Noch nie hatte er sich freier gefühlt. Immer dachte er es wäre eine Sache der Unmöglichkeit, diese Reise antreten zu können und doch hat er es geschafft sich diesen Traum zu verwirklichen.
Nach 15 Jahren träumen und harter Arbeit sitzt er nun hier auf seinem kleinen Segelboot und shippert über den Ozean. Ganz alleine und ohne Sorgen. Er hat seine Familie im Stich gelassen, das ist ihm bewusst. Vorallen in der Zeit, in der der König unbarmherzig und ungerecht herrscht und jede kleine Bauernfamilie kaltherzig ausraubt. So wie seine Familie mit seinen drei Geschwistern. Oft schläft er nicht und denkt an sie zurück. Macht sich Vorwürfe, wie egoistisch er war, doch dann sieht er raus auf das offene Meer und vergisst all seine Sorgen.
Maurice lehnt sich grade glücklich in seinem Hocker am Ruder zurück. Der Wind weht leicht, weshalb es auch nur langsam voran kommt, doch dies stört ihn herzlich wenig. Er hat noch Vorräte für drei Wochen und die nächste bewohnte Insel ist nur noch eine Woche mit gutem Fahrtwind entfernt.
Er klappt sein Logbuch auf und schreibt einen weiteren langweiligen Bericht. Tatsächlich passiert nicht viel auf seiner Reise, abgesehen von den Tagen an denen ihm andere Schiffe begegnen. Immer wieder hat er Angst, Piraten würden ihn entdecken und ausrauben. Doch bis jetzt waren es immer nur Abenteurer, die von Schiff zu Schiff spannendere Geschichten zu erzählen haben. Maurice hört diesen Leuten gerne zu, wenn sie neben ihm Anker legen und mit ihm ein Glas Wein trinken.
Natürlich kommen auch große Marineschiffe an ihm vorbei. Die meisten kommen aus Amerika und fahren zurück nach Europa.
Kaum ist der Bericht beendet, bringt er sein Buch unter Deck und zieht sein Oberteil aus. Seine Hose folgt danach und mit den Sachen auf seinem Bett tritt er erneut aufs Deck. Leichtfüßig lässt der blonde Seefahrer den Anker ins Wasser gleiten. Er sieht sich einmal prüfend um und springt dann Kopfüber in das kalte Nass. Einmal täglich im Meerwasser waschen ist wirklich nötig. Es ist den ganzen Tag warm und die Sonne strahlt ununterbrochen auf sein kleines Schiff. Deswegen schwitzt er viel und aller drei Tage müssen auch seine Kleider gewaschen werden. Zuhause hatte er diesen Luxus nicht. Da wurde höchstes einmal täglich das Gesicht gewaschen wenn man vom Feld kam.
Maurice taucht einmal komplett unter und fährt sich durch seine langen blonden Haare. Seine Mutter hatte ihm immer verboten sie wachsen zu lassen, da lange Haare bei einem Mann vom Feld unmännlich aussehen würden und ihn nur verhindern würden aber seit er auf dem Meer unterwegs ist, hat er sie nicht einmal geschnitten.
Kaum ist er wieder auf seinem Schiff und in seinen Kleidern, hört er das Läuten einer großen Glocke. Verwundert tritt er mit noch immer nassen Haare aufs Deck. Ein Marineschiff hätte er doch sehen müssen. Die sind nicht sehr schnell unterwegs. Und Segelschiffe wie seins haben keine solche Glocke. Am Bug angekommen sieht er mit dem Fernglas nach vorne und tatsächlich schwimmt dort ein Schiff, von der Größe eines der Marine, doch sieht es nicht so aus.
Schwarze zerrissene Segel zieren das große elegante Schiff und eine schwarze Fahne weht am oberen Ende des ersten Mastes. Sofort ist Maurice klar um was für ein Schiff es sich handelt.
Piraten!
Und diese segeln direkt auf ihn zu!
