Kurzes erklärendes Vorwort:
Wir befinden uns in diesem OS in einem Alpha/Beta/Omega-Verse. Die Charaktere sind Wölfe, das klassische A/B/O-System: Zwei Wölfe können sich aufeinander prägen. Wenn ein Alpha und ein Omega zusammen kommen gehen sie eine Bindung ein und sind dann noch mehr aufeinander ausgelegt. Wenn ein Omega trächtig wird, beginnt irgendwann das Nisten, der Omega beginnt, alles, was nach seinem Alpha riecht, zu sammeln und sich daraus ein Nest, meistens auf dem Bett zu bauen.
Und genau darum soll es hier gehen. Viel Spaß.
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»Was ist los?«
Tobi seufzte, warf einen Blick auf die geschlossene Tür hinter sich.
»Er ist trächtig.«
»Stegi?« Tims Stimme klang überrascht, fast schon ein bisschen schockiert. »Von Rafi?«
Der braunhaarige Omega nickte bloß, ballte die Hände zu Fäusten.
»Geht es ihm ... wie geht es ihm?«
»Ich weiß es nicht. Er ... er liebt Rafi. Aber ich glaube nicht, dass er der Richtige ist, wenn es darum geht, für Stegi und das Kind zu sorgen.«
»Er macht ja selbst das eine nur halbherzig.«
*
»Er ist ... das Nisten hat begonnen.«
Tim seufzte auf und ließ sich gegen die Wand hinter ihm fallen.
»Verdammt. Ist Rafi inzwischen ...«
»Wie gehabt.«
»Und Stegi ... wie geht es ihm? Hat er überhaupt irgendetwas?«
»Ein T-Shirt.«
»Nur ein einziges Shirt? Sonst nichts? Hat Rafi ihm nichts gegeben?«
»Nein. Rafi lässt ihn nicht ein Mal jetzt in seinem Zimmer schlafen. Er meint, er kann so nicht einschlafen, wenn Stegi neben ihm liegt.«
»Mistkerl. Der arme Junge hat gar nichts.«
»Es geht ihm beschissen.«
»Soll ich ...«, Tim zögerte, »Ich kann versuchen, ihm ein bisschen zu helfen. Klar, es ist nicht das Selbe, ich bin nicht Rafi, aber immerhin ein Alpha, der ... sich um ihn kümmert.«
»Du kannst es versuchen. Es kann aber auch sein, dass er nur noch mehr durchdreht, wenn ein Alpha in seiner Nähe ist. Vielleicht lässt er dich nicht an sich heran.«
Tobi nickte bloß, klopfte dann gegen die Tür, hinter der Stegis Zimmer lag. Vorsichtig öffnete er sie ein Stück.
»Stegi? Schau mal, Tim ist da. Wir machen uns Sorgen um dich.«
Stegi zuckte erschrocken zusammen, als er Tims Alphageruch wahrzunehmen schien. Als Tim sein Zimmer betrat, brach ihm fast das Herz beim Anblick seines besten Freundes.
Es war brütend warm, die Heizungen mussten bis zum Anschlag aufgedreht sein. Stegi selbst kauerte auf seinem Bett, mit Jogginghose und in einen dicken Pulli gewickelt, und trotzdem konnte Tim sehen, wie er leicht zitterte.
Eine Folge des Nistens. Stegis Wolf sehnte sich nach seinem Gefährten. Durch das Alleinsein hatte sich eine innere Kälte in ihm ausgebreitet, die nicht weggehen wollte, egal, wie warm es um ihn herum war. Stegi wusste, dass nur Rafi ihm helfen konnte, ihn in den Arm nehmen und so wärmen konnte, aber das Wissen, dass er es nicht tat, ließ ihn nur noch mehr zittern.
»Hey, Kleiner.«
Tim wartete gespannt auf die Reaktion des Omegas, als er sich vorsichtig zu ihm ans Bett setzte, doch Stegi schien nicht den Eindruck zu machen, ihn wegstoßen zu wollen.
