[Über den Wolken ~Palzeo]
[Entwurf]
Mit einem aufgeregten Kribbeln im Bauch warf ich den Umschlag mit meiner Anmeldung in den Briefkasten.
Drachenreiten war schon immer mein grosser Wunsch gewesen.
Schon als Kind lag ich öfters mal auf der ein oder anderen Wiese und schauten den Drachenreitern beim Fliegen zu. Dann träumte ich immer davon, wie es wohl wäre, auch mal auf diesem ehrfürchtigen Tier zu fliegen. Wenn der Wind durch die Haare fegte und sich meine Finger fester um den Hals des fliegenden Riesen schlingen würden.
Und jetzt kam sie. Meine Chance einen Kindheitstraum zu erfüllen.
Letzten Monat wurden neue Drachenreiter gesucht, da sie zurzeit zu wenige hatten.
Ich war zwar schon etwas zu alt mit meinen 28 Jahren, um einen neuen Beruf zu erlernen, aber ich wollte es. Unbedingt. Koste es was es wolle. Auch wenn ich bei den Nachbarn den Schweinestall sauber machen müsste oder die Toiletten säubern oder so...
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Nervös wartete ich vor meiner Tür, bis der Postjunge kam.
Heute würde der Brief kommen, ob ich angenommen wurde als Drachenreiter oder nicht.
Schon bevor der junge Briefträger auf die Klingel drücken konnte, öffnete ich ihm die Tür und riss ihm den Umschlag aus der Hand.
Ohne irgend ein weiteres Wort schlenzte ich ihm die Tür vor der Nase wieder zu und liess den Jungen verdutzt davor stehen.
Aber das kümmerte mich gerade wenig. Viel wichtiger waren die Worte auf diesem Zettel welchen ich gerade hastig aus dem Umschlag fummelte.
Sehr geehrter Herr Patrick Mayer,
Wir danken Ihnen, dass sie sich als freiwilliger Drachenreiter zur Verfügung gestellt haben und der Regierung ihren Dienst erweisen wollen.
Wir bitten Sie dieses Formular auszufüllen und persönlich in der Gemeinde abzugeben, um sich als offizieller Reiter anzumelden.
Bei Fragen wenden Sie sich gerne an untenstehende Telfonnummer.
Jauchzend rannte ich um den Küchentisch und Edgar grunzte ebenfalls vergnügt aus seiner Ecke.
"Ich werde Drachenreiter!!", schrie ich überglücklich und schnappte mir sogleich einen Stift der noch auf der Küchentheke lag, um das 3-seitige Formular auszufüllen.
Nachdem dies endlich erledigt war und jede Frage beantwortet, stapfte ich stolz mit dem Umschlag in der Hand zur Gemeinde.
Die Frau am Schalter teilte mir mit, ich bekäme in 1-2 Wochen einen weiteren Brief mit allen wichtigen Informationen, wie zum Beispiel wer mein Lehrer wäre und wann ich wo sein müsse.
Jeden Tag wartete ich gespannt auf den Brief, bis er endlich ankam.
Aufgeregt faltete ich das dicke Papier auseinander.
Schüler: Mayer, Patrick
Reitername: -
Lehrer: Meier, Thomas
Reitername: Zeo
Mit grossen Augen starrte ich auf den Namen.
Thomas Meier? Thomsi würde mein Lehrer sein?
Er war ein, ein paar Jahre jüngerer Bursche als ich, ziemlich unscheinbar und mickrig in meinen Augen.
Für mich war er immer der kleine unschuldige Junge, der in den Pausen immer alleine in der Ecke stand und Löcher in die Luft starrte.
Er redete kaum mit jemandem und träumte stattdessen immer nur vor sich hin...
Und dieser Junge würde mein LEHRER sein?
Na das konnte ja was werden.
Aber selbst die Tatsache, das dieser Träumer mir das Fliegen lehren sollte, vernichtete meine Vorfreude darauf nicht.
Und dann endlich. Meine erste Flugstunde stand an.
Vor Aufregung zitternd, wartete ich mit etwa 20 weiteren Schülern bis unsere Lehrer uns endlich einführen würden.
Die Kirchenglocken läuteten 11 Uhr und viele Reitlehrer betraten den Platz.
Der Chef der Drachenflugausbildung, Herr Büttinger, wie ich wusste, betrat das Podium und lenkte jegliche Aufmerksamkeit auf sich.
