Fasching ~ [#Kürbistumor]
Misstrauisch betrachtete ich mich im Spiegel. Ich dachte eigentlich das Rambo-Kostüm würde ganz nice aussehen für Fasching, aber da hatte ich mich offenbar getäuscht. Ich sah aus wie eine Witzfigur.
Seufzend wagte ich einen Blick auf die Uhr. Ich musste gleich los. Meine Freunde warteten schon.
Ich war hin und her gerissen. Sollte ich mich noch umziehen oder einfach so gehen?
Ach scheiss auf Alles. Is ja nur Fasching... Ich schnappte mir noch schnell Schlüssel, Handy und Portemonnaie und zog die Tür hinter mir zu.
Mit schallendem Gelächter meiner Freunden wurde ich begrüsst. Vielleicht hätte ich mich doch nochmals umziehen sollen... aber jetzt war es eh zu spät.
Gemeinsam zogen wir laut lachend durch die Strassen Kölns bis wir vor einem Club stehen blieben.
Es war der Stammclub meiner Freunde. Normalerweise war ich nicht so der Partytyp, aber zu Fasching war ich immer wie ausgewechselt.
So kam es, dass ich wenig später, laut grölend mit meinen Freunden im Takt zur Musik umher hüpfte.
Es war ein lustiger Abend. Lachen und trinken mit alten Freunden. Genau das, was mir gerade fehlte in der stressigen Welt von YouTube.
Wie eigentlich immer an Fasching, übertrieb ich es wieder einmal mit dem Alkohol.
Taumelnd vor Alkohol, stützte ich mich auf die Bar neben einen Clown.
Auch er war betrunken und so begannen wir ein ziemlich offenes Gespräch, als würden wir uns schon ewig kennen. Wir lachten und scherzten und wie auch immer es dazu gekommen ist, endete es damit, dass meine Zunge in seinem Hals steckte.
Und dann? FILMRISS!
Jetzt lag ich hier. In meinem Bett. Neben mir ein Clown, dessen Schminke mehr als nur ein wenig verschmiert war. Ich... wir hatten doch nicht...
Neben mir bewegte sich etwas und ich sah geschockt auf mein Gegenüber. Ein tiefes Brummen ging von ihm aus und er rieb sich einmal die Augen.
Panisch sah jetzt auch der Clown in meinem Zimmer umher, bis er mich erblickte. "Ach du Scheise...", murmelte er und mir blieb die Spucke weg. Diese Stimme würde ich immer und überall erkennen.
Meine Augen weiteten sich sofort und ich setzte mich ruckartig auf. Mein Unterleib schmerzte und ich bis mir auf die Zähne, "Manu?!"
Ein verlegenes Grinsen schlich sich auf sein Gesicht, "Hi Palle", murmelte er mit einer Handbewegung, die wohl ein Winken darstellen sollte. "Du... wir... ich.. ähm...", stotterte ich.
Das ganze war mir 'etwas' zu viel. Zuerst musste ich die ganze Situation nochmals verarbeiten.
Also: ich hatte stock besoffen mit meinem besten Freund rum gemacht, das erste Mal überhaupt sein Gesicht gesehen und das neben mir in meinem Bett, nachdem ich ihn gevögelt hatte... Scheisse.
Auch Manu schien die Situation nicht ganz geheuer. "Also ich... ähm... ich... geh dann mal...", versuchte er die mehr als peinliche Person zu überspielen und schnappte sich seine Boxer vom Boden. Bei jeder anderen Person wärs ja nicht sooo schlimm gewesen, aber MANU?!
"Ähm nein Manu, warte", versuchte ich ihn zurückzuhalten. Wenn ich schon die Gelegenheit hatte, meinen besten Freund persönlich kennen zu lernen, dann sollte ich das schliesslich auch nutzen.
Manu blieb im Türrahmen stehen und schaute mich fragend an. "Bitte", fügte ich noch hinzu und bekam als Antwort ein undefinierbares Geräusch, welches sich als Bestätigung herausstellte. "Ich geh mich nur eben mal waschen", sagte mir Manu bescheid.
Vorsichtig stellte ich meine Füsse auf den Boden. Bei jeder, noch so kleinen Bewegung, schmerzte mein Arsch ungemein. Schmerzerfüllt zog ich mir kurz eine Boxershorts an und quälte mich Schritt für Schritt in die Küche, während Manu unter der Dusche stand.