Normalerweise waren trächtige und vor allem nistende Omega extrem auf ihren Alpha fixiert, ließen keinen anderen Alpha auch nur in ihre Nähe. Normalerweise wurden Alphas, deren Omegas trächtig waren auch extrem besitzergreifend, in ihnen wurde ein unverhältnismäßig starker Beschützerinstinkt geweckt und sie bedrohten jeden Alpha, der ihren Gefährten auch nur zu nahe kam. Das hier aber war nicht normal.
Der Mangel an Aufmerksamkeit, die Stegi von seinem Partner bekam, hatte diesen Instinkt unterdrückt und stattdessen reagierte sein Geist und Körper anders: Wenn sein Gefährte nicht für ihn da war, war jede andere Aufmerksamkeit eines Alphas, die er bekommen konnte, gut.
»Stegi? Wie geht es dir?«
Auf dem Bett, wo der Omega eigentlich längst ein Nest aus Dingen seines Alphas hätte bauen müssen, war nichts. Kein einziges Kleidungsstück Rafis, nichts, das irgendwie nach ihm roch und seinem Omega helfen würde. Stattdessen lag dort bloß ein Haufen Decken und irgendwo in diesem Haufen Stegi, dessen blonde Haare glanzlos und verstrubbelt in sein Gesicht fielen.
Vorsichtig zog Tim eine der Decken ein Stück zur Seite und legte so Stegis Oberkörper, eingepackt in einen dicken Pullover, frei.
»Darf ich dich berühren, Kleiner?«
Stegi reagierte nicht, wimmerte bloß leise auf und flüsterte erst Tobis Namen, dann Tims.
Tobi schluckte, sah zu Boden. Man merkte ihm an, wie weh ihm das Leiden seines Freundes tat.
»Ich bin da, Stegi. Wir sind beide da.«
Tim antwortete nicht, sondern legte bloß sanft eine Hand auf den Arm des zusammengerollten Omegas, der nicht ein Mal zurückzuckte.
»Du bist eiskalt. Sollen wir dir eine Wärmflasche machen? Hilft das etwas?«
Stegi schüttelte bloß den Kopf, zuckte dann mit den Schultern.
»Ich mach dir eine. Tim, bleibst du bei ihm?«
Der Alpha nickte bloß stumm, ohne seinen Blick von seinem Freund zu lösen, setzte sich dann weiter aufs Bett, um Stegi vorsichtig auf seinen Schoß zu ziehen.
»Komm her, Kleiner. Wir wärmen dich auf.«
Stegi wimmerte bloß erneut auf, jammerte fast schon verzweifelt nach seinem Gefährten.
»Rafi ist arbeiten. Er kommt heute Abend wieder. Dann kommt er bestimmt zu dir.«
Stegi reagierte kaum auf Tims Worte, kuschelte sich aber sogar ein Stück näher an seinen besten Freund, der bloß seine Arme um ihn legte und ihn so hielt.
»Hast du etwas da von Rafi? Das T-Shirt?«
Stegi nickte zaghaft und zog seine Hand unter seinem Pullover hervor. Tim hatte bis jetzt gedacht, dass er das getan hatte, um sie zu wärmen, stattdessen aber sah er nun den Stoff, der darin lag und den Stegi an seine Brust gedrückt hatte.
»Es riecht nicht mehr nach ihm.«
Stegis Stimme klang erbärmlich, als würde er jeden Moment zu weinen anfangen. Seine geröteten Augen verrieten, dass es nicht das erste Mal heute wäre.
»Das macht nichts. Er wird dir ein neues geben. Komm, leg dich hin, wir wärmen dich auf.
Vorsichtig legte Tim sich mit Stegi in seinen Armen auf die Seite, zog ihn noch ein kleines bisschen näher an sich und versuchte ein kleines Lächeln, als er sah, wie Stegi seinen Kopf an seine Brust drückte, Sein Gesicht in Rafis Shirt vergraben. Sein Körper war immer noch eiskalt, das Zittern jedoch hatte nachgelassen.
Als Tobi mit der Wärmflasche zurückkam, schlief Stegi bereits, erschöpft von den Anstrengungen, die sein Körper erlitt und ein bisschen beruhigt von der Nähe des Alphas. Zwar war es nicht Rafi, es war nicht perfekt - aber näher daran als alles Andere.
*
»Du kennst mich, Tim. Ich kann so etwas nicht! Ich bin einfach nicht der Typ für so etwas.«
Für einen Moment blieb Tim die Luft weg, er war fassungslos.