So schnell wie er kann, holt er den Anker ein, lässt die Segel runter und dreht in eine andere Richtung. Doch leider macht ihm der noch immer schwache Wind ein Strich durch die Rechnung weshalb er nur sehr schwerfällig voran kommt, während das große Piratenschiff anscheinend keine Probleme mit der Geschwindigkeit hat. Im Gegenteil, eher sind die Piraten schneller als jedes Schiff auf der Welt. Nur ein paar Sekunden, in denen Maurice mit dem Segel beschäftigt war, sind vergangen als die gefährlichen Piraten ihm schon viel zu nah waren. Das schwarz, lila gestrichene Schiff tauchte auf einmal direkt neben ihm auf und panisch versuchte der ängstliche Seefahrer seinen Kahn zu wenden. Hauptsache weg von den lachenden Männern.
Doch plötzlich geht alles viel zu schnell.
Drei große und immernoch lachende Männer springen auf Maurice' kleines Schiff und einer der drei lässt seinen Anker herunter. Mit großen Augen beobachtet der junge Mann, wie zwei grausame Piraten auf ihn zu kommen. Er drückt sich panisch in die hinterste Ecke seines Decks.
"Wen haben wir den da? Ein Seefahrer, nicht älter als 25? So jung und schon auf dem großen Wasser unterwegs?" ein braunhaariger bärtiger Mann grinst ihn schief an und Maurice drückt sich noch ein wenig an die Holzwand seines Traumschiffes. Sollte es so mit ihm zu Ende gehen? Vom mörderischen Piraten ausgeraubt und dann im Meer ertränkt?
"Wie ist dein Name, Jüngling?" lacht der andere Pirat.
Maurice denkt gar nicht daran diesen Männern zu antworten und sieht unterwürfig auf den Holzboden.
"Sprich!" zischt der braunhaarige scharf und zieht den jungen Mann am Kragen aus der Ecke.
"Mau-Mau..." "Maumau?" wird er von dem bärtigen Piraten unterbrochen. "Der Name passt nicht zu dir. Aber egal!" überrascht sieht Maurice vom Boden auf, in die schwarzen Augen des grausamen Piraten. "Wir sind fertig mit ausräumen. Lass ihn und... Was meinst du? Wäre Sir..." Das ist das letzte was Maurice noch hört bevor ihm schwarz vor Augen wird und er auf den Boden kracht.
Schwärze... Nebel... Ein stöhnen... Ein gleichmäßiger Rhythmus in seinem Brustkorb...
Maurice schlägt hastig die Augen auf und sieht in den blauen Himmel über ihm. Die Sonne ist grade dabei unterzugehen, was er an dem leichten Orangeton erkennt.
Mit einem dröhnen im Kopf richtet sich der eben überfallene Seefahrer auf. Seine Blutüberströhmte Hand zeigt ihm das er eine Platzwunde am Hinterkopf zu haben scheint. Vorsichtig steht er auf und sieht sich auf dem Meer um. Kein Schiff ist mehr in Sicht. Torgelnd läuft er in das Innere seines Bootes und holt aus einem versteckten Schrank ein weißes Tuch und bindet es sich um den Kopf. Sein nächster Weg führt ihn in die Vorratskammer, in der außer ein paar Kartoffeln und ein paar Packungen ekeligen Schiffszwieback nichts mehr vorhanden war. Zum Glück hat Maurice sein Schiff so gebaut das es noch einen weiteren versteckten Schrank gibt in dem noch ein paar Beutel Gold liegen und ein paar Suppenzutaten so wie ein Leib Brot zu finden ist. Für ihn wird es bis zur nächsten Insel bestimmt noch reichen. Knapp aber es wird reichen. Ansonsten muss er eben doch die Angel seines Vaters raus holen. Völlig erschöpft steigt er die Treppen wieder hoch doch was er dort sieht überrascht ihn doch sehr.
