Hurt me ~ [#Germanletsdado]

Schon seit Wochen bekam ich sie. Briefe. Jeden Tag. Um exakt 12 Uhr.
Ich wusste nicht, was es damit auf sich hatte, ich wusste nicht, von wem sie kamen, ich wusste nicht, was sie bedeuteten.
Es waren Briefe, das Papier vergilbt, mit nur einer Zahl. Einer immer kleiner werdender Zahl.
Und gestern kam die 1.
Aber heute? Kein Brief. Keine Zahl. Nichts.
Wahrscheinlich hatte sich nur jemand einen Spass erlaubt...
Wahrscheinlich wollte mir nur jemand Angst machen...

Ich war gerade noch bis tief in die Nacht am Video schneiden, als es plötzlich an der Tür klingelte.
Ahnungslos öffnete ich sie und sah es.
Ein Brief.
Vor meiner Haustür lag er.
Ruhig. Unschuldig.
Mit zittrigen Fingern öffnete ich das dicke Papier.
Nur ein Wort. Keine Zahl.
Blutrot auf Weiss.
Drei Buchstaben.
T
O
D
Ich starrte wie gebannt auf die rote, verlaufene Schrift. Unfähig, die Situation zu realisieren.
T. O. D.
Die Zeit schien still zu stehen. Leise. Isoliert.
Ohrenbetäubende Geräusche rissen mich brutal aus meiner Starre.
Alles klingelte und schepperte.
Mein Wecker piepte vor sich hin, so auch der Ofen, die Waschmaschine und der Trockner.
Das Telefon begann unaufhaltsam zu schellen und die Klingel wollte gar nicht mehr ausgehen.
Das Licht flackerte, die Alarmanlage ging los...
Ich presste meine Hände auf meine Ohren um den Lärm wenigstens ein bisschen dämmen zu können.
Jedes Gerät spielte verrückt. WAS WAR HIER NUR LOS!
Und dann rannte ich. Ich hielt es nicht mehr aus.
Ich rannte, quer durch Essen.
So weit weg von dem Horror, wie möglich.
Schwer atmend stützte ich mich an einer Hauswand ab um mich wieder ein wenig beruhigen zu können.
Mein Asthma machte es mir echt nicht leicht.
"Na endlich, Maanuu...", flüsterte eine creepy Stimme aus einer der Gassen und hallte an den Hauswänden ab,
"Maaaaanuuuu..."
Ich drehte mich in die Richtung aus der ich die Stimme vermutete.
"Maaanuuuu..."
Panik kroch in mir hoch. Scheisse. Was um Himmels Willen war hier nur los?!
Laute Schritte hallten von den Wänden wider und ich versuchte im fahlen Mondlicht etwas erkennen zu können.
Ein Schatten kam hinter der Wand zum Vorschein.
"Maanuu... komm doch her. Trau dich. Ich will nur reden... keine Angst. Es tut nicht weh..."
Wie in Trance bewegte ich mich langsam auf die Gasse zu, von der der Schatten kam.
"Wer... bist du?", fragte ich mit zittriger Stimme.
Ich hatte unfassbare Angst.
Schritt für Schritt ging ich in die Gasse, als auf einmal die Stimme, hinter mir ertönte.
"Oh nein... jetzt bist du mir wohl in die Falle getappt."
Mein Gegenüber lachte dreckig, was mir eine Gänsehaut über den Rücken jagte.
Aber nicht nur das Lachen war der Grund, nein...
Dieses Lachen. Ich kannte es.
"Mau..Maudado?", fragte ich. Meine Angst war unüberhörbar.
"Naa Manu? Lust... zu spielen?!"
Wieder lachte er.
"Dado... was...was willst du?!"
Ich stolperte nach hinten und stellte schockiert fest, dass ich gegen eine kühle Wand gelaufen war. Sackgasse. Scheisse.
Die Silhouette Maudados kam immer näher und blieb nur wenige Meter vor mir stehen. Nun konnte ich ich schwach sein Gesicht erkennen. Es war ausdruckslos. Fast als wäre es...tot.

Etwas Metallenes glänzte kurz auf und ich war mir ziemlich sicher, dass das eine Klinge gewesen war.
Er legte seinen Kopf leicht schief und schaute mich gruselig grinsend an.
"Hast du Lust... zu spielen?"
Er streckte mir eine alte, zerfleischte Stoffpuppe entgegen.
"Das ist Timmy. Timmy möchte nicht alleine spielen.
Komm und spiel mit Timmy.."
Er wedelte mit der Puppe vor meinem Gesicht umher.
Er wurde immer lauter.
"KOMM UND SPIEL MIT TIMMY!", brüllte er mich an.
"Mau..Maudado.. du... hör auf"
"Ich soll was?!", seine Stimme wurde schrill und er lachte nochmals kurz auf.
"Ich soll WAS?!"
Seine Stimme zuckte mir durch Mark und Bein.
"Ich soll also 'aufhören'? Warum sollte ich, Mänjuel?", er spuckte meinen Namen abschätzend aus.
"Warum sollte ich das tun? Warum MUSS ICH IMMER ALLES MACHEN, MHH? WARUM!"