»Das hättest du dir vielleicht früher überlegen sollen. Bevor du deinen Omega geschwängert hast.«
»Ich weiß. Ich weiß, dass das scheiße von mir war. Es war ein Fehler, ich hab nicht darüber nachgedacht.«
»Dann beginn doch jetzt einfach Mal, nachzudenken. Dein Omega braucht dich! Stegi braucht dich. Ihm geht es echt scheiße, weil sein Wolf sich nach dir sehnt. Sein Instinkt will nisten, aber er kann nicht nisten, weil du nicht für ihn da bist.«
»Ich will nicht, dass es ihm schlecht geht, okay? Aber ich kann das nicht. Ich kann nicht damit umgehen, ich weiß doch nicht ein Mal, was er braucht. Mein Instinkt sollte mich doch eigentlich leiten, was mein Gefährte braucht. Aber mein Instinkt sagt mir gar nichts.«
Tim zwang sich innerlich, ruhig zu bleiben. Rafi hatte recht, er war nicht der Typ für so etwas. Bloß hätte ihm das früher einfallen müssen.
»Man merkt es. Man sieht ihm an, wie schlecht es ihm geht. Möchtest ... willst du ihn sehen? Geh einfach zu ihm, das ist schon Hilfe genug. Dein Instinkt wird dir dann schon helfen. Stegi fragt so oft nach dir.«
Rafi kniff die Augen zusammen, nickte dann aber. Tim versuchte wirklich, nicht böse auf ihn zu sein. Schließlich versuchte sein Freund es zumindest. Er ließ Stegi nicht aus bösem Willen so leiden.
»Wie oft bist du bei ihm?«
Schuldbewusst biss Rafi sich auf die Lippe.
»Nur ... ich versuche es jeden Tag, wenn ich abends heim komm. Aber ... ich bin wirklich schlecht darin, ein Gefährte zu sein.«
»Wann warst du das letzte Mal bei Stegi?«
»Vor ... zwei Tagen?«
Tim schluckte. Rafi fiel das Ganze wirklich sichtlich schwer.
»Und ansonsten? Hast du ... ihm etwas zu Essen gebracht, oder ... hast du geschaut, dass er trinkt?«
»Muss ich das?«
»Ja! Rafi, Stegi ist gerade in einer Phase, wo er dich für wirklich alles braucht. Er schafft es alleine nicht mehr. Das würde ein bisschen besser werden, wenn du ich um ihn kümmern würdest, weil das seinen Geist beruhigen würde und er sich wieder auf solche Dinge konzentrieren könnte. Aber so braucht er dich wirklich dringend.«
»Habt ihr ihm etwas zu essen gegeben?«
»Ja. Natürlich. Er ist dünn, ungesund dünn dafür, wie weit die Schwangerschaft eigentlich schon fortgeschritten ist. Wenn du schon nicht für ihn da bist ... Dann kümmere dich wenigstens so weit um ihn, dass er nicht hungern muss oder im schlimmsten Fall dehydriert.«
»Mach ich! Versprochen!«
»Gut. Komm, wir gehen rein.«
Tim klopfte vorsichtig an die Tür zu Stegis Zimmer, bevor er sie öffnete.
»Stegi? Rafi ist da.«
»Hey, Stegi.«
Die beiden Alphas traten zu dem Kleineren ans Bett, der bloß leise wimmerte. Tim nickte Rafi ermutigend zu, als dieser Anstalten machte, sich auf die Matratze neben seinen Gefährten zu setzen.
»Stegi, ich ... wie geht es dir?«
»Rafi.«
Stegis Stimme war schwach und brüchig, in Tim zog sich etwas zusammen, als er ihn so hörte.
»Ja. Ich bin hier.«
Unbeholfen tätschelte er seinem Omega kurz die Schulter, bevor Stegi näher zu ihm krabbelte und seinen Kopf vorsichtig auf Rafis Schoß ablegte. Sofort sah dieser hilfesuchend zu Tim.
Der andere Alpha setzte sich nun auch auf das Bett, dicht neben seine beiden Freunde. Er sah, wie Stegi stumm Tränen über das Gesicht liefen.
Unsicher warf Rafi einen Blick zu Tim, als Stegi zurückhaltend, irgendwie ängstlich an Rafis Sweatjacke zupfte und sie ihm so über eine Schulter zog.
»Er fremdelt. Sein Wolf will die ganze Zeit nur zu dir, aber jetzt, wo du da bist schaltet sich seine menschliche Seite ein, die sich nicht traut, sich die Nähe zu holen, die er braucht.
»Was ... was soll ich machen?«
Rafis Instinkte schienen ihn wirklich vollkommen im Stich zu lassen. Warum war das so? Es sollte ihm eigentlich nicht schwer fallen, mit seinem Omega umzugenen. Selbst Tims Instinkte sagten ihm, was zu tun war, obwohl Stegi nicht sein Gefährte war.
»Gib ihm die Jacke. Ich glaube, er hat Angst, dass du gleich wieder gehst und wieder nicht mehr kommst. Deswegen will er die Jacke haben, damit er dann etwas hat, was nach dir riecht.«
Der dunkelblonde Alpha zögerte.
»Aber ... Die Jacke ist neu, ich wollte sie eigentlich ...«
»Nein! Sei still. Untersteh dich, Rafi. Stegi ist wichtiger. Er hat oberste Priorität.«
Der Alpha nickte und streifte sich seine Sweatjacke, ohne zu protestieren, nun ganz von den Schultern. Sofort zog Stegi sie an sich, drückte sie an seine Brust.
Unbeholfen legte Rafi eine Hand auf seine Schulter, zog sie dann jedoch blitzartig wieder zurück.
»Tim, ich kann das nicht. Wirklich. Ich muss hier weg!«
Stegi war von der lauten Stimme seines Alphas zusammengezuckt. Sofort hob er seinen Kopf von Rafis Schoß, rückte ein paar Zentimeter von ihm ab. Tim wusste, dass er es tat, weil er nicht wollte, dass es seinem Alpha schlecht ging, dass er sich bedrängt fühlte. Er konnte sich nicht ein Mal vorstellen, was für ein Kampf gerade bei Stegis Instinkten tobte.
Es machte keinen Sinn. Man konnte Rafi nicht zwingen, bei Stegi zu bleiben. Man konnte ihm nicht beibringen, den Omega zu verstehen. Vielleicht hatte er recht. Vielleicht konnte er es wirklich einfach nicht.
»Ist okay. Geh ins Wohnzimmer. Wenn du ihm helfen willst, kannst du Kleidung und ähnliches heraussuchen, die nach dir riecht. Vielleicht tauscht ihr Decke und Kissen, dann hat er immerhin etwas. Bring das Zeug dann hier her. Ich bleibe bei ihm.«
Tim war näher zu dem Omega gerutscht, hatte Stegi kurzerhand auf seinen Schoß gezogen und drückte den zitternden Jungen nun an sich.
Rafi sah unsicher von der Tür aus zu ihnen.
»Es tut mir leid, Stegi.«
Der Blonde reagierte nicht auf die Worte seines Alphas und auch nicht, als dieser den Raum verließ und die Tür hinter sich schloss. Tim seufzte frustriert auf.
»Komm her, Kleiner. Zieh die Jacke an, ich helf dir.«
Tatsächlich schaffte er es, Stegi, der bloß noch regungslos und stumm weinend da saß, seinen Pullover auszuziehen. Vorsichtig legte er eine Hand auf Stegis Bauch, dessen Rundung nun schon deutlich zu sehen war, und zog ihm dann Rafis T-Shirt (nun, da er neue Sachen bekommen würde, war es egal, dass es dadurch Stegis Geruch annehmen würde) und die Sweatjacke an. Sorgfältig schloss er den Reißverschluss und zog Stegi erneut fest an sich.
»Er ist wieder weg.«
Es war eine geflüsterte Feststellung, die herzzerreißend traurig klang. Tim nickte bloß.
»Ja. Tut mir leid.«
»Bleibst du da?«
Stegis Griff verfestigte sich, er klammerte sich nun regelrecht an seinen besten Freund.
»Ja, Kleiner. Ich bleibe bei dir, versprochen.«
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Feedback?
Der zweite Teil folgt demnächst ;)
Frohe Weihnachten.
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