Am Ende des Decks liegt ein lila gekleideter junger Mann mit braunen Haaren. Übervorsichtig greift Maurice nach seinem Ruder und hält es so das er jeden Moment dem Fremden das Ruder über den Kopf ziehen kann. Er schleicht sich zu dem Eindringling und betrachtet ihn genauer. Er hat, wie er selbst, längere Haare und sein Aufzug sieht alles andere als nach einem einfachen Matrosen aus. Neben seinem Kopf liegt ein nasser und zerquetschter Zylinder. Doch erst jetzt bemerkt er das der Fremde anscheinend gefesselt ist. Ob er ihn befreien soll, weiß Maurice nicht. Er könnte gefährlich sein. Aber wie ist er, so ohnmächtig und gefesselt, auf dieses kleine Schiff gekommen? Hatten die Piraten was damit zu tun? Maurice holt schnell eine Schüssel und füllt sie mit klaren Wasser. Ein weiteres weißes Tuch tunkt er in die Schüssel und setzt sich neben den Ohnmächtigen. Der reinigt seine Wunden im Gesicht und an den Armen. Es sieht aus als wäre er öfters von einem Schwert getroffen wurden. War es ein nutzloser Gefangener der Piraten? Aber warum ist er so ordentlich angezogen? Gehörte er zur Marine? Noch nie hatte er die Kleidung dieser Leute genau betrachtet.
Wie in Trance wischt Maurice weiterhin über das Gesicht des Braunhaarigen. Warum sehen seine Gesichtszüge so wunderschön aus? Und warum findet Maurice überhaupt Züge von jemand männlichen schön?
"Bin ich so hübsch?"
Die dunkle Stimme des Fremden reißt Maurice aus seinen Gedanken. "Nein! Ja als Ihr seid nicht hässlich... Also ähm..." stottert Maurice überrascht. Nun beobachten ihn blaue glänzende Augen amüsiert.
Der Blonde atmet einmal Zeit durch und fragt dann sachlich "Wer seid Ihr?"
"Ich bin... war Kapitän der 'Black Soul'. Die Piraten die dich eben überfallen haben... Das waren mal meine Matrosen!" zornig versucht sich der ehemalige Kapitän aufzusetzen doch Maurice verhinderte diese ohnehin schwere Arbeit. Er hielt dem Piraten das Ruder unter den Kopf. "Ihr.. Ihr seid ein Pirat? Ein ehemaliger Kapitän?" zittert Maurice und rückt ein Stück bin dem noch immer gefesselten Piraten weg. "Jaja und jetzt wäre es nett wenn du mich befreien könntest."
"Warum sollte ich? Ich könnte Euch in einer Woche bei dem nächst besten König ausliefern!" spricht Maurice mutig aus und hält das Ruder noch näher an den Kapitän.
"Das wird dir nichts bringen. Ich bin zwar ein Pirat aber habe weder Beute, für die man Finderlohn bekommen kann, noch bin ich noch ein Kapitän mit einem Schiff und einer Mannschaft. Ich bin quasi nichts mehr wert. Aber klär mich doch mal auf wie du heißt. Dann kann ich dich wenigstens vernünftig ansprechen."
Maurice rutscht auf dem Holzboden nervös herum. Sein Griff um das Ruder verstärkt sich und er spricht mutiger als bei dem Überfall eben seinen Namen aus. "Ich heiße Maurice! Und Ihr?"
Der Pirat nickt und überlegt kurz. "Mir gefällt dein Name nicht. Ich nenne dich Maudado. Der klingt viel schöner als Mau-"
"Eyy!" fällt ihm Maurice ins Wort. Er sieht es sehr wohl als Beleidigung. Diesen Namen haben ihm schließlich seine Eltern gegeben und wie doof klingt den bitte Maudado?
"Ich gebe jeden, den ich kennenlerne einen Spitznamen. Diesen Namen wirst du bei mir nicht mehr los. Aber zurück zu deiner Frage. Ich bin Kapitän Zombart aber kannst mich auch Zombey nennen. Das klingt nicht so alt." Zombey lacht laut und Maurice läuft ein Schauder über den Rücken. Sein Lachen klingt so gefährlich aber melodisch zu gleich, das es schon gruselig ist.
"Du wirkst überhaupt nicht gefährlich. Würdest du mich verletzen oder gar umbringen wenn ich dich befreie?" fragt Maudado zögernd. Sein Gehirn sagt zwar das es besser wäre ihn so gefesselt zu lassen aber seinem Herz tut es weh, den jungen Kapitän hier so liegen zu sehen.
Zombey schaut den blonden Seemann vor ihm entgeistert an. "Dir hab ich mein Leben zu verdanken. Wäre dein Schiff nicht genau dann aufgetaucht als mich meine ehemalige Mannschaft über Bord werden wollte, würde ich jetzt tot im tiefen Meer liegen und Fische erschrecken. Natürlich werde ich dir nichts antun. Womit auch? In diesem Fall hast du die tatkräftigere Waffe." wieder lacht Zombey, doch dies mal ist da kein Hauch von Bösartigkeit oder Gefährlichkeit raus zu hören.
