Heute
Ich erwachte von den warmen Sonnenstrahlen die mir im Gesicht kitzelten. Mein Blick fiel auf den Blondschopf neben mir, der noch tief in seinen Träumen versunken war und ich wollte ihn zerquetschen vor lauter Liebe. Ich wusste nicht ob das Sinn ergab, aber er war so verdammt hübsch, es sollte verboten so hübsch zu sein. Leise zog ich mich um und schlich mich auf Zehenspitzen aus unserer gemeinsamen Wohnung. Es versprach ein großartiger Tag zu werden, der Himmel leuchtete in einem blau in dem nur der Himmel an einem Sommermorgen leuchten kann. Die tiefgrünen Blätter der Bäume am Wegesrand vermischten sich mit ihm, es gab nur diese beiden Farben, die um einander konkurrierten und doch perfekt zueinander passten. Ich hatte schnell den kleinen Bäcker an der Straßenecke erreicht, die Brötchen waren noch warm und frisch. Ich warf einen Blick auf mein Handy um die Uhrzeit zu überprüfen dann steckte ich es eiligst wieder weg.
Ich hatte Stegi und mir versprochen, das heute ein freier Tag sein würde, ohne YouTube oder Twitch oder sonst etwas. Mit der Brötchentüte in der Hand kramte ich meinen Schlüssel für unsere gemeinsame Wohnung hervor. Stegi lehnte bereits im Türrahmen der Küche, kurze Shorts und ein relativ luftiges weites T-Shirt. Durch das geöffnete Fenster hinter ihm, wurden seiner Haare ein wenig verweht, was seine Frisur allerdings nicht zerstörte, denn momentan standen seine einzelne Haarsträhnen in alle Himmelsrichtungen ab, kreuzten sich ab und zu.
Seine von Schatten ummalten grün-gelben Augen leuchteten erwartungsvoll, er sah schon aus wie der Sommer an sich.
Es war gut mir freizunehmmen, heute nur ganz kurz zu streamen.
Wir brauchten das.
Wir hatten es uns aber auch verdient.
„Hab schon Brötchen geholt, lass uns jetzt frühstücken und dann hatte ich-„
„Keine Pläne bis zur Perfektion hatten wir das nicht für den heutigen Tag ausgemacht?"
Er drückte mir sanft einen Kuss auf die Lippen, began dann den schmalen Tisch auf dem sehr schmalen Balkon zu decken. Ich seufzte genervt über mich auf, er hatte Recht, aber ich hatte immer noch Angst zu versagen.
Gerade bei etwas, was mir so wichtig war wie er.
Dieser Mann der gerade fröhlich summend den Tisch deckte.
Ich konnte soviel verkacken, jeden Tag aufs neue konnte ich einen Fehler machen und er würde gehen. Aus meinem Leben verschwinden.
Manchmal schnürte mir dieser Gedanke die Luft ab. Aber nicht heute, heute war unserer Tag, der gehörte nicht meinen Gedanken sondern mir.
„Aber wir könnten mit den Rädern zu dem Baggersee fahren, was hälst du davon" schlug Stegi vor, als wir gerade unser Frühstück beendet hatten.
„Da ist es garantiert voll"
„Es ist Dienstag morgen und in Rheinland-Pfalz sind noch keine Ferien, es sollte sich in Grenzen halten"
Rheinland-Pfalz war nicht das Bundesland, in welches ich geplant hatte zu ziehen, erst Recht nicht in eine verschlafene Kleinstadt mitten in der Provinz. Aber ich hatte auch nicht geplant mit meinem besten Freund, den ich konsequent Stegi nannte, zusammenzukommen. Es war trotzdem passiert. Es hieß nicht, dass wir für ewig hierblieben weder die Wohnung war perfekt, noch die Lage, es zog uns beide wieder zumindest in die Nähe einer Großstadt. Doch irgendetwas, ich konnte nicht beschreiben was, hielt mich in diesem Kaff mit der niedlichen Altstadt und den paar Touristen die jedes Jahr eintrudelten. Es brachte mich zum abschalten, irgendwie konnte mich alles hier runterbringen, schaffen meinen Kopf auszuschalten.
„Ich kann meine Badehose nicht finden!"
„Jetzt beeil dich, wir müssen los" Ich konnte mir gerade so ein Kichern verkneifen, es war so typisch für ihn, dass er das jetzt nicht wusste. Wir hatten zwei Hälften im Kleiderschrank, meine war penibel aufgeräumt und seine hatte absolut kein System oder eines was meine Intelligenz schlicht und ergreifend überforderte.