Mit kräftiger Stimme erhob er das Wort:
"Liebe Flugschüler und Fluglehrer. Ich begrüsse Sie alle herzlich zur ersten Flugstunde.
Ich werde Sie gleich mit Namen aufrufen und Ihnen sogleich eine entsprechende Zahl mit Ihrem persönlichen Fluglehrer nennen.
Ich bitte Sie gleich zu dieser Person mit der eben genannten Zahl zu gehen."
Herr Büttinger las einen Namen nach dem anderen herunter, bis auf einmal meiner aus den Lautsprechern tönte: "Patrick Mayer zu Zeo. Zahl 16."
Ich nickte unnötigerweise und begann mich mit zittrigen Knien zu dem Blonden Jungen mit der 16 zu gehen.
"Patrick Meyer?", fragte Thomas, mit einem leicht genervten Unterton, in meine Richtung und ich Nickte als Bestätigung.
Das Verhältnis zwischen uns würde ich nicht als blendend bezeichnen, aber schlecht war es keineswegs.
"Na Thomsi? Wie geht's?", fragte ich hochmotiviert.
"Für dich ab jetzt Zeo. Komm mit Patrick, zuerst müssen wir dir deine Flugausrüstung besorgen. Danach bekommst auch auch du einen Fliegername", wies mich Zeo mit einem scharfen, bestimmten Ton an und ignorierte meine Frage eiskalt.
So... kalt kannte ich ihn gar nicht, und seine harte Stimme jagte mir sogleich eine unangenehme Gänsehaut über den Rücken.
Schweigend folgte ich ihm in einen kleinen Raum mit vielen Kisten.
Zeo packte gezielt nach einer dieser Kisten und schritt weiter in einen kleinen Umziehraum.
Stumm stellte er die Kiste ab, öffnete sie und hielt mir einen Stapel Kleider vor die Nase.
"Da. Anziehen. Das ist deine Uniform."
Stumm nahm ich die Wäsche entgegen und streifte mir die Kleidung über.
Es war ein schwarzer Pullover aus einem elastischen, lederähnlichen Material, eine dicke, dunkelbraune Weste, eine kompliziert genähte, braune Hose mit speziellen Hacken an der Innenseite der Beine und einem braunen Helm.
Ich kam mir ziemlich vollgepackt und Ungeschickt vor in der dicken Uniform, aber sie war deutlich bequemer als sie aussah.
"Passt.", bestätigte ich, als ich vor Zeo trat, welcher mich kritisch beäugte.
"Gut", meinte dieser nur, "jetzt brauchst du nur noch einen Reiternamen. Ideen?"
"Ähhm...", ich dachte angestrengt nach. Es sollte cool klingen und ich wollte auf jeden Fall die ersten Buchstaben meines Namens beibehalten. "Pa..."
"Es darf deinem Namen nicht zu ähnlich sein", unterbrach Zeo meine Gedankengänge.
"Pa...luten"
Keine Ahnung wie ich auf diesen Namen gekommen war, aber mir gefiel es. Paluten.
"Okay, 'Paluten', dann lass uns mal ein passendes Tier für dich aussuchen"
Ich explodierte fast vor Freude. Gleich würde ich einen Drachen aus nächster Nähe bestaunen können und gleich würde einer dieser majestätischen Wesen sogar mir zugewiesen werden.
Zeo lief schnellen Schrittes auf eine der vielen Türen zu und sobald er diese auch nur einen Spalt geöffnet hatte, drang das gemächliche Schnauben der Tiere in den Gang.
Er betrat die Tür und ich tat es ihm gleich. Ein penetranter Geruch aus einer Mischung aus Schwefel, Kot, Schweiss und ... Kompost? stieg mir in die Nase und ich hielt sie mir instinktiv mit einer Hand zu, "bah. Das stinkt ja widerlich"
- "An den Geruch gewöhnt man sich bald. Aber so riecht's halt, wenn 10 Drachen in einem Raum sind.
Der Gang durch den Zeo mich führte, war lang und links und rechts waren Utensilien wie Stahlbürsten, Rächen, Schaufeln und Sachen, dessen Namen und Bedeutung ich mir nicht ganz sicher war.
Noch eine Tür und der Geruch wurde noch intensiver, wie auch das Schnauben.
Alles Adrenalin pumpte durch meine Adern und ich hatte das Gefühl, gleich vor Freude zu zerplatzen.
Ich quiekte unmännlich auf als ich vor den grossen, eleganten Drachen stand.
Viele grosse Nasen streckten sich mir interessiert entgegen und das ein oder andere Graulen jagte mir Gänsehaut über den Rücken.
"Das hier sind die neusten Tiere. Sie haben weder einen Besitzer noch einen Namen"
Zeo tätschelte einem dunkelgrauen Tier die Nase und es schmiegte sich sanft gegen seine Hand.
"Na komm schon. Trau dich, Pat...Paluten. Sie beissen schon nicht", lachte mein Fluglehrer.
Ich stellte mich unsicher vor eines der gigantischen Tiere. So gerne ich sie auch mochte, ein wenig Respekt hatte ich trotzdem.
Sorgfältig näherte ich meine Hand der Nasenspitze eines braun-roten Tieres und zuckte erschrocken zurück, als es seine Nase gegen meine Hand drückte.
Aber gleich als ich die kühle, schuppige Haut an meiner Handfläche spürte, hatte ich mich noch ein Stück mehr in dieses Tier verliebt.
So viel Behutsamkeit und Sorgfalt von so einem riesigen, gefährlichen Tier war einfach nur überwältigend.
"Na, kleiner? Gefällt dir das?", fragte ich kichern, während ich meine Hand weiter hoch zwischen seinen Augen kraulen liess.
Das sanfte Schnurren liess meine Hand erzittern, so laut und so ehrfürchtig.
"Du hast dich wohl schon entschieden?", fragte mich Zeo sichtlich überrascht.
Ich nickte nur glücklich als Antwort, während ich meine Fingerspitzen behutsam über die feinen Schuppen hinter dem Ohr kreisen liess.
"Gut.", er kritzelte irgendwas auf einen Block, "dann müssen wir euch wohl zuerst aneinander gewöhnen. Aber zuerst brauchen wir einen Namen für den kleinen."
Ich drehte mich zu Zeo. "Mänjuel. Er soll Mänjuel heissen."
Ich lachte. Mänjuel...
Zeo sah mich erst nur mit hochgezogener Augenbraue an und nickte dann kurz. "Okay. M-ä-n-j-u-e-l", buchstabierte er, während er etwas auf den Block schrieb.
Mänjuel und Paluten. Die Azzlacks der Lüfte.
Das klang doch super!
"Gut. Dann wär das schonmal alles erledigt. Weiter zur Theorie."
Er verliess den Drachenstall wieder und bog durch eine weitere Tür in einen Besprechungssaal. Ich trottete ihm brav hinterher.
"Also.", Zeo drehte sich plötzlich zu mir um, sodass ich erschrocken stehen blieb. "Setz dich. Jetzt wird's mühsam."
Und ja. Es gab unglaublich viele Regeln, Verhaltensweisen, und, und, und...
"Also. Morgen um die gleiche Zeit hier. Direkt zum Eingang mit der 16. Nicht vergessen: 16!"
Ich nickte zustimmend und wiederholte die Zahl für mich nochmals: "16."
"Gut dann bis morgen, Paluten."
Thomsi reichte mir die Habd, was ich sofort erwiderte.
"Bye Thomsi" Erst anhand seines strengen Blickes bemerkte ich meinen Ausrutscher. "Äh Zeo. Ich meine Zeo.", korrigierte ich mich schnell, eh ich hochrot aus dem Zimmer flüchtete.
Warum war ich so rot geworden? Ich hatte ihn doch schon öfters Thomsi genannt, ohne dass es mich juckte... oder wars sein strenger und eindringlicher Blick gewesen?
Mit gemischten Gefühlen kam ich zu Hause an. Ich konnte es immer noch nicht richtig fassen; ich war Drachenreiter!
In paar Monaten war schon die Prüfung und dann konnte ich mich offiziell als Drachenreiter vorstellen.
Enthusiastisch erzählte ich Edgar alles und er grunzte ab und zu freudig.
Todmüde liess ich mich in mein Bett fallen. Es war ein verdammt anstrengender Tag.
Ein halbes Jahr lang ging ich jeden Tag zu Zeo und Mänjuel.
Bald wären die Prüfungen. Bald.
Ich gab in den letzten Wochen alles.
Diese Prüfung zu verhauen würde ich mir niemals verzeihen.
Aber es klappte alles sehr gut. Vor allem was das Praktische anging.
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