Laut seufzend liess ich mich auf auf einen kleinen Holzhocker in der Ecke plumpsen, nachdem ich die Toastscheiben in den Toaster gesteckt hatte und wartete seufzend.
Da tauchte auf einmal Manu in der Tür auf. Sein Gesicht war frisch gewaschen und einige nassen Haarsträhnen klebten ihm noch in der Stirn. Endlich konnte ich ihn mal richtig sehen.
GermanLetsPlay. Manu. Mein bester Freund. Mit dem ich gestern Nacht geschlafen hatte...
Die Stimmung zwischen uns war komisch. Kein Wunder, nach so einer Nacht, aber es war ungewohnt. Mit Manu konnte ich eigentlich immer reden - über alles.
"Hier wohnst du also", begann er den Smalltalk, in der Hoffnung die angespannte Stimmung würde sich ein wenig lockern. Seine Stimme klang in Reallife genau so, wie man sie kannte . "Ähm... ja.", gab ich die schlichte Antwort.
Die zwei Toastbrote spickten aus dem Toaster und landeten auf der Ablage nebenan.
Mit schmerzerfülltem Gesicht, erhob ich mich vom Hocker und platzierte die Brote auf zwei Tellern.
"Tut's so weh?", lachte mir Manu entgegen. Offenbar fand er das ziemlich lustig. "Beim nächsten Mal kannst du ja der Passive sein...", schmollte ich, doch im selben Augenblick wie ich das gesagt hatte, wurde mir klar, dass das gerade ein Angebot war. Ich hatte vorgeschlagen, es nochmals mit ihm zu tun. Meinem Besten Freund.
Plump liess ich mich neben ihm aufs Bett fallen. Normalerweise ass ich ja im Aufnahmezimmer, aber dort gab es nur einen Stuhl...
"War das etwa ein Angebot?", stellte Manu fest. Innerlich wünschte ich mir gerade im Boden versinken zu können, aber Äusserlich versuchte ich möglichst cool zu bleiben, "Nein. Das war eine realistische Tatsache", äffte ich ihn aus dem Mariopartyvideo von letztens nach.
Ach du Scheisse Pdizzle! Was bist du nur für ein kleines, inkompetentes Stück Kott! Warum sagst du sowas?!
Erst schien Manu sichtlich verwirrt, doch schon bald lachte er laut und ich lachte mit.
Es war nicht unbedingt ein Lachen weil's lustig war, sondern eher, um das ganze zu überspielen, weil die ganze Situation so absurd und weird war. So schnell wie wir angefangen hatten zu lachen, so schnell hörten wir auch wieder auf. Jetzt lag bedrückendes Schweigen zwischen uns.
Es war komisch. Ungewohnt.
Ich schielte kurz zu Manu. Seine noch nassen, schulterlangen Haare fielen ihm immer wieder ins Gesicht und er strich sie jedes mal sanft hinter sein Ohr.
Alles in allem sag er sogar ziemlich gut aus. Wenn er nicht mein bester Freund gewesen wäre, wäre er sogar ein richtig guter Fang gewesen.
Auch er drehte seinen Kopf leicht in meine Richtung und ich schaute sofort verlegen auf meinen Teller. "Also... du bist auch... schwul?", durchbrach er die Stille. Ich hob meinen Kopf wieder und schaute ihm in seine grünen Augen. Leicht nickte ich, liess aber nicht von seinen Augen ab. Das Grün. Einfach nur WOW! Noch nie hatte ich so intensiv strahlende Augen gesehen.
Auch er fixierte meine Augen. Keine Regung. Keinen Mucks. Nur ich und er.
Konnte man sich in so kurzer Zeit verlieben?
Nur schwer konnte ich mich aus dem Bann seiner Augen lösen und starrte stattdessen auf seine Lippen. Sie waren schmal aber perfekt geschwungen. Wieso konnte ich mich nicht mehr daran erinnern, wie sie küssten?
Allmählich kamen wir uns näher. Wie zwei Magnete, die sich gegenseitig anziehen. Ich konnte nichts dagegen tun, auch wenn ich wollte. Wie von allein schlossen sich meine Augenlider und ich wartete sehnsüchtig auf den Moment, wo sich die Lücke zwischen uns schloss. Und da war er. Der bisher schönste Moment in meinem Leben.
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