Nach kurzem Suchen hatte er sie schließlich gefunden und ich zog mir den Rucksack auf.
„Wäre es nicht schlauer nochmal auf den Wetterbericht zu schaue-„
„Neihein" Stegi schüttelte energisch den Kopf.
Die Haustür fiel ins Schloss ohne dass ich einen Plan hatte, ohne irgendeinen Plan.
Irgendwie war es befreiend, als hätte ich meine Gedanken mit der zufallenden Haustür einfach weggesperrt.
Wir radelten los, schmolzen beinahe in der Hitze und kamen nach knappen zehn Minuten am doch erstaunlich leeren Baggersee an. Ich hatte meine Badehose bereits an, das gleiche galt für Stegi.
„Gemeinsam springen?" fragte er und deutete auf die Klippe.
„Ist das nicht voll gefährlich?"
„Im Sommer macht das jeder" sagte Stegi und flitze los. Ich konnte nicht anders, ich musste ihm hinterherrennen. Auf dem warmen Felsen war er stehengeblieben, starrte in das glitzernde türkisblaue Wasser.
Ich kannte ihn, ich kannte ihn wie niemand anderen auf dieser Welt.
Gerade zögerte er, gerade hatte er Angst.
„Wir machen das zusammen ja" Meine Hand in seiner, das Gefühl wenn er mich so anschaute, dieses Glitzern in seinen Augen.
„Drei, zwei, drei, zwei, eins LOS!" zählte er und wir sprangen.
Nur Sekunden später tauchte ich in das Wasser ein. Alles war still. In meinem Kopf war es still. Stegis Hand hatte sich von meiner gelöst, doch es kam mir vor als würde er sie immer noch halten.
Ich blubberte vor Glück, blubberte mit den Bläschen um mich herum um die Wette.
Gegen Mittag sprang beendete ich schließlich unser fröhliches Planschen.
„Komm Stegi, ich will dir was zeigen." Ich nahm ihn diesmal bei dir Hand. Führte in durch den Wald.
„Blaubeeren!" Genau für dieses Lächeln, für dieses Leuchten hatte ich es gemacht.
Weil wir jetzt in Blaubeerfeldern saßen und unsere Taschen vollstopften, obwohl es Flecken machte. Nichts mehr als unschuldige Kinder. Vergessen.
Heute.
Ich kletterte auf einen erhöhten Baustumpf und streckte die Arme aus, ließ den kühlen Wind um mich herumstreichen.
„König Bastian" brüllte ich und lachte dann, weil es so verdammt lächerlich und überheblich war. Stegi lehnte an einem Baum, mit lila verschmierten Mund und lachte genauso.
Er kam zu mir, zog mich hinunter und drückte mir einen warmen Sommerkuss auf die Lippen.
Der Moment schmeckte nach Heidelbeeren.
Nähe, Natur, Stegi.
Heute.
Er fasste mich an den Armen, begann uns zu drehen. Alles worauf ich fokussierte war auf den blonden, jungen Mann vor mir, der sich immer schneller drehte, immer lauter Lachte, mein Lachen welches nicht mehr dunkel, sondern hoch und fast lautlos war, einfach, weil mir die Luft zum Atmen fehlte.
Morgen würde es nicht alles gut sein.
Auch nicht übermorgen.
Wahrscheinlich würde es das nie sein.
Aber Heute.
Heute.
Heute sollte für einen Moment alles gut sein.
Ich war so krass unsicher mit diesem Kapitel, einfach weil es zum einen seit langem ein Oneshot unter 2000 Wörtern ist und das erste nach Gewittersturm.
Klar, das hat nicht das Level und ich hab lang mit mir gerungen es hochzuladen, aber ich will das ganze hier wieder ein wenig lockerer angehen und nicht mehr so perfiktionistisch sein.
Deshalb fange ich hiermit an, einfach so. 1000 Wörter sind ja besser als nichts, und ich bin nen bisschen proud auf manche Passagen, deshalb jo. Wie gesagt bin jetzt weg, mal sehen wies mit schreiben wird, aber nächster Oneshot wird garantiert nicht so schnulzig .
@EWieElla hier dein kitschiger Oneshot, nächstes mal wirds spannender ja?
Wenn hier auch irgendwer aus Süddeutschland kommt, schöne Ferien.
Wenn nicht, mein Beileid an alle anderen, Pfingstferien sind nach den Sommerferien meine Lieblingsferien.
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