Ich. Liebe. Dich. ~ [#Kürbistumor]

"Tschüss Patrick. Und vergiss nie, ich liebe dich."



"Kannst du mir bitte sagen was DAS bitteschön ist?", schrie ich Manu an und hielt im demonstratif ein T-Shirt unter die Nase, "das gehört weder mir noch dir. WEM. IST. ES?"
"Ich kann das erklären", versuchte sich Manu zu rechtfertigen, aber ich schnitt ihm das Wort ab. "Komm sag schon! Wer ist der Hurensohn?" Manu setzte zum Reden an, aber ich kam ihm zuvor. "Manu ich hab dir vertraut. Ich hab dich geliebt! Niemals hätte ich gedacht, dass DU mich betrügst! Das passt einfach nicht zu dir!"
Ich pfefferte das fremde Shirt quer durchs Zimmer.
"Palle..."
"Was hab ich falsch gemacht? Bin ich etwa so ein schlechter Freund? Bin ich dir etwa nicht 'gut genug'?", unterbrach ich ihn.




Wie Manu damals, stiegen jetzt mir Tränen in die Augen. Warum hatte ich bloss so überreagiert?
Dann wäre ich nicht hier. Dann würde ich jetzt nicht seine kühle Hand halten, würde ich nicht die ganze Zeit neben ihm sitzen und warten.



"Das hab ich nicht..."
Aber wieder unterbrach ich ihn:
"Gib's doch einfach zu. Ich war dir zu schlecht, also hast du einen anderen abgeschleppt. Hoffentlich hat wenigstens der deine Bedürfnisse erfüllt."
"Nein Palle. Du verstehst das nicht. Ich habe..."
"Es ist mir scheiss egal was du mit dem Hurensohn gemacht hast! Aber wenn du mich das nächste Mal betrügst, könntest du es wenigstens so machen, dass ich nichts davon mitbekomme!"

"Palle..."
Ich war stocksauer. Und so was nennt sich ein treuer Freund...
"Und dachte du wärst keiner von denen!", schrie ich. "Verpisst dich! Ich will dich nie wieder sehen!"




Die Tränen rannen über meine Wangen. An das regelmässige Piepen hatte ich mich schon lange gewohnt, sodass ich es kaum mehr wahrnahm.
Ich drückte seine Hand an meine feuchte Wange. "Manu", wisperte ich in seine Hand hinein, "Manu. Mein Manu. Ich liebe dich doch so sehr... bitte verzeih mir."


Ich schob ihn grob aus der Tür. "Du scheiss Arschloch! Tu der Welt einen gefallen und geh dich vergeaben!", schrie ich.
"Ich liebe dich", flüsterte Manu.
Wütend stapfte ich in mein Zimmer und liess mich aufs Bett fallen. "Scheiss Arschloch!", schrie ich in mein Kissen, "Was fällt ihm nur ein mit einem anderen zu schlafen?!"
Das Kissen dämmte mein wütendes Geschrei nur wenig.
"Und ich habe ihn geliebt, diesen Wixer!"
Erschöpft liess ich mich vollkommen ins weiche Kissen sinken. Ich konnte nicht mehr schreien, nicht mehr toben.




"Manu bitte.", flehte ich, "wach auf. Öffne deine Augen. Ich will dir alles erklären. Bitte. Nimm die scheiss Atemmaske aus deinem Gesicht. Ich will dir sagen, wie sehr ich dich liebe. Bitte. Sei wieder der Manu, in den ich mich verliebt habe."



Seit ein paar Tagen schrieb mir Manu wieder. Er wollte das 'klären'. Aber ich ignorierte ihn. Ich blockte ihn fast überall und über zusammen aufnehmen dachte ich gar nicht erst nach.
Nur wenige Tage nach unserem Streit wurde ich durch 'HandOfBlood' ersetzt. So ein Arsch.

Fast zwei Wochen lang versuchte er mich zu erreichen. Entweder durch vollspamen oder durch ewiges Anrufen. Jedes mal blockierte ich seine Nummer, aber er kaufte sich einfach eine neue.
Es war schwer ohne ihn zu leben. Nicht nur einmal war ich kurz davor ihm zu verzeihen. Ihm zu antworten. Ihm zu sagen, dass ich ihn liebte.
Aber dann stand er plötzlich vor meiner Tür.
"Patrick, wir müssen reden."
Ich verschränkte meine Arme vor der Brust und schaute ihn abwegig an.
Er hatte sich, genau wie ich, verändert.
Er hatte stark abgenommen, seine Haut war blasser, seine Haare strähnig und zu einem lockeren Dutt zusammengebunden.
Tiefe Augenringe und glasige Augen unterstrichen sein ungesundes dasein nochmals. Er sah, auf gut Deutsch, richtig beschissen aus.