Er warf die Puppe in eine Ecke und griff stattdessen zum Messer an seinem Gürtel
Behutsam streichelte er die Klinge.
"Schön, nh?"

Er schnellte einen Schritt nach vorne und drückte mir die kühle Klinge an den Hals. Sein Gesicht war nur noch wenige Zentimeter von meinem entfernt und ich konnte seinen Atem bei jedem Wort, dass er sagte in meinem Gesicht spüren.
"Ist sie nicht wunderschön?
So...scharf. Schneidet deine Kehle durch, wie Butter..."
Ich schluckte schwer. Unfähig mich irgendwie zu wehren.
"Kennst du das? Das Gefühl wenn man eine Kehle aufschneidet. Das Gefühl wenn das warme Blut, über deine Hände rinnt."
Wieder ein gestörtes Lachen.
"Aber an schönsten sind die Augen. Die Augen einer sterbenden Person.
Wenn man sieht, wie das Leben langsam daraus schwindet."
Er verstärkte den Druck an meinem Hals und ich versuchte so gut es ging noch irgendwie an Luft zu gelangen.
"Weisst du, Manu, wie glücklich töten machen kann?"
Seine Lache liess mich kurz aufzucken.
"Es erfüllt mich. Es ist wie eine Droge, Manu. Wie eine Sucht. Wie du.
Ach..." die Klinge bebte an meinem Hals, als er laut lachte.
"Wie lange ich mich auf diesen Tag gefreut habe... du glaubst es kaum.
Wie viele Nächte ich hiervon geträumt habe.
Wie es sein würde, DICH zu töten.
Die Person, die schuld ist. Schuld an ALLEM!"
Er zog die klinge langsam meinen Hals entlang und ein Brennen durchstach meine Haut.
Tränen stiegen mir in die Augen und liefen meine Wangen hinab.
Warmes Blut, lief in meinen Ausschnitt und tropfte auf den Asphalt.
"Du kannst dir nicht vorstellen, wie schmerzhaft es ist, jemanden zu lieben, wenn man genau weiss, dass diese Person dich niemals lieben wird und du absolut gar nichts dagegen machen kannst.
Man beginnt, an sich selbst zu zweifeln.
Zwar ein Freund zu sein, aber niemals so viel Aufmerksamkeit zu bekommen wie Zombey... oder Paluten.", er rotzte die Namen schon fast auf den Boden.
„Ich wollte wissen, ob ich Schmerzen spürte, wenn ich an dich dachte... ich wollte wissen, ob du mir weh tust.
Und oh ja... das hast du Manu... so viel mehr als es jede Klinge jemals getan hat.
Also glaube mir... ich will dir nicht wehtun Manu, im Gegenteil, ich will dich begnadigen... begnadigen von den ganzen Schmerzen dieser gottverdammten Welt!"
Er zog die Klinge immer noch langsam durch meine Haut.
Aber es tat nicht mehr weh. Nicht im geringsten. Ich spürte nichts.
Das Einzige was schmerzte, waren seine Worte. Diese Worte aus dem Mund eines Freundes...
"Aber warum sollte ich mir weh tun, wenn ich doch gar nicht Schuld war? Warum sollte nur ich leiden?
Geteiltes Leid ist halbes Leid, oder wie heisst das so schön?
Und so begann es...
Anfangs zwar noch harmlos... ich schlug meine Opfer nur. Liess all meine Wut an ihnen aus.
Zufällige Leute auf der Strasse. Immer zufällig.
Doch einmal hatte ich ein Messer dabei, zufälligerweise. Mein erster Mord."
Und wieder lachte er scheusslich.
"Ich würde sagen, es war ein Unfall...
Aber ich erinnere mich noch genau daran...
an das flehende Gesicht und wie dann, die Qual durch vollkommene Ruhe ausgetauscht wurde. Das Leben durch den Tod.
Tote Leute sehen immer so friedlich aus.
Kein Wunder, sie haben auch keine Sorgen mehr, keine Probleme...
Ich griff immer öfters zur Waffe, bis es zur Routine wurde.
Person. Messer. Schnitt. Tod.
Eine Sache weniger Minuten.
Wichtig dabei ist es, das Opfer nie mit den Händen anzufassen, um ja keine Fingerabdrücke zu hinterlassen... Aber weisst du was? Jetzt ist's mir eh egal.
Bald habe ich alles was ich wollte.
Bald.
Aber etwas fehlt ich noch..."

Er presste seine Lippen gegen meine und automatisch erwiderte ich den intensiven Kuss. Ich vergass die Klinge an meinem Hals. Vergass dass ich einen Serienmörder küsste. Ich vergass.
Ich schloss meine Augen... genoss es. Jede Berührung, jeder neue Impuls. Jeden Herzschlag.

Ein letzter, kräftiger Zug durch meine Kehle. Und dann... tot.

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