Etwas entspannter steht Maurice auf und holt ein Messer aus seinem Schrank und nimmt gleich noch eine Scheibe Brot mit. Mit diesen Sachen kehrt er zu dem Piraten zurück und schneidet die Fesseln auf. Kaum war der letzte Strick durchtrennt setzt sich Zombey hin und streckt sich kräftig. "Danke. Das tut jetzt wirklich gut."
Maurice reicht dem Braunhaarigen die Scheibe Brot und sieht ihm beim raschen Verzehr zu.
"Wie kam es eigentlich dazu das deine Mannschaft dich über Bord werfen wollte? Meuterei?" fragt Maurice neugierig. Schließlich würden beide jetzt mindestens eine Woche auf seinem Schiff verbringen. Da wollte Maurice wenigstens wissen wieso.
"Eiferfucht!" nuschelt der Pirat und schluckt das letzte Stück Brot hinunter.
"Ich bin seit drei Jahren deren Kapitän. Damals, als ich die vier traf, sind wir Freunde geworden. Ja klingt komisch. Piraten und Freunde. Jedenfalls wurden den anderen die Piraterie immer wichtiger. Mir nicht. Ich wollte nur so viel klauen wie wir zum Überleben brauchten. Die vier waren der Meinung das ich zu lieb für einen Kapitän wäre und ich diesen Posten doch lieber jemand anderem überlassen solle. Das wollte ich nicht sonst wären sie nur kopfüber in jedes Gefecht gestürzt, ohne auch nur nachzudenken. Natürlich griffen sie dann zu der Methode mich zu zwingen mit Sachen wie, mich ins Meer werfen und so. Ich glaubte ihnen nicht und ja... Das war mein Fehler. Des Rest kennst du ja."
Ein wenig perplex starrt der blonde Seefahrer den Piraten an. Er hätte echt nicht erwartet das Zombey, als ehemaliger Kapitän so anders war als Maurice es sich gedacht hätte.
"Das klingt echt krass aber jetzt kannst du ja hier bleiben wenn du willst. Ich könnte dich an der nächsten Insel absetzen und du kannst dir ein neues Schiff besorgen und was man als Pirat so macht." macht Maurice Zombey einen Vorschlag mit einem leicht traurigem Unterton. Der Pirat war ihm in den wenigen Minuten doch sehr ans Herz gewachsen. Er selbst kann sich nicht erklären warum aber es ist einfach passiert. Und eine kleine Gesellschaft auf seiner Reise würde ihm auch nicht schaden.
"Ich weiß nicht ob ich wieder in eine neue Mannschaft vertrauen könnte. Viel lieber würde ich wie du eine Reise unternehmen. Auf einem kleinen Schiff, rund um die Welt." verträumt sieht Zombey aufs offene Meer hinaus und Maurice sieht seine Chance. "Bleib dich bei mir und wir umreisen zusammen die Welt. Keiner ist hier der Chef und Essen gibt es genug auf Märkten am Festland und Früchte auf unbewohnten Inseln findet man auch in Hülle und Fülle." schlägt Maurice begeistert vor und lächelnd steht Zombey auf, greift nach seinem Zylinder, richtet ihn und setzt ihn sich auf.
"Dann lass uns dieses Abenteuer bestreiten, Maudado!"
Maurice stöhnt einmal genervt auf wegen dem Namen und grinst wenig später auch und reicht dem Neuankömmling die Hand. Dieser schüttelt sie, nur im wenige Augenblicke später den Größeren in die Arme zu schließen.
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Ein Oneshot mit mehr als 2200 Wörtern? Whats up?
Ja dieser Oneshot hat mich viel Zeit und Nerven gekostet und ich hoffe er gefällt euch.
Ich glaube, den Oneshot zu schreiben, hat mir so einen Spaß gemacht da ich wahrscheinlich einer der größten Piratenfans der Welt bin. Wenn selbst meine Lieblingsband nur solche Musik macht... ^^
Naja egal. Tschau und danke fürs Lesen <3
LG. Sunny
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