in meiner Haut.
Ich bin das vollkommene Gegenteil von Hela. Sie ist dünn, ich bin dick. Sie ist wunderschön, ich schaue aus wie ein Schwein. Immer wieder wenn ich meine Meinung Hela erzähle, schreit sie mich an "Du glaubst doch nicht wirklich was dir diese Idioten sagen. Du bist wunderschön und deine Figur passt zu dir." In dem letzten Jahr habe ich zehn Kilo abgenommen und meine Haare gefärbt, doch ich war immer noch davon überzeugt dass ich hässlich bin. Ich dachte darüber nach, was passieren würde, wenn ich jemandem über dem Weg laufe, der meine Stimme erkennt. Würde ich sagen "Ja, das bin ich!" oder "Nein, du musst mich verwechseln." Ich wollte nicht darüber nachdenken, ich zog mich einfach schnell um und schlüpfte ins Bett.
Der nächste Tag begann um vier Uhr Morgens. Meine Familie weckte mich, wir frühstückten gemeinsam und um Punkt fünf, setzte ich mich auf den zweiten Beifahrersitz des Umzugswagens. Als wir über die Grenze fuhren, weckte uns Helas Cousin und wir tauschten unsere Handy Sim-Karten auf die Deutsche um. Ich sah meine Kontakte durch und schrieb allen. Unabsichtlich auch Rotpilz-Felix, dem ich eigentlich nie schreiben wollte, er hat mir seine Nummer irgendwann einmal gegeben, doch ich wollte nicht. Mein einziges Glück war, das ich kein Bild von mir als Profilbild hatte, sondern meine Katze. Ich machte es ihr Gleich und schlief wieder weiter. Eine Stunde bevor wir unser Ziel erreichten, wachte ich auf. Ich lass meine Nachrichten, unter anderem auch die von Felix.
Felix: Schön das du mir geschrieben hast. Hast du nicht einmal gesagt dass du aus Österreich kommst?
Ich: Haha. Ja eigentlich schon, doch die Medienstadt ist eben anziehend.
Felix: Das heißt du wohnst jetzt in Köln? :o
Ich: Laut Navi in 49 Minuten. :')
Felix: Können uns dann mal treffen. ;)
Ich schüttelte den Kopf und ging aus WhatsApp raus.
Er war so nett zu mir, doch das würde sich vermutlich ändern wenn er wissen würde wie hässlich ich bin. Also keine Freundschaft aufs Spiel setzten und einfach so weiter machen wie gewohnt.
Hela lass mit und äußerte nachdem ich mein Handy weg gelegt hatte: "Man Tami. Du stehst doch auf ihn.
"Nein! Ich werde mich niemandem zeigen, da wird Felix auch keine Ausnahme."
"Und was ist wenn ihr euch mal über den Weg läuft?"
"Wird einfach nie passieren."
Hela verdrehte die Augen und das absichtlich so, dass ich es sehen konnte.
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