Seine Brust senkte sich langsam, um sich danach wieder zu heben. Aber ansonsten schien die Zeit stehen geblieben. Alles schien still zu stehen. Nichts regte sich. Nur das gleichmässige Piepen im Hintergrund und mein Schluchzen war zu hören.
Die Stille war grauenhaft und wundervoll zugleich. Sie bedrückend und doch hatte sie etwas ruhiges, befreiendes.
Mein Kopf legte sich auf Manus kalte Brust und bewegte sich Manus Atmung entsprechend sanft nach oben und unten.
Meine Augen waren geschlossen und meine Hände umklammerten seine Hand immer noch.



Widerwillig machte ich Platz, damit er reinkommen konnte. Schliesslich war es eigentlich immer noch zur Hälfte seine Wohnung.
"Was willst du?", ich spuckte ihm jedes Wort ins Gesicht.
Der Gedanke, mich bei ihm zu entschuldigen und ihm zu sagen, wie sehr ich doch eigentlich brauchte, war enorm, aber ich verdrängte ihn. Ich wollte noch schwach werden. Ich wollte ihm solch eine schreckliche Tat nicht einfach verzeihen.
Manus Blick war leer. Es schien, als würde er durch mich hindurch in eine andere Dimension schauen.
"Patrick, du hast recht.", in seiner Stimme schwang etwa so viel Gefühl mit, wie in seinem Blick; absolut gar nichts. Sie war total monoton.
"Wie meinst du das?", ich versuchte immer noch so distanziert  zu reden wie möglich, auch wenn ich ihn jetzt am liebsten in den Arm genommen hätte. Meine Lippen mit seinen vereint.
In den Kuss genuschelt, wie sehr ich ihn liebte und wie leid mir das ganze tat.
Aber ich tat es nicht. Ich blieb kühl.
"Du hast recht. Ich sollte mich vergraben gehen. Die Welt ist ohne mich besser dran."
Ohne ein weiters Wort stand er auf und begab sich zur Tür, "Tschüss, Patrick. Und vergiss nie, ich liebe dich."

Die Tür viel ins Schloss und alles war leise. Nur die Küchenuhr tickte langsam vor sich hin.
Erst in nach einigen Sekunden begriff ich, was das hiess. Manu wollte sich töten. Er wollte meinem Rat folgen und sich töten. Meinetwegen.



Die Erinnerungen waren schmerzhaft. Sie zerrissen mich, frassen mich auf. Es war meine Schuld. Alles. War. Meine. Schuld.
Nur drei Wörter. Drei Wörter hätten gereicht, um all das zu verhindern.
Ich.
Liebe.
Dich.
Aber ich habe sie nicht gesagt. Ich war zu stolz, um meinem Freund zu verzeihen. Zu stolz um ihm zu sagen, dass ich ihn liebte.
Zu stolz um ihm zu retten.



Alles um mich herum verlief wie in Zeitlupe. Alles war beinahe leise, nur Manus schnelle schritte und meinen pochenden Herzschlag konnte ich hören.
Ich rannte, was das Zeug hielt.
"MANU!", schrie ich. Die Tränen strömten schon lange über mein Gesicht.
"MANU!"
Ich sah ihn nicht mehr. Er war weg.
Verzweifelt sackte ich in mich zusammen.
Fröhliches Vogelgezwitscher drang an meine Ohren. Der Tag war viel zu schön, dass mein Freund, meine grosse Liebe, sterben durfte.

"Tschüss Patrick, und vergiss nie, ich liebe dich"

Schöne letzte Worte. Aber nicht meine. Leider.
"MANU ICH LIEBE DICH!", schrie ich in den Himmel, "MANU ICH LIEBE DICH. manu. ich. liebe. dich.", am Ende war es nicht mehr als ein Flüstern.

Ab dem Zeitpunkt wurde alles im Zeitraffer abgespielt. Sirenen. Krankenwagen. Polizei. Das Telefon, dass Manu mir einigen schweren Knochenbrüchen im Krankenhaus lag und ich, wie ich ihn jeden Tag besuchte. Wie ich mich jedes Mal daran erinnere, dass ich Schuld bin. Wie ich jedesmal hoffte, ich könnte ihm aufrichtig sagen, wie sehr ich ihn doch liebte.
So wie jeden Tag.
So wie
heute.
Aber heute war anders.

Mein Kopf ruhte immer noch auf Manus, sich sanft auf und ab bewegender Brust.
Meine Augen geschlossen, in der Hoffnung, es kämen so weniger Tränen.

Etwas kühles legte sich auf meinen Kopf und ich schreckte auf.
Ein aufrichtiges, wunderschönes Lächeln strahlte mir entgegen.
Es war das von Manu.
"Manu", hauchte ich ungläubig.
"Fuck Mann. Jetzt bin ich deine scheiss Kottfresse doch noch nicht los."

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