ignore ~ #Kostory
"Mum, Dad?"
Ich lauschte in die Stille und trotz allem keimte ein winziger Funke Hoffnung in mir auf.
Nichts.
Keine Antwort.
Natürlich nicht.
Ich kniff die Lippen zusammen und zog meine Schuhe aus, bevor ich sie ordendlich in die Ecke unter die Gaderobe stellte.
Auf Socken ging ich durch den Flur ins Wohnzimmer, wo meine Eltern auf der Couch saßen und aufmerksam die schnell wechselnden Bilder auf dem Fernsehbildschirm verfolgten.
"Hi", murmelte ich leise, schon nicht mehr in der Erwartung, eine Antwort zu erhalten. Und tatsächlich, mein Vater drehte sich bloß kurz zu mir und hob eine Augenbraue, bevor er sich wieder dem Fernseher zuwandte. Kein Wort. Wie immer. Ich versuche, die aufsteigende Wut zu unterdrücken, während ich mich umdrehte und mit jedem Schritt, den ich tat, wurde die Wut mehr durch Enttäuschung ersetzt. Seit dem Tod meiner Schwester hatten meine Eltern sich verändert. Zuerst hatten sie sich vollkommen zurückgezogen, begonnen, sich gegenseitig, die Welt um sich herum und auch mich zu ignorieren. Irgendwann aber hatten sie wohl zu ihrem normalen Tagesablauf zurückgefunden, ihre Arbeit wieder aufgenommen und waren auch sich gegenseitig wieder näher gekommen. Ja, inzwischen war fast alles wieder wie früher. Aber eben nur fast. Denn irgendwo schienen die beiden vergessen zu haben, dass sie ja auch noch einen Sohn hatten. Einen Sohn, um den sie sich kümmern sollten, einen Sohn, der genau so mit dem Verlust seiner Schwester zu kämpfen hatte, einen Sohn dem nun irgendwie auch seine Eltern genommen worden waren. Ein Sohn, der schon alles versucht hatte, um endlich wieder gesehen zu werden. Ein Sohn, der gerade wieder einmal damit kämpfte, die Tränen zurückzuhalten, während er, unsichtbar, wie er zu sein schien, in sein Zimmer schlich. Erst als die schützende Tür hinter mir ins Schloss gefallen war, ließ ich mich auf mein Bett fallen und meinen Tränen endlich freien Lauf. Was machte ich falsch? Ich hatte alles versucht, damit sie mich endlich wieder sahen, hatte ihnen versucht zu zeigen, wie sehr ich sie liebte, hatte ihnen morgens frühstück gemacht und auf sie gewartet, wenn sie abends von der Arbeit kamen. Ich hatte ihnen von meinem stets gesparten Taschengeld kleine Geschenke gekauft, ihnen eine Freude machen wollen und stets auf ein Dankeschön oder auch nur ein klitzekleines Lächeln gehofft, aber stets vergeblich. Das war die erste Phase gewesen. Die zweite Phase hatte daraus bestanden, sie anzuschreien und mit meiner Wut ihre Aufmerksamkeit zu erwecken, wieder ohne geringsten Erfolg. Phase drei war die schlimmste gewesen, die mir selbst wohl am meisten geschadet hatte. Ich hatte geglaubt, dass sie doch etwas tun mussten, wenn ich begann, zu trinken, zu rauchen und allerlei anderen Mist anzustellen. In der vierten Phase hatte ich versucht, vor all dem zu fliehen, war weggelaufen und hatte fast zwei Wochen auf der Straße gelebt, bis die Bullen mich aufgegabelt und zurück nach Hause gebracht hatten. Die Polizei, dein Freund und Helfer, hatten sich mit der Erklärung, dass ich gerade eine schwere Zeit durchmachen würde aufgrund des Verlustes meiner Schwester, der mir so sehr zusetzen würde, zufrieden gegeben. Dabei war es nicht der Verlust meiner Schwester, der mich zerstörte, sondern der meiner Eltern. Denn auch nachdem ich so viele Tage einfach verschwunden gewesen war, hatten meine Eltern kein Wort mit mir gesprochen.
Phase eins hatte mich all mein Geld gekostet.
Phase zwei hatte mich gefühlslos und abgestumpft werden lassen.
Phase drei hatte mich abhängig vom Rauchen gemacht und mir in der Schule den Ruf als Badboy eingebracht.
Phase vier hatte mich selbst mein Vertrauen in meine Umwelt verlieren lassen und meine letzte Hoffnung auf Hilfe getötet.
Und das hier, das war wohl Phase fünf. Ich hatte aufgehört zu kämpfen, versucht, mich damit abzufinden. Es war wie als Geist in einem Haus zu leben. Ich wohnte zwar noch bei meinen Eltern, aber nicht mehr mit ihnen. Es war nicht immer einfach, schließlich war ich mit siebzehn doch noch etwas jung, um mich alleine zu versorgen, aber ich kam meistens gut zurecht. Ich wusste, dass wir nicht wenig Geld hatten, schließlich arbeiteten meine Eltern beide den ganzen Tag und gaben nie mehr aus als das, was sie für Lebensmittel und Haushaltsmittel Zuhause hatten, aber das änderte nichts daran, dass ich um jeden Cent kämpfen musste. Denn all dieses Geld, das zweifelsohne vorhanden war, lag irgendwo weit weg auf einem Konto, an das ich nicht kam. Also blieb mir nichts anderes übrig, als mich so oft wie möglich an den Geldbeuteln meiner Eltern zu bedienen. Sagen würden sie deswegen eh nichts, von daher war es egal. Schließlich brauchte auch ich neue Kleidung und immer wieder Geld für die Schule, Bücher oder Musik. Und ja, natürlich hätte es auch billige Kleidung getan, wie ich sie am Anfang aus schlechtem Gewissen gekauft hatte, aber inzwischen war es mir total egal. Meine Eltern interessierte es eh nicht, warum also nicht sich etwas gönnen, wie die Markenklamotten, die ich trug. So konnte ich wenigstens meinen Ruf als verwöhnter Badboy reicher Eltern wahren, den ich in der Schule seit Phase drei innehatte. Und warum ich dann solche Probleme hatte, teure Veranstaltungen wie Klassenfahrten zu zahlen, wenn ich doch so reiche Eltern hatte, interessierte eh keinen. Ein paar gefälschte Unterschriften hier, ab und zu falsche Emails da und alle waren zufrieden. Keiner fragte weiter nach. Wen interessierte schon die Person hinter diesem perfekten Leben, das ich vorgab, zu führen.
Inzwischen waren längst alle Tränen versiegt und ich stand wortlos auf, während ich mein Handy an meine Lautsprecherbox anschloss. Früher hätte ich die Musik jetzt voll aufgedreht, in der Hoffnung, damit meine Eltern zu erreichen, jetzt aber ließ ich sie leise. Ich öffnete ein Fenster und zog mich auf die Fensterbank, wo ich mich seufzend niederließ. Während ich eine halbvolle Schachtel Zigaretten aus der Tasche zog und mir ein Exemplar zwischen die Lippen steckte hing ich meinen Gedanken nach, die allesamt farblos und grau waren. Ich hasste das Klicken des Feuerzeuges, als ich eine Flamme entstehen ließ, an der ich die tödliche Stange anzündete. Ich hasste es, wenn die Spitze der Zigarette zu glühen begann. Ich hasste es, wenn ich den beißenden Rauch in meine Lungen zog und ich hasste es wenn er in grauen Wolken meinen Körper wieder verließ. Ich hasste das Rauchen, aber ich konnte nicht anders.
Der nächste Tag war eigentlich wie jeder andere. Als ich morgens in die Küche kam, saßen meine Eltern gerade an dem für zwei Personen gedeckten Tisch und frühstückten, unterhielten sich nett und warfen sich ab und zu fast schon verliebte Blicke zu. Daran änderte sich auch nichts, als ich in den Raum kam und mir aus dem Kühlschrank wahllos irgendetwas Essbares fischte und auch mein halbleises "Guten Morgen" beachteten sie nicht. Ich versuchte, den Schmerz herunterzuspielen, der jedes Mal in mir auszubrechen drohte und schnappte mir meine viel zu schwere Schultasche, bevor ich das Haus verließ und mich auf den Weg zur Schule machte. Die Schule. Für mich ein ganz eigener Planet. Hier war ich nicht mehr der verzweifelte Junge, der versuchte, die Aufmerksamkeit seiner Eltern zu erkämpfen, hier war ich, dank Phase drei, der beliebte Badboy, dem alle Mädchen hinterhersahen. Dass sie mich dabei nicht im Geringsten interessierten, schoben sie auf meine Beliebtheit. Keiner konnte ahnen, dass Marik Aaron Roeder schwul war. Woher hätten sie es auch wissen sollen? Hätte man mich gefragt, hätte ich es sicherlich nicht geleugnet, denn ich war nicht der Meinung, dass das etwas war, was man verschweigen musste, aber wer kam schon auf die Idee, die Sexualität des Mädchenschwarms zu hinterfragen. Wer kam schon auf die Idee, sich für den Menschen dahinter wirklich zu interessieren? Richtig, niemand. Dachte ich zumindest bis zu diesem Tag. Bis zu diesem Tag, an dem Dennis in mein Leben trat. Warum ich ihn bis zu diesem Zeitpunkt nie bemerkt hatte, wusste ich nicht. Dafür war unsere erste Begegnung umso stürmischer. Als nämlich Dennis, ein Junge, der sich in meinen Augen nie von der Menge hervorgehoben hatte, mir im wahrsten Sinne in die Arme stolperte. Später sollte ich erfahren, dass das gar nicht so untypisch für ihn und er der größte Tollpatsch auf Erden war, aber damals verfluchte ich alle Klischees, als plötzlich dieser gutaussehende Junge in meinen Armen lag und mein Herz begann, Samba zu tanzen. Er entschuldigte sich sofort peinlich berührt und ich versuchte mich an einem freundlichen Lächeln, bevor er sich sofort wieder aus dem Staub machte. Vielleicht dachte er, dass ich es nicht sehen würde, aber wie hätte mir entgehen können, dass er sich noch ein Mal kurz zu mir umdrehte? Vielleicht war es diese kurze Geste, die den Schalter in mir umlegte, aber von da an begann mein Kampf um Dennis.
"Mik? Bist du dabei?"
Aus meinen Gedanken gerissen, fuhr ich zu den Jungs um, bei denen ich stand, bevor ich ein fragendes Brummen von mir gab.
"Heute Abend. Am Fluss. Vorglühen am Nachmittag bei mir. Kommst du?"
Party. Natürlich, was auch sonst. Aber ja, ich war der beliebte Badboy, der auf keiner Feier fehlen durfte, immer am meisten trank aber auch am meisten vertrug, während er eine Kippe nach der anderen verbrannte. Normal war das mein Job, aber für heute hatte ich andere Pläne.
"Nee, lass mal. Ich kann heut nicht. Meine Alten machen Stress." Lüge. Meine Eltern interessierten sich einen Dreck für mich oder das, was ich machte. Ich hätte mich von einer Brücke stürzen können und war mir nicht einmal sicher, ob sie zu meiner Beerdigung kommen würden. Vielleicht würden sie es ja gar nicht merken.
Ich verdrehte gespielt die Augen, während alle um mich herum darauf hereinfielen und sofort mitfühlend genervte Blicke aufsetzten. Diese Situation kannte wohl jeder von ihnen. Eltern, die sich -zurecht wohl gemerkt- Sorgen um ihre Kinder machten. Bloß konnte keiner von ihnen die Liebe und Fürsorge ihrer Eltern wertschätzen. Sie wussten auch nicht, wie es war, ohne zu leben. Und keiner von ihnen wusste, dass ich dieses Gefühl nur allzu gut kannte. Bis heute. Heute Abend würde sich das ändern. Ich hatte einen Plan. In den letzten Wochen hatte ich es geschafft, mich etwas mit Dennis anzufreunden. Und dennoch sah er in mir, wie alle, bloß den beliebten Badboy, der vielleicht auch ganz nett sein konnte. Doch heute würde sich das ändern. Ich hatte Dennis nach der Schule zu mir eingeladen, mit dem festen Plan, ihm zu zeigen, wer ich wirklich war. Und an diesem Plan würde ich festhalten, egal, was passieren würde. Das hatte ich mir geschworen.
Tatsächlich war Dennis wie abgemacht nach der Schule mit mir mitgekommen und wir hatten den Nachmittag mit Zocken verbracht. Am Anfang hatte ich noch Mühe gehabt, meine Nervosität zu verbergen, doch mit jeder Stunde hatten wir uns besser verstanden, freier miteinander geredet und ausgelassener gelacht. Irgendwann war die Haustür gegangen und Dennis hatte mich gefragt, ob meine Eltern überhaupt wüssten, dass er da war. Ich hatte bloß abgewunken und erklärt, dass sie eh nicht in mein Zimmer kommen würden. Eigentlich wäre das die perfekte Gelegenheit gewesen, ihn in mein Leben einzuweihen, aber natürlich war ich zu feige. Ich war und blieb eben ein Feigling und das würde auch so bleiben. Aber ich würde ihn noch einweihen, das hatte ich mir geschworen. Heute Abend. Irgendwann.
"Weißt du was?"
Dennis hatte den Kontroler zur Seite gelegt und sich stattdessen mir zugewandt. Auch ich drehte mich auf dem Bett, auf dem wir mangels eines Sofas in meinem Zimmer saßen, ein wenig zu ihm um, um ihm zu verdeutlichen, dass er meine Aufmerksamkeit hatte und genoss die Gelegenheit, um seine Augen zu betrachten. Dennis schien etwas irritiert von dem direkten Blickkontakt und seine Wangen färbten sich augenblicklich rot.
"Ich hatte eigentlich gedacht, dass du so total der oberflächliche, nichtssagende Typ wärst. Bist du aber gar nicht."
Ohne dass ich es merkte, schlich sich ein glückliches Lächeln auf mein Gesicht und ich beschloss, dass genau jetzt der richtige Zeitpunkt wäre, um ihn in mein Leben einzuweihen.
"Danke"
Dennis erwiederte nichts, sondern lächelte nur, weswegen ich erneut das Wort ergriff.
"Ich glaube, keiner glaubt wirklich, dass tatsächlich mehr hinter meiner Person steckt als nur dieser nichtssagende Badboy. Das klingt viel zu dramatisch, ist aber wahr."
Dennis nickte nachdenklich.
"Ja, ich weiß, was du meinst. Schade eigentlich."
Bevor ich weiter darüber nachdenken und meine Entscheidung gar noch einmal überdenken konnte, griff ich nach Dennis' Hand und stand vom Bett auf.
"Komm mit, ich will dir etwas zeigen.", meinte ich mit seltsam belegter Stimme, bevor ich einen etwas irritierten Dennis aus meinem Zimmer und durch den Flur zog. Vor der Wohnzimmertür hielt ich inne.
"Ich weiß nicht, warum ich dir das zeige..." Kurz hielt ich inne, bevor ich mich selbst korrigierte. "Doch, eigentlich weiß ich das schon. Mein Leben ist nicht so perfekt, wie alle vielleicht denken. Naja. Du wirst schon sehen."
Mit diesen Worten und Dennis' verwirrtem Nickten öffnete die Tür und zog ihn hinter mir ins Wohnzimmer. Wie immer keine Reaktion meiner Eltern. Dennis' Blick wurde noch eine Spur verwirrter.
"Herr Roeder? Frau Roeder?", fragte er sichtlich irritiert und trat einen weiteren Blick nach vorne. Keine Reaktion. Wie immer.
"Vergiss es." Meine Stimme klang unglaublich traurig und gebrochen. "Ich versuche es seit mehreren Jahren. Sie sehen mich nicht. Egal, was ich versuche."
Dennis schaute nur bestürzt, zwar nicht ungläubig, aber dennoch beschloss ich, es ihm zu beweisen. Ich trat so weit vor, bis ich nur noch knappe zwei Meter von meinen Eltern entfernt stand und baute mich vor ihnen auf.
"Mum, Dad?", fragte ich, erwartete aber schon gar keine Antwort.
"Könnt ihr mich bitte anschauen?" Nichts.
"Ich vermisse euch." Keine Reaktion.
"Ich bin schwul." Nicht eine winzige Bewegung in den Gesichtern meiner Eltern.
"Ich liebe euch." Trotz der Verzweiflung in meiner Stimme keine Regung. Stattdessen Dennis' Hand, die vorsichtig nach meiner griff und mich in seine Arme zog.
"Pscht. Ist gut. Tu dir nicht selbst noch mehr weh."
Vorsichtig und wie ein kleines Kind wog er mich in seinen Armen hin und her, wovon meine Eltern keine Notiz nahmen. Ich dahingegen genoss das Gefühl, jemandem nahe zu sein so sehr, dass ich nichts tun konnte, als mich stumm in seinen Pullover zu vergraben und an diesen Jungen, der mir vor so kurzer Zeit noch so fremd gewesen war, zu klammern. Sanft drückte Dennis mich von sich weg und fing mit einem Finger eine Träne ab, die aus meinem Auge rann. Wann ich zu weinen begonnen hatte, wusste ich nicht, aber es tat so unglaublich gut, diesen Gefühlen endlich freien Lauf lassen zu können und jemanden zu haben, der da war, um einen zu trösten.
"Komm, lass uns in dein Zimmer gehen. Willst du, dass ich bleibe oder willst du alleine sein?"
Sofort schüttelte ich den Kopf.
"Nein, bitte bleib. Lass mich nicht alleine. Bitte." Meine Stimme klang fast schon hysterisch und Dennis strich mir beruhigend über den Rücken.
"Ist gut. Ich bleibe bei dir. Dann komm."
Vorsichtig griff er nach meiner Hand und führte mich zurück in mein Zimmer, wo er mich sanft lächeln auf meinem Bett absetzte, bevor er selbst neben mir Platz nahm.
"Willst du reden?", seine Stimme klang warm und aufmerksam. "Erzählen, wie es so kam?"
Ich überlegte kurz. Wollte ich erzählen? Wenn ich auf mein innerstes Gefühl hörte, dann ja. Also nickte ich schwach und begann, von dem Tod meiner Schwester, der Veränderung meiner Eltern und meinen Versuchen, den Phasen, zu erzählen. Ich legte diesem Jungen dar, warum ich so war, wie ich war, nur ab und zu unterbrochen von Schluchtzern, wenn ich die Tränen nicht mehr zurückhalten konnte. Dennis hörte die ganze Zeit über aufmerksam zu und strich unaufhörlich über meinen Rücken, was mich unglaublich beruhigte. Irgendwann endete es damit, dass wir aneinandergekuschelt im Bett lagen und über Gott und die Welt redeten.
"Mik?"
Dennis' Stimme klang leise und leicht nervös. Ich drehte mich leicht zu ihm und begann, mit meinen Blicken seine Gesuchtszüge nachhzufahren, was er als Aufforderung sah, fortzufahren.
"Das, was du vorhin gesagt hast, zu deinen Eltern. War das einfach nur so dahingesagt oder stimmte das?"
Ich brauchte keine Sekunde, um zu wissen, was er meinte.
"Jedes Wort, das ich gesagt habe, stimmt. Dass ich sie vermisse, dass ich sie liebe und dass ich schwul bin."
"Wieso hast du das in diesem Moment gesagt?"
"Früher waren meine Eltern nicht so angetan von Homosexuellen. Ich habe auf eine Reaktion gehofft. Irgendwie." Dass ich es auch getan hatte, weil ich wollte, dass er es erfährt, erzählte ich ihm nicht. "Ich hatte es ihnen noch nie gesagt. Ich habe es überhaupt noch nie jemandem erzählt."
Kurz nickte Dennis, dann: "Warum nicht?"
Ich zuckte mit den Schultern und schloss kurz die Augen.
"Es hat nie jemand gefragt."
Dennis' Blick war offen, er lächelte.
"Ich habe es auch niemandem erzählt."
Ohne es zu merken musste ich wieder einmal lächeln.
"Du wusstest es, oder? Du bist nicht wirklich überrascht.", fragte Dennis sofort nach, doch ich zuckte nur nichtssagend mit den Schultern.
"Nicht sicher, nein. Aber du hast nie zurückweisend reagiert. Und ich mein, schau uns an. Zwei Jungs, die aneinandergekuschelt im Bett liegen. Hetero-Typen haben immer viel mehr Berührungsängste, wenn es um andere Typen geht. Ich meine, man könnte ja sonst glatt denken, dass sie schwul wären. Und hallo? Iiih, schwul!" Die Ironie in meiner Stimme war nicht zu überhören und ließ Dennis leise schmunzeln, bevor er zustimmte.
"Aber es ist trotzdem schön, die Bestätigung zu hören, dass ich richtig lag in meiner Vermutung."
Dennis sah mich fragend an.
"Wieso?"
Das war meine Chance. Ich musste sie einfach ergreifen und ganz abgeneigt schien Dennis mir ja nicht zu sein. Im Gegenteil. Ich atmete noch ein letztes Mal durch, bevor ich mich so aufrichtete, dass mein Gesicht nur noch wenige Zentimeter von Dennis' entfernt war.
"Weil ich mich das hier sonst nie getraut hätte", murmelte ich leise und drückte noch in der selben Sekunde meine Lippen auf die des Jungen mir gegenüber. Und... er erwiederte. In diesem Mement war es, als würde mir ein Stein vom Herzen fallen und ich konnte nicht anders als breit zu lächeln, als wir uns langsam wieder voneinander lösten.
"Meinst du, das könnten wir wiederholen?", flüsterte ich an Dennis gewandt, der mich mit seinem wunderschönen Lächeln betrachtete.
"Jederzeit."
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Was sagt ihr?
Ich würde mir mehr Feedback wünschen.
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