Tick Tack ~ [#Zomger]

Tick
Tack
Tick
Tack

Nur das regelmässige Ticken meiner Uhr erinnerte mich daran, dass ich noch immer nicht schlief.

Ich zwang mich dazu, meine Augen zu schliessen und endlich zu schlafen. Aber mein Kopf liess mich nicht, wie so ziemlich jede Nacht.

Die Kirchenglocken verrieten mir, dass es bereits 4 Uhr war und ich in 3 Stunden schon wieder zur Uni gehen müsste. Aber Schlafen liess mich selbst diese Tatsache nicht.

Stattdessen lag ich auf dem Rücken, die Arme hinter meinem Kopf verschränkt und in die schwarze Dunkelheit starrend.
Das einzige, was nicht vollkommen  in Dunkelheit gehüllt war, waren meine Gedanken.
Meine Gedanken die seit mehreren Wochen immer bei der selben Person schwebten.

Ich weiss nicht mehr, wie es dazu kam,  dass ich mich verliebte. Erst recht nicht in einen Mann, geschweige denn, meinen besten Freund.

Oft fragte ich mich, wer eigentlich bestimmte in wen man sich verliebte. Und wieso man teils sofort und teils erst nach einer gewissen Zeit, Gefühle für jemanden hegte. Und vor allem, ab wann man überhaupt von "Liebe" sprach.

Auf keine der Fragen, war ich bislang auf eine zufriedenstellende Antwort gestossen.

Und dann schweiften meine Gedanken wieder zu IHM ab.
Zu seiner Stimme in meinem Ohr. Seinem Lachen, seinem Seufzen.

Ein Lächeln schlich sich auf mein Gesicht, als ich an ihn dachte. Sein Gesicht, welches bisher nur wenige Leute zu sehen bekommen hatten.
Seine besten Freunde. Ich.

Er sah eigentlich genau so aus wie ich ihn mir vorgestellt hatte: grüne Augen, längere, braune Haare. Etwas abgemagert, aber nicht magersüchtig.

So sehr hatte ich gar nicht auf den Rest geachtet. Seine Augen hatten alle Aufmerksamkeit auf sich gelenkt.
So ein intensives Grün hatte ich noch nirgendwo sonst gesehen. So strahlend und ... einfach wunderschön.

Meine hingegen waren nur ein undefinierbares Etwas zwischen blau und grau. Ich persönlich tendierte dazu sie als "farblos" zu betiteln.
Seine waren das Gegenteil von "farblos". Denn neben dem Grün fand man noch braun-goldene Sprenkel rund um die Iris tanzen.

Und dann legte sich der Schleier der Realität über meine traumhaften Gedanken.
Manu war mein bester Freund. Die Chance, dass er ebenfalls schwul war und dann zwischen uns  ebenfalls noch mehr sah, als pure Freundschaft, war gleich Null.
Ich musste der Realität endlich ins Auge blicken und den nächsten Schritt wagen. Ich musste ihm von meinen Gefühlen erzählen. Ich musste ihm alles gestehen und mich damit abfinden, dass unsere Freundschaft an meinen Gefühlen für ihn zerschellen würde.
Ich musste mich damit abfinden, dass ich Tagelang weinend und mit gebrochenem Herzen zu Hause sitzen werde und um meine nicht erwiderte Liebe trauern werde.

Ich wusste, dass ich so unseren Freundeskreis, den Freedomsquad, wie man ihn nannte, auseinander reissen würde und meine Freunde auf eine der Seiten zwingen werde.
Aber ich musste es ihm sagen...

Am nächsten Morgen dieser wieder mal, schlaflosen Nacht, schleppte ich mich todmüde ins Bad und schaute in den Spiegel.
Tiefe Augenringe zierten mein Gesicht und man erkannte die vielen Schlaflosen Nächte an meiner blassen Haut.
Der Grund, meine Gedanken vor dem Einschlafen, schossen mir wieder in den Kopf und kostete mich auch den ganzen restlichen Tag jegliche Konzentration.

Ich musste es Manu sagen. JETZT.

Ich nahm mein Handy zur Hand und schickte Manu schnell die Nachricht, wir müssten reden und er solle auf den Ts kommen.

Nur wenige Minuten später hatte er meine Nachricht gelesen und begrüsste mich mit einem schlichten "Hei. Was gibt's?" auf dem TeamSpeak.

Erst jetzt machte sich die Unsicherheit in mir breit und meine Hände begannen zu schwitzen und zittern, was man auch deutlich in meiner Stimme hören konnte.
"Ich...muss dir was sagen..."
Ich atmete nochmals tief ein und legte mir die Worte zurecht, welche gleich eine beste Freundschaft zerstören würden.
"Ich weiss nicht genau wie sagen... also sag ich's einfach. Ohne lang drumrum zu reden.." , noch einmal Luft holen. "Ich liebe dich und es ist okay wenn du unsere Freundschaft beenden willst", schoss es aus mir heraus.
Ich stiess die vorige Luft in meinen Lungen mit einem lauten Zug aus und wartete gespannt, bis Manu meine Worte verstanden und realisiert hatte. Am liebsten würde ich jetzt weinen. Ich wollte seine Reaktion gar nicht mehr wissen. Stattdessen wartete ich und die Spannung zerriss mich fast.
Tick.
Tack
Tick
Tack
Wieder war nur meine Uhr das einzige Geräusch weit und breit.
Auch wenn es nur wenige Sekunden waren, schienen Stunden zu vergehen, ehe Manus Stimme mich aufschrecken liess.

Er räusperte sich nur. Trotzdem verspannte sich jeder Muskel in mir und ich hielt die Luft an.

Seine Stimme klang rau und irgendwie... erleichtert.
"Ich werde die Freundschaft mit dir nicht beenden, Michael.
Aber bitte, gib mir ein wenig Zeit... ich...muss erst drauf klar kommen. Sorry."

Perplex starrte ich auf meinen Bildschirm, als mir die weibliche Computerstimme mitteilte, dass Manu die Verbindung unterbrochen hatte.

Ob das Gespräch nun gut oder schlecht gewesen war, war ich mir nicht ganz sicher.

Bisschen geknickt warf ich mich auf mein Bett.
Würden wir Freunde bleiben konnten?
Ich nahm an, wir würden es versuchen, aber es würde niemals mehr so sein wie bisher. Es würde immer dieses 'ich liebe dich' zwischen uns stehen und unsere Freundschaft somit mit einem unsichtbaren Band trennen.
Er und auch ich, würden immer darauf achten müssen, was man zu dem anderen sagte, damit man ja keine falschen Schlüsse ziehen konnte...

Ein Klingeln riss mich aus meiner Gedankenwelt.
Immer noch wie in Trance schlenderte ich zur Tür. Es war mir gerade sowas von egal, wie ich aussah...

"Micha...?", Manus brüchige Stimme liess mich zurück im die Realität kommen.
Perplex starrte ich mein Gegenüber an. Gefesselt von seinen intensiv grünen Augen.

"J-ja?", ich unterdrückte die Tränen.
Nicht jetzt. Nachher, okay. Aber nicht. Jetzt.'

Seine Stimme war kaum mehr als ein Flüstern: "ich... liebe dich auch..." zum Ende hin schien sie beinahe zu ersticken.  Aber ich war mir sicher, mich nicht verhört zu haben.

Eine Zeit lang herrschte Stille.

Tick
Tack
Tick
Tack

"D-du... echt?"
Nur ein stummes Nicken als Antwort.

Ich konnte nicht mehr warten. Ich konnte es nicht unterdrücken.
Und auch Manu schien es zu spüren.

Ein vielsagender Blick später, und endlich war mein lang ersehnter Traum war geworden. Endlich konnte sich das angenehme Kribbeln in meinem Körper ausbreiten. Endlich konnte ich ihn küssen. In echt und nicht nur in meinen Träumen.
Und es war Tausend mal besser als in all meinen Vorstellungen und Träumen.
Es war wie er. Perfekt